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 Leben in VN

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pinie






Anmeldungsdatum: 15.05.2003
Beiträge: 28
Wohnort: Berlin



BeitragVerfasst am: 20.05.2003, 20:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Liebe Vietnam-Freunde,
Warum sich über etwas ärgern, was kurzfristig nicht zu ändern isi.
Die Bestechung ist die Pest, die unbedinht vernichtet werden muß. Es ist aber leichter gesagt als getan, besonders wenn das Brötchenverdienen oder das Zusammenleben mit der Familie davon abhängt.
Auch wir Vietnamesen leiden sehr darunter, zumal für Vietnamesen mit normalem Verdienst meistens ohne Verkauf von Schmuck oder Schulden machen nicht möglich ist.
Man darf aber nicht vergessen, daß das Steuersystemin VN mehr Löcher hat als der wörtlicher schweizer Käse. So lange der Staat nicht in der Lage ist, seine Bediensteten so zu bezahlen, daß sie von ihrem Gehalt leben können
dann blüht die Bestechung.
Meine ehemalige Arbeitsgeberin, eine Firma aus Nordeuropa, hatte am Anfang auch sehr viel Probleme mit den Behörden. Irgendwann wollte der NL-Leiter den Kindergarten am Ort, wo auch Kinder der Mitarbeiter betreut wurden, zu unterstützen mit Spielzeuge etc...Kostenpunkt 3000US$/Jahr. Danach hatte die FA: ganz einen anderen Stand bei den örtlichen Honorationen.
Als die Fa. die Niederlassung in Folge der Asienkriese schliessen mußte, bekam der NL-Leiter eine Abschiedfeier, bei der er zu Tränen kam. Jetzt hat er 2 Patenkinder in einem SOS Dorf.Es ist mir klar, daß nicht jede Privatperson als Sponsor auftretten muß. Wenn die größere Firmen etwas sozialer verhalten würden dann haben vielleicht die privaten Ausländer etwas leichter.
Wenn man sich aber so verhält, wie die Gastgeber vom Thomas dann schadet man sich mehr.Ein Hotel 2 Jahren leer stehen lassen , so hoch kann keine Bestechung sein. In den 2 Jahren hätten die beiden schon Gewinn erzielt, da die zuzahlende Steuer sehr gering sind.
Das aber zum Nachdenken. Es soll keine Entschuldigung sein für diese Verbrechen. Jeder soll selbst entscheiden welchen Weg er nimmt.

Ihr habt sicherlich schon bemerkt haben, daß es in VN keine nennenswerte Opposision gegen die KP gibt.
Mancher würde meinen, daß es dem Volk noch an demokratische Verständnis fehlt.
Es liegt m.M. nach einerseits daran, daß solche Oppositionnen meistens schon in Keimen erstickt wurden. Andereseit finden solche Oppositionnen keine breite Basis im Volk. Die meisten Vietnamesen wollen nach 30 Jahren Krieg einfach nur Frieden und Ruhe , um mit seiner Familie leben zu können. Gleich, wie schwer das ist.
Als Vietnamesin, die in VN geboren und aufgewachsen ist aber auch schon im Ausland gelebt hat, sage ich daß so FREI wie jetzt war VN seit mindesten 200 Jahren nicht. Meine Eltern, beide nun schon über80 Jahre alt und feudaler Abstammung erzählten oft daß sie vor 1945 viele Parks oder das Opergebäude in Hanoi nicht betretten dürften weil sie Vietnamesen sind .
Das der Komunismus keinen Paradis auf dieser Erde gebaut hat ist klar.
Für uns Vietnamesen ist es aber lieber Schritt für Schritr Reförmchen duchzuführen als irgend eine politische Bewegung zu unterstützen, die die Regierung stürzt. Denn das bedeutet Krieg, Bürgerkrieg.
Oje, ich habe viel zu lang geschrieben und machte sicherlich eine Menge Schreibfehler da ich beim Tippen keine Übung habe.
Hoffe, daß meine Meinung Euch interessiert.

