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 Spaete "Gerechtigkeit" ?

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 26.07.2010, 07:18    Spaete "Gerechtigkeit" ? Antworten mit ZitatNach oben

Soll man sich jetzt freuen oder heulen ?

Kaing Guek Eav bzw. Duch , 67 J., wurde zu 35 Jahren Haft verurteilt.
Mathematiklehrer und Chef des Foltergefaengnisses der Roten Khmer, der mehr als 12 000 Menschen in den Tod schickte, um mit den anderen irren Intellektuellen um Pol Pot eine Kommunistische Agrargesellschaft in Kambodscha zu verwirklichen.

Das ganze internationale , besonders westliche und chinesische politische Drumherum ist auch ungeniessbar; man kann es alles nachlesen – besser wird die Menschenabschlachterei durch die Verantwortlichen , die mich fatal an die aztekischen Menschenopfer im 15.Jahrhundert erinnert, dadurch keineswegs.

1,7 Millionen Menschen wurden fuer eine der Weltverbesserungsideen wieder mal geopfert. Folter, Zwangsarbeit, Seuchen, Hungersnoete, Kindersoldaten sind die Merkmale solcher krankhaften Wege in die Illusionen vom Paradies auf Erden.

16 Jahre Haft wurden Duch erlassen, weil abgesessen.
Vier weitere Genossen aus jener Zeit sind angeklagt.

Der Massenmoerder Pol Pot lebte ungeschoren bis 1998.

Soll man sich jetzt freuen oder heulen ?

Ich sehe mir oft den Film “The Killing Fields – Schreiendes Land” , 1984, von Roland Joffe, mit Dith Pran, (Musik : Mike Oldfield) an und werde das heute Abend wieder tun.

Liebe Gruesse, Catinat

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 26.07.2010, 07:44    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Wenn ich die Berichte zu diesen Prozessen in Kambodscha richtig interpretiere, so geht es den vielen Opfern nicht einmal um Rache oder Wiedergutmachung. Beides ist vermutlich auch garnicht möglich. Es geht ihnen wohl primär darum, dass diese Prozesse überhaupt stattfinden (können), und auch das Strafmaß scheint nicht so wichtig zu sein.
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Ai làm nấy chịu
(dt.: Jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich)

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 26.07.2010, 08:41    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das liegt auch nahe, wobei mit den “Opfern” die hinterbliebenen Opfer der fast 2 Millionen geschlachteten , stummen Opfer gemeint sind.

Ist es nicht “beruhigend” zu wissen, dass Pinochet, Mao, Stalin, Franco, Pol Pot … und manch andere Massenmoerder ihr eigenes Leben fast “buergerlich” beschaulich ausklingen lassen konnten ?

Gruesse, Catinat

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 26.07.2010, 09:39    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das ist wahrlich nicht beruhigend. Und wenn ich in der Situation vieler Kambodschaner wäre, und ich tief und ehrlich in mich hineinblicke, so wäre vermutlich der Wunsch nach "Rache" die Motivation meines Tuns.
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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 26.07.2010, 10:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich war vor zwei Jahren am Grab von Pol Pot in der Naehe von Anlong Veng. Dort war zu bemerken, dass er auch heute noch unter einem Teil der dort lebenden Bevoelkerung seine Anhaenger hat.
http://cathrinka.blog.de/2008/09/03/kambodscha-2008-spuren-roten-khmer-4676212/

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 26.07.2010, 10:48    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ja. Alle menschenverachtenden Abschlachter haben noch ihre Anhaenger. Konstantin “der Grosse”, Napoleon, Hitler, Ceaocescu, Tito . Pol Pot natuerlich auch. Was sagt uns das ?

Gruesse, Catinat

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 26.07.2010, 14:38    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zu Anlong Veng, dem “Voelkermord-Erlebnispark” (ich zitiere nur) :

" Die Opfer des moerderischen Regimes fuehlen sich durch solche Vorhaben verhoehnt”, aus Anlong Ven eine Staette der Touristenattraktionen zu machen. (Aus einer Information ueber den Fernsehbeitrag des MDR vom 21.03.2010 von Juergen Hansen und Simone Stripp.)


http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,wq3s7cyfnyg5znfa~cm.asp


Mich interessieren die makabren Grabmaeler von irrsinnigen Massenmoerdern nicht. Mich interessieren die Opfer. Die Namenlosen. Die, von denen nur der Schaedel auf den Schaedelpyramiden erhalten ist. Wenn ueberhaupt etwas von Opfern uebrig geblieben ist.


