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 Weisheiten - Trang Quynhs ermunternde Er

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Courti
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Anmeldungsdatum: 11.06.2007
Beiträge: 4421
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BeitragVerfasst am: 28.11.2013, 02:52    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Eine meiner Lieblingsgeschichten in Vietnam könnte ebenfalls Trang Quynh als Hauptfigur haben. Ich bin aber nicht sicher, ob er es ist, der hier gerissen die Regie führt. Worum geht es?

Es geht um einen Mann, dessen Tochter sehr schön ist und die bei der männlichen Dorfjugend sehr hoch im Kurs steht. Vom Charakter her ist der Mann außerordentlich gelassen. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen und er ist sich dessen ebenso bewusst, wie der Tatsache, dass er seine Tochter am liebsten keinem der Männer zur Frau geben will. Nein, ihr zukünftiger Ehemann soll etwas ganz besonderes sein.

Irgendwann begannen die Nachbarn aber über ihn und seine noch unverheiratete Tochter Witze zu machen, sodass er verlauten lies, denjenigen als Schwiegersohn akzeptieren zu wollen, der ihn so richtig wütend macht. Viele Verehrer seiner Tochter nahmen diese Herausforderung an - alle scheiterten. Bis eines Tages ein junger Mann aus armen Verhältnissen aufkreuzte und dem Mann erklärte, er wolle die Herausforderung annehmen. Dieser ging darauf ein, war sich aber sicher, dass auch der Versuch scheitern würde.

Höflich gewährte er dem jungen Mann Zutritt ins Haus. Da jedoch gerade alle Vorräte aufgebraucht waren, konnte er dem Verehrer seiner Tochter aber nichts anbieten. Dieser schimpfte erzürnt: "Du tust so, als sei deine Tochter eine besonders gute Partie, bist aber nicht im Stande, mit wenigstens einen Tee anzubieten? Das ist doch keine Art einen Gast zu empfangen!"

Der Hausherr reagierte ruhig und schlug vor, man könne ja gemeinsam jagen, um die Vorräte aufzufüllen. "Ok", entgegnete der Gast, "gehen wir gemeinsam jagen. Du hast aber keinen Jagdhund. Wer von uns beiden soll der Jäger und wer der Jagdhund sein?" Nach kurzem Überlegen erschien dem Älterem die Rolle des Jadghundes als zu riskant. Er forderte daher, dass sein Gast als Jagdhund dienen solle. Dieser willigte ein und sie zogen los, erbeuteten drei Enten, die der "Jagdhund" im Maul zurücktrug.

Zu Hause angekommen bat der Hausherr seinen Gast Feuer zu machen, damit er in der Zwischenzeit die Enten zubereiten könne. Dieser legte sich aber in eine Ecke des Zimmers und entgegnete ihm gähnend: "Ich bin ein Hund, ich habe unsere Beute im Maul zurückgetragen. Vom Feuermachen und Küchenarbeit verstehe ich nichts. Das musst du schon selbst tun." Und dem Mann blieb nichts anderes übrig, als alles alleine zu machen.

Als das Essen fertig war, meinte er: "Dann ruf jetzt meine Familie zum Essen hinzu." Auch hier erhielt er eine negative Antwort: "Als Hund ist es mir nicht möglich zu sprechen. Geh doch du und rufe sie selbst." Wieder blieb dem Mann nichts anderes übrig, als der Argumentation seines Gastes zu folgen. Er ging also hinaus um seine Familie zum Essen zu holen.

Als er mit seiner hungrigen Familie wiederkam, hatte der Junge bereits alles aufgegessen und grinste ihn satt und zufrieden an: "Du hast deinen Hund unbeaufsichtigt bei deinem Fleisch gelassen. Das war ein Fehler. Nächstes mal solltest du besser aufpassen und das Essen vorher wegsperren. Bist du jetzt wütend?" Der Mann kochte innerlich, wollte sich das jedoch nicht anmerken lassen, weshalb er entgegnete: "Nein, ich bin dir nicht böse. Es war wirklich mein Fehler. Meine Familie muss daher heute hungern. Morgen gehen wir wieder zur Jagd, aber dann werde ich der Hund sein."

