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 Umweltkatstrophe durch unbehandeltes Abwasser

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der_tomtomtom




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BeitragVerfasst am: 07.05.2016, 02:48    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hier in Saigon ist der Fischmarkt ebenso so gut wie tot.
Die Leute sind alarmiert und informiert, dazu kommt, dass man sowiso niemandem traut, außer seiner Familie. Die Folge: Man meidet im Moment einach jeglichen Fisch - egal ob aus Vietnam, anderswoher, Süß- oder Salzwasser. Die Befürchtung, dass da verseuchter Fisch untergemischt ist, ist einfach zu groß. Zumal auch die Gerüchteküche brodelt, dass der eingesammelte tote Fisch versucht wurde zu verkaufen.

Der Essladen meiner Schwägerin ist schon seit über einer Woche dicht - keine Kundschaft mehr, da sie halt hauptsächlich Fischhsuppe verkaufte.

Die Folge: Stadtweit steigende Armutskriminalität.
Es gibt diverse Demos hier in Saigon, in Hanoi und sicherlich auch anderswo - der Regierung und deren Verlautbarungen glaubt hier keiner mehr auch wenn am 30.04. noch fleissig aufmarschiert wurde.

Beim Tourismus ist der Vorfall ebenso angekommen. Ich war letztes Wochende im Cat Tien Nationalpark - Dort teilten mir die Betreiber durchgehend mit, dass es in dieser Zeit deutlich mehr Touristen gebe als für gewöhnlich - da viele nun halt Alternativen zum Strand suchen, wenn man schonmal da ist.
Mittlerweile berichtet auch die Internationale Presse über den Vorfall, so dass es absehbar ist, dass es da Auswirkungen gibt. Das Meer ist nunmal Vietnams Hauptattraktion und vom daran angeschlossenen Tourismus leben ca. 8-10 Millionen Menschen....

Grade gelesen:
« Forum Vietnam 21 » hat folgendes geschrieben:
Um zu zeigen, wie verseucht das Meereswasser derzeit in der Küstenregion ist, hat ein TV-Reporter einen Test gemacht, indem er Wasserprobe in einem Fischfarm entnahm und zwei gesunde Fische in den mit dem entnommenen Wasser gefüllten Behälter setzte. Nach nur zwei Minuten starben die Fische qualvoll.

Quelle: Forum Vietnam 21: https://goo.gl/9rCLsH

In diesem Sinne:
Image
Quelle: ebd.

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xenos




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BeitragVerfasst am: 07.05.2016, 17:46    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Vietnam ist einer der Größten - wenn nicht der Größte - Anbieter von Schrimps und ähnlichem .
Auch der in Deutschland angebotene Pangasius aus Vietnam wird hauptsächlich mit Fischmehl gefüttert.
Ich frage mich in wieweit die Verschmutzung Auswirkungen auf die Fischfarmen und deren Produkte hat.

...
zur Info:
http://www.dw.com/de/vieles-spricht-f%C3%BCr-eine-vergiftung/a-19229039

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der_tomtomtom




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BeitragVerfasst am: 08.05.2016, 17:21    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Heute war wieder eine Demo in Saigon. Wie es zuende ging kann man sich in den sozialen Medien anschauen.
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csba
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BeitragVerfasst am: 09.05.2016, 10:13    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke euch fuer die Infos. Das ist sehr besorgniserregend.


csba

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Kirby
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Anmeldungsdatum: 26.04.2016
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BeitragVerfasst am: 09.05.2016, 10:27    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das liest sich alles extrem übel. Auf den Videos von den Protesten sieht man dass es zu zahlreichen Schlägereien kam. Sind das Regierungsmänner in zivil die dort in der Gruppe für Aufruhr sorgen oder wie kommt das zu Stande?
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der_tomtomtom




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Anmeldungsdatum: 22.02.2012
Beiträge: 1429
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BeitragVerfasst am: 09.05.2016, 14:16    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ja genauso ist das - sämtliche Veranstaltungen sind hier immer von Zivilen unterwandert.
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Hoi An
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Anmeldungsdatum: 09.05.2012
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BeitragVerfasst am: 11.05.2016, 07:26    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Bürger in mehreren Städten waren dem Aufruf zur Kundgebung gefolgt und gingen am "Internationalen Tag der Arbeit" auf die Strasse, um gegen die Umweltverschmutzung durch Formosa und für Transparenz in der Behördenverwaltung zu demonstrieren.

