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 Leben in Vietnam

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Sandy
Gast










BeitragVerfasst am: 18.01.2009, 17:08    Leben in Vietnam Antworten mit ZitatNach oben

Hallo, liebes Forum!

Kurz zu mir, ich bin eine junge Frau Mitte der Dreißiger. Seit einigen Monaten lebe ich nun in Saigon, arbeite für eine vietnamesische Firma. Damals hat sich durch Zufall diese Möglichkeit ergeben und ich habe sofort zugesagt, weil ich gerne einmal eine längere Zeit in einem asiatischen Land leben wollte, um die dortige Gesellschaft und Lebenskultur kennenzulernen - besser als es jeder Urlaub könnte.
Seit dem habe ich mich viel über dieses Land und die Menschen informiert, geschichtliches, kulturelles, kulinarisches - einfach alles hab ich in mich aufgesogen.
Mein Herz und meine Seele waren offen wie Scheunentore als ich herkam, ich konnte es kaum erwarten und hätte mir damals auch vorstellen können, evt für immer bzw sehr lange hierzubleiben.

Leider bin ich sehr enttäuscht und desillusioniert. Leider habe ich den Durchschnittsvietnamesen (wenn ich das mal so formulieren darf) als nicht unbedingt sehr freundlich empfunden. Inzwischen habe ich sogar den Eindruck, daß Ausländer nicht wirklich willkommen und gerne gesehen sind.
Klar, wenn man als Tourist zwischen Hotel, Besichtigungsstätte, Touristenrestaurant pendelt und evt abends mal die Dong Khoi entlangflaniert, erlebt man viele freundliche Gesichter. Als Tourist läßt man ja auch in erster Linie Geld da.
Allerdings im normalen Leben empfinde ich es als unmöglich, in irgendeiner Weise einen Einstieg in das hiesige Leben zu finden - egal wie sehr ich mich bemühe oder versuche, mich anzupassen. Irgendetwas muß ich falsch machen, ich habe keine Ahnung was. Selbst die Sprache versuche ich zu lernen, aber Ihr wißt ja selber, es ist schwierig, die Worte richtig auszusprechen. Ich habe allerdings auch das Gefühl, daß sich niemand wirklich die Mühe macht, das verstehen zu wollen, was man da sagen möchte, weil sich niemand dafür interessiert. Naja, wenigstens reicht es langsam für ein paar Untertitel im TV oder im Groben für die Tageszeitung.

Aber es ist nicht nur der fehlende Einstieg in das hiesige gesellschaftliche Leben, es ist der ganz normale Umgang in der Öffentlichkeit. Männer wie Frauen begegnen mir manchmal mit einer solchen Arroganz und Kälte, daß es mich wirklich verletzt. Ich frage mich, warum sie sich so verhalten, ich habe doch nichts getan, ich versuche mich so gut es geht anzupassen. Nur kleinere Schulkinder und manche ältere Menschen begegnen einem öfters mit Freundlichkeit.

Anfangs dachte ich, daß es der beste Weg wäre, Land (Stadt) und Leute kennenzulernen, wenn man in einer vietnamesischen Firma arbeitet. man hat Kollegen, die von hier stammen, mit denen könnte man sich sicher mal treffen, zum Abendessen oder ähnliches. Aber die vietnamesischen Kollegen halten sich komplett fern von den ausländischen Mitarbeitern. Es arbeiten mehrere Ausländer hier, die meisten haben allerdings ihre Familie hergeholt, dann ist es ihnen ziemlich egal, isoliert von den Vietnamesen zu sein. Ich denke manchmal, bis auf einen jungen Mann, der es hier sichtlich genießt, wollen die anderen auch ihre familiäre Ruhe haben.
Die Vietnamesen denken oft, wir würden ihnen die Jobs wegnehmen, dabei liegt es ja daran, daß die Firma zuwenig fachlich spezialisiertes Personal in Vietnam findet, deswegen gerne auch Ausländer einstellt, solange bis selber genügend Vietnamesen ausgebildet sind.
Überhaupt denke ich, daß viele Vietnamesen so sehr stolz sind auf irgendwas, auf ihr Land, auf ihre Herkunft, auf ihre Fähigkeit, das Land aufzubauen. Das finde ich auch ganz toll und bemerkenswert, und ich gönne jedem seinen Stolz - aber doch bitte nicht so, daß man als Fremder hier das Gefühl bekommt, unwillkommen zu sein. Man kann doch stolz sein und dennoch Fremden die Hand reichen, denn ich würde liebend gerne zuhören, wenn zB ein Kollege voller Stolz von der Familie, den Kindern oder vietnamesischen Belangen erzählt.

Das ist auch schon der Punkt, wo ich glaube, an dem es wohl am meisten hier für mich scheitert. Das Geschlecht. Während mein Kollege, der junge Mann natürlich nie lange alleine irgendwo ist, hunderte von vietnamesischen Frauen bereits kennengelernt hat, macht um mich als Frau jeder einen großen Bogen. Selbst in meiner Nachbarschaft schaffe ich es nicht, einen Zugang zu den Leuten zu bekommen. Ich grüße freundlich auf vietnamesisch und ernte nur große ernste Augen.

Wenn mein Freund zu Besuch kommt, was er regelmäßig versucht, scheint alles wie verdreht zu sein. Selbst die Nachbarn lachen ihn an und grüßen, die jungen Mädels kichern ihn an, in den einheimischen Restaurants werden wir freundlicher behandelt als wenn ich dort alleine essen gehe.

Es kann doch nicht angehen, daß es hier als Frau so schwierig ist, Kontakt zu den Menschen zu knüpfen? Ich bin doch höflich und offen zu den Menschen, aber langsam resigniere ich und fühle mich sehr einsam. Ich hätte nie gedacht, daß hier meine einzigen Kontake meine ausländischen Kollegen sind sowie die Mopedtaxifahrer, die jedesmal einen nett anlächeln, wenn sie einen als Kunden wollen.