Gesagt, getan. Am nächsten Morgen gingen beide wieder zur Jagd. Als der Junge einen Fuchs entdeckte, hetzte er den Alten mit Stockschlägen hinter dem Tier her, bis dessen Kleidung nur noch aus Fetzen bestand und sein Körper zerschunden vom Gestrüpp war. Mit letzter Kraft gelang es ihm, den Fuchs zu greifen, welchen er gemäß seiner Rolle als Jagdhund im Maul nach Hause tragen musste.

Zu Hause forderte der Junge den Hausherren auf: "Mach du Feuer, ich werde inzwischen das Fleisch zubereiten." Dieser verweigerte. Als der Junge alles zubereitet hatte, forderte er erneut: "So, nun hol deine Familie, damit wir alle essen können!" Auch diese Aufforderung wurde verweigert. "Du bist ein fauler Hund", entgegnete der Junge, "und deshalb bekommst du heute auch nichts zu fressen." Und zugleich nahm der Junge einen Strick, band den Hausherrn fest und verlies die Küche. Dem Alten lief das Wasser im Mund zusammen, aber so sehr er sich auch bemühte, er kam nicht an das Festmahl heran.

Sein Gast aber wusste, wie er die Schmach des Alten noch steigern und so dessen Tochter zur Frau bekommen würde: Er kehrte nicht mit dessen Familie zurück, sondern mit den Nachbarn, lud diese zum Essen ein, band den Alten los und jagte ihn zur Tür hinaus. Von aussen musste er zusehen, wie sein Gast in seinem Haus mit seinen Nachbarn ein Festmahl essend seinen Spass hatte, während er hungerte und so brach es aus ihm heraus: "Du unverschämter Kerl, wie kannst du mich nur so demütigen. Vor Wut würde ich dich am liebsten umbringen."

Der Junge aber lachte und entgegnete nur: "Ich habe dich wütend gemacht und damit deine Tochter zur Frau gewonnen!" Und so kam es dann wenig später auch.

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Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen (Antoine de Saint-Exupéry)

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 28.11.2013, 14:28    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Wunderschoene, garstige Geschichte, Courti. Tierisch gute Kennzeichnung des Menschlichen.

Ich konnte diese Geschichte jetzt keinem „Trạng Quỳnh“ – Sammelband zuordnen. Das ist aber auch voellig unwichtig.

Trạng Quỳnh steckt in uns allen. Oft unterdruecken wir ihn. Die Herrschenden moegen ihn nicht, manche fuerchten ihn.

Das hat er mit seiner „Widersacherin“ , der Goettin Bà Chúa Liễu (Hạnh) , dem Enfant Terrible im Himmel, siehe auch in dieser Reihe hier, gemein. Beide bekommen gelegentlich „Hausverbot“.

Der „Trạng Quỳnh’sche Geist“ ist es, der z.B. mich fasziniert. Das Aufmuepfige , das Listige, das Pfiffige, das Geistreiche, das Entlarvende, das Spoettische, das Verschmitzte.

Das ist weltlaeufig.
Und doch original vietnamesisch.

Es spiegelt die Ueberlebensqualitaeten einer Kultur wieder, die sich an einer anderen grossen Kultur in der Nachbarschaft, teilweise deckungsgleich, reiben muss, bewaehren musste.

Ich sage mal etwas provozierend : wenn ich die Halong-Bay sehe, verstehe ich die besondere Bedeutung Vietnams noch nicht. Wenn ich Trạng Quỳnh lese, komme ich dem Wesen und dem Verstaendnis Vietnams sehr viel naeher.