Der Protest brach jedoch schon am 29.04. in der Provinz Quang Binh aus, wo vom Massenfischsterben am Schwersten betroffen ist. Die von der Existenz bedrohten Fischer machen auf ihre Situation aufmerksam, indem sie massenweise tote Fische auf die Fahrbahn kippten. Der Verkehr kam wegen der Besetzung der Autobahn durch Protestierende teilweise zum Erliegen. Auf den Spruchbändern standen u.a. "Formosa raus aus Vung Ang".

In Saigon marschierten Tausende Bürger durch die Hauptstrassen und protestierten lautstark gegen Formosa. Viele Aktivisten wurden jedoch noch auf der Fahrt zur Kundgebung von Zivilpolizisten abgefangen, verschleppt und auf dem Polizeirevier brutal geschlagen. Ex-Politisch-Gefangene Blogger Pham Thanh Nghien schilderte in diesem Videoclip, wie es ihr und ihrem Mann erging. Die friedlichen Demonstranten der größten Wirtschaftsmetropole trugen Spruchzettel u.a. mit der Abkürzung DMCS. Diesmal bedeutet diese Abkürzung jedoch "Volk will Fische leben" und nicht wie hier.

Einige Demonstranten wurden von den Uniformierten gemeinschaftlich brutal geschlagen und blutig verletzt. Viele Demonstranten wurden von den Uniformierten Sicherheitskräften Stundenlang eingekesselt. Frau Nguyễn Trang Nhung sprach daraufhin zu ihnen: "Wenn die momentane Umweltsituation sich nicht ändert, werdet ihr mit einer gesicherten Gesundheit weiter leben können? Und auch eure Kinder? Denkt dran, ich kämpfe heute auch für euch. Wenn ihr in der Lage seid, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, dann solltet ihr uns nicht weiter verhindern. Öffnet den Zaun und lasst uns gehen". Eine Nachbarfrau "warum habt ihr Angst vor uns Bürgern, die nicht einmal ein Stück Metal in der Hand haben". Und ein Mann ergänzt: "Wenn ihr so mutig und tapfer seid, dann geht dorthin und vertreibt die Chinesen". Die Demonstranten stoßen leider auf stumme Mauer und wurden stattdessen festgenommen. In dem 12-stündigen Verhör wollten die Stasi-Mitarbeiter wissen, wie viel Geld die Demonstranten für die Teilnahme an dem Protest bekommen haben.

In der Hauptstadt begann die Kundgebung vor dem Großtheater mit mehr als 1000 Teilnehmern. Sie zogen dann in Richtung Hoan-Kiem-Sea. Es gab auch hier Übergriffe der Polizei auf die friedlichen Demonstranten. Einige Demonstranten wurden von der Polizei festgenommen. Die Protestteilnehmer zogen daraufhin vor das Polizeirevier und protestierten für die Freilassung der Verhafteten, schließlich mit Erfolg.
Unter strenger Beobachtung von Sicherheitskräften fand die Demonstration von ca. 10 Teilnehmern in der Touristenstadt Nha Trang statt. Die Demonstranten trugen blaue T-Shirts und Plakate mit dem Sprüchen in Englisch und Vietnamesisch "Save Our Sea - Save Our Babies - Sea Dead We Next - Hãy Cứu Lấy Biển" ("Rettet unser Meer, Rettet unsere Kinder", "Heute stirbt das Meer, morgen sterben wir).

Wegen massiver Unterdrückung und Behinderung durch die Polizei kam der Prostest in einigen Provinzen Zentral-Vietnams am 01.05. nicht zustande. Angaben auf dem Facebook Paul Trần Minh Nhật zufolge wurden Anh Hoàng Bình, Mary Phương, Hoàng Đức, Nguyễn Nghiễm und 10 weitere Personen von der Polizei festgenommen. Polizisten vertrieben jede Versammlung am Strand Cửa Lò und kontrollierten die Einfahrten ins Zentrum. Zuvor wurden Facebooker Hồ Huy Khang und Son Chu Manh in Thanh Hóa und der freie Journalist von "Tin Mừng Cho Người Nghèo" (frohe Nachrichten für die Armen) während der Arbeit verhaftet".

