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 Fahrt durchs Land

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Sherpa
Gast



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Alter: 74
Anmeldungsdatum: 22.06.2014
Beiträge: 22


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BeitragVerfasst am: 03.12.2014, 11:24    Fahrt durchs Land Antworten mit ZitatNach oben

Was man so sieht…

Nahezu 14 Jahre verbinden mich nun mit Vietnam. In dieser Zeit ist es jetzt das zweite Grossprojekt an welches ich in Vietnam mitarbeite. Dazwischen liegen zahlreiche andere Projekte in anderen Laendern. Asien, Europa, Nord- und Suedamerika,

Von unserer Unterkunft in Tra Vinh, der Hauptstadt der Tra Vinh Provinz, sind es ca. 1 ½ Stunden mit dem Auto zur Baustelle Duyen Hai. Es sind ca. 60 km. 5-7 Tage die Woche, je nach Bausituation.

Da ich einen Fahrer haben gibt es Gelegenheit, sich die Gegend, die Menschen, einmal genauer anzuschauen. Morgens auf der rechten Seite, abends dann die gegeueberliegende Seite in Gegenfahrtrichtung.

Vorbei an den vielen Schulen wo zum Schulbeginn und zum Schulschluss die Eingänge bis auf die Strasse regelrecht blockieren werden. Vorbei an die vielen Reisfelder, Shrimp-Zuchtanlagen, die hier in Massen entstehen, und Straßenkaffees.

Viele Kuehe grasen am Wegesrand, weniger sieht man Wasserbueffel.

Vorbei auch an christlichen Kirchen, die es hier in der Gegend relativ häufig gibt. Kleine und auch recht große Kirchen, neben praechtig geschmückten Khmer - Tempelanlagen.
Die christlichen Friedhöfe sehen gepflegt aus, während die buddhistischen eher dem Wildwuchs überlassen werden. Mit Ausnahme der Familiengräber, die sich auf den Reisfeldern befinden.
Auf einen christlichen Friedhof wurde vermutlich eine Friedhofsmauer spaeter gesetzt. Sie wurde ueber zwei Graebern gebaut, waehrend eine drittes Grab weit ab ausserhalb der Mauer liegt. Was hat das zu bedeuten? Warum so weit weg von den anderen.

Vorbei an alten Baumaschinen, die davon deuten, dass die Strasse vor kurzen erneuert worden ist. Es hat den Anschein, dass eine Straßenwalze oder Bulldozer nur für diese Zwecke angeschafft und liegengelassen worden ist. „Made in China“, wie ich aus direkter eigener Erfahrung in meinem Projekt sagen kann, ist qualitativ ein Drama.

Obwohl es sich um eine normale Landstrasse handelt, wird sie durch den Bauverkehr der Kraftwerke in Duyen Hai extrem belastet, sodass die Reparaturarbeiten nicht nachkommen, allerdings sind die Anstrengungen nicht sehr groß.

Vorbei geht es auch an private Prachtbauten, eins sieht aus die die Minikopie von Schloss Schwanstein, gute handwerkliche Arbeit, aber es scheint keine Bewohner zu haben. Ein anderes, ebenfall großes Wohnhaus, sieht etwas verunglückt aus in seiner Architektur, nach einem Reste-Ausverkauf bei OBI, ebenso unbewohnt. Wo mögen die Besitzer sein? Wer sind sie?

Nebenan ein altes Wohnhaus, noch im klassischen Stil gebaut, aus einem Balkengerüst, Dach und Seitenwände aus getrockneten Palmenblättern gedeckt, eine geschnitzte Holztuer hängt schief in den Angeln, das Dach ist teilweise eingestürzt, aber das Haus ist bewohnt !

Es begegnen mir immer wieder einige interessante Menschen. Ein junge Frau/Mädchen, sie läuft barfuss, die Kleidung ist heruntergekommen, die Haare aufgesteckt, ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Wer ist sie? Woher kommt und wohin will sie?

Dann sind natürlich auch morgens und abends die Schüler/inen, auf ihren Fahrrädern, in den jeweiligen Schuluniformen. Abends merklich lockerer, man fährt zu zweit, dritt und viert nebeneinander, albert herum, sehr zum Ärger meines Fahrers

Bei der Überquerung eines Sperrwerkes sitzt eine ältere Frau immer an der gleichen Stelle morgens und wartet auf irgendetwas. Auf wen? Auf dem Weg zu den Reisfeldern?
Ein Stück weiter eine Frau im Rollstuhl, fast immer an der gleichen Stelle begegne ich sie. Jeden Morgen.