Viele Geschichten aus Vietnam haben etwas „Trạng Quỳnhisches“. Mit Recht kann man sie mit der „Figur“, besser : mit dem Geist Trạng Quỳnhs, in Verbindung bringen. Ich halte das fuer legitim.

"Ich habe dich wütend gemacht und damit deine Tochter zur Frau gewonnen!" Und so kam es dann wenig später auch."

Sogar : Trạng Quỳnh in der Neuzeit weiterwirken lassen, er ist nicht zeitgebunden, in eigenverfassten Geschichten. Ich habe es in dieser Reihe schon versucht. Keiner hat es gemerkt ? Grossartig. Dann war Trạng Quỳnh gut.

In diesem Sinne, Catinat

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 29.11.2013, 09:11    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die Geschichte vom kleinen Staatsmann Ly.

Es gab einmal einen beruehmten vietnamesischen Staatsmann namens Ly. Er war von Statur ausserordentlich klein.
Staatsmann Ly wurde nach China geschickt, um eine sehr bedeutende Angelegenheit auf hoechster diplomatischer Ebene zu regeln.

Der Herrscher Chinas blickte vom Drachenthron hinunter und fragte : „Sind alle Vietnamesen so klein ?“

Ly antwortete : „Durchlaucht. Es gibt in Vietnam sowohl kleine Leute als auch grosse Leute. Unsere Botschafter werden nach ihrer Groesse an die herrschaftlichen Hoefe gesandt. Ist es eine kleine Angelegenheit , wird ein kleiner Mann als Botschafter geschickt. So wie ich jetzt. Ist es aber ein grosses Problem zwischen uns , wird man Euch einen grossen Mann zu den Verhandlungen schicken.“

Der Herrrscher dachte nach : „Wenn die Vietnamesen das anstehende grosse Problem zwischen China und Vietnam fuer eine kleine Sache halten, dann muss es sich bei ihnen um ein grosses und starkes Volk handeln.“

So verkleinerte er seine Forderungen und die Angelegenheit wurde sofort bereinigt.

Es ist Ly, aber es steckt so viel Trạng Quỳnh in ihm.

Gruesse, Catinat

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csba
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BeitragVerfasst am: 29.11.2013, 21:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke Courti und Catinat!

Es sind wirkliche interessante Geschichten, die Ihr im Zusammenhang mit Trang Quynh erzaehlt!

@Catinat! Zu Deinem letzten Beitrag faellt mir gerade noch was eine!

Als der Vietnamkrieg sein Ende nahm und Vietnam endlich seine "Unabhaengigkeit" erhielt, sagte Henry Kissinger bei einer Pressekonferenz hinabblickend zu Le Duc Tho:


"Ich bin groesser als Sie!" Le Duc Tho erwiderte darauf:

"Nein! Sie sind nicht groesser als ich! Sie sind nur hoeher!"


csba

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 17.12.2013, 03:55    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« csba » hat folgendes geschrieben:


Als der Vietnamkrieg sein Ende nahm und Vietnam endlich seine "Unabhaengigkeit" erhielt, sagte Henry Kissinger bei einer Pressekonferenz hinabblickend zu Le Duc Tho:


"Ich bin groesser als Sie!" Le Duc Tho erwiderte darauf:

"Nein! Sie sind nicht groesser als ich! Sie sind nur hoeher!"


csba


Vielleicht auch nicht ganz unpassend zu dieser herrlichen Weisheit ueber gross und klein mit Hintersinn :

Was haelt Trạng Quỳnh von China ?


Es war schon eine Obsession des chinesischen Hofes : sich selbst in seiner nationalen Ueberlegenheit und Unueberwindbarkeit zu bestaetigen.

Der Kaiser schickte einen Mandarin an den Hof in Vietnam mit dem Auftrag, einen Bueffel-Kampf zu organisieren. Mit dem Ziel, das suedliche Land als Land gelehriger aber hochnaesiger Bueffel durch ein Tier des himmlisch bestimmten Herrschaftsgebiets des chinesischen Reiches zu demuetigen.