Bürger der ehemaligen Kaiserstadt zeigten ihren Wut wegen Umweltverschmutzung auf ihrer Art. Eine Gruppe von Künstlern marschierte in einem Trauerzug für Fische in die Stadt. Doch nur kurz darauf stoppte die Polizei ihre Kundgebung mit dem Vorwand, die Künstler hätten sie nicht vorangemeldet. In Vung Tau begannen ca. 15 Aktivisten schon in der Früh mit ihrem Protestkundgebung unter dem Slogan "Das Meer schützen bedeutet unsere Lebensquelle beschützen".
Der 90-jährige Musiker Tô Hải, einst berühmter Komponist der KP, heute ein Blogger gegen die KP, demonstrierte auf seiner Art, und zwar aus dem Krankenbett heraus.

7 Pfarrer aus Ha Tinh teilten in einen Brief an den neuen PM ihre Sorgen mit. Aber auch Jungeleute, die sich sonst für andere Dinge interessieren, sind tief besorgt über die Umweltzustände und zeigen in Sozialnetzwerken ihren Unmut. Keine von mehr als 700 vom Staat gelenkten Medien berichtet irgendetwas über die Proteste, stattdessen aber von der Festnahme zweier Aktivisten wegen Anstiftung zur Unruhe, möglicherweise aus Anordnung des neuen PM. Herr Trương Minh Tam von der Organisation "Der Vietnamesische Weg" und Herr Chu Manh Son hatten ein Videoclip über die Situation des Meeres und der Fischer in Quang Binh gedreht und im Internet veröffentlicht. Abgemagert kam Herr Truong Minh Tam nach 6 Tagen frei und berichtete, dass er während des Polizeigewahrsams sich nackt ausziehen musste und im Verhör beschimpft und geschlagen wurde. Zeitweise habe er auch wegen der massiven Demütigung und Misshandlung sogar an Selbstmord gedacht.

Seit das Massenfischsterben vor 6 Wochen bekannt wurde, liegt immer noch endgültiges Ergebnis über die Ursache der Meeresverseuchung vor. Unterdessen sollen jetzt ausländische Wissenschaftler, darunter auch aus Deutschland, helfen, die Ursache des Massenfischsterbens herauszufinden. Der eigenen Regierung bei der Suche nach der Ursache des Massenfischsterbens nicht trauen wandten sich besorgte Bürger an den (ehemaligen) Feind der KP. In einer Online-Petition bitten inzwischen mehr als 140000 Unterzeicher den US-Präsidenten Obama bei seinem Vietnam-Besuch in diesem Monat auch das Thema Fischsterben anzusprechen. 100000 Unterschriften waren erforderlich.

BBC zufolge haben Internetnutzer in Vietnam in diesen Tagen Schwierigkeiten mit dem Versenden von SMS-Nachrichten über Sozialnetzwerk mit Begriffen wie "Fischsterben", "Demonstration" und "Formosa". Auch Ex-PM zeigte sich von dem Ausmaß der Umweltkatastrophe in Zentral-Vietnam betroffen. Die Parlament-Website berichtete, Herr Dung habe am 01.05., wo andere demonstrierten, auf einem Musik-Konzert den Sänger Dam Vinh Hung gebeten, für ihn das Lied "Thanh Pho Buon" (Die traurige Stadt), welches vor 1975 im ehemaligen Süd-Vietnam komponiert wurde und nach der Machtergreifung durch die Kommunisten deshalb lange Zeit verboten war, zu singen.

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csba
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BeitragVerfasst am: 11.05.2016, 10:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Der Zauber Vietnams

Mein Name steht eingeschrieben in die Grabtafeln von Ha Tinh
Eingeschrieben in die fluesternde Melodie seiner Inseln und Buchten
In die Schweissperlen seiner Reisbauern und Leidensnoete seiner Fischer
Dort steht sein Name eingraviert in die Gedenktafeln meines Herzens
Tief in die Erinnerungen nie enthuellter Geheimnisse - Der Zauber Vietnams


csba

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BeitragVerfasst am: 14.05.2016, 13:57    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Offiziellen Angaben zufolge sind inzwischen mindestens 100 Tonnen Fische auf ungeklärter Weise an den Küsten von Zentral-Vietnam gestorben. Auch Tonnenweise Fische in den Zuchtfarmern fielen wegen irgendeiner Ursache zum Opfer. Während die Bevölkerung im weiten Landesteilen unter den Folgen des Fischsterbens leidet und Augen auf Formosa richten, zeigt sich Nguyen Phu Trong solidarisch mit dem Konzern, als der KPV-Chef am 22.04. mit seinem Vorort-Besuch sich von Formosa über die Baufortschritte informieren ließ. Zeit für die betroffenen einheimischen Fischer hatte der mächtigste Mann des Landes jedoch nicht.

