Heirat bei illegalem Aufenthalt in Deutschland

Verfasst am: 18.07.2003, 23:23 (Kein Titel)

Hallo,
schön, daß es so eine gute Seite gibt, bin per Zufall drauf gestossen. Vielleicht könnt Ihr mir helfen.
Mein Freund kommt aus Vietnam, ist seit 12 Jahren hier, bisher immer mit Duldung. Die ist aber seit Dez. ´02 abgelaufen, seitdem hält er sich illegal in Deutschland auf. 2 Asylverfahren sind bereits abgelehnt wurden. Er kann aber nachweisen, daß er von Jan. ´03 bis Mai ´03 sich in Vietnam aufgehalten hat. Nun wollen wir unbedingt heiraten, wissen aber nicht wie und wo. Für Antworten, wäre ich Euch sehr dankbar. Ciao

[Editiert durch haig ein Samstag, 27. September 2003 @ 14:11]

**Gast**

Hallo Anhao,

welchen Aufenthaltsstatus für Deutschland hast Du?

Gruss
haig

Verfasst am: 19.07.2003, 10:59 (Kein Titel)

Hallo Anhao,

ich halte es für unwahrscheinlich bis ausgeschlossen, daß ein deutscher Standesbeamter Euch traut, wenn sich Dein Verlobter bereits illegal in der Bundesrepublik aufhält. Der Standesbeamte wird sicher einen Blick in den Paß werfen. Zudem sind selbst bei legalem Aufenthalt die Formalitäten für die Eheschließung in Deutschland oft höchst kompliziert. (Siehe entsprechende Seiten unter www.vietnam-freunde.net).

Die einzige Möglichkeit sehe ich darin, bei Eurer Ausländerbehörde den Heiratswunsch vorzutragen und um eine neue Aufenthaltsgenehmigung für diesen Zweck zu bitten. Chancen dürften allerdings nur in ländlichen Regionen bestehen und auch nur dann, wenn es die Ausländerbehörde besonders gut mit Euch meint.

Falls Ihr bereits Kinder habt, gibt es eventuell rechtliche Möglichkeiten. Allerdings sollte man in diesem Fall unbedingt einen versierten Rechtsanwalt einschalten.

Heiraten in Dänemark kann man wohl (vorerst) vergessen, es sei denn, daß die dänischen Behörden für Deinen Verlobten ein nationales dänisches Visum ausstellen. Das ist nach abgelehntem Asylantrag und illegalem Aufenthalt in Deutschland aber eher unwahrscheinlich.

Ich kenne natürlich Eure Situation nicht und weiß auch nicht, ob Du nach Vietnam reisen kannst bzw. darfst. Im Normalfall wäre es das Beste, daß Dein Verlobter nach Vietnam ausreist und Ihr dort heiratet. Anschließend kann er als Dein Ehemann einen Antrag auf Familienzusammenführung stellen. Auf die Familienzusammenführung gibt es einen Rechtsanspruch. Die Bearbeitung des Antrages dauert oft nur zwei bis drei Monate, danach kann Dein Mann legal nach Deutschland einreisen und sich hier aufhalten. Das wäre die sauberste Lösung und spart vermutlich jede Menge Ärger mit den Behörden.

Gruß
Hansefux

[Editiert durch HHFux ein Samstag, 19. Juli 2003 @ 15:11]

Verfasst am: 19.07.2003, 13:32 (Kein Titel)

**Gast**

Hallo Anhao,

ich sehe die Sache auch so wie Hansefux. Der Hinkefuss an der Geschichte ist der illegale Aufenthalt Deines Freundes.

Allerdings will ich diesbezüglich etwas unverbindlich berichten. Warum unverbindlich? Weil es nur auf Erlebnisse beruht, welche ich in einer gleichen Konstellation wie bei Euch hatte. Wo ich damals auch nicht immer den vollständigen Hintergrund von Entscheidungen, welche getroffen wurden, erfahren habe.