Der Mandarin kam mit einem gigantischen Bueffel, Beine wie Tempel, lange, spitze Hoerner wie Lanzen, Haarborsten wie beim Igel, Augen wie gluehende Kohlen leuchtend. Mit schlauem Laecheln kuendigte er an :
„Erst einmal, ich akzeptiere, dass unser Bueffel gleichzeitig gegen zwei der Euren aus dem Sueden zur gleichen Zeit kaempft. Zweitens, dass der unterlegene Bueffel getoetet wird. Und drittens, dass eine prachtvolle Zeremonie zu Ehren des ueberlegenen Bueffels stattfindet.“

Die Herausforderung erregte den Aerger von allen, aber die Groesse des noerdlichen Tieres erzeugte Furcht. Und zwei gegen einen : das war beschaemend. Wie einen gleichwertigen Bueffel im Sueden finden ?
Man besann sich auf Trạng Quỳnh . Ehrfuerchtig und ruhig wandte er sich an den vietnamesischen Thron :

„Mein Herr. Zwei gegen einen. Das verletzt unseren nationalen Stolz. Eure Majestaet sollte ausdruecklich darauf hinweisen, dass es ein Kampf einer gegen einen sein wird. Ich werde mich um alles andere kuemmern.“
Das Vertrauen in den beruehmten Doktor Trạng Quỳnh war gross, aber man konnte die Angst noch nicht abschuetteln.

Am Tage des Kampfes wurde das noerdliche Untier in die Arena geschickt.
Zur Verwirrung und zur voelligen Ueberraschung der Anwesenden
fuehrte Trạng Quỳnh ein noch an die Mutter gewoehntes Kalb in die Arena. Fuer Stunden von der Mutter getrennt, jammerte das hungrige Kalb und sehnte sich nach einem Schluck Milch von den Zitzen seiner Mutter.

Goliath, ueberrascht und verwirrt, starrte auf David. Der Kleine rannte stracks auf das maechtige Tier zu und grub ohne Besinnung die Nase in den Bauch des Giganten, um die Zitzen zu finden.

Unfaehig, mit diesem unangenehmen Gefuehl der gierigen kleinen Lippen und der Zunge an seinem Bauch fertig zu werden, floh Goliath aus der Arena.

Beifall brandete aus allen Richtungen. Um das Gesicht des nordlichen Herrschers zu wahren und die Verbindungen der beiden Laender aufrecht zu erhalten, wurde die Siegeszeremonie abgesagt und der besiegte Bueffel nicht getoetet. Die Wuerdentraeger des Nordens erhielten die Erlaubnis, den angeblich unbesiegbaren Riesenbueffel nach Hause zurueckzufuehren.

Gruesse, Catinat

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csba
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Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 983


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BeitragVerfasst am: 28.12.2013, 21:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Im Zusammenhang mit Catinats letzter Erzaehlung ueber Trang Quynh Streiche gibt es auch folgende Geschichte auf Englisch nachzulesen:


The Art Contest

A long long long long long time ago, there was a boy, about thirteen years old. He was the smartest person in Vietnam, and his name was Trang Quynh.

There was a war, then, between Viet Nam and China. A Chinese man named Trang Khuyen went into Viet Nam, and he had a question. He said, "In your country, can you make drawings of wild animals, like I can, in one minute?"

Trang Quynh said, "You draw in one minute two wild animals. I'll draw, in one second, TEN wild animals."

Trang Khuyen, he went first. He picked up a brush in each hand and drew-- whisha-wisha-wisha-wisha-- and in one minute, with this hand Trang Khuyen drew a tiger, and with the other hand he drew a lion. Beautiful!

Trang Quyn said, "You drew very well. Now, in one second-- ten wild animals!" He took his ten fingers, and dipped them in ink, and drew them down all at the same time across the paper.



"Ten worms," he said. "I win."

