warum fragen die Deutschen so?

Verfasst am: 21.06.2010, 05:56 (Kein Titel)

@ nanunana
Ich wundere mich über die Art Deiner Wahrnehmung. Entweder bist Du zu feinfühlig, oder ich bin zu abgestumpft. Ich kann mich an Konkurrenz während des Studiums erinnern, und auch an Hilfeverweigerung zwischen Studenten verschiedener Nationalitäten und niemand wäre auf die Idee gekommen, darin etwas anderes zu sehen als Strebertum oder Egoismus.

Das mit dem mitteleropäischen Lächeln ist schon eine komische Sache. Es wird wohl grundsätzlich in diesem Teil der Welt deutlich weniger gelächelt als in Teilen Asiens. Das Thai-Lächeln habe ich immer als ausgesprochen nervig erlebt, denn es handelt sich meist um ein Erwartungs- oder Scheckbuchlächeln. Im Vergleich von Thailand zu Vietnam habe ich das Gefühl, in Vietnam wird deutlich weniger gelächelt, was ich als sehr angenem empfand. Was ich an beiden Ländern bemängele sind mitunter unterschiedlich Preise für Einheimische und Ausländer, selbst wenn der Unterschied nach der Währungsumrechnung lächerlich gering ist. Aber zurück nach Deutschland.

"Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen." Johann Wolfgang von Goethe (1746-1832). Der Mehrzahl der Deutschen kennt die asiatischen Länder vermutlich nur als Zielland des Ferntourismus. Saigon= volle Strassen und knatternde Mopeds, ansonsten viele schöne Strände heißt dann die Gleichung. Und dann kann man sich nur schwer vorstellen, wie jemand aus einen so schönen Land nach Deutschland kommt, um hier in einer miefigen Kleinstadt zu studieren........... . Auf der anderen Seite sagt man gerade den deutschen Touristen nach, sie verlangten dass es überall auf der Welt so sei wie in Deutschland. Diese Haltung solltest Du nicht kopieren. Gewöhne Dich an die ungeschickte Neugier, an den Konkurrenzkampf, an weniger Lächeln und vieles mehr, ziehe Dein Studium durch und.........fahre wieder nach Hause.

Der kursive Teil ist die offizielle Erwartungshaltung des deutschen Zuwanderungsgesetzes. Sollte sich aber Deine Lebensplanung im Laufe des Studiums ändern, was ja vorkommen soll, dann bleibst Du eben hier und wirst feststellen, dieses Land ist garnicht so uneinladend wie manchmal behauptet wird.

Verfasst am: 25.06.2010, 15:22 (Kein Titel)

Nein, nanunana, du sollst hier bleiben, um Dich abzuhärten und zu verstehen, dass es auf der Welt andere Ecken gibt, die nicht ganz so wie in Vietnam ist:).

Ich habe die selbe Erfahrung wie Du gemacht. Die Fragen waren wirklich wortwörtlich genauso. Am Anfang beantwortete ich immer genau. Dann merkte ich, das ist wohl alles, was ein Einheimischer an einem Fremden interessiert. Dann wollte ich auch wissen, welche Antwort ihnen besser gefällt. "soll ich nach dem Studium lieber nach Hause gehen?".
In der Vorlesung war so, wenn ein/e deutscher/e Student/in den Professoren was fragte, war kein Problem, aber wenn ein/e ausländischer/e Student/in im Plenum was fragte, da wurde ausgelacht. Es mußte nicht unbedingt dumme Frage sein oder heißen, dass die jenigen, die gespottet haben, haben den Sachverhalt verstanden und danach besseren Abschluss gemacht. Ich denke, eine Generation, die um die Wende geboren sind, hat meist Vorurteile gegen Ausländer.

Mach Dir nicht so viel Gedanken, Du kommst hierher zu studieren und es gibt schon genügend andere Sachen, die Du von Deutschen noch dazu lernen kannst.

Verfasst am: 25.06.2010, 16:04 (Kein Titel)

Richtig. Man darf nicht zu empfindlich sein.
Wir Deutschen sind es in Vietnam auch nicht. Wer sich unnötig aufregt hat es schwerer, bekommt vielleicht Probleme.

Gruß

Micha

**Gast**

Mein Standarddialog in Sàigòn

(Ich bitte die Modera Toren hoeflich , diesen persoenlichen Frageklassiker ausnahmsweise mal nicht uebersetzenzu muessen) :

“Where you from ?” - “From hell.”
“ ??? Ah. From . from, from …… Holland !?!” - “Ok. That is nearby.”
“And where do you go now ?” - “To heaven.”
“Ok, come on my motobike. I’ll bring you there.”