Vor Jahren betrieb ein Bekannter eine Beratungsstelle für Flüchtlinge und Asylbewerber. Wohlgemerkt auch für Leute mit Eurem Problem. Deutscher Staatsbürger und ausländischer Bürger welcher abgeschoben werden sollte. Die Abschiebung fand nicht statt. Dies erreichte der Bekannte in Zusammenarbeit mit einem engagierten und erfahrenen Rechtsanwalt, indem sie nicht übers Ausländerrecht argumentierten, sondern die verletzten Rechte des deutschen Staatsbürgers vermerkten. Erstaunlicherweise klappte es in diesem einen mir bekannten Fall. Aber ich würde mir diese Herangehensweis sehr genau überlegen. Denn ich kann nicht sagen, ob das immer klappt.

Ich finde es nur bemerkenswert. Ansonsten rate ich auch zum Ausreisen Deines Freundes und einer Heirat in Vietnam + späterer Familienzusammenführung. Wenn man es intensiv verfolgt und sich durch Schwierigkeiten nicht beirren lässt, dann klappt das schon. Wie von Hansefux erwähnt, hast Du dann einen Rechtsanspruch auf Familienzusammenführung. Dass die einzelnen Mitarbeiter oder Behörden unnötigerweise Probleme über Probleme bereiten ist fast schon normal geworden. Es gibt aber auch Fälle wo es keine derartigen Probleme gab.

Gruss
haig

Verfasst am: 19.07.2003, 23:21 (Kein Titel)

Hallo Haig,
leider können wir nicht in Vietnam heiraten, da mein Freund dort politisch verfolgt wird und sofort auf dem Flughafen verhaftet werden würde.
Vielleicht kannst Du mir den Namen oder mail-Adresse von dem Bekannten geben, bei dem es damals geklappt hat.

Gruß Anhao

Verfasst am: 20.07.2003, 08:59 (Kein Titel)

Hallo Anhao,

als Dein Verlobter noch eine Duldung hatte, hättet Ihr doch in aller Ruhe heiraten können, oder nicht? Neben dem bereits illegalen Aufenthalt dürfte es gerade dieser Umstand sehr schwer machen, in Deutschland eine großzügige Lösung (durch eine ABH oder ein Gericht) zu erreichen. Vielleicht solltest Du Deine Frage 'mal im Forum von www.info4alien.de stellen, da werden gerade solche verfahrenen Fälle viel diskutiert. Es sind auch immer ein paar Mitarbeiter von Ausländerbehörden dabei, die oft gute Hinweise geben.

Die einzige Lösung, die mir einfällt, wäre folgende: Ihr reist zusammen in ein Land, für das vietnamesische Staatsangehörige kein Visum benötigen. Davon wird es nicht viele geben, es ist vielleicht etwas Fleißarbeit, das herauszufinden. Ich meine mal gelesen zu haben, daß Vietnamesen visumsfrei nach Kambodscha einreisen können. Vielleicht kann man sich mit den dortigen Behörden wegen der Eheschließung arrangieren.

Vielleicht sollte Ihr Euch noch einmal kritisch fragen, ob Dein Verlobter in Vietnam tatsächlich in Gefahr wäre. Falls das wirklich so sein sollte, wäre eine freiwillige Ausreise z.B. nach Kambodscha sicher 100x besser als eine Abschiebung nach Vietnam. (Womöglich noch in Handschellen und mit zwei BGS-Beamten als Begleitung. Überrascht

) Denn über eine Abschiebung würden die vietnamesischen Behörden mit Sicherheit informiert.

Falls die Gefahr doch nicht so groß sein sollte, ist der bewährte Weg (in Vietnam heiraten, anschließend Familienzusammenführung) mit Sicherheit viel einfacher.