Vorbei an die vielen Mülltonnen, die am Straßenrand stehen und die hoffungslos überfüllt sind. Ein Anfang ist gemacht, aber das mit der Entleerung klappt noch nicht und so ist der Bereich um die Mülltonne die eigentliche Mülltonne.

Vorbei an den Friedhöfen und Denkmälern der Gefallen des letzten Krieges. Es gibt sehr, sehr viele davon, besonders im Mekong - Delta.

Vorbei an Sägereien und kleine Tischlereien die aus dem hier wachsenden Holz die Möbel für die Anwohner herstellen. Beliebt sind auch die Baumstümpfe, daraus werden dann dekorative Tische gefertigt.

Näher zur Mündung und zur offenen See, findet man auch kleine Bootswerften, die die flachen Holzkähne fertigen, die aber mittlerweile immer mehr durch Plastikboote, in blau oder auch mehrfarbig, ersetzt werden.

Vorbei an lang gestreckte, am Straßenrand stehende Möbelhäuser, die die Möbel örtlich hergestellten Möbel verkaufen, aber auch jede Menge Plastikware, besonders die kleinen Hocker, die jedes Straßenrestaurant benötigt.

Unterwegs begegnen ich immer wieder die „fliegenden“ Haendler auf ihren Motobikes, beladen mit Staubwedel, Matrazen und sonstigen Zeugs. Andere wiederum haben grosse Aluminium-Kochtoepfe and Woks auf ihrem Motobikes und fahren haeufig in Kolonnen, irgendwo muss eine

Es gibt besonders eilige Fahrzeuge, meisten mit den blauen und roten Nummernschildern. Also die staatliche Unternehmen mit den „blauen“ und die „roten“ Regierungsfahrzeuge. So ist es also wenn alle „gleich“ sind, manche eben noch „gleicher“, mit eingebauter Vorfahrt. Wie überall, Volksvertreter mit Privilegien.

Staendig ueberqueren wir Bruecken, Sperrwerke, einen Kanal oder ein Flussarm. Anlegestellen mit gebrannten Ziegelsteinen deuten auf die in der Naehe liegenden Brennoefen hin.

Zu den Baustellen hin wird der Verkehr dichter, Lastwagen mit Baumaterialien, viele noch von der US-Armee zurückgelassen, tun immer noch ihren Dienst. Es sind ja immerhin fast 40 Jahre her.

Abends ändert sich natürlich das Bild, gegen 18:00 ist es bereits dunkel, man hat guten Einblick in die Häuser, Geschäfte und vor allem Tempel, die hell erleuchtet und geschmückt sind. Mütter, auch Väter, tragen das jüngste Kind vor der Haustuer herum und füttert es, geduldig, essen muss sein.

Ab und zu eine Trauerfeier oder auch eine Hochzeit. Zelte sind aufgebaut. Der Abschied aus dem Leben dauert 3 Tage.
Entsprechend sind auch die Beerdigungsunternehmen relativ zahlreich vertreten, Geschäfte mit mehr oder weniger prunkvollen Särgen sind relativ häufig. Wo Leben ist der Tod nicht weit.

So gibt es immer etwas zu sehen und man begegnet immer wieder etwas Neues. Vieles regt an, weiter Nachforschungen anzustellen.

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andy
Gast



Geschlecht:

Anmeldungsdatum: 19.02.2008
Beiträge: 227


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BeitragVerfasst am: 03.12.2014, 12:18    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Sherpa,

zuerst einmal herzlich willkommen hier im Forum und vielen Dank fuer Deinen schoenen Beitrag. Es war sehr angenehm, ihn zu lesen, er hat mich an meine Fahrten durch Vietnam erinnert. Auch wenn ich bislang noch nicht so weit herumgekommen bin.

Du faehrst mit offenen Augen durch das Land, auch wenn es Dein Weg zur Arbeit ist. Das finde ich schoen.

Ich wuerde mich freuen, oefters hier von Dir zu lesen.

Viele Gruesse

Andy

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csba
Moderator





Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 983


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BeitragVerfasst am: 04.12.2014, 18:19    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Auch meinerseits ein ein Dankeschoen fuer diesen Beitrag!

Gruss
csba

_________________
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