Die Angst geht währenddessen in der Bevölkerung um, selbst die im Preis stark reduzierten Fische mit Behörden-Zertifikat rühren Hausfrauen nicht einmal an. Viele glauben, dass es bald kein sauberes Salz und Fischsauce mehr gibt, und kaufen diese deshalb in großen Mengen vorrätig ein. Das Landwirtschaftsministerium hat inzwischen in den Wasserproben Schwermetalle festgestellt.

Wenige Meilen vor der Küste wollen Fischer von Provinz Quang Binh am 06.05. Fische schichtenweise tot auf dem Meeresgrund liegend gesehen haben. Diese berichteten auch, dass die Korallen von einer ca. 50 cm gelblichfarbenden Wasserschicht umhüllt seien, das Meerwasser stark nach Waschmittel rieche und an deren Fischernetzen jetzt nicht einmal Algen bleiben hängen. Behörden konnten nach eigenen Untersuchungen dieses Phänomen jedoch nicht bestätigen. Vietnamesischen Medien zufolge belaufen sich die Schäden allein in Provinz Quang Tri auf 134 Milliarden Dong. Währenddessen setzt sich das unerklärliche Fischsterben in Provinz Thua-Thien-Hue seit dem 02.05. bei Zuchtfarmern fort. Bis zum 04.05. wurden 2 Tonnen tote Fische bei mindestens 30 Zuchtfarmen gezählt.

Am selben Datum wurde gegen 7:30 Uhr ein 1,5 Km lang und 9 Meter breit rotgefärbter Meerwasserstreifen am Strand von Provinz Quang Binh beobachtet. Umweltwissenschaftler haben sofort Proben zur Untersuchung entnommen. Manche hatten da schwer gehofft, dass es sich um Algenblüten handeln soll, um Formosa von dem Vorwurf der Meersverseuchung zu entlasten. Aber nur 5 Stunden später normalisierte sich das Wasser. Am 06.05. gab Professor Nguyen Ngoc Lam vom beauftragten Meeresforschungsinstitut Nha Trang schließlich bekannt, dass in den 10 entnommenen Wasserproben keine Spuren von Algenblüten festgestellt seien.

Dem Wissenschaftler zufolge seien solche Wasserverfärbungen gelegentlich an Flussmündungen nach starken Regenfällen zu beobachten, insbesondere in Gebieten mit rötlicher Erde wie in dieser Region. Bewohner bestätigten die plausible Erklärung des Professors. Nach Angaben der Bevölkerung habe es am Vortag einen starken Regen in der Region gegeben. Professor Nguyễn Tác An –ehemaliger Leiter des Meeresforschunginstitut Nha Trang- zufolge würde wegen Algenblüten niemals ein Fischsterben im solchen Ausmaß auslösen. Und wenn es Algenblüten gegeben hätte, dann müsste man dies doch anhand von aufgenommenen Satellitenbildern zurückverfolgen können.
In Provinz Thanh Hoa treiben seit einigen Tagen tote Fische massenweise an der Oberfläche des Buoi-Flusses. Laut Lokalbehörden sei eine Zuckerfabrik in der Region für die Wasserverschmutzung verantwortlicht.

Da nach Wochen immer noch kein offizielles Aufklärungsergebnis von dem Massenfischsterben vorliegt, glauben Umweltaktivisten, die Behörden wollen die wahre Ursache des Massenfischsterbens mit der Zeit verschleiern. Deshalb wurde letzte Woche erneut zur Protestkundgebung aufgerufen. Erneut gingen Menschen am vergangenen Sonntag (08.05.) in Hanoi und Saigon auf die Strasse. Die Kundgebung in Hanoi war aufgrund der massiven Unterdrückung nur von kurzer Dauer. Gebiete um die Hoan-Kiem-See wurden weiträumig gesperrt. Aktivisten wurden entweder noch am Vortag in Gewahrsam genommen, oder noch auf dem Weg ins Zentrum von Zivilsicherheitskräften geschlagen und verhaftet, egal ob groß oder klein.