Uebersetzt:


Der Kunstwettbewerb


Vor langer langer Zeit lebte ein dreizehnjaehriger Junge, der als der Kluegste in Vietnam galt. Sein name war Trang Quynh.

Es gab damals Krieg zwischen China und Vietnam. Da kam ein Mann aus China namens Trang Khuyen nach Vietnam und stellte folgende Frage:

"Wer von Euch in Vietnam vermag es Wildtiere zu zeichnen wie ich es kann, naemlich innerhalb einer Minute?!"

Da erwiderte Trang Quynh: "Du vermagst zwei Tiere in einer Minute zu zeichnen! Ich aber schaffe zehn Tiere in einer Sekunde!"

Daraufhin nam Trang Khuyen als erster den Pinsel in die Hand und...whisha-wisha-wisha-wisha...innerhalb einer Minute kritzelte er mit der einen Hand einen Tiger und mit der anderen einen Loewen.

Trang Quynh machte dem chinesischen Kuenstler Komplimente: "Du zeichnest gut! Nun seh gut zu! In einer Sekunde zehn Tiere!"

Er tauchte daraufhin alle zehn Finger in ein Tintenfass und schlaengelte alle zehn auf das Papier von oben nach unten hinunter: "Zehn Wuermer!", sagte er,

"Ich habe gewonnen!!"


csba

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xenos




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BeitragVerfasst am: 29.12.2013, 13:18    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« csba » hat folgendes geschrieben:
....
Daraufhin nam Trang Khuyen als erster den Pinsel in die Hand und...whisha-wisha-wisha-wisha...innerhalb einer Minute kritzelte er mit der einen Hand einen Tiger und mit der anderen einen Loewen. ....

csba


Is ja interessant !

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 10.02.2014, 07:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die vietnamesische Kulturgesellschaft ist geuebt im Umgang mit “Obrichkeiten”. Auch in 1000 Jahren chinesischer Fremdherrschaft oder anderer ihr fremder Ideenimporte aus Europa liess sie sich nicht aufsaugen und bewahrte ihre eigene Identitaet.
Das wird auch so bleiben. Dank den vielen liebenswerten unabhaengigen Trạng Quỳnh’s im Lande.

Achtung !

Chinesisch-vietnamesische Konfrontation.
Wer haette das gedacht ?

Wettbewerb mit Traktat am chinesischen Hof.

Der Botschafter Vietnams, Doktor Trạng Quỳnh, vor einer seiner groessten Herausforderumgen.

Einst wurde Trạng Quỳnh als vietnamesischer Botschafter in die Verbotene Stadt zum Kaiser geschickt. Und dessen Mandarine hatten Trạng Quỳnh in denkbar schlechtester Erinnerung . Wie oft hatte er sie, die Wuerdigen, erfolgreich gefoppt ?! Sie setzten alle gemeinsam darauf, es Trạng Quỳnh gruendlich heimzuzahlen. Mit einer Verletzung, die nie heilen wuerde.
Letzteres schafften sie. Aber in ueberraschender Weise und nicht vorhersehbarer Ausrichtung.

Trạng Quỳnh stellte sich der von ihnen erbetenen Herausforderung eines entscheidenden Wettstreits der Intelligentesten.

Am Morgen desselben waren vor dem Kaiserthron in der chinesischen Hauptstadt drei Tische mit den drei einheimischen "unsterblichen" Gelehrten auf Stuehlen zum Westen, Norden und Osten ausgerichtet. Trạng Quỳnh , der ausserordentlich hoeflich auf die Etikette am Hofe achtete, wurden Tisch und Stuhl auf der Suedseite angewiesen.
Zum Erstaunen aller war Trạng Quỳnh voellig entspannt eingetroffen und verblueffte den Kaiser wie alle am Hofe mit seiner laessigen, freundlich abwartenden Art.

"Schnell, schnell," konterte der Hof - mit der Aufgabe , die ein Beamter des Kaisers mit der Absicht einer kleinen Ueberrumpelung des Vietnamesen bekannt gab.

