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 Fühle mich von Familie eingeengt

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Winterwald
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Anmeldungsdatum: 12.11.2008
Beiträge: 3


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BeitragVerfasst am: 12.11.2008, 16:38    Fühle mich von Familie eingeengt Antworten mit ZitatNach oben

Hallo zusammen,
ich bin zum ersten Mal hier und sehr froh dieses Forum gefunden zu haben!
Kurz zu mir: Ich bin 26, seit 3 Jahren mit meinem norwegischen Freund vietnamesischer Herkunft zusammen. Wir haben uns beim Studium in Singapur kennengelernt und sind danach gemeinsam nach Oslo gezogen. Seine Schwester wohnt ebenfalls in Oslo, seine Eltern ca. 50km ausserhalb.
Die Eltern meines Freundes sind vor fast 30 Jahren als Boat People nach Norwegen gekommen, arbeiten beide, führen aber beide ein ansonsten durch und durch vietnamesisches Leben. Mein Freund und seine Schwester sind, obwohl in Norwegen und als norwegische Staatsbürger geboren, innerlich eher Vietnamesen als Europäer.
Im Prinzip bin ich sehr liebenswürdig in der Familie aufgenommen worden; ich hatte nie das Gefül dort nicht willkommen zu sein, oder dass sie sich eher eine vietnamesische Freundin für ihren Sohn/Bruder gewünscht hätten. Allerdings haben wir nie den richtigen Draht zueinander finden können. Ich bin wirklich der Überzeugung mein Bestes getan zu haben; habe mir stundenlang Gedanken über Geschenke gemacht, habe Marmelade selber gekocht und verschenkt, Deutsche Weihnachtsspezialitäten mitgebracht, Ostern für die ganze Familie den Tisch schön gedeckt und kleine Ostereier für alle mitgebracht, frage jedes Mal ob ich beim kochen helfen kann, was denn dies ist und das ist, was die Geschichte hinter diesem und jenem ist. Es wird einfach auf nichts eingegangen und nichts gewürdigt. Alles auf eine nette Art, es würde niemals ein böses oder unwirsches Wort fallen. Ich glaube auch gar nicht, dass das unbedingt etwas mit den kulturellen Unterschieden zu tuen hat. Mit manchen Leuten versteht man sich einfach vom ersten Moment an super, mit anderen wird man nie richtig warm. Allerdings machen die kulturellen Unterschiede das Akzeptieren und Umgehen mit dem "nicht warm werden" sehr schwer.
In einer europäischen Familie würde es wahrscheinlich zu keinerlei Konflikten kommen; man sieht sich ab und zu, ist nett zueinander, und würde einfach niemals richtig vertraut miteinander werden.
Jetzt ist es aber so, dass im Prinzip erwartet wird, dass ich Teil dieser "vietnamesischen Grossfamilie" werde, bzw. es wird davon ausgegangen, dass ich Teil dieser Famile BIN. Dadurch wird alles was ich tue und was nicht 100%ig konform damit ist, als negativ gewertet. Ich aber will mein eigenes Leben leben. Ich bin wirklich tolerant; vielen Dingen gegenüber. Aber irgendwann und irgendwo erwarte ich auch ein bisschen Verständnis mir gegenüber.
Ich bin mir sehr der kulturellen Unterscheide bewusst. Ich weiss, dass in eigentlich allen asiatischen Kulturen die Famile, und vor allem die Eltern, über allem stehen. Ich habe auch mein bestes getan, mich in dieser Familie einzufügen, aber es klappt einfach nicht.
Jetzt ist es in den letzten Tagen zu einer kleinen Eskalation zwischen der Schwester meines Freundes und mir gekommen. Dadurch ausgelöst, dass sie sich bei meinem Freund "beschwert" hat, dass ich komisch bin, nicht aus mir rauskomme wenn ich mit der Familie zusammen bin, keinerlei Interesse an ihnen und der Kultur zeige etc. Mein Freund hat versucht meine Situation klar zu machen. Aber natürlich steht er da zwischen den Stühlen und die ganze Situation ist für ihn sehr unangenehm.
Es ist ja tatsächlich so, dass ich mich dort einfach nicht wohl fühle (mal davon abgesehen dass nur vietnamesisch geredet wird und ich nichts verstehe). Natürlich bin ich dann nicht so locker und benehme mich anders als bei anderen Gelegenheiten. Natürlich würde ich mir wünschen es wäre anders und die Schwester meines Freundes würde eine gute Freundin werden. Aber so ist es nicht und es wird mir vorgeworfen, dass das meine Schuld ist. Jetzt wurde mir von der Schwester ganz klar gesagt, dass ich an den Wochenenden, wenn die beiden ihre Eltern besuchen, erwartet wird, dass ich mitkommen. Dass es als absolut unhöflich, desinteressiert, überheblich etc. angesehen wird wenn ich das nicht tue. Ich brauche aber die Wochenenden um mich zu erholen. Egal wo ich am Wochenende wäre, es würde mich immer stressen wenn ich keine Zeit zu Hause hätte. Ich hatte mit meinem Freund besprochen, dass ich dann für die Samstage dazu kommen würde. Das wurde von seiner Schwester abgelehnt und als fast noch schlimmer angesehen als gar nicht zu kommen. Das würde ja dann so aussehen als wenn ich lieber zu Hause bin als bei ihnen, wenn ich einfach früher wieder gehe (was ja auch stimmt, aber offensichtlich nicht sein darf).