Kann mir denn jemand den Zauber verraten, wie man als Ausländerin hier ein wenig Kontakt bekommen kann? Oder vielleicht fasse ich vielle Dinge auch so falsch auf und bin dann zu gekränkt. Sicher sind die kulturellen Unterschiede größer als ich dachte, vielleicht für mich entgegen meiner Hoffnung und Erwartung unüberwindbar. Aber ich bin sehr traurig und enttäuscht, daß ich hier nicht das Vietnam kennengelernt habe, was ich mir so sehr erhoffte.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich mag die Vietnamesen immer noch so sehr, deswegen schmerzt diese Erfahrung hier umso mehr. Es muß eine Spirale von gesellschaftskulturellen Mißverständnissen sein, die ich doch so gerne aus der Welt schaffen möchte. vielleicht kann mir einer Ratschläge geben.

Liebe Grüße, Sandy

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wildgoose
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BeitragVerfasst am: 18.01.2009, 20:17    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Sandy,

hmm, sehr interessant, die Erfahrung, die Du gemacht hast. Ich war bisher schon viele Male in Vietnam, jedoch immer mit Touristenvisum, hab aber doch versucht, wie Einheimische zu leben. Ich habe da eher gegenteilige Erfahrungen gemacht.

Ich denke, dass das Denken in vietnamesische Köpfen anders ist, was in einem anderen Verhalten mit anderen Werten resultiert. Das liegt sicherlich an der Kultur, aber auch in der Geschichte Vietnams. Ich bezeichne es mal als eine Art anderes Betriebssystem, welches mit unserer Logik nur schwer zu durchschauen ist.

Ich selbst bin bei den Vietnamese durchwegs gut angekommen, das liegt wahrscheinlich an der Art, wie man sich - auch unterbewusst - gibt. Dafür komme ich in Österreich nicht gut an Smilie

Dieses Thema ist jedoch sehr komplex und subtil, um es mit ein paar Postings abzuhandeln. Wenn Du möchtest, können wir uns ab Ende März in HCM treffen und darüber quatschen (Kontaktmöglichkeit ist in meinen Profil).

lg, Paul

_________________
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Obi




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BeitragVerfasst am: 18.01.2009, 23:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Sandy,es könnte daran liegen, daß Du eine Frau bist, aber beschwören möchte ich dies nicht.
Gruß

_________________
Seit 1996 zusammen und seit 1998 (standesamtlich!) verheiratet mit einer Vietnamesin aus Hanoi (Yen Son - Quoc Qai - ehem. Prov. Ha Tay), zusammen zwei Söhne geboren 2000 und 2004.
Mobil in Viet Nam (0084) : 0975923630
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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 19.01.2009, 01:52    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Sandy,

dein langer Beitrag verlangt eigentlich nach einer ebenso langen Antwort. Leider habe ich im Moment wegen der Neujahrsvorbereitungen keine Zeit dafuer.

Ich lebe jetzt seit ueber 3 1/2 Jahren in Hanoi, allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen als du inmitten einer vietnamesischen Familie, besuche eine vietnamesische Uni und habe im Prinzip keinen oder nur wenig Kontakt zu anderen Auslaendern. Die von dir beschriebenen Erfahrungen habe ich persoenlich nie gemacht, aber in aehnlicher Form so schon von anderen gehoert und gelesen. Es muss also nicht unbedingt nur an dir liegen, dass du kaum Kontakt zu Einheimischen bekommst.

Es faellt mir sehr schwer, dir einen Rat zu geben, da ich dein konkretes Umfeld nicht kenne. Fuer viele bist du sicher einfach nur die "reiche" Auslaenderin. Da spielt dann oft eine gehoerige Portion Neid eine Rolle.

Es gibt natuerlich auch genug Auslaender, die einfach nur unter sich sein wollen und jeden Kontakt mit Vietnamesen ausserhalb des Arbeitsalltags ablehnen. Das habe ich selber in Hanoi schon erlebt. Doch zu diesen komischen Menschen scheinst du ganz sicher nicht zu gehoeren.

Deine schlechten Erfahrungen tun mir sehr leid. Ich weiss aber im Moment nicht, wie man das Problem loesen koennte, da ich so etwas, wie schon geschrieben, ueberhaupt nicht kenne und mich deshalb auch nur sehr schwer in deine Lage hineinversetzen kann.

Viele Gruesse
Cathrin

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suzuki_tom
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Anmeldungsdatum: 07.11.2008
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BeitragVerfasst am: 19.01.2009, 09:03    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Sandy,deine Erfahrungen scheinen ja wirklich nicht die besten zu sein.
Ich bin jetzt 3 Jahre mit einer Vietnamesin zusammen und jedes Jahr für ca. 2 Monate in Vietnam. Nach meinen Erfahrungen ist es einfach eine "Männerwelt" was für jemanden aus unserem Kulturkreis natürlich schwer zu verstehen ist. Obwohl ich oft den Eindruck habe,das gerade die Frauen das Land am laufen halten. Sie managen oft Beruf und Familie und z.B. auf vielen Baustellen werden gerade die körperlich schweren Arbeiten sehr oft von Frauen verrichtet. Und wenn der Mann heute keine Lust auf Arbeit hat,dann arbeitet er nicht. Aber niemals würde eine vietnamesische Frau ihren Mann dafür kritisieren. Zumindest niemals öffentlich. Auch ist es bei Geschwistern als Kinder völlig normal das die Brüder ihre Schwestern oft wegen Kleinigkeiten schlagen und niemand regt sich darüber auf. Auch die Mädchen nicht. Mann kann dazu stehen wie man will,auf jeden Fall ist es für uns "Westler" oft nicht zu verstehen. Was ich damit sagen will: es liegt sicher nicht an dir persönlich so schwer Kontakt zu bekommen. Einen wirklichen Ratschlag kann ich dir leider auch nicht geben. Ausser vielleicht,die Kultur einfach so zu akzeptieren wie sie nun mal ist. Allerdings kenne ich auch viele Vietnamesinnen die wirklich akzeptiert sind. Allerdings hat das nach meinen Erfahrungen immer mit Geld und niemals mit Ihrer Persönlichkeit an sich zu tun. Also nimm es niemals persönlich.
Gruß aus dem zur Zeit leider ziemlich kalten Oberbayern,Tom..