Gruß
Hansefux

[Editiert durch HHFux ein Sonntag, 20. Juli 2003 @ 10:13]

**Gast**

Hallo Anhao,

der Bekannte von dem ich schrieb war nicht die betroffene Person, wie momentan Dein Freund und Du selbst, sondern er betrieb eine Beratungsstelle für Flüchtlinge und Asylbewerber. Ich habe ihn inzwischen schon 4 Jahre nicht mehr gesehen und nichts mehr von ihm gehört.

Damals war ich Zeuge des von mir geschilderten Falles. Und ich war selbst erstaunt später davon zu hören, dass es so klappte. Dennoch wollte ich diese Herangehensweise nicht ausdrücklich empfehlen.

Ich bin eher ebenso wie Hansefux der Meinung, dass Ihr entweder in Vietnam die Eheschliessung durchführt und wenn Dein Mann tatsächlich mit einer Verurteilung durch die vietnamesischen Behörden und einer anschliessenden Haftsrafe rechnen muss, um die Anerkennung als politisch Verfolgter zu kämpfen. Bleibt die Frage, warum hattet Ihr das nicht schon damals gemacht, als Dein Freund noch einen legalen Aufenthaltsstatus inne hatte? Im jetzigen Stadium ist das natürlich schwierig. Wenn ich mich nicht irre ist Vietnam als ein sogenanntes "Nichtverfolgerland" eingestuft, oder wie man das im Amtsdeutsch nennen mag. Vor Zusammenbruch des "Ostblocks" hatten Vietnamesen diesbezüglich bessere Chancen für ein politisches Asyl.

Eure Zielsetzung muss und kann nur sein, dass Ihr eine von den deutschen Behörden anerkannte Eheschliessung durchführt und dann sollte es sehr einfach sein ihn früher oder später in einen legalen Status in Deutschland zu bekommen. Dann kannst Du Deinen Rechtsanspruch als deutsche Staatsbürgerin geltend machen. Bleibt die ungeklärte Frage, wo verbleibt Dein Freund bis dahin. Meines Erachtens gibt es kein Land in das ein vietnamesischer Staatsbürger visafrei einreisen kann.

Ich würde Euch empfehlen Euch mit Eurem Problem an seriöse und unparteiliche Flüchtlingsorganisationen um Hilfe zu wenden. Der Tip von Hansefux bezüglich www.info4alien.de ist auch gut.

Das Ziel ist letztendlich, dass Ihr Euch gerne habt, Euch entschlossen habt künftig zusammen zu leben und ich denke es gibt immer einen Weg. Auch wenn man verzweifelt in die Zukunft sieht.

Gruss
haig

Verfasst am: 28.07.2003, 02:01 (Kein Titel)

Ich war erst gestern auf einer Messeausstellung in Danang wo die Thailändische Botschaft mit einem Messestand vertreten war.
Ich habe mich danach erkundigt ob meine Frau (Vietnamesin) ein Visa für Thailand benötigt.
Es hieß das sie bis zu einem Monat kein Visum braucht. Bei der Einreise würde sie einen Monat in den Reisepaß gestempelt bekommen. Dies läßt sich dann aber nochmals vor Ablauf verlängern.

Ich weiß nicht ob Vietnamesen ein Visum für Malaysia (oder Kambodscha) benötigen. Falls es dort (wie für Deutsche auch) bei der Einreise einen Stempel für einen Monat gibt dann kann man sich in Süd Thailand aufhalten und ständig vor Ablauf des Monats für einen Tag einen Ausflug über die Grenze nach Malaysia machen und bekommt noch am gleichen Tag bei der Rückreise nach Thailand einen neuen Stempel für einen weiteren Monat in den Paß gestempelt.

Erkundigt euch bei der Thailändischen Botschaft auch ob es möglich ist in Thailand zu heiraten und man eine Internationale Hochzeitsurkunde bekommt. Ich bin in Thailand per Zufall schon mal an einer Hochzeitsfeier gewesen bei der zwei Schweizer geheiratet haben.
Ich meine sie haben auch das Standesamtliche dort gemacht.

Gruß, Thomas