Eine Demonstrantin gab den Stasi-Männern während ihrer Behinderung ein Beispiel aus Deutschland, dass zu Zeiten des Kalten Krieges DDR-Grenzsoldaten auf die Flüchtlinge schossen. Nach der Wiedervereinigung mussten sich diese Soldaten vor dem Gericht dafür verantworten. Diese erklärten, sie hätten nur ihre Pflicht getan. Diese Argumentation ließen die Richter jedoch nicht gelten, weil die Soldaten hätten daneben schießen können, anstatt gezielt auf die Flüchtenden.

Ex-Vietcong-Aktivistin und berühmte Schauspielerin Kim-Chi schreibt auf dem Blog AnhBaSam:"Wenn ich heute mich an die bösen Gesichter der Männer, die wie hungrige Tiger auf uns Demonstranten während des Marsches am 08.05.2016 stürzten, erinnere, bekomme ich immer noch die Gänsehaut. Die Polizisten waren alle im Alter meiner Enkelkinder und waren dennoch so etwas von brutal. Heute ist der Muttertag. Ich muss weinen, wenn ich an die Mutter Vietnam denke, welche Schmerzen sie gerade erleiden muß, zuerst durch den Verlust von Meeresterritorium, dann Wäldern und jetzt auch noch die Umwelt zum Leben. Liebe vietnamesische Polizisten! Als Mutter appelliere ich an Euch. Aufhören Menschen zu unterdrücken, die sich für ihre Rechte einsetzen. Auch wenn ihr glaubt, das scharfe Schwert zum Schutz der KP zu sein, vergesst nicht das Slogan: "Für das Vaterland beachten Polizisten nicht das eigene Leib. Immer im Diensten des Volkes". Oder dient ihr jetzt nur noch den Chinesen und handelt gegen das vietnamesische Volk? Meint ihr nicht, dass chinesische Agenten nicht schon längst in eurem Zweig aktiv sind? Wisst ihr nicht, dass zigtausende Parteifunktionäre seit Jahren Gelder ins Ausland transferierten, um eine sichere Zukunft in den kapitalistischen Ländern zu bauen.

Ich habe gelesen, dass in China manche Bauern sich an Polizisten rächten, indem sie diese fesselten und anschließend mit Benzin anzündeten. Als Buddhistin unterstütze ich so etwas nicht. Aber wenn Menschen zu sehr unterdrückt sind, dann sind sie zu allem fähig. Ich verstehe nicht, warum ihr in der Lage seid, eure Mitmenschen so zu verprügeln, nur weil sie wegen der Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder ihr Leben dafür einsetzen. Und gerade die hohen Funktionäre, die unser Land verkauft haben, behaupten, die Demonstranten seien "Konterrevolutionäre", die für die Teilnahme an der Demo jeweils 700000 Dong bekommen haben. Diese Leute kennen wohl keine Scham mit ihrer Behauptung. Und ihr? Ihr solltet endlich erwachen, bevor zu spät wird. Habt doch Liebe zu euren Eltern, Frau und Kindern, die sich wegen eurer Tat sich schämen müssen
.

In Saigon gelangen vielen Bürgern, die Polizei-Absperrung zu überwinden und sich vor der großen Kathedrale Duc Ba zu versammeln. Die Demonstranten trugen diesmal Plakette mit den Sprüchen wie "Fische brauchen Sauberwasser. Bürger brauchen Behördentransparenz", "2016 starb das Meer – Vater, was hast du da unternommen?" . Auf der Kundgebung sollen diesmal auch zahlreiche namhafte Mitarbeiter der vom Staat kontrollierten Zeitungsagenturen gesehen worden, die jedoch nicht als Journalisten, sondern einfach als stille Demonstranten ohne Plakette und ohne Rufe mit ihrer Anwesenheit einfach die Solidarität mit den Demonstranten zeigen wollten.

Um den Uniformierten zu zeigen, dass Demonstrationen in Vietnam nicht gesetzwidrig sind, hatten manche Demonstranten sogar das Grundgesetz der S.R. Vietnam bei sich geführt. Aber all das half nichts. Diesmal war die Unterdrückung gegen die Demo-Teilnehmer noch härter und brutaler als vom 01.05. Stasi-Männer mischten sich unter die Demonstranten und zerrten mit Gewalt Leute heraus, die sie unbedingt von der Menschenmenge trennen wollten, und steckten sie in einen der herumstehenden Sammelbusse.
Andere Uniformierten schlugen mit aller Brutalität auf die friedlichen Demonstranten ein.