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nina.s86
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Anmeldungsdatum: 22.01.2009
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BeitragVerfasst am: 23.01.2009, 13:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das hört sich ja wirklich nicht schön an.
Ich dachte mir dass es als Frau in Vietnam schwieriger sein könnte aber so etwas habe ich mir auch nicht erwartet.
Kann es vielleicht sein dass du durch irgendetwas unbewusstes falsche Signale aussendest?
Aber selbst wenn das so ist wäre es ja "unbewusst" und du könntest es schwer ändern.
Vielleicht kannst du ja wenn nicht dein freund besucht mit ihm gemeinsam Kontakt zu den Nachbarn oder so schließen ...
Ich wünsch dir jedenfalls viel Glück!

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vietnam2005






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Beiträge: 14
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BeitragVerfasst am: 23.01.2009, 15:31    Hallo Sandy Antworten mit ZitatNach oben

ich lebe jetzt seit ueber 4 Jahren in Ho Chi Minh City und koennte mittlerweile ein Buch schreiben ueber die zurueck liegende Zeit leider wuerde das negative darin ueberwiegen.

Mehr moechte ich hier, dazu nicht schreiben, kann dich aber gut verstehen.

Aendern duerfte sich in deinem Bereich kaum etwas, insbesondere wir in diesem Jahr in Vietnam die Wirtschaftskrise ebenfalls zu spüren bekommen.

Die Vietnamesen werden mit diesem Problem das erste mal konfrontiert und sehen damit, das nicht jedes Jahr das Geld auf dem Baum waechst sondern man jetzt sogar etwas dafuer tun muss.

Die naechsten zwei Jahre wird sich meines erachtens vieles veraendern insbesondere dieses Jahr mit weit weniger Touristen gerechnet (2008=4.200.000 und 2009 nur noch 3.500.000) wird in Vietnam laut offiziellen Angaben. Inoffiziell wird mit noch weniger gerechnet. Einige Hotels haben jetzt bereits ganze Stockwerke still gelegt.

Der Export ist komplett eingebrochen und die Immobilienpreise sind am fallen.

Sogar die Koreaner verlassen das Land und lassen ueber Nacht alles stehen und liegen wie Fabriken und Mitarbeiter. Arbeitslosigkeit zieht nunmehr auch hier ein.

Dazu kommt, dass viele Vietnamesen aus anderen Laendern zurueck kommen. weil sie keine Arbeit mehr finden (Rueckwanderungswelle beginnt) und stehen hier ebenfalls vor dem nichts.

Weiterhin kommt hinzu das nur ein ganz geringer Teil der Touristen das Land ein zweites mal in den naechten 5-10 Jahren besuchen moechte so das wenn die Berichterstattung in aller Welt entfaellt auch hier mit einem Einbruch zu rechnen ist, wenn sich nicht umgehend im Service, in der Qualitaet und der Preispolitik etwas aendert. Sogar von offizieller Seite ist dieses Problöem bekannt und wird angesprochen, das es dem Land am Service und Qualitaet fehlt und das die Preise ueberteuert sind gegenueber anderen Urlaubslaendern. Hier will man entgegen wirken.

Die Rabatt schlachten werden auch hier in diesem Jahr beginnen oder haben teilweise schon begonnen. Hotels fangen bereits damit an.

Viele Gruesse aus Vietnam

Achtung!!!!!!!!!!!!!

Jeden Monat findet ein Deutschentreffen statt. Vielleicht interessant fuer dich. (Zwischen 115 und 130 Leute nehmen regelmaessig daran teil die in Vietnam leben oder Arbeiten). Hier der Auszug vom Generalkonsulat

Liebe Landsleute,
aus organisatorischen Gründen möchten wir den Deutschentreff ab Februar auf den letzten Mittwoch im Monat verlegen. Dies liegt darin begründet, dass regelmäßig auf die erste Woche eines Monats mehrere Veranstaltungen fallen.
Deshalb möchten wir bereits jetzt zum nächsten „Deutschentreff“ einladen. Dieser findet am 25.02.2009 wie gewohnt im „La Habana“ (6 Cao Ba Quat, District 1, Tel. 3829 5180) von 18.00 – 21.00 Uhr statt.
Die Happy Hour geht über 2 Stunden, d.h. von 18.00 – 20.00 Uhr.
Bitte leiten Sie die Email auch an jene weiter, die diese nicht erhalten haben, jedoch gerne zum Deutschentreff kommen möchten.
Jeder, der Zeit und Lust hat, ist herzlich willkommen, dies gilt selbstverständlich auch für Ihre Partner.
Beste Grüße
Ihr Generalkonsulat
„WE LOVE TO ENTERTAIN YOU“

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Sandy
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BeitragVerfasst am: 24.01.2009, 17:01    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo!

Vielen lieben Dank für die zahlreichen Antworten. In gewisser Weise haben sie mir schon weitergeholfen - wenn mir nicht zuletzt auch das "von der Seele schreiben" ebenfalls geholfen hat. Denn kaum habe ich meinem Ärger, Unmut und meiner Frustration freien Lauf gelassen, kamen mir meine Sorgen so dumm vor. Und bei meinen Unternehmungen in der Stadt kam mir alles gleich viel freundlicher vor.