So, lange Rede, kurzer Sinn: Soll ich der Familie klipp und klar sagen, dass ich mich von jetzt an aus deren "vietnamesischen Familienangelegenheiten" raushalte? Oder soll ich weiter versuchen ihnen entgegen zu kommen, wobei ich sowieso nie deren Ansprüchen gerecht werden kann und immer als die "Europäerin", die Familienwerte nicht zu schätzen weiss, angesehen werde.

Oh je, das ist ein Roman geworden. Vielleicht nimmt sich trotzdem jemand die Zeit es zu lesen und seine Gedanken dazu mit mir zu teilen. Es würde mir wirklich helfen, denn das ganze belastet mich ziemlich.
Ich könnte noch tausende von Dingen erzählen, vielleicht ergibt sich an anderer Stelle mal die Gelegenheit.

Danke schon mal an alle! Smilie

Viele Grüsse
Winterwald

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VFU999






Anmeldungsdatum: 15.02.2004
Beiträge: 974
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BeitragVerfasst am: 12.11.2008, 19:33    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Lese dieses Buch "Kulturschock, Monika Heyder" das erklärt Dir alles !

VFU999

Editiert von hien am 12.11.2008 -> Verstoß gegen Boardregel Nr.8

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hien
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Beiträge: 2232


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BeitragVerfasst am: 12.11.2008, 23:47    Re: Fühle mich von Familie eingeengt Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Winterwald,
schön, dass Du uns gefunden hast, auch wenn der Grund leider etwas traurig ist. Ich werde versuchen, auf ein paar Dinge einzugehen und hoffe, dass ich Dir vielleicht irgendwie helfen kann, das besser zu verstehen.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:
Es wird einfach auf nichts eingegangen und nichts gewürdigt. Alles auf eine nette Art, es würde niemals ein böses oder unwirsches Wort fallen.

Leider ist es so unter Vietnamesen, dass alles als selbstverständlich angesehen wird. Es ist auch selten, dass ein (älterer) Vietnamese "Danke" sagt. Viele behalten ihre distanzierte Art, weil sie es nicht anders von ihren Eltern gelernt haben.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Ich glaube auch gar nicht, dass das unbedingt etwas mit den kulturellen Unterschieden zu tuen hat.

Das denke ich auch nicht. Allerdings denke ich, dass eine Vietnamesin vielleicht weniger Probleme hätte, dieses zu akzeptieren, weil sie es schon kennt.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Jetzt ist es aber so, dass im Prinzip erwartet wird, dass ich Teil dieser "vietnamesischen Grossfamilie" werde, bzw. es wird davon ausgegangen, dass ich Teil dieser Famile BIN. Dadurch wird alles was ich tue und was nicht 100%ig konform damit ist, als negativ gewertet. Ich aber will mein eigenes Leben leben. Ich bin wirklich tolerant; vielen Dingen gegenüber. Aber irgendwann und irgendwo erwarte ich auch ein bisschen Verständnis mir gegenüber.