"Seine Majestaet, der Kaiser, laesst einen Schlag auf die Trommel zu." Dann entfernte sich der Beamte mit den Trommelstoecken, auffaellig aufrecht nach oben zeigend.

Das war also die Aufgabe. Was bedeutete das ?
Trạng Quỳnhs drei Rivalen begannen sofort mit der Niederschrift ihrer Gedanken.

Notgedrungen "schrieb" auch Trạng Quỳnh .
Das heisst, er krakelte Zeichen. Einfach Zeichen, wil und ohne Sinn.
Zwischendurch legte Trạng Quỳnh die Stirn in Falten, erhob sich, wandelte , scheinbar in sich gekehrt einige Schritte auf und ab, kratzte sich hinterm Ohr und warf verstohlen einen gedankenverlorenen Blick auf das, was die Konkurrenten schrieben. Zum Beispiel "Dissertation ueber die Trommel, den himmlischen Rhythmus beschreibend". Das war's .
Trạng Quỳnh lehnte sich auf seinem Stuhl entspannt zurueck, kreuzte die Arme , wartete auf das Schlusssignel, denn mit seiner Arbeit war er laengst fertig.

Die Trommel setzte dem Wettbewerb ein Ende.
Der Kaiser vertiefte sich in die vier Aufsaetze.
Trạng Quỳnhs war unlesbar.
Trạng Quỳnh musste sich erklaeren.

"Majestaet. Das Reich des Sohnes des Himmels ist unendlich gross, die Voelker sind unuebersehbar zahlreich. Die Sprachen und Schriften zu Eurer Huldigung entsprechend vielfaeltig. Ich bediente mich heute, dem Anlass entsprechend, der Stil- und Schreibform "Wildes Gras". Erlauben Eure Majestaet, es umzuschreiben ?"

Die Bitte wurde ihm gewaehrt. Trạng Quỳnh schrieb nun das nieder, wozu er zu Ueberlegungen viel und genug Zeit bekommen hatte.
Es war, da es die Stichworte der Konkurrenten aufnahm und dann ausschloss , einfach brillant. "Aufgereihte Perlen" ebenso wie ausgebreitete Edelsteine.

Und die Kalligraphie ? Dem Standard des fliegenden Drachen und tanzenden Phoenix entsprechend.

Dem Kaiser Chinas, der das anerkannte, wurde es bang. Er fragte : "Wie viele solcher Hochbegabter, wie Ihr es seid, gibt es in Eurem Land ?"
"Mein Herr, Eure Ehre beschaemt mich. In meinem Land ist das nicht so etwas Besonderes, was ich leiste. Es gibt davon Tausende mit den Talenten."

In Anbetracht der Qualitaet des Aufsatzes und der Aussagen Trạng Quỳnhs zu den Qualitaeten des Geistes in seinem Land Vietnam kam Furcht auf im Herzen des Kaisers von China . Und er zog zich eilig zurueck.

Man verzeihe Trạng Quỳnh diesen Ausflug in die Geschichte, der auch ein Ausflug in die Literaturgeschichte Vietnams ist. Man muss die Geschichte nicht kommentieren. Sie spricht fuer sich selbst und ist wohl stets lebendig und aktuell wie alle Geschichten Trạng Quỳnhs. Ich lehne mich dabei sehr frei an an "Tales about Trạng Quỳnh", Rewriter Nguyen Due Hien bei Thế Giới Publishers , 2007, VN-TG-3204 (18.09.2007) - 1 . Dort findet sich die Erzaehlung der etwa 250 Jahre alten Geschichte unter "Hard Trial Abroad" , S. 72 - 75.

Gruesse, Catinat

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 19.04.2014, 04:54    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Trạng Quỳnh : Intellektuelle Herausforderung. Heute wird’s schwer !

Trạng Quỳnh's Intelligenz ist geschaerft an einer speziellen hochintelligenten Kunst des Ostens.