Und ich muß sagen, daß ich nun auf mich selber, meine Ausstrahlung und evt Körpersprache geachtet habe, denn ich möchte es nicht unbedingt so pauschal von mir weisen, daß ich evt wirklich "abweisende" oder "reservierte" Signale ausgesendet habe in der Erwartung sowieso nur Ablehnung und Desinteresse zu ernten. Wer weiß, vielleicht hat dieser Umstand wirklich mitgespielt, ich versuche daran zu arbeiten und darauf zu achten. Und wenn nur einmal mein vietnamesischer Gegenüber mich mit einer freundlichen Geste belohnt, dann bin ich schon sehr glücklich. Und ich denke, die letzten Tage hab ich sicher öfter freundliche Gesten empfangen als ich früher und bislang bemerkte.

Die Tage hab ich mit einem ausländischen Kollegen gesprochen, der seit vielen Jahren hier lebt und hier geheiratet hat, bereits 2 größere Kinder hat. Er riet mir zu sehr viel Geduld und durchweg freundliche Beharrlichkeit. Er riet mir ein wenig Nachsicht zu haben und nicht so krass zu (ver)urteilen. Er meint, während mich in der Stadt draußen jeder bloß für einen weiteren Touristen hält, wissen meine Nachbarn bereits genauestens wer ich bin, wo ich herkomme, wo ich arbeite etc und werden wohl jeden Schritt beobachten, den ich aus dem Haus mache und wer mich wann mit dem Moped nach Hause bringt (seit ein paar Tagen übrigens immer der gleiche nette junge Mann Lachen , nein, mein Freund muß sich keine Sorgen machen)... Und genau diese Nachbarn werden sich schwer tun sich mir zu öffnen, meint er, aber ich solle mit viel Geduld einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Gerade die jüngeren Menschen (Männer) in der Nachbarschaft könnten mich als große, fremde, Europäerin als unnahbar empfinden mit meiner Selbstverständlichkeit, meiner Emanzipation, meinem Beruf, den ich ausübe, der für meine Nachbarn unerreichbar ist. Wie ein Vorredner bereits schrieb, Frauen sind hier wohl in eine andere Rolle reingeboren, da passe ich nicht rein ins Bild.

Aber dennoch ist es ganu das, was ich so schade empfinde, denn weder stelle ich mich über jemanden noch möchte ich eine Sonderbehandlung, ich möchte normal zwischen und mit den Menschen leben und hatte schon mit etwas mehr Neugier oder Interesse der Menschen gerechnet.
Vielleicht taut die Situation ja langsam mit der Zeit auf. Denn es tut mir schon irgendwie sehr weh und es belastet mich in gewisser Weise, wenn zB der Sohn des Nachbarn, der ständig auf seinem Stuhl vor dem Haus sitzt, mich jedesmal ignoriert obwohl ich ihn stets freundlich grüße. Allerdings sein Vater war der erste im Block, der mich freundlich annickt, wenn ich vorbeikomme. Ich muß einfach Geduld haben. Und sicher werden bald auch in den diversen Stellen innerhalb der Stadt, wo ich mich regelmäßig bewege und aufhalte, die Menschen sehen, daß ich nicht nur eine als Tourist vorübergehende Erscheinung bin sondern ein "Dauergast" bin, sicher taut die ein oder andere Situation auf und öffnet sich. Nächste Woche ist mein Freund wieder da, dann werden wir nochmal unser bestes geben in Sachen Socializing... Winken

Allerdings ist das, was Vietnam 2005 geschrieben hat, sehr interessant. Ich befürchte auch, daß die Touristenzahlen sinken werden in Zukunft, nicht nur wegen der schwachen Konjunktur überall. Ich weiß von einer Umfrage bei Vietnam Airlines, in der Touristen zwar bestätigten, daß sie ihren Urlaub in Vietnam genossen haben, aber nicht noch einmal herkommen wollen, weil es wohl angeblich nicht "bequem" und "fortschrittlich" genug hier sei, so frei nach dem Motto war ja nett, aber einmal reicht. Naja, wollenn wir hoffen, daß es trotzdem genügend neugierige Entdecker gibt, die gerne und auch öfters herkommen. Ich denke, die Tourismusbranche wird sich hier auch noch gut weiterentwickeln.
Die Nachrichten über sich zurückziehende Investoren jedoch erschrecken mich. Ich hoffe, es wird sich doch alles wieder irgendwie einpendeln.

Cathrin, kannst Du mir denn evt ein paar Tips geben, ob die Uni in Hanoi manchmal Vorträge oder Veranstaltungen hält? Vielleicht sogar evt Theateraufführungen oder Ausstellungen? Auf Vietnamesisch ist es allerdings noch sehr schwer für mich, aber auf Englisch kann ich es wohl nicht erwarten... Lachen Manchmal bin ich von der Firma in Hanoi und hab etwas Aufenthalt, dann könnte ich evt noch ein paar Schritte in das Leben in Hanoi unternehmen...

Paul, sicher können wir ein Treffen mal ins Auge fassen, wenn mein Dienstplan das zuläßt sehr gerne.

Für vietnam2005 tausend Dank für den interessanten Tip, dieses Treffen kannte ich ja natürlich nicht. Leider macht mir der Februar-Dienstplan einen Strich durch die Rechnung, aber für März will ich früh genug einen freien Tag/Abend anmelden. Sicher bekommt man so auf diese Weise im Domino-Effekt immer mehr interessante und hilfreiche Tips für Ausländer in Vietnam/Saigon.