Eigentlich müsste es ja total schön sein, dass man von der Familie als Mitglied akzeptiert wird, allerdings ist da auch das Problem, dass viel reingeredet wird, wenn man halt kein Aussenstehender mehr ist. So ist das leider in vielen vietnamesischen Familien. Ist man Teil der Familie, wird erwartet, dass man seinen Verpflichtungen nachkommt.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Es ist ja tatsächlich so, dass ich mich dort einfach nicht wohl fühle (mal davon abgesehen dass nur vietnamesisch geredet wird und ich nichts verstehe). Natürlich bin ich dann nicht so locker und benehme mich anders als bei anderen Gelegenheiten.

Ich kann Dich da total verstehen. Vielleicht solltest Du der Schwester erklären, warum Du dich nicht so wohl fühlst. Könnte ja sein, dass sie das nicht so wahrgenommen hat.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Jetzt wurde mir von der Schwester ganz klar gesagt, dass ich an den Wochenenden, wenn die beiden ihre Eltern besuchen, erwartet wird, dass ich mitkommen. Dass es als absolut unhöflich, desinteressiert, überheblich etc. angesehen wird wenn ich das nicht tue.

Hat die Schwester keine anderen Probleme? 1. Ihr seid nicht verheiratet. 2. Du hast noch andere Dinge zu tun als jedes Wochenende bei den Eltern zu sein. Ich würde es nicht als unhöflich auslegen, allerdings wenn die Schwester und die Eltern der Meinung sind, dass es unhöflich ist, dann ist es unhöflich. Diskutieren bringt da wenig, weil die schon so fest davon überzeugt sind, dass auch jeder vernünftige Grund sie nicht umstimmen kann, so vernünftig die Gründe auch sein mögen.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Ich hatte mit meinem Freund besprochen, dass ich dann für die Samstage dazu kommen würde. Das wurde von seiner Schwester abgelehnt und als fast noch schlimmer angesehen als gar nicht zu kommen.

Ich denke, dass das Problem die Schwester ist. Sie macht aus etwas ein Problem, das gar keins ist. Was spricht denn dagegen, dass Du nur samstags dort bist? Die können ja wohl schlecht von Dir erwarten, dass Du samstags und sonntags dort bist. Ich finde es sehr bemerkenswert, dass Du versuchst, Kompromisse einzugehen, obwohl Du dort ungern bist. Und dass Du den Samstag anbietest, zeigt doch eigentlich Deinen guten Willen. Nur schade, dass es die Schwester nicht sehen will.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

So, lange Rede, kurzer Sinn: Soll ich der Familie klipp und klar sagen, dass ich mich von jetzt an aus deren "vietnamesischen Familienangelegenheiten" raushalte?

Das möchte ich Dir dringend abraten. Vietnamesen sind da sehr nachtragend. Die werden Dir das nie verzeihen. Ich finde die Idee, dass Du nur samstags mitkommst, gut. Wenn die das nicht akzeptieren, kannst Du dich ja immer noch von den Treffen fern halten. Dabei sollte es Dich weniger kümmern, was die Schwester denkt, sondern, was die Eltern denken.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Oder soll ich weiter versuchen ihnen entgegen zu kommen, wobei ich sowieso nie deren Ansprüchen gerecht werden kann und immer als die "Europäerin", die Familienwerte nicht zu schätzen weiss, angesehen werde.
Versuche Ihnen entgegen zu kommen, aber nur so weit, dass es Dich noch glücklich macht. Wenn Du frustiert bist, weil Du ihnen zu sehr entgegen kommst und es kommt nichts zurück, bringt es auch nichts, das immer wieder zu versuchen.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Vielleicht nimmt sich trotzdem jemand die Zeit es zu lesen und seine Gedanken dazu mit mir zu teilen. Es würde mir wirklich helfen, denn das ganze belastet mich ziemlich.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen.
Kopf hoch, ok. Das wird schon wieder!
Grüße,
hien