Beim Reden und Argumentieren schnell. sicher und zutreffend bekannte, verstaendliche Antworten auf Teilaussagen in zusammenhaengenden Aussagen zu bieten.
Parallelen, Synonyme, Antonyme.

Das Ganze muss als Aussage noch mit Begriffen aus einem graphisch in einem chinesischen Begriffskreis aus acht Trigrammen dargestellt, uebereinstimmen.

Beherrscher dieser Kunst koennen nach diesen Mustern kunstvolle Gespraeche ueber scheinbare Nichtigkeiten gleichsam wie Florettduelle fuehren und auch verstehen lassen, was das ist : das Absurde in Philosophie und im Alltag.

Schwerster Stoff ! Der Wert eines Akademieabsolventen hing von seiner auch zur Pruefung anstehenden intellektuellen Schlagfertigkeit mit ab.
Man konnte auch verlieren. Ansehen oder Titel. Von einer Sekunde auf die andere. Es waren ja auch oft Zweikaempfe , richtige Duelle eben. Manchmal um "alles oder nichts" - im Ansehen, im Karrierewettbewerb, beim Machterhalt.

So kam eines Tages ein "Meister" seines Fachs bei Trạng Quỳnh vorbei, der gerade die Ferkel im Schweinekoben fuetterte. Der Meister laesterte abfaellig : "Die traechtige Sau frisst mit Gier."

Es gibt einen chinesischen himmlischen Kreis von acht Begriffs-"dreiecken"und ihren begrifflichen Entsprechungen , Trigramme genannt. "Traechtig" und "Gier" besetzen als Teile dabei zwei der acht Trigramme.

Zugzwang fuer Trạng Quỳnh nun : geistesgegenwaertig mit einem vollstaendigen, sinnvollen Parallelsatz zu kontern , der zwei "himmlische" Begriffe aus dem Trigrammschema enthielt, die zwar aus anderen Bereichen dieses Schemas stammten, aber mit dem Aussagesatz ":Die traechtige Sau frisst mit Gier " korrespondierten. Die Korrespondenz konnte auch klanglich hergestellt sein, sozusagen aehnlich wie "Reime".
Trạng Quỳnh nahm wahr, wie sein Hund die Fuesse des Meisters beschnueffelte und diesen nervoes machte.

Trạng Quỳnh : "Aber wahr ist doch, dass alle Hunde Euren Duft moegen, Meister." Und in Anlehnung an des Meisters Testaussage mit den Begriffen "traechtig" (akademisches chin. ungefaehr : "Câ'n" und "gierig" : ugf. "Tô'n") bediente sich Trạng Quỳnh blitzschnell und regelgerecht zweier klanglich korrespondierender Begriffe aus zwei anderen, verschiedenen Trigrammen : "Ca`n" = naerrisch,dumm und "Khôn" = intelligent. Klanglich wie auch als Gegensatzpaar perfekt konterte er zu des Meisters abfaellig gemeintem "Die traechtige (Câ'n) Sau frisst mit Gier (Tô'n)." >
"Ein intelligenter (Khôn) Hund wird nicht dumm (Ca`n) zubeissen."

So erfuellte Trạng Quỳnh "voller Unschuld" alle Gesetzmaessigkeiten fernoestlicher akademischer Gefechtsstrategie souveraen.
Allerdings beschaemte er den "Meister" noch auf eine subtile Art : Er stellte ihn im Vergleich mit des "Meisters" zubeissenden Angriffslust bezueglich Intelligenz noch unter den intelligenteren Hund.

"Die traechtige (Câ'n) Sau frisst mit Gier (Tô'n).
Ein intelligenter (Khôn) Hund wird nicht gleich so dumm (Ca`n) zubeissen."

Jener brauchte einen Augenblick, um sich dessen bewusst zu werden. Peinlich, aber den Regeln entsprechend.

Gruesse, Catinat

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