Gruß
Pinie

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AnhHamburg
Gast










BeitragVerfasst am: 21.05.2003, 10:40    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Pinie,

"Als Vietnamesin, die in VN geboren und aufgewachsen ist aber auch schon im Ausland gelebt hat, sage ich daß so FREI wie jetzt war VN seit mindesten 200 Jahren nicht".

Schade, dass Du Südvietnam vor 1975 nicht kennst, ansonstens hättest Du diesen Satz nicht gesprochen.

Eine Frage: Wann warst Du das letzte mal in VN?

Gruß
AnhHamburg

Online    
haig
Gast










BeitragVerfasst am: 21.05.2003, 11:51    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo,

[Pinie]:
"Als Vietnamesin, die in VN geboren und aufgewachsen ist aber auch schon im Ausland gelebt hat, sage ich daß so FREI wie jetzt war VN seit mindesten 200 Jahren nicht".

[AnhHamburg]:
"Schade, dass Du Südvietnam vor 1975 nicht kennst, ansonstens hättest Du diesen Satz nicht gesprochen."

Ich finde den Artikel von Pinie sehr gefühlvoll und interessant und meine langjährigen Erfahrungen mit Vietnamesen bestätigen eigentlich das von ihr geschriebene. Vor allem ihr Satz: "Andereseit finden solche Oppositionnen keine breite Basis im Volk. Die meisten Vietnamesen wollen nach 30 Jahren Krieg einfach nur Frieden und Ruhe , um mit seiner Familie leben zu können." Genau das bekomme ich von Vietnamesen immer reflektiert.

Ich verstehe das Problem, welches BoatPeople damit haben sehr gut. Aber, bei aller Verbitterung muss man die Geschichte als Entwicklung, als einen Prozess akzeptieren. Vietnam hat eine Zukunft. Ich hatte unter dem Thread: "Lebe ich in VN in meiner eigenen kleinen Traumwelt und bin noch nie aufgewacht ?????" schon etwas dazu geschrieben.

AnhHamburg, in "Südvietnam", welches in den 50-igern als künstliches Gebilde aus den Genfer Verhandlungen hervorgegangen und ein Produkt fremder Mächte war hatte es massive und brutalste Unterdrückung sowie Verfolgung unzähliger Menschen gegeben. Das darf man nicht wegleugnen, weil man so die Realitäten verklärt.

Egal wie man zur Kommunistischen Partei Vietnams stehen mag, so überwog nach Ende des 2. Weltkrieges auch in der Kommunistischen Bewegung der Nationalistische Antrieb zur Befreiung von der Herrschaft und Ausbeutung durch fremde Mächte und zur Wiedervereinigung Vietnams. Dieses legitime Recht konnte damals aufgrund der brutalen Unterdrückung nur durch bewaffnete Gewalt erreicht werden. Schauen wir uns die Geschichte in der Welt doch an. Aus der Unterdrückung entstand der Traum von der Befreiung und die Idee vom Kommunismus. Überall auf der Welt, auf allen Kontinenten war diese Entwicklung präsent. Die Zeit hat dieses Ideal überholt, weil Kommunisten auch nur Menschen sind und Macht korrumpiert. Glaubst Du im Ernst, dass es da einen Unterschied zwischen Kommunisten und den Führern westlicher Mächte gibt? Vietnam ist in seiner Entwicklung durch seine besondere Geschichte noch nicht in eine Phase des Pluralismus eingetreten. Aber die Zeit wird auch ohne Gewalt und Umsturz kommen. Was macht den einen oder anderen diesbezüglich wütend? Das ist der Umstand, dass er fühlt diese Zeit nicht mehr erleben zu können.

Es gibt in Vietnam gegen Opposition Unterdrückung, ja. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass die grosse Masse in Vietnam Widerstand will. Sie haben, wie Pinie richtig schrieb, die Erfahrung von Millionen Toden und ihre Lebensumstände haben sich seitdem auch unter der Herrschaft der Kommunistischen Partei wesentlich verbessert. Wohlgemerkt, dass z.Bsp. europäische Länder und ihre Sozialsystem kein Beispiel sein können. Europa hat eine andere Geschichte und hat doch jahrhundertelang Länder wie Vietnam am Boden gehalten und geplündert.