Bilder von der Misshandlung einer jungen Mutter und deren Tochter haben für Wut unter den Demonstranten ausgelöst. Frau Hoang Uyen nahm nach ihrer Darstellung ihre Tochter diesmal mit zur Demo, weil die kleine Saphia auf eigenen Wunsch auch selbst Fische im Meer schützen wollte. Da versuchten die Uniformierten das kleine Mädchen von ihrer Mutter zu trennen. Die Mutter hielt sie zurück und wurde dabei ins Gesicht getreten. In dem Gerangel schlugen die Polizisten wild um sich und trafen auch das kleine Mädchen schwer. Der Mutter gelang trotz Verletzung am Knie ihre Tochter wieder in die Arme zu nehmen, um sie zu beschützen. Andere Demonstranten eilten herbei und bildeten einen Kreis schützend um die weinende Mutter und Kind. Auch Leute, die sich um verletzte Demonstranten kümmern wollten, wurden verhaftet und misshandelt.

Mehr als 100 Demonstranten wurden das Sport-Stadion Hoa Lu zur dienstlichen Behandlung abtransportiert. Unter ihnen war auch Frau Phan Thị Châu. Frau Châu war Bereichsleiterin der Frauenzeitschrift "Phụ nữ Thành phố". Ihr Mann war stellvertretender Chefredakteur von der Zeitung "Tuoi Tre". Sie wurde wie viele anderen der knallenden Sonne und Hitze in diesem Sport-Stadion ausgesetzt. Sie schrieb nach der Freilassung auf ihrem Facebook den Beitrag "Gott sei Dank, dass ich festgenommen wurde". Als Augenzeuge schilderte Frau Châu, wie uniformierte Männer mit Stöcken, Fäusten und Tränengas auf die friedlichen Demonstranten losgegangen waren. Ohne medizinische Behandlung wurden die Verletzten abtransportiert. Auch verzweifelte Eltern, die von ihren ein- und zweijährigen Kindern getrennt wurden und sich Sorgen machen, fanden kein Mitleid bei den Polizisten. Auch Frau Nguyễn Thế Thanh Ex-Abgeornetin und Ex-Vize-Leiterin des Amts für Information von HoChiMinh Stadt war auch unter den Demonstranten.

Diese Art von Gewaltanwendung gegen friedliche Bürger verabscheuen Bürger des Landes. Drei Dutzende Rechtsanwälte schließen sich zusammen und appellieren in einem gemeinsamen offenen Brief an die Führung von HoChiMinh-Stadt, diese in Zukunft zu unterlassen. Die Juristen beziehen sich auf die geänderte Verfassung von 2013 und bezeichnen diesen Gewaltakt als gesetzwidrig.

Der neue KP-Chef von Ho-Chi-Minh-City Dinh La Thang hat neuerlich angekündigt, für die Stadt Saigon den Titel vor 1975 "Saigon - Die Perle Südostasien" zurück zu holen. Blogger sind jedoch der Meinung, zu diesem Titel besaß die frühere Saigon nicht nur die freie Wirtschaft, den freien Handel, sondern die Regierung gewährte den Bürgern auch umfangreiche Menschenrechte. Wenn die KP den Saigonern nicht das gleiche geben kann, dann ist Saigon nur eine zerdrückte Perle, so lautet auch die Überschrift des Beitrags von Facebookerin Kim Cuc.

Angesichts der brutalen Misshandlung von vor allem an Frauen und Kindern schreibt Blogger Huynh Ngoc Chenh auf seinem Facebook: "Ich bin ein Saigoner. Jeder Mensch hat von der Natur aus Angst vor Schmerzen und Tod. Aber die Gewaltanwendung der Behörden gegen Demonstranten hat in mir so einen Wut gezeugt, alle Ängste sind verflogen. Ich möchte daher Tritte und Fäuste für die Frauen und Kinder annehmen. Und denke, dass viele andere Saigoner das gleiche wie ich tun werde. Ich werde am 15.05. um 15 Uhr in der Fußgängerzone Nguyen Hue vor dem Rathaus einen Sitzprotest machen. Wenn die Polizisten schlagen wollen, dann werde ich mein Gesicht hinhalten. Bitte schön. Aber gibt mir bitte das Meer und meinem Volk die Menschenrechte wieder".