Bis dahin werde ich versuchen optimistischer und geduldiger auf die Menschen hier zuzugehen und evt ein paar Kontakte knüpfen zu können. Smilie

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van_oi
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BeitragVerfasst am: 25.01.2009, 20:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Als Vietnamesen versuche ich, deine Situation zu verstehen, und wie man die verbessern kann. Einige Zeile sind meine eigene Erfahrung, in Deutschland zu überleben Lachen

1. Deine Vorstellung (über Vietnam, die Leute dort , etc. ) als eine Touristin hast du mitgenommen, in Vietnam zu leben. Jetzt bist du aber ein "dauerhafter Gast".
--> "Versuchst so zu denken: Überall gibt es gute und schlechte Menschen. Diese Person (die vor mir steht) ist gut aber leider können wir uns jetzt noch nicht vertehen. Wichtiger ist, dass ich immer gut und nett zu ihnen bleibe". Und bitte nett und gut bleiben! Smilie "Wir werden uns bald besser verstehen".

2. Viele Vietnamesen sind nicht "trainiert", mit fremden Menschen (Ausländer) Smilie zu leben. Sie gucken dich so an oder sie schauen weg wenn du sie grüßst. Aber keine Sorge, bleib cool und witzig. Sie sind aber nur scheu. Sie werden nett zu dir sein.

3. In der Firma: Vietnamesen lachen gerne, wenn sie traurig sind (komisch aber wahr), wenn sie im Meeting keine Antwort finden... Wenn du was machst und sie lachen, heißt das nicht, dass sie dich auslachen. Einfach fragen: what are you thingking about? Is there anything funny?
Mach deine Arbeit gut aber nicht vergessen, den anderen zu helfen. Vietnamesen sind sehr dankbare Menschen, sie werden dich nie vergessen, wenn du ihr /ihm mal geholfen hast.

4. Achtung: bleib wirklich wie du bist, nicht versuchen netter zu sein oder attraktiver oder was weiß ich. Also, bleib nett, gut wie du bist. Sie werden dich schnell anerkennen.

5. Last but not least: die Sprache lernen! Mindestens ein paar Wörter Winken Es ist nicht schwer wie du jetzt denkst (Oh nein unmöglich Geschockt ) Nur einfach zum Spaß. Die Vietnamesen werden sich viel Mühe geben, dir einmal besser "xin chào" beizubringen. Dadurch wird dann die Freundschaft entstehen.

Viel Glück und Erfolg! Smilie

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SunshineGirl
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BeitragVerfasst am: 29.01.2009, 10:47    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hi Sandy,
als ich Deinen Bericht laß wurde ich etwas traurig und kann Dich gut verstehen. Es ist bestimmt enttäuschend wenn man soviel an Einsatz und Erwartungen in sich trägt und es scheinbar nicht gebührend belohnt wird.
Ich habe evtl. auch vor nach Saigon zu ziehen, allerdings nicht direkt in die City sondern eher in einen ruhigeren Außenbezirk.
Es ist vielleicht auch einfach so daß in so einer Megastadt wie Saigon der Einzelne so ziemlich untergeht und nicht wirklich wahrgenommen wird wie z.B. in einem weniger dicht bevölkertem Gebiet. Unabhängig von Nationaliät oder Ethnizität.
Ich habe die gleiche Erfahrung z.B. in Berlin gemacht und aus diesem Grund die Stadt auch verlassen und bin in eine etwas ruhigere Gegend gezogen ( Kleinstadt).
Außerdem ist es laut meinem Freund der in Saigon aufgewachsen ist nicht umbedingt üblich daß man andere Leute die man nur vom Sehen her kennt grüßt oder fragt wie es geht etc. Das Gleiche gillt wohl auch für Geschäfte wo man auch nicht immer gleich vom Verkäufer angesprochen wird wie z.B. in Japan wo einem überall zugelächelt und "Irrashaimase" entgegengerufen wird.
Wie gesagt - es sind nur Vermutungen und ich war selbst noch nicht in Saigon.
Bevor ich dort hin ziehe werd ich mir natürlich erst mal persönlich nen Eindruck verschaffen. Ich werde dann als sogenanntes "angeheiratetes Mitbringsel" aus D. dort erscheinen. Vielleicht ist das für die Integration vorteilhafter als wenn man als Deutsche/r ohne familäre Bindung versucht dort Fuß zu fassen. Aber bitte nun nicht gleich den nächstbesten Vietnamesen heiraten, zwinker***
Ok, ich hoffe daß es Dir in Zukunft leichter fällt Kontakt zu den Menschen zu bekommen und schreib ruhig mal wieder. Deine Erfahrungen interessieren mich wirklich! Kannst auch PN. LG Sunshinegirl**

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Florian




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Beiträge: 1920


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BeitragVerfasst am: 30.01.2009, 09:12    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Sandy,

schön dass du auf die meisten deiner Fragen mitlerweile selber Antwort gefunden hast und du wieder optimistischer bist. Ich denke Krisen dieser Art sind einfach unvermeidlich, wenn man in einem neuen Land und neuer Umgebung versucht heimisch zu werden.

Einige andere und du selbst haben es ja schon erwähnt, ein wichtiger Punkt ist sicher dass du (Mitte 30, unverheiratet, selbständig und alleine in einem fremden Land) für die meisten Vietnamesen doch sehr andersartig bist und sie nicht wissen wie sich dich einschätzen sollen und was sie mit dir anfangen sollen.

Männern bist du etwas unheimlich, weil so stark und selbständig. Frauen in deinem Alter sind verheiratet und haben Kinder... alles im Prinzip keine Hindernisse, Kontakt zu finden, aber von gleich zu gleich ist das einfach leichter.

Aber ich denke auch, mit viel Geduld und Freundlichkeit wirst du sicher ohne Probleme bessere Kontakte finden, oder einfach auch das Verhalten der Vietnamesen besser einschätzen können...

Allerdings darfst du dir auch keine zu grosse Illusionen machen: Die kulturellen Unterschiede werden nie völlig verschwinden.