Ich bin ganz sicher, dass die Lenker auch in der Kommunistischen Partei Vietnam die Notwendigkeit eines Wandels in der Gesellschaft sehen und die Unabwendbarkeit einsehen. Damit meine ich nicht die Mitglieder und Anhänger der Partei, die aus der Erfahrung der Kriege und aufgrund von Propaganda überzeugt vom Kommunismus als Gesellschaftsmodell sind, sondern die wahren Lenker der Geschicke Vietnams.

Was ich dabei beobachten kann ist, dass es einen sanften Wandel und Übergang geben soll und wird. Alles andere würde in Umsturz, Gewalt und Chaos enden. Glaube mir, dafür bekommt niemand in Vietnam eine Mehrheit hinter sich. Die Menschen wollen Frieden und ihre Lebensverhältnisse verbessern.

Mal theoretisch angedacht, es würden in Vietnam keine Kommunistische Partei herrschen und es gäbe Pluralismus. Es würde die gleiche Korruption und genauso Doktrin von oben geben.

Was ich als Ausländer den Vietnamesen mit bitteren Erfahrungen nur empfehlen kann ist: Verzeihung (nicht Vergessen), Versöhnung und friedliches Engagement in Vietnam, sowie an Vietnam nicht an sich selbst denken.

Gruss
haig



[Editiert durch haig ein Mittwoch, 21. Mai 2003 @ 13:08]



[Editiert durch haig ein Mittwoch, 21. Mai 2003 @ 13:17]

Online    
AnhHamburg
Gast










BeitragVerfasst am: 21.05.2003, 13:13    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Haig,
[, in "Südvietnam", welches in den 50-igern als künstliches Gebilde aus den Genfer Verhandlungen hervorgegangen und ein Produkt fremder Mächte war hatte es massive und brutalste Unterdrückung sowie Verfolgung unzähliger Menschen gegeben. Das darf man nicht wegleugnen, weil man so die Realitäten verklärt.]

AnhHamburg:
- Es war keine fremde Mächte (USA), sondern es war ein vietnamesischer Präsident (Ngo Dinh Diem), der Katholik war. Sein Bruder Ngo Dinh Nhu wollte damals von der Bevölkerungsmasse, vor allem von den Katholiken zum Erzbischopf gewählt werden, so wollte er den Buddhisten zum Katholiken machen, deswegen hatten viele Mönche als Beweis gegen diese Regierung gestreikt und zum Schluss sich selbst verbrennen lassen. Ausserdem war die Familie des Präsident Regierungsmitglied und sie hatten nur den Katholiken bevorzugt.
##############-

Haig:
[Es gibt in Vietnam gegen Opposition Unterdrückung, ja. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass die grosse Masse in Vietnam Widerstand will.]

AnhHamburg:
- Als ich in VN war, habe ich sehr viele Flüche von der Bevölkerung (von Nachbarn; von meinem Onkel, der selbst als KP-Funktionär ist, vom Ritschafahrer...) gegen die Regierung (über Bezirksbeamter bis zum Präsident Nong duc Manh) gehört. Natürlich haben sie nur unter Freunden oder Mitmeschen ihren Wut und Unzufriedenheit rausgelassen. Als ich ihre Flüche gehört habe, war ich total verwundert und hatte einbisschen Angst.

Warum will die grosse Masse in VN keinen Widerstand gegen Regierung?

1. Die Leute denken heutzutage mehr ans Geschäft.
2. Falls sie sich Widerstand leisten, werden sie sofort erschossen bzw. ins Gefängnis gesteckt (siehe Peking 1989)
3. Die Leute, die gegen Regierung sind, gehören zu keiner Organisation, deswegen sie sind schlecht organisiert.

