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 Neue Literatur Vietnam

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 15.03.2010, 08:39    Neue Literatur Vietnam Antworten mit ZitatNach oben

Der internationale Bekanntheitsgrad vietnamesischer Buch- Autorinnen und Autoren steigt. Es dauert wohl nicht mehr lange, da wird Vietnam moeglicherweise zum “Ehrengast- Thema” der Frankfurter Buchmesse und auch ein Literaturnobelpreis scheint m.E. nicht mehr allzu fern. Wenn sich nicht die chinesische Lobby mit der immerhin beachtlichen Autor(inn)enschaft aus Shanghai 2009 in Frankfurt schon dazwischen gedraengt haette ... Manchmal wollen die PreisstifterInnen ja auch ein in ihren Augen quasi-politisches Zeichen setzen, was ich persoenlich nicht so gut faende. Ich sehe das durchaus kritisch, moechte aber auf alles gefasst sein – und eine wie auch immer zu beurteilende Breitenwirkung wuerde sich schon einstellen.
Deutsche oder amerikanische Vietnamliteratur jeder Art meide ich. Franzosen, wenn auch aelter, schienen mir etwas “naeher dran” (, d.h. an ihren eigenen Problemen mit VN).
Trotzdem oder gerade deswegen wuensche ich mir Lesermeinungen zu einem von mir nicht gelesenen neuerschienenen Buch :
J.Peter Bock. Hanoi Tango. (Engelsdorfer Verlag) Januar 2010. ISBN-10: 3869017465, ISBN-13: 978-3869017464
Ebenso gespannt waere ich auf LeserInnenmeinungen zu dem moeglicherweise nicht allzu anspruchsvollen :
Krimi aus VN mit geschichtlichem Hintergrund (17.Jhdt.) : Tran-Nhut . Das schwarze Pulver von Meister Hou – ein Kriminalfall fuer Mandarin Tan. (Unionsverlag), Reihe : metro; UT Nr.479 .Februar 2010. ISBN-10: 3293204791, ISBN-13: 978-3293204799
Autoren : Tran-Nhut = zwei in VN geborene Schwestern Thanh-Van und Kim, 1968 mit den Eltern nach USA ausgewandert, spaeter nach Frankreich uebergesiedelt. Abi, Studium Maschinenbau und Physik.
Mein persoenlicher literarischer “ Liebling” ist die von mir schon einmal im Forum erwaehnte Phạm Thị Hoài mit den Geschichten in ihrem “Sonntagsmenue” (nach 2000 wieder im Juli 2009 erschienen). Es sind persoenliche Geschichten aus Hanoi. Was mein Weltbild zerruettete ! Weil ich ja SaiGon liebe . Warum ? Weil der Ort so unvergleichlich herrlich chaotisch, anarchisch, explosiv, widerspruechlich, oberflaechlich tiefsinnig, gefaehrlich zaertlich , erotisch, unberechenbar, platt und tief, treu und korrupt , immer : leidenschaftlich – also : zutiefst “menschlich” ist. Und all diese mir in ihrer Gesamtheit so wertvollen Tugenden soll es auch in Hanoi zum Ausleben geben ? Pham Thi Hoai schreibt so hinreissend, dass man es ihr fast glauben moechte.
Nun bitte ich, die in VN lebenden Vietnamesen mal kurz wegzuhoeren, weil mein zweites Lieblingsbuch wegen des dort nicht mehr lebenden Autors wohl in VN nicht mehr p.lly corr. ist. Ich als Deutscher darf es ja lesen und moechte es gerade auch meinen Freunden hier im Forum aus dem Osten des Vaterlandes empfehlen. Eigentlich mag ich den Roman garnicht einmal wegen des Inhalts, der mit Kontraktarbeitertum in der DDR und dem unerwarteten Einbruch der “Wiedervereinigung” ebenso zu tun hat wie mit dem Vietnam der spaeten 80er Jahre. Trauer in der Emigration und Optimismus. Ich mag ihn wegen der Kunst, seine Beobachtungen in Sprache umsetzen zu koennen ! Es kommt der Tag, da wird ganz Vietnam stolz sein auf einen Schriftsteller, dessen Kunst in der zur Zeit ersten Liga der zeitgenoessischen Weltliteratur angesiedelt ist. So wie auch der Tag nicht mehr so fern erscheint, dass der m.E. groesste deutsche Literat des vergangenen Jahrhunderts, B. Brecht, wieder so selbstverstaendlich gewuerdigt werden wird wie es seiner unvergleichlichen Sprachkreativitaet zukommt. Leider ist fuer eine Lesekostprobe aus The Dungs Werk – etwa zu einem Thema wie “worueber Vietnamesen lachen” – auf S.8 zu wenig Raum.
The Dung. Der Traum von Orly. (Horlemann Verlag). Februar , Maerz 2010. ISBN-10: 3895022918 , ISBN-13: 978-3895022913. (Andere Titel des Autors im Horlemann-Verlag : “Unvollendeter Fruehling” und “Der Sturm der vergangenen Nacht wird nicht der letzte sein” , beides : Lyrik. )
"Reiseliteratur" schliesse ich hier aus. Dank Euch fuer Eure Rueckmeldungen, Catinat