Ich zum Beispiel hab eigentlich keine grossen Probleme, hier (ich wohne in Dalat) Kontakt mit Vietnamesen zu finden. Mein Problem ist eher dass meine Vorstellung von Freizeitgestaltung doch nicht ganz identisch sind, mit denen der allermeisten vietnamesischen Männer hier (trinken, karaoke, trinken, karaoke, trinken...). Am Anfang hab ich mich da gut integriert Smilie aber mitlerweile geh ich doch wesentlich weniger öfters weg mit den Vietnamesen hier.

Ok, nur ein Beispiel, aber ich denke einfach, auch die Erwartungen etwas runterschrauben ist sicher wichtig...

Viele Grüße, Florian

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VN2008
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Beiträge: 167


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BeitragVerfasst am: 30.01.2009, 20:37    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Liebe Sandy,
ich habe deinen Beitrag gelesen. Es ist nicht schön, dass du in Vietnam keinen Anschluss gefunden hat. Aber du hast das geschafft, wovon viele Deutsch-Vietnamesen nur träumen. "Arbeit in Vietnam".
Ich habe eine Cousine, sie hat einen Kindergarten in Thu Duc HCM. Sie ist sehr offen, spricht auch Englisch. Sie hat auch keinen Mann, nur eine Adoptiv-Tochter. Falls du mal mit ihr Kontakt aufnehmen willst, dann schreib mir. Email: thunga.lamthach@hotmail.de