Um zu zeigen, dass Gewalt und Brutalität den Willen der Menschen nicht brechen können, kündigen Aktivisten zur gewaltfreien Kundgebung für den kommenden Sonntag an. Diesmal soll die Demonstration dort stattfinden, wo westliche Touristen sich am Meisten aufhalten.

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der_tomtomtom




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BeitragVerfasst am: 14.05.2016, 15:31    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke Hoi An!

"Zufälligerweise" ist Facebook heute Abend in Hanoi und Saigon nicht erreichbar.... "Zufällig" (immer) dann, wenn am nächsten Tag Proteste angekündigt sind.
Ist auch keine Störung bei Facebook, denn via VPN ists problemlos erreichbar.

Naja bald kommt ja Obama - der wirds natürlich richten! Bisher kam ja auch schon wirklich viel Beistand von den westlichen Ländern die sich Menschenrechte, Grundrechte und den ganzen anderen Scheiß auf die Fahnen geschrieben haben. Nee baut mal schön euer beschiss. Deutsches Haus weiter - ist ja alles tutti hier. Die ganzen Bilder von Polizeigewalt und Willkür im Netz iss ja sowiso Neuland, so langs nicht im Ersten läuft...

Also weitermachen und lächeln!

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csba
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BeitragVerfasst am: 14.05.2016, 16:29    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Also...ich bin maechtig enttaeuscht von der neuen Staatsfuehrung Vietnams. Sich mit dem Konzern Formosa zu solidarisieren und keinen einzigen Augenblick dem leidenden vietnamesischen Volk zu widmen...da bin ich nur sprachlos. Was waere wenn zig Millionen Vietnamesen an den vergifteten Fischen sterben wuerden...ueber wen wuerde dann die KP in Vietnam noch regieren wollen? Etwa ueber ein par Tausend verbliebenen Chinesen, die sich zur Zeit in Vietnam in den jeweiligen chinesischen Firmen noch aufhalten?


csba

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BeitragVerfasst am: 14.05.2016, 18:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Redfreiheit und künstlerische Freiheit war Vielen ziemlich egal und die Wenigen kein Problem für die Regierung.
Aber dieser Umweltskandal bewegt viele, die schwerer zu beherrschen sind. Sicherlich kommen andere Umweltprobleme dadurch mehr ins Bewußtsein - Smog, vergiftete Lebensmittel usw.

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Kirby
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Beiträge: 7


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BeitragVerfasst am: 16.05.2016, 19:28    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Was für eine riesen Schweinerei. Ich ziehe ja demnächst auch nach Vietnam. Hier in Deutschland ist Fisch für mich ein festes Grundnahrungsmittel weil es ein super Proteinlieferant ohne gesättigten Fettsäuren ist. Darauf möchte ich eigentlich ungern verzichten zumal Geflügel dort wahrscheinlich genauso Antibiotikaverseucht ist wie hier.

Wo kauft ihr denn dort derzeit Fisch wenn ihr mal Lust darauf habt? Teure Importe aus dem Supermarkt statt vom lokalen Markt?

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wildgoose
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Beiträge: 1020
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BeitragVerfasst am: 17.05.2016, 09:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Meine Frau hat dazu diesen Bericht gefunden (ist zwar auf vietnamesisch, ergo kann ichs nicht übersetzen, aber die Bilder sind aussagekräftig genug):

http://afamily.vn/ca-chet-noi-trang-xoa-tren-dong-kenh-dep-nhat-sai-gon-20160517013725595.chn

Demnach dürfte auch in Ho Chi Minh City schon ein Fischsterben eingesetzt haben.


lg, Paul

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BeitragVerfasst am: 17.05.2016, 11:49    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

So weit ich den Artikel verstanden habe, hat das nichts mit der Verschmutzung durch die Formosa-Fabrik, wohl aber mit der Verschmutzung des Flusses zu tun. Man schreibt von Verschmutzung durch Abfälle im Fluss und das wohl schon einige Jahre vorher toter Fisch im Fluss schwamm. Immer an gleicher Stelle.
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