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Winterwald
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Anmeldungsdatum: 12.11.2008
Beiträge: 3


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BeitragVerfasst am: 13.11.2008, 07:42    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ VFU999: Dieses Buch habe ich gelesen; sowie alles andere was ich über Vietnam, Vietnamesen, Vietnamesische Küche, Vietnamesische Geschichte, Vietnamesische Kultur etc. finden konnte. Ich bin durch Vietnam gereist. Ich bin wirklich, ehrlich an dem ganzen interessiert und auch fasziniert. Dadurch fühlt es sich natürlich noch ungerechter an wenn mir unterstellt wird ich würde kein Interesse zeigen.

@hien: Tausend Dank für die ausführliche Antwort! Das hilft auf jeden Fall.
Vor allem ist es gut, klar gesagt zu bekommen, dass ich mich auf keinen Fall ganz aus der Familie ausklingen sollte. Auf der anderen Seite aber auch nicht ohne auf meine eigenen Bedürfnisse zu hören alles mitmachen brauche.

Kann ich denn in dieser Sache darauf zählen, dass sich mein Freund hinter mich stellt und mich "verteidigt"? Von jedem anderen (westlichen) Partner würde ich das ganz klar erwarten; mir ist aber auch bewusst dass das Verhältnis zur Familie dort ein anderes ist. Ich versuche bisher ihn da so weit es geht herauszuhalten. Er soll nicht Stellung beziehen müssen.

Manchmal denke ich, dass es fast einfacher wäre, wenn sich das ganze in Vietnam abspielen würde. Dann wüsste ich ganz klar wie die "Regeln" sind, was meine Rolle ist und was ich erwarten bzw. nicht erwarten kann.
Dadurch dass wir in Europa leben und er dort auch aufgewachsen ist, ist er natürlich auch westlich geprägt. Auf den ersten Blick würde man wahrscheinlich sogar davon ausgehen, dass er ein "westliches" Leben führt. Aber dann kommen doch immer wieder in verschiedenen Situationen die vietnamesischen Ansichten, Verpflichtungen, Bedingungen, Besonderheiten durch. Ich weiss nie womit ich rechnen muss.

Jetzt habe ich viel gejammert; will aber auch ganz klar machen, dass ich sehr, sehr glücklich mit meienem Freund bin. Und das hat mit Sicherheit auch mit seiner "vietnamesischen Seite" zu tun. Ich sehe auf jeden Fall auch die positiven Seiten. Ich bin mir zum Beispiel ganz sicher, dass er mich niemals im Stich lassen würde; dass ich mich immer auf ihn verlassen kann. Egal was passiert, er würde mich niemals hintergehen.

Noch eine Sache, die mir gerade einfällt. Vielleicht weiss jemand eine Antwort darauf: Wann (wenn denn überhaupt) werden wir als "eigene Familie" angesehen? Nicht mehr als Anhang der Grossfamilie, sondern als eigene kleine Familie? Wenn wir Kinder haben? Wenn die Eltern nicht mehr leben? Nie?

Viele Grüsse
Winterwald

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Thiên Thanh
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Anmeldungsdatum: 20.09.2008
Beiträge: 25
Wohnort: Düsseldorf


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BeitragVerfasst am: 13.11.2008, 07:59    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hm,
was, ich noch gern ergaenzen moechte, ist, dass die Vietnamesen dazu neigen, Auslaender anders zu behandeln: in dem Sinne, ach sie verstehen das sowieso nicht oder das muessen sie nicht verstehen! Aber dann regen sie sich auf, wenn man nicht weiss, wovon sie reden, wovon sich das Problem handelt usw...
Dies hat aber nicht unbedingt mit Diskriminierung zu tun, du wirst immer als "Sondermitglied" der Familie behandelt, egal wie du dich auch sehr bemuehst!
Es ist zwar traurig, aber wenn du die Wahrheit akzeptierst und ihre abweisende oder besser gesagt "sonderbare" Verhaltensweise irgendwann nicht mehr zu Herzen nimmst, sondern gelassen - als sei dies selbstverstaendlich, dann wirst du nicht mehr verletzt sein!
Anderseits hast du die Moeglichkeit, ihnen zu erklaeren, wie wichtig es dir ist, WIRKLICH Teil der Familie zu sein - und nicht nur die "Europaeerin".
Hast du dir schon mal ueberlegt, die vietnamesische Sprache zu lernen?
Vielleicht hilft dies teilweise bei euren kuenftigen Familietreffen, dass du erstmals sprachlich verstehst, wovon sie grad reden:)