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 16.03.2010, 07:45    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Noch einmal : Neueste Vietnam-Literatur Ende 2009, 2010 - wer hilft beurteilen ? wer ergaenzt ? (keine Traveller-Literatur) – wer hat gelesen ? wer empfiehlt ? subjektive Meinung gefragt.
Ein Anfang :
1. The Dung. Der Traum von Orly. (Horlemann Verlag). Februar , Maerz 2010. ISBN-10: 3895022918 , ISBN-13: 978-3895022913. (Andere Titel des Autors im Horlemann-Verlag : “Unvollendeter Fruehling” und “Der Sturm der vergangenen Nacht wird nicht der letzte sein” , beides : Lyrik. ) – geschichtsmaechtig (spaete 80er J. , DDR, Vietnam, Wiedervereinigung) , lebendig, leidenschaftlich, schriftstellerisch (Sprache, Aufbau) hochklassig.
2. J.Peter Bock. Hanoi Tango. (Engelsdorfer Verlag) Januar 2010. ISBN-10: 3869017465, ISBN-13: 978-3869017464 - ???
3. Tran-Nhut . Das schwarze Pulver von Meister Hou – ein Kriminalfall fuer Mandarin Tan. (Unionsverlag), Reihe : metro; UT Nr.479 .Februar 2010. ISBN-10: 3293204791, ISBN-13: 978-3293204799 - ???
Catinat bittet.

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knolle2
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Anmeldungsdatum: 06.03.2010
Beiträge: 34


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BeitragVerfasst am: 16.03.2010, 09:59    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich habe mir mal die Kurzinfos (siehe unten) zu allen drei Büchern angesehen, den "Tango" und das "Pulver" werde ich mir besorgen sobald ich etwas mehr Zeit zum lesen habe.

"Der Traum..." hört sich auch interessant an, liegt mir aber wegen des unterschwelligen Unterthemas "illegale Einwanderung" eher weniger, vielleicht bekomme ich es mal in der Leihbücherei.

Hier die Kurzinfos zu den Büchern:

1. The Dung. Der Traum von Orly

Tran Linh, ein junger Intellektueller aus der Provinz, träumt vom Lebenin der Hauptstadt Hanoi. Doch seine Bemühungen scheitern an den politischen Strukturen und den ökonomischen Verhältnissen im Vietnam der späten 1980er Jahre. So beschließt er, das Land zu verlassen. Aber nicht als einer der vielen Bootsflüchtlinge, nein, Tran Linh bewirbt sich offziell auf eine der begehrten Stellen als Kontraktarbeiter in der DDR. Das soll sein Sprungbrett nach Frankreich werden. Geschickt und manchmal geradezu skrupellos nutzt er Seil- und Liebschaften für seine Zwecke aus. Schließlich ist das Ziel zum Greifen nah, doch die überraschende Wiedervereinigung Deutschlands macht den Ausgang der Geschichte ungewiss.Peter Knost schreibt in seinem Vorwort: The Dungs neues Werk bietet tiefe Einblicke in die Machtstrukturen, die Befindlichkeiten und die emotionalen Beziehungsgeflechte im Vietnam der späten 1980er Jahre, aber es erschöpft sich keineswegs darin. Die fesselndsten Passsagen sind die, in denen der Autor seinen Protagonisten seine Leidenschaften und Emotionen ausleben lässt.


2. J.Peter Bock. Hanoi Tango

In einem Vietnam, das sich langsam dem Westen öffnet und den Spagat zwischen Sozialismus und Kapitalismus praktiziert, suchen einheimische und ausländische Glücksritter das schnelle Geld. Mädchenhandel, Prostitution, Glücksspiel, Rauschgift, Schutzgeldzahlungen, und der Handel mit Babys sind unter anderem die neuen Geschäftsideen, die große Gewinne versprechen. Der Wirtschaftsjournalist Jean und der russische Geschäftsmann Igor leben und arbeiten in diesem Milieu. Skrupellosigkeit und Gewalt gehören zum Tagesgeschäft aber auch Liebe und Leidenschaft. Von der ersten bis zur letzten Seite voller Spannung, zeigt dieser Roman, der viele eigene Erlebnisse und Erfahrungen des Autors widerspiegelt, ein Vietnam, wie es kaum ein Tourist erfahren wird.