Aus diesen Gründen, gibt es keinen wörtlichen Widerstand mit Gewalt, sondern die Gesellschaft wandelt sich langsam. Die älteren an der Macht werden langsam entmachtet und die jüngeren Generationen, obwohl sie auch zu einer KP zugehören, aber sie haben keinen altmodisch Marx-Leninisches Denken. So hoffen die gesamte Vietnamesen im Inland sowohl als auch im Ausland, dass eines Tages VN das Wort FREIHEIT tatsächlich geniessen können.
################
Haig:
[Mal theoretisch angedacht, es würden in Vietnam keine Kommunistische Partei herrschen und es gäbe Pluralismus. Es würde die gleiche Korruption und genauso Doktrin von oben geben. ]

AnhHamburg:
Vor 30 Jahren waren Thailand und Indonesien vom Entwicklungsstand weit hinter Südvietnam, und wo stehen diese beide Länder jetzt? Nicht umsonst trugen wir damals den Name "Perle des Osten"!!!

Übrigens, einige Vietnamesen sind mit der jetzigen Situation in VN zufrieden. Ja, aber nur im Vergleich vor 10-20 Jahren war Fortschritt erkennbar, aber mit welchem Tempo??? Wo die Welt mit der Geschwindigkeit von 100 Km/Std. vorankommt und VN nur mit 1 Km/Std. und sie sind schon zufrieden????

Gruß
AnhHamburg

Online    
alfmuc






Anmeldungsdatum: 18.01.2003
Beiträge: 91



BeitragVerfasst am: 21.05.2003, 22:25    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@Anhhamburg

Übrigens, einige Vietnamesen sind mit der jetzigen Situation in VN zufrieden. Ja, aber nur im Vergleich vor 10-20 Jahren war Fortschritt erkennbar, aber mit welchem Tempo??? Wo die Welt mit der Geschwindigkeit von 100 Km/Std. vorankommt und VN nur mit 1 Km/Std. und sie sind schon zufrieden????

So kann man das wohl nicht ganz stehen lassen. Der Wirtschaftsboom in Südvietnam wurde zu einem großen Teil (natürlich nicht ausschließlich) durch amerikanische Finanzhilfen und den Krieg als lokaler Wirtschaftsfaktor getragen. Die US-Army war schließlich (soviel ich weiß) der größte Arbeitgeber.

Gleichzeitig wurde die ländliche und nordvietnamesische Infrastruktur durch den Bombenkrieg und den Einsatz von Agent Orange aufs schwerste geschädigt. Die von Inkompetenz und Unterdrückungsmaßnahmen geprägte kommunistische Politik der Nachkriegsjahre hat diese Zustände noch weiter verschlechtert. Hinzu kommt daß während dieser Jahre ein Großteil der politisch und wirtschaftlich aktiven Intelligenz unter Lebensgefahr das Land verlassen hat.

Seit vor allem die Wirtschaftspolitik radikal geändert wurde geht es wirklich steil bergauf. Ich war zweimal im Abstand von 2 Jahren in Vietnam und habe das selbst gesehen. Daß der Lebensstandard in Vietnam noch hinter den meisten asiatischen Ländern zurückhängt, liegt wohl einerseits an dem großen Rückstand, der aufzuholen war und andererseits daran, daß die anderen asiatischen Länder sich auch sehr dynamisch weiterentwickelt haben. Der wirtschaftliche Fortschritt ist für die meisten Menschen persönliche Erfahrung. Fernseher, Videorecorder und Motorad gehören für die meisten Familien zur selbstverständlichkeit.

Und was das Tempo des wirtschaftlichen Fortschritts angeht so steht doch wohl eher Europa auf dem Abstellgleis. Oder hast Du das Gefühl, daß es der Bevölkerung in Deutschland in den letzten 20 Jahren wesentlich bessergegangen ist?

Es ist daher wohl verständlich daß die meisten Vietnamesen ihre Energie in die Verbesserung Ihres Lebensstandard stecken und nicht in so hohe Ziele wie eine demokratische Gesellschaft.

Als überzeugter, radikaler Demokrat wünsche mir natürlich trotzdem daß alle Vietnamesen sich frei informieren und Ihre Meinung ohne Repressalien äußern können. Und natürlich auch über Ihr Schiksal frei entscheiden können.

Ich denke auch, daß der Wunsch hierzu vorhanden ist. Nur ist meines Erachtens dir Priorität hierzu bei den meisten Vietnamesen nicht sehr hoch. Schließlich haben ja nur die Vietnamesen die im Ausland leben oder gelebt haben überhaupt Demokratie kennengelernt.

Gruß Alfmuc

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