Glaube mir, Menschen sind zum Glueck nicht aus Stein gemacht. Irgendwann werden die Eltern auch nachgeben und weich werden und dich 100prozentig moegen!

Und ja, vergiss nicht, was hien dir gesagt hat, MACH all dies nur, solange du dabei GLUECKLICH bist - das unterscheidest dich von den frueheren Vietnamesinnen, die NUR FUER ANDERE gelebt haben.. und aus dieser Zeit kommt die Familie wahrscheinlich noch, so wie dies am Verhalten der Schwester zu erkennen ist... Denn Leute, die im Ausland leben, geben die kulturellen Einstellungen von jener Zeit, als sie aus ihrer Heimat weggingen, weiter an die Kinder, obwohl dieses Verhalten mitleriweile in ihrer Heimat veraltet ist!

_________________
Das Glück kommt nur zu dem, der ihm entgegenkommt!

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hien
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Anmeldungsdatum: 06.08.2003
Beiträge: 2232


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BeitragVerfasst am: 13.11.2008, 10:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Kann ich denn in dieser Sache darauf zählen, dass sich mein Freund hinter mich stellt und mich "verteidigt"? Von jedem anderen (westlichen) Partner würde ich das ganz klar erwarten;

Das kannst Du auch von einem vietnamesischen Partner erwarten.
Du bist nicht im Unrecht. Du hast nichts Falsches gemacht. Du warst nicht unverschämt den Eltern gegenüber. Ich finde es total toll, dass Du dich immer so sehr bemühst, obwohl wenig zurückkommt. Er sollte das zu schätzen wissen. Und wenn er sich auf die Seite seiner Familie stellen würde, wen hättest Du dann auf Deiner Seite? Du hast sehr viel aufgegeben, um an seiner Seite zu leben. Wäre er nicht auf Deiner Seite, wärst Du "allein".
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Er soll nicht Stellung beziehen müssen.
Das ist total lieb von Dir. Aber manchmal würde es vielleicht helfen, wenn er Stellung beziehen würde. Dann würde die Schwester nicht soviel von Dir verlangen.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Manchmal denke ich, dass es fast einfacher wäre, wenn sich das ganze in Vietnam abspielen würde. Dann wüsste ich ganz klar wie die "Regeln" sind, was meine Rolle ist und was ich erwarten bzw. nicht erwarten kann.
In der Hinsicht vielleicht schon. Du wärst aber nicht glücklich, weil in Vietnam die meisten Frauen ihre Bedürfnisse zu Gunsten der Familie zurückstecken müssen.

« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Jetzt habe ich viel gejammert; will aber auch ganz klar machen, dass ich sehr, sehr glücklich mit meienem Freund bin. Und das hat mit Sicherheit auch mit seiner "vietnamesischen Seite" zu tun. Ich sehe auf jeden Fall auch die positiven Seiten. Ich bin mir zum Beispiel ganz sicher, dass er mich niemals im Stich lassen würde; dass ich mich immer auf ihn verlassen kann. Egal was passiert, er würde mich niemals hintergehen.

Ich kenne Deinen Freund zwar nicht. Denke aber auch, dass er sich auf Deine Seite stellen würde, wenn es drauf ankommt.
« Winterwald » hat folgendes geschrieben:

Noch eine Sache, die mir gerade einfällt. Vielleicht weiss jemand eine Antwort darauf: Wann (wenn denn überhaupt) werden wir als "eigene Familie" angesehen? Nicht mehr als Anhang der Grossfamilie, sondern als eigene kleine Familie? Wenn wir Kinder haben? Wenn die Eltern nicht mehr leben? Nie?