3. Tran-Nhut . Das schwarze Pulver von Meister Hou

Der junge Mandarin Tân, Richter in einer Hafenstadt im Norden Vietnams, hat alle Hände voll zu tun: Eine Dschunke wird von einer Armada von Geisterschiffen angegriffen, der Graf Diêm wird auf unerklärliche Weise ermordet, durch den Hafen werden Güter geschmuggelt, der französische Jesuit ist womöglich ein Spion und die geheimnisvolle Madame Eisenhut mit den langen seidigen Zöpfen ist auf einmal spurlos verschwunden.
Aber Mandarin Tân bekommt tatkräftige Unterstützung durch seine Freunde, den allen schönen Dingen zugetanen Schriftgelehrten Dinh und den dicken Doktor Porc, ein so dünkelhafter wie exzellenter Mediziner.
In einer turbulenten Handlung voll Alchimie und Kampfkunst entfaltet sich das Vietnam des 17. Jahrhunderts, das sich ebenso sehr gegen den mächtigen Nachbar China wie gegen die europäischen Entdecker und Eroberer zur Wehr setzt.


------------- ---------------- ----------------- ------------------

Von Tran-Nhut und J.Peter Bock scheinen es in Deutsch Erstveröffentlichungen zu sein, Von The Dung konnte ich noch einen Gedichtband finden, "Der unvollendete Frühling".

Kennt jemand zufällig den Autor von "Ein Clown in Saigon"?

@Catinat: besten Dank für die Buchtipps!

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 17.03.2010, 10:24    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Vielen Dank, Knolle2, für die Inhaltsangaben. Den "Traum von Orly" lese ich gerade. Als Strandlektüre sicherlich wenig geeignet. Dafür wahrscheinlich eher Tran-Nhuts Geschichtskrimi. Wohl was zum Entspannen. Aber ich komm in Vietnam nicht dran. Ob der "Hanoi-Tango" von Peter Bock wohl realistisch ist ? Ich hab da so meine Zweifel. Es klingt sehr reißerisch. Zu sehr. Na ja, vielleicht gibt es Kenner der Szene hier, die das besser beurteilen können als ich. Lieben Dank, bis bald, Catinat
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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 17.03.2010, 19:33    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ueber ein Buch mit dem Titel konnte ich noch nichts finden. Bestimmt bist Du schlauer als ich beim Surfen im Internet und hast laengst gefunden, dass bei Stichworteingabe ausgegoogelt wird : Saigon Kiss – Psycho Clown – also ein Heavy-Metal-aehnliches Video ueber You tube . Falls es auch ein Buch mit dem Titel und einem Autor geben sollte, lasst es uns bitte alle hier wissen. Bin gespannt. Mit lieben Gruessen, Catinat
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Cathrin
Gast










BeitragVerfasst am: 18.03.2010, 17:07    Re: Neue Literatur Vietnam Antworten mit ZitatNach oben

« Catinat » hat folgendes geschrieben:
Nun bitte ich, die in VN lebenden Vietnamesen mal kurz wegzuhoeren, weil mein zweites Lieblingsbuch wegen des dort nicht mehr lebenden Autors wohl in VN nicht mehr p.lly corr. ist. .....The Dung.


Wie kommst du darauf? Thế Dũng ist ein in Vietnam sehr bekannter und vielgelesener Autor. Seit 1990 wurden mehr als 10 Buecher von ihm veroeffentlicht. Sein grosser historischer Roman Tiếng người trong đá Giáp Sơn (Der Klang des Menschen in den Steinen von Giap Son), erstmals erschienen 1993, wurde 2006 neu aufgelegt. Der Buchladen meines Vertrauens hat aktuell auch noch andere Werke von Thế Dũng im Angebot, z.B. Hộ chiếu buồn (Der traurige Reisepass).

Anfang Januar gab es in Hanoi eine Konferenz zur vietnamesischen Literatur im Ausland, zu der Thế Dũng zwar nicht persoenlich anwesend war, aber eine vielbeachtete Grussbotschaft sendete.