Gruß

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 31.01.2009, 05:52    Unterschiedliche Erfahrungen Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Sandy
Ich habe 2 völlig unterschiedliche Erfahrungen in Vietnam gemacht.
Die erste völlig positiv. Ich bin damals mit meinem Exfreund nach Vietnam gekommen der seit einigen Jahren mein bester Freund und "großer Bruder" ist. Seine 'Oma wollte mich schon seit Jahren endlich persönlich kennenlernen also sind wir zusammen für einen Monat nach Vietnam gekommen.
In einen idyllischen Aussenbezirk von Hai Phong.
Nach einem Frieseurbesuch hier der etwas unglücklich endete hatte ich dann platinblondes bis weisses Haar zu schneeweisser Haut. Nicht auffallen also unmöglich. Die Kinder liefen mir auf der Strasse nach und jeder wollte mich berühren. Ich fand das damals sehr lustig und habe stets gelacht und "mitgespielt". Die Familie hat mich auch sofort als Kind akzeptiert und die Nachbarn waren auch stets freundlich und neugierig.
Da ich auch noch viel von der Sprache kann und "perfekt" Karaoke singen kann wurde ich auch regelmäßig richtig vorgeführt wenn wir unterwegs waren. Was mich damals aber eher stolz gemacht hat. Wenn ich versucht habe mich zu unterhalten dann haben die Leute auch versucht zu verstehen was ich sage und haben es dann meistens auch verstanden.
Ich habe das Land und die Leute geliebt.
Allerdings hatte ich damals eben den Status: nette, hübsche Deutsche die sich auch noch in der Verständigung bemüht und hatte zudem quasi "Immunität" durch meinen Exfreund der die erste hälfte seines Lebens in Vietnam aufgewachsen ist und dann mit einem Teil seiner Familie nach Deutschland kam. Er hat auch die kulturelle Barriere immer im Gleichgewicht gehalten und ich wurde überall als das Ziehkind meiner Exschwiegermama freudig empfangen.
Kurzum ich hatte einen klasse Status und sog Land und Leute zu 100% positiv auf.
Nach einiger Zeit haben der beste Freund meines Exfreundes und ich uns dann verliebt, was einen großen Skandal verursacht hat, aber es war klar das wir zusammenbleiben wollen und es wurde ausgehandelt das er in einigen Monaten nach Deutschland kommt damit wir uns dort eine gemeinsame Zukunft aufbauen können. Alles zog sich also kam ich nach 4 Monaten zurück nach Vietnam weil ich es nicht mehr aushielt so lange von ihm getrennt zu sein. Nach einem knappen Monat in dem wir aber Urlaub hier gemacht haben also in einem Feriengebiet waren, wo ich auch durchweg freundlich empfangen wurde kehrte ich zurück nach Deutschland in der Hoffnung er käme bald..Nichts ging voran also beschloss ich im Ende Juni wieder nach Vietnam zu kommen. Ein paar Tage vor meinem Abflug habe ich meinem Freund dann gesagt das ich ihn in Vietnam heirate wenn er möchte damit alles schneller geht und wir würden in Zukunft ja eh irgendwann heiraten also warum nicht gleich, damit das warten ein Ende hat. Ich sammelte also in rasendem Tempo und mit viel Blut und Schweiss und Tränen und Wut auf Behörden alle Papiere zusammen und flog zurück zu meinem Engel. Wir haben geheiratet und in der Zeit war ich hier wenig auf der Strasse. Im Freundeskreis wurde hauptsächlich über seine bevorstehende Reise nach Deutschland diskutiert und die Nachbarschaft stets freundlich wusste ja auch das er "geht". Leute die nicht involviert waren hatten also das typische Bild vietnamese heiratet deutsche um nach Deutschland zu kommen. Ich muss hier sagen das in Deutschland in meinem Bekanntenkreis auch nur diese Kommentare gefallen sind. Jeder hatte sofort die vorgefertigte Meinung das eben der Vietnamese Papiere für Deutschland möchte.
Ich schreibe das um dir zu zeigen das "wir" ebenso schon ein Vorurteil gegenüber Ausländern haben.
Als die Behörden dann sein Visum wegen Verdacht auf Scheinehe abgelehnt haben bat er mich zu ihm zurückzukommen und mit ihm in Vietnam zu leben weil er sich ein Leben ohne mich nicht vorstellen könnte. Da inzwischen knapp ein Jahr vergangen war in dem ich ihn auch jede einzelne Sekunde schmerzlich vermisst hatte habe ich nicht lange nachgedacht und zugestimmt. Ich hatte vorher nie die Absicht gehabt hier zu leben und hatte mir daher auch keinerlei Gedanken über ein Leben in Vietnam gemacht. Ich habe in Deutschland einen absoluten Topjob mit Spitzenverdienst aufgegeben meine 7 Sachen gepackt meine Kündigungsfrist irgendwie rumgebracht und mich auf die Abreise vorbereitet.
In Vietnam angekommen war erstmal alles wie immer. Schön eben.
Ich hatte meinen Mann und alles andere habe ich nicht gesehen.
Nach ein paar Monaten habe ich aber gemerkt das sich das Verhalten meiner Umgebung geändert hat und ich mich daraufhin ebenso. Als die Leute erkannt haben das ich jetzt hier bin um hier zu leben stieß ich eher auf Feindseligkeit und Spott (was aber normal ist und in Deutschland nicht anderst wäre!) nur konnte ich aufgrund meiner Situation Freunde und Familie verlassen, Arbeit aufgegeben und Aufgabe meiner Selbstständigkeit nicht damit umgehen. Ich hatte keine "dicke Haut" um Verständniss für das Verhalten der Leute aufzubringen. Ich wurde quasi als schicke Ausländerin abgestempelt die sich einen Vietnamesen gesucht hat, vermutlich eine kleine "Vorliebe" für Asiaten hat und jetzt eben mal in Vietnam leben möchte weil es hier ja so schön "asiatisch" ist. Erinnert ihr euch was ich vorhin darüber geschrieben habe wie mein Umfeld in Deutschland die Tatsache aufgefasst hat das mein Mann zu mir nach Deutschland kommen möchte? In Deutschland wäre es das selbe Spiel gewesen nur eben mein Mann in der Rolle des "Ausländers" der ein Leben in einem anderen Land bevorzugt.
Nach einiger Zeit habe ich dann eine Stelle als Lehrerin bekommen. Mit den männlichen Kollegen kam ich super klar aber mit den weiblichen kamen nach kurzer Zeit Probleme. Eifersucht, Neid würde ich es nennen. Ich war frei und konnte tun was ich wollte und hatte auch in der Arbeit wieder den Status des bevorzugten Ausländers. Zudem hatte ich hauptsächlich Kontakt mir den männlichen Kollegen weil diese mir gegenüber offen und vorurteilslos waren was die weiblichen Kollegen mir schlecht auslegten.
Das machte mich wütend gab ich mir doch Mühe stets freundlich zu ALLEN! zu sein. Nur eben blieben mir die Türen zur "Frauenwelt" hier verschlossen. In unserem Bekanntenkreis (wohlgemerkt nicht den engeren Freundeskreis der mich vollkommen akzeptiert, allerdings auch alles großteils Männer) wird mein Mann inzwischen dazu gedrängt mich zu schwängern damit ich wie eine gute, anständige Frau Zuhause bleibe. Mein Mann nimmt mich nämlich überall mit und ich bin meistens die einzige 'Frau die in der "Männerrunde" teilnimmt. Die Frauen der Männer die hier Druck ausüben sind allesamt natürlich Mütter oder erwarten gerade ein Kind und nie mit von der Partie. Wenn ich doch mal auf eine von ihnen treffe ich auf Verschlossenheit und Abneigung. Vermutlich eben weil ich nicht am Damentisch sitze sondern mit den Männern und Lache und trinke und ab und an sogar rauche. Ich darf mit ihnen Karten spielen und um die Häuser ziehen. Und: Ich mache meinen Mund auf! Ich vermute das die Frauen mich nicht akzeptieren können weil ich eben anderst bin und vermutlich spielt viel eigentlicher Neid eine Rolle das ich dieses freie Leben hier leben kann und sie nicht. Sie sind zu sehr in ihrer kulturellen Verpflichtung gefangen. Ich müsste also einen Schritt auf die Leute zumachen was mit aber im Moment nicht gelingt weil ich zwar ganz klasse analysieren kann wo das eigentliche Problem liegt aber im Moment zu sehr mit mir selber beschäftigt bin um es anzugehen. Die Rückschläge mich hier zu integrieren haben mich nämlich auch geschmerzt gab ich mir doch anfänglich so viel Mühe. Inzwischen begegne ich den Menschen aber auch abweisend. Wenn mir jetzt die Kinder auf der Strasse "con tay" zurufen oder mir "hello" hinterherplärren finde ich das nichtmehr lustig und schön sondern strafe ich es mit einem bösen, genervten Blick weil ich es Leid bin als die "Ausländerin" abgestempelt zu werden. Das Verhalten der Leute ist im übrigen anderst wenn ich alleine unterwegs bin. Also ohne meinen Mann. Sobald die Leute aber wissen das ich hier verheiratet bin kommen die Vorurteile. Was man aber wie gesagt nicht verdenken sollte weil es einfach überall auf der Welt so ist. Ich glaube wir können nicht erwarten das wir in eine fremde kultur treten und die Menschen freudig auf uns zulaufen und akzeptieren. Wir haben uns nur am Anfang Mühe gegeben aber jetzt wo die Menschen hier wissen das wir bleiben sollten wir uns erst recht Mühe geben weil sich alle ja jetzt auf eine neue Situation einstellen müssen. Jetzt ist es besonders wichtig freundlich zu sein und sich Mühe zu geben. Ich habe auch die Erfahrung gemacht das es Leute gibt die verstehen wollen was ich sage und sich Mühe geben beim Zuhören dann klappt die Konversation auch und man kann Zugang zu den Personen finden und sie können lernen ebenso Verständiniss für einen aufzubringen. Für die, die uns nicht verstehen wollen müssen eben wir versuchen Verständniss aufzubringen! Dann wird das mit der Zeit bestimmt auch. Ich denke wir senden inzwischen tatsächlich Signale der 'Ablehnung aus was aufgrund unserer Situtation ja ebenso verständlich ist. Wir sind ja auch keine Elefanten und aus Stein. Aber wir sollten halt nicht vergessen das es auf der anderen Seite genauso ist und uns weiterhin Mühe geben das man miteinander "warm" werden kann.
Kleines Beispiel noch am Schluss:
Ich wollte die Jacke meines Mannes in die Reinigung bringen. Ich weiss ich kann unsere Adresse so aussprechen das man sie versteht! Die Dame von der Reinigung sah mich schon so seltsam an und wollte auch "ums verrecken" die Adresse natürlich nicht verstehen. Ich war gekränkt über dieses verhalten und habe mir im ersten Moment vorgenommen nie wieder zu dieser Reinigung zu gehen. Ich hab dann den Stift genommen und genervt die Adresse selber aufgeschrieben.
Ich habe mich aber inzwischen anderst entschieden und bringe Kleidung die zu reinigen ist weiterhin zu ihr und bleibe inzwischen einfach beharrlich freundlich und lächle wenn es verständigungs Probleme gibt. Mit der Zeit hat sie mich jetzt auch akzeptiert und kann im Gegenzug inzwischen auch ein Lächeln und ein Chao chau rausbringen wenn sie mich sieht...
Es hat gedauert und Kraft gekostet aber jetzt mögen wir uns.
Wir sollten also nicht zu viel zu schnell erwarten. Die Menschen haben eben alle Vorurteile und es liegt wohl an uns als die "neuen" diese auszuräumen. Ein Ausländer in Deutschland wird ja auch nicht anderst behandelt und wird auch erst akzeptiert wenn er sich Mühe macht um sich zu integrieren und dann auch erst wenn er es geschafft hat. So sind die Menschen eben und Vietnam ist ja keine Unterkultur wo die Menschen einfach blind, freudig auf einen zutapsen und sofort die Absicht verstehen die ein anderer hat.
Ich glaube es ist tatsächlich an uns einfach mehr Verständinss aufzubringen für die Menschen die hier leben.
Einfach nicht aufgeben und dann wird das schon mit der Zeit.