Ich denke, wenn die Kinder da sind, werdet Ihr als kleine Familie angesehen. Da würde ich die Hoffnung nicht aufgeben.
Viele Grüße!

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Winterwald
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Anmeldungsdatum: 12.11.2008
Beiträge: 3


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BeitragVerfasst am: 13.11.2008, 11:46    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Thiên Thanh » hat folgendes geschrieben:

Hast du dir schon mal ueberlegt, die vietnamesische Sprache zu lernen?
Vielleicht hilft dies teilweise bei euren kuenftigen Familietreffen, dass du erstmals sprachlich verstehst, wovon sie grad reden:)


Ja, langfristig gesehen ist das sicherlich erstrebenswert. Es gab schon einige lustige Abende an denen ich verzweifelt versucht habe Pferd, Geist, Mutter und Grabstein zu sagen. Smilie
Andererseits bin ich für meinen Freund nach Norwegen gekommen und da hat es natürlich oberste Priorität erst einmal vernünftig Norwegisch zu lernen. Inzwischen spreche ich annähernd fliessend; aber natürlich gibt es noch viel Verbesserungsbedarf.
"Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich unglaublichen Respekt vor der vietnamesischen Sprache habe. Das es hier doch recht viele Deutsche gibt, die es geschaffst haben Vietnamesisch zu lernen, finde ich wirklich bewundernswert. Ich hatte ja schon, wie erwähnt, Probleme mit diesen vier Wörtern.

« Thiên Thanh » hat folgendes geschrieben:
Denn Leute, die im Ausland leben, geben die kulturellen Einstellungen von jener Zeit, als sie aus ihrer Heimat weggingen, weiter an die Kinder, obwohl dieses Verhalten mitleriweile in ihrer Heimat veraltet ist!


Ja, das stimmt und ist ein wichtiger und nützlicher Hinweis. Ich kann es auch nachvollziehen. Immerhin sind die Eltern meines Freundes eher unfreiwillig hier "gelandet". Dass dann die Angst besteht die Identität zu verlieren ist verständlich. Dadurch wird dann vielleicht bewusster darauf geachtet, dass alles so bleibt wie man es kannte.


« hien » hat folgendes geschrieben:
Das kannst Du auch von einem vietnamesischen Partner erwarten.


Mein Freund kommt heute Abend von einer Geschäftsreise zurück. Ich habe ihm zwar erzählt, dass ich ein Gespräch mit seiner Schwester hatte und dass es nicht so gut gelaufen ist; wie verärgert und enttäuscht ich allerdings tatsächlich war, darüber haben wir noch nicht gesprochen. Ich weiss, dass er mich versteht und gehe eigentlich davon aus, dass er mich unterstützt. Trotzdem bin ich etwas nervös. Sie ist seine grosse Schwester und er hat sie immer bewundert und ist sehr von ihrer Meinung abhängig. Aber es wird schon gut gehen!

Vielen, vielen Dank noch mal für alle Antworten. Es tut wirklich gut sich darüber auszutauschen. Natürlich rede ich über meine Probleme mit meiner Mutter, meiner Schwester, meiner besten Freundin. Aber eine "vietnamesische-Eigenarten-kennende-Meinung" zu hören hilft zusätzlich auf eine andere Art.

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BeitragVerfasst am: 16.11.2008, 22:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Winterwald,

habe das ganze Thema gerade durchgelesen und kann Deine Gefühle sehr gut verstehen. Mit meiner aus Vietnam stammenden Frau bin ich seit 17 Jahren zusammen und seit 14 Jahren sehr glücklich verheiratet. Ihre gesamte (große) Familie lebt ebenfalls seit fast 25 Jahren in Deutschland. Vieles von dem, was Du schreibst, kenne ich aus eigener Erfahrung. Geschockt

hien hat ja schon sehr umfassend und absolut zutreffend auf Deine Fragen geantwortet. Insgesamt scheint mir das Verhältnis zur Familie Deines Freundes ja recht gut zu sein. Es ist ja schon mal prima, dass Dich die Familie von Anfang an akzeptiert hat. Dass die Eltern bzw. älteren Geschwister versuchen, einem überall hineinzureden ist durchaus üblich. Oft geht dieser "Mitbestimmungswunsch" zu weit, gerade wenn es um sehr persönliche Dinge geht (Heirat, Kinderwunsch, Berufswahl, Wohnort, Freizeitgestaltung usw.)