Viele Gruesse
Cathrin

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 18.03.2010, 20:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ Cathrin :
Entschuldigung.
Ein krasser Fehler meinerseits. Ich hatte einer falschen Quelle geglaubt und nicht überprüft.
Umso besser und beruhigend die Tatsache, daß dieser Ausnahmeschriftsteller in seinem Heimatland die Anerkennung findet. Zugegeben auch : offenkundig und leider sogar mehr Anerkennung als in Deutschland, wo er seit 1989 lebt, schreibt und in namhaften Organisationen (P.E.N. z.B.) führend arbeitet.
Und ich baue darauf, daß er gleichzeitig eine Brücke zwischen vietnamesischer und deutscher/europäischer Kultur bilden kann.
Ich hoffe, wenigstens auch in deutscher Sprache alles, was möglich ist, von ihm zu bekommen.
Eine Frage doch noch, da The Dung auch von der Horlemann Verlagsseite eben häufig in einem Atemzug mit Duong Thu Huong genannt wird - „Roman ohne Titel“,(Horlemann) ISBN 978-3-89502-018-6); „Liebesgeschichte, vor der Morgendämmerung erzählt“ ,( Horlemann) ISBN 978-3-927905-54-2 : gilt ihr die gleiche oder ähnliche Anerkennung in Vietnam wie The Dung ? Kannst Du auch deren Schriften in der Buchhandlung Deines Vertrauens in Hanoi bekommen ? Viele Grüße, Catinat

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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 19.03.2010, 13:26    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Werke von Dương Thu Hương sind in Vietnam offiziell nicht zu bekommen. Das ist einerseits bedauerlich, andererseits fuer mich aber auch irgendwie verstaendlich.

Chuyện Tình Kể Trước Lúc Rạng Đông (Liebesgeschichte vor der Morgendaemmerung erzaehlt) ist wirklich ein ganz hervorragender Roman. Ich habe beim Lesen noch nie so oft geheult, wie bei diesem Buch. Bitterer Reis spiegelt die vietnamesische Gesellschaft der 80er Jahre sehr realistisch wider.

Aber seit ihrem neuesten Roman Đỉnh cao chói lọi, der im Januar 2009 herauskam, ist die Frau fuer mich gestorben. Es handelt sich dabei um ein vor Luegen und Verleumdungen strotzendes antikommunitisches Machwerk der uebelsten Sorte. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass Dương Thu Hương fuer viel Geld im Auftrag diverser Gruppen der Auslandsvietnamesen gezielt Geschichtsfaelschung betreibt. Anders kann ich mir dieses Pamphlet, mit der sie komplett ihre einstigen Ideale verraet, beim besten Willen nicht erklaeren.

Trotzdem biete ich den Roman immer noch auf meinem Blog als Download an (PDF, 2,6Mb), damit sich jeder, der vietnamesisch versteht, einen eigenen Eindruck verschaffen kann. Er ist seit Dezember 2008 fast 1.800 Mal heruntergeladen worden. Auf franzoesisch heisst das Machwerk Au Zénith, ob es mittlerweile auch eine deutsche Uebersetzung gibt, ist mir nicht bekannt.

Viele Gruesse
Cathrin

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 19.03.2010, 17:36    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Wenn man etwas "grundsaetzlich nicht bekommen kann", dann , es tut mir leid, dann stimmt irgendetwas nicht. Ich persoenlich kann inzwischen auf viele der zweifelhaften "Errungenschaften" meiner westlichen Herkunftskultur verzichten. Ich habe viel Verstaendnis fuer die Wege, die gegangen werden muessen und aus deren Wegweisung ich mich bei anderen Kulturen raushalten will und muss. Nur eins ist mir unertraeglich und gar nicht verstaendlich : fuer doof gehalten zu werden. Indem mir Erkenntnisquellen - wie die Buecher von Dương Thu Hương verschlossen werden ("offiziell nicht zu bekommen"), als waere ich zu daemlich, dies selbst abgewogen zu beurteilen. Ich spende diesem gegenwaertigen Vietnam, so wie es ist und werden will, wenn es sein muss, mein Herzblut, weil ich es liebe. Aber mein Gehirn soll man mir lassen. Danke fuer die sehr persoenliche und darum aufschlussreiche Rezension des letzten Romans.
Nette Gruesse von Catinat

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Micha L






Anmeldungsdatum: 19.11.2003
Beiträge: 2668
Wohnort: Leipzig


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BeitragVerfasst am: 19.03.2010, 18:36    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Schriftsteller einen Roman gegen seine Überzeugung schreibt. Dafür gibt es sicherlich auch kein Beispiel.
"Bitterer Reis" war ja auch schon eine kritische Abrechnung. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn Dương Thu Hương den Weg weitergegangen ist.