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Sandy
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BeitragVerfasst am: 07.02.2009, 13:25    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich danke Euch allen für die vielen und auch teils sehr ausführlichen Antworten und Erfahrungsberichte. Sicher hilft es nicht nur mir weiter sondern auch anderen, die in ähnlicher Situation wie ich stecken und hier lesen.

So lange bin ich ja noch nicht hier, es sind gerade 4 Monate. Da gab es schon die ein oder andere emotionale Achterbahnfahrt von himmelhochjauchzend bis zu elendbetrübt. Manchmal lache ich vor Freude und dann wieder könnte ich mit der Keule rumrennen und jedem auf den Detz kloppen, quasi gesehen.

Allerdings gebe ich allem (mir, den Leuten, meinem Umfeld etc) nun etwas mehr Zeit und Geduld. Damit bin ich bereits jetzt schon besser gefahren. Und ich glaube, daß ich langsam die hiesige Gangart besser begreife.

Ich empfinde nach wie vor die hiesige Art und Weise mit allem drum und dran zu interessant als daß ich die Flinte ins Korn werfe. Wie ich bereits erwähnte: die Hauptbarriere ist ja die Sprache, ich denke, wenn das doch nur mal fluppen würde, wäre sehr vieles einfacher. Und das geht leider nicht über Nacht...
Allerdings ist seit Tet das "Eis" in der Nachbarschaft deutlich geschmolzen, ausgerechnet die jungen Mädels haben damit angefangen, inzwischen gefolgt vom "Rest". Ich dachte, es würden erst die Älteren, die Familienvorstände quasi, den Anfang machen, aber so ist es mir auch sehr recht Sehr glücklich . Sie haben in der Lunar New Years Nacht spät noch (wohl mehr oder weniger angetrunken) auf der Straße verbracht und etwas gefeiert, als ich erst von der Arbeit kam (als braver Ausländer arbeitet man ja umso mehr an Tet, damit die vietnamesischen Kollegen bei ihren Familien sein können). Sie riefen mich tatsächlich herbei und lachten. Leider konnten wir nicht viel reden...
Am nächsten Tag dachte ich, na, mal sehen ob sie sich morgen noch dran erinnern oder ob dann wieder alles wie bisher ist. Aber sie haben sich erinnert. Seitdem ist es schon beedeutend angenehmer hier geworden. Jetzt fehlt nur noch die Kommunikationsmöglichkeit... Langsam entwickelt es sich. Das Eichhörnchen ernährt sich halt nur mühsam!

Jedenfalls freue ich mich hier zu sein und diese Möglichkeit geboten bekommen zu haben. Und ich werde versuchen so viel wie möglich in mich aufzusaugen. Vielen Dank an Euch für Eure vielen Ratschläge und Gedanken!

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pumpinfreak
Gast




Alter: 41
Anmeldungsdatum: 18.02.2009
Beiträge: 42
Wohnort: Sai Gon


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BeitragVerfasst am: 09.03.2009, 06:46    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

He Sandy!

Anbei der Name der Univeristy wo ich ab 8. April einen Englisch-Vietnamesisch Kurs machen werde! Dort kann man sich aussuchen ob man am Tag oder Abend arbeiten will und da ich jetzt schon einen Job bei einer vietnamesischen consulting&research Firma gefunden habe werde ich den Abendkurs besuchen! MO, MI, FR von 19:00-20:45! Kostet 224 Dollar pro Kurs

Vietnam National University - HCM
University of social sciences and humanities
Department of Vietnamese Studies and Vietnamese Lagnuage for Foreigners
Tel: 84-8-8225009
e-mail: vietnamhoc@hcm.vnn.vn
Website: www.vns.edu.vn

Adresse: 10-12 Dinh Tien Hoang, District 1, HCM City

Ist gleich in der Nähe von Diamond Plaza!

Lg Hannes

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