Uns ist es gerade zu Anfang unserer Beziehung nicht gelungen, dem vernünftige Grenzen zu setzen. Sofern man nicht völlig ignorant ist, möchte man es ja auch den Eltern bzw. Schwiegereltern in Spe und der vietnamesischen Großfamilie möglichst recht machen. Rückblickend muss ich doch sagen, dass wir zu liebe der Familie ein paar "Kröten" zu viel geschluckt haben. Man sollte sich keinesfalls der Illusion hingeben, dass solche Rücksichtnahme irgendwie positiv angerechnet wird. Vielmehr wird es als selbstverständlich gesehen, dass man den "Anweisungen" der Eltern oder älteren Geschwistern Folge leistet.

Stellenwert und Wertschätzung in der Familie richten sich nach meiner Erfahrung ausschließlich (!!!) nach äußeren Faktoren. Dazu gehört insbesondere die Stellung in der Familienhierarchie (von den Eltern über den ältesten Sohn bis zur jüngsten Tochter). Daneben spielen "Prestigefaktoren" (wie z.B. angesehener Beruf, hohes Einkommen oder Vermögen, Heirat in eine unter Vietnamesen angesehene oder von den Eltern geschätzte Familie) eine gewisse Rolle.

Nahezu ohne Bedeutung ist hingegen, wieviel man sich für die Famile engagiert, ungeliebte Arbeiten übernimmt, Kompromisse eingeht oder stest freundlich und höflich ist.

Für die Dir entgegengebrachte Wertschätzung ist also zunächst einmal wichtig, welche Stellung Dein Freund innerhalb der Familie hat und welche "Prestigefaktoren" er der Familie einbringt. Naturgemäß kann Dein Freund einen Prestigefaktor schon einmal nicht mitbringen: Die Heirat in eine angesehene oder geschätzte vietnamesische Familie. Als "Grund" dafür wirst Du es vermutlich immer etwas schwerer haben, wie Thiên Thanh schon geschrieben hat.

Es ist in sofern nicht überraschend, dass Du mit der Familie "nicht richtig warm" wirst. Das wirst Du vermutlich auch nicht durch noch so viel Engagement ändern können. Meine Empfehlung wäre, diesen Umstand nicht persönlich zu nehmen. (Auch wenn das natürlich schwer ist.)

« Winterwald » hat folgendes geschrieben:
So, lange Rede, kurzer Sinn: Soll ich der Familie klipp und klar sagen, dass ich mich von jetzt an aus deren "vietnamesischen Familienangelegenheiten" raushalte?


Davon kann ich nur dringend abraten. Die Familie könnte das als Affront auffassen. Schlimmstenfalls könnte die Familie beginnen, Druck auf Deinen Freund auszuüben, damit er sich von Dir trennt. (Nach dem Motto: "Wie soll das später funktionieren, wenn Ihr verheiratet seid?!") Trotzdem kann man ruhig auch 'mal Kontra geben, nur eben nicht in dieser grundsätzlichen Form.

Besser ist es, gegenüber der Familie Deines Freundes nur so viel Zeit und Einsatz zu bringen, dass Du es gern tust und Dich selbst dabei auch noch wohl fühlst. Die Erwartungshaltung der großen Schwester, dass Du doch bitte jedes Wochenende komplett bei der Familie Deines Freundes verbringen mögest, ist maßlos übertrieben. So lange Ihr nicht verheiratet seid, hast Du selbst aus traditioneller Sicht (!) keine Verpflichtungen gegenüber der Familie.

Deinen Ausführungen entnehme ich indirekt, dass die Geschwister Deines Freundes ausschließlich mit Vietnamesen zusammen bzw. verheiratet sind. Ist das richtig? Mich würde auch interessieren, ob die Eltern Deines Freundes fließend Norwegisch, Englisch oder Deutsch sprechen.

Gruß
HHFux

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