Das muß keinem gefallen und ich weiß auch nicht, ob mir der neue Roman gefallen würde. Aber aus Verärgerung darüber mit einer haltlosen Erfindung Rufmord zu begehen, ist nicht akzeptabel.

Gruß

Micha

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Cetan
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BeitragVerfasst am: 19.03.2010, 19:06    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die meisten Dinge verlieren schnell an Glanz, wenn man die Möglichkeit bekommt, hinter ihre Kulissen zu schauen. So ist das auch mit Epochen und allen darin vorkommenden politischen Systemen. Reden können Menschen viel, und vor allem auf Politiker trifft dies zu. Doch ein Buch gegen seine Überzeugung und nur auf den Wunsch einer politischen Interessengruppe hin zu schreiben, wäre für einen hochkarätigen Schriftsteller ein Unding!

Cetan

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knolle2
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Anmeldungsdatum: 06.03.2010
Beiträge: 34


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BeitragVerfasst am: 19.03.2010, 22:36    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Und wenn es doch jemanden interessieren sollte, so kann man die französisch sprachige Ausgabe auch in Deutschland über jede Buchhandlung beziehen:


Autor/in: Duong Thu Huong
Titel: Au zénith
Preis: 11,95 € (inkl. MwSt)
Versand: 0,00 € (Deutschland, weitere Versandkosten siehe unten)
ISBN: 9782253129769
Verlag: Librairie Generale Française
Einband: Softcover
Sprache: Französisch
Zustand: Neuware


Kurzinfo: Anfang der Fünfziger Jahre, weit über sechzig, verliebt sich Ho Chi Minh in die junge Bäuerin Xuan. Er zeugt mit ihr Kinder und gründet eine Familie. Als er aber seine Beziehung legalisieren möchte, wenden sich seine ehemaligen Kampfgenossen gegen ihn. Xuan wird hingerichtet und ihre Kinder verschleppt. Die französische Übersetzung Thu Huong Duongs Roman wird 2009 mit dem begehrten Prix Laure-Bataillon ausgezeichnet.
2010.

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 20.03.2010, 01:02    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Dank auch Dir, Knolle. Auch wieder ein sachlicher Beitrag ohne Beigeschmack wie die meisten anderen hier auch, mit dem ich was anfangen kann. Jetzt erst recht : ich werde mir das Buch von Duong Thu Huong bestellen, wenn ich im Sommer wieder in Europa bin. Mit der Sprache habe ich auch keine Schwierigkeiten. Ich freu mich drauf. Und bilde mir gerne selber mein Urteil. Danke, allen, schoenes Wochenende, Catinat
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Micha L






Anmeldungsdatum: 19.11.2003
Beiträge: 2668
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BeitragVerfasst am: 20.03.2010, 09:08    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Aha, diese Geschichte.
Ich erinnere mich an eine zeitgeschichtliche Veröffentlichung, die sicherlich als Vorlage für den Roman diente. Leider fällt mir der Name des Autors nicht ein. Informationen konnten jedenfalls nur ehemalige Kampfgefährten von Ho liefern.
Natürlich sind die Lebensläufe kommunistischer Führer nicht so ideal verlaufen, wie offizielle Darstellungen glauben machen wollen. Geschichtsklitterung zur "Erbauung des Volkes" gibt es vor allem dort. Schon die Vorstellung eines Asketen, der nie eine Liebesbeziehung hatte, ist absurd.
Wünschenswert wäre eine wissenschaftliche Biografie, welche bisher unter Verschluß gehaltenes Archivmaterial und Zeitzeugenaussagen enthält - generell, nicht etwa wegen dieser Episode.
Daß es da noch viel Unbekanntes zu entdecken gibt, hat sich schon bei anderen Persönlichkeiten erwiesen.

Gruß

Micha

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Micha L






Anmeldungsdatum: 19.11.2003
Beiträge: 2668
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BeitragVerfasst am: 20.03.2010, 10:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Es scheint (ganz natürlich) mehrere Frauen in Hos Leben gegeben zu haben, z. B. noch diese:

http://en.wikipedia.org/wiki/T%C4%83ng_Tuy%E1%BA%BFt_Minh

Der Artikel bietet eine Menge Fakten (nicht in erster Linie Liebes-, sondern politische Geschichte) und entsprechende Quellenangaben, die sich nicht insgesamt abtun lassen.
Eines verdeutlicht der Artikel: Den Mangel an systematischer wissenschaftlicher Aufarbeitung, s.o.
Gerade Historiker sollten an solche Dinge nüchtern herangehen und sie nicht negieren, sondern richtigstellen.

Gruß

Micha

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