Froehliche Gruesse : tanitaC

Verfasst am: 25.06.2010, 19:35 (Kein Titel)

@ Catinat

Fantastisch. Der Thai Klassoker hingegen ist:

"You take care me, I take care your money"

Auch der wirkt nur in Englisch. Was macht man nicht alles durch in diesen Ländern des Lächelns. Lachen

**Gast** Anmeldungsdatum: 06.07.2010 Beiträge: 15

Verfasst am: 07.07.2010, 20:13 (Kein Titel)

Also ich bin hier noch nie gefragt worden, wie viel ich verdiene. Mich fragen sie immer nur, was ich hier mache, und das finde ich auch sehr legitim, und vor allem ob ich eine Frau habe / verheiratet bin. Das nervt mich, weil ich diese Frage aus unserem Kulturkreis nicht gewohnt bin.
Kürzlich habe ich bei der Bu'u Diên einen WLAN-Anschluss beantragt und musste auf dem Formular ankreuzen, ob ich verheiratet bin ..... Geschockt

**Gast**

Ich hab mich an die Fragerei hier gewoehnt, die es natuerlich gibt. Das ist doch auch etwas ganz Natuerliches. Erst nach den Kindern. Dann , manchmal etwas verpackt, nach dem "materiellen Lebensgefuehl" , "Wo lebst du besser ?", beim zweiten Treffen oder dritten Bier auch die entscheidende Frage nach dem Wieviel. Auch hier halte ich meine standardisierten Antwortklassiker bereit : "1. Ich bezahle xxx Euro Steuern. 2. Ich bezahle xxx Euro fuer Versicherungen." Meistens erlahmt dann schon die Neugier. Wenn nicht : " 3. Ich bezahle xxx Euro fuer die Wohnung, ... usw. : Mir bleiben zum Leben dann noch yyy Euro, das Glas Bier in Deutschland kostet yyy Euro." Aber bis dahin komme ich fast nie.
Gut ist auch die "Umkehrmethode", zu fragen, wieviel verdienst Du ? Auch dann verfliegt das Interesse schnell.
Viele Gruesse, Catinat

**Gast**

Diese Fragen gibt es ständig und ich hab sie bisher nur hier in Asien erlebt. Bist du verheiratet, wieviele Kinder hast du? Wieviel verdienst du? Ok, als Frau wird man eigentlich als erstes gefragt: Wie alt bist du? Gefolgt von den anderen Fragen. Ich antworte auf keine mehr und druckse nur rum oder erzähle irgendwas. Was geht die das an??

Aber auf die Idee der Gegenfrage bin ich noch nie gekommen, vielleicht weil solche Fragen in D unüblich sind. Ich werds beim nächsten mal aber ausprobieren.

Was Nanunana angeht, vielleicht ist sie/er das erste mal im Ausland. Ich selber kann mich gut erinnern, als ich das erste mal im Ausland und auf mich allein gestellt war damals nach dem Abi, da fühlte ich mich auch schnell angegriffen, weil alles "so anders" war als zu Hause.

Das legt sich. Nanunana, du mußt dich in Gelassenheit üben und die Leute reden lassen. Ich denke auch, daß Nanunana viele deutsche Gesten falsch auffasst, weil die Menschen in Deutschland anders sind als die Vietnamesen. Gerade so manche Studenten (fast alle aus meinem alteingestammten Freundeskreis haben studiert, und die meisten davon Mathe und Physik...) haben stets diesen trockenen Ernst im Gesicht. Reden so klug und intellektuell, ok, sie sind vielleicht auch klug, haben aber das Lachen und die Freude am Leben aus dem Blick verloren in der Studienanfangszeit. Das kommt dann aber später nach ein paar Semestern wieder zurück, garantiert.

Aber Nanunana stoplert nun über diese Ausdruckshaltung, die keineswegs unbedingt etwas Negatives in der Fragestellung verdeutlichen will/muss. Vielleicht sollte Nanunana malprobieren, einfach locker bzw vielleicht auch einfach auf vietnamesische Art (wie machen sie es??) zu antworten, vielleicht auch nur schwammig... zB: "Och, weißt du, ich weiß noch nicht, bin doch gerade erst hier... ich werd mal später sehen wie es sich alles so entwickelt... Und du? Willst du ins Ausland gehen?? ist sehr interessant und lehrreich.. " (und da ist Catinats Gegenfrage...)

Eigentlich empfinde ich vor allem die deutschen Studenten am wenigsten Ausländer"feindlich". Das ist sicher alles nur ein großes Mißverständnis auf sozialkultureller Ebene. Es ist aber schwer für einen Ausländer, der neu und frisch und alleine im Ausland ist, das alles bewältigen und meistern zu können, die einheimischen Leute hingegen sehen sich nicht veranlaßt etwas entgegenkommendes zu tun bzw sehen gar nicht, daß ihre Gesten und Ausdrucksweisen so falsch verstanden werden können.

**Gast** Anmeldungsdatum: 25.06.2010 Beiträge: 36