Gruesse, Catinat

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tak1963
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BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 02:01    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

ich denke, dass dieser prozess bzw. mehr das ergebnis relative bedeutungslos in cambodia aufgnommen werden, da der druck das alltaeglicehn lebens sowie das sowieoftmals fehlendes basis wissen wenig interesse erlauben-
auch hat sich nicht so viel veraendert- sondern es it, wie fast immer nach befreiungen, alles ist nur nders rum-andere machthaber, andere fahnen- das einzige was verschwunden ist sind die "killing fields" - nein nicht richtig, selbst die sind noch da-haben jetzt nur eine andere funktion.
bis auf wenige direkt betroffene - viele werden es nicht bemerkt haben- und wer heute in cambodia ist, kann dies sicher ggenpruefen.
es ist uns egal von wir unterdrueckt werden, es ist uns nur nicht egal, wie wir unterdrueckt werden

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 06:10    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ein Besuch in Auschwitz im Jahre 1977 hat mein bis dahin idealistisches Geschichtsbild radikal “vom Kopf auf die Fuesse” gestellt. Was zum Teil “gebildete”, mehrsprachige, “gutbuergerliche” Menschen mit einer pervertierten Form von Nationalbewusstsein anderen Menschen antun koennen. Wie duenn diese Zivilisationsdecke ist. Wie abgrundtief graesslich Ideologien mit Menschen umgehen koennen. Ich weiss, dass es richtig war, mir das anzusehen, eine der Schaedelstaetten im Land Luthers und Goethes.


Mein Problem ist es, mit ansehen, anlesen, anhoeren zu muessen, dass fuer diese Zeit, diese Epoche ein Name steht, eine Person. A.H. Aber ausser vielleicht Anne Frank kein “richtiger” Name fuer diese Epoche steht. Nicht das Opfer, sondern der Taeter gibt jeweils der Geschichtsepoche seinen Namen. Ich halte das fuer schlicht “pervers”.


Ich persoenlich will mir Anlong Veng nicht ansehen. Zu viel Ehre fuer einen Verbrecher der Geschichte, der ausserdem mit seiner Interpretation die Idee des Kommunismus besudelte wie schon etliche andere vor ihm.


Ich werde mir beim naechsten Besuch in Kambodscha wieder das Tuol- Sleng – Voelkermord- Museum in Phnom Penh ansehen. Fuer mein geschichtliches und ethisches Empfinden ist das wuerdiger als ein Besuch in Anlong Veng. (Aber bitte : das gilt nur fuer mich, ist meine persoenliche Meinung, Einstellung, nein : Haltung !). Mich interessieren die Sieger und Namengeber einer Epoche einen Dreck. Sie haben die Spucke in meinem Mund nicht verdient, sie anzurotzen. Entschuldigung.


Aber ich will vorsichtig sein : Wo und was waere ich gewesen in jener Zeit ? Ein Folterknecht ? Nicht auszuschliessen. Moeglich.


Mich interessieren nur noch die Opfer. Und unter ihnen besonders die, deren Name verloren gegangen ist. Die, deren Name nicht in den Geschichtsbuechern steht. Ich empfehle : das Tuol-Sleng-Museum in Phnom Penh zu besuchen. Street 113, Boeng Keng Kang Phnom Penh 3 (Eintritt 2 USD) . Tuol Sleng = “der Huegel der vergifteten Baeume”. Auch kommunistische Politiker wie Vorn Vet, Hu Nim und KhoiyThoun wurden dort gequaelt.


Gruesse, Catinat

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nguoi yeu cua Phuong
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BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 09:08    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708437,00.html

Das auf der Seite vorhandene Video sollte man sich ansehen. Der hat früher die Gefangenen da fotografiert und heute versucht er daraus auch noch Kapital zu schlagen.

Was ich mich auch noch frage, woher hat jemand in Kambodscha 200.000 USD, um sie einfach mal so irgendwo zu investieren. Ich meine in Kambodscha wird es vom Durchschnittseinkommen nicht so viel anders aussehen wie in Vietnam?


MfG

Matthias und Phượng

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tak1963
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BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 10:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« nguoi yeu cua Phuong » hat folgendes geschrieben:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,708437,00.html

Das auf der Seite vorhandene Video sollte man sich ansehen. Der hat früher die Gefangenen da fotografiert und heute versucht er daraus auch noch Kapital zu schlagen.

Was ich mich auch noch frage, woher hat jemand in Kambodscha 200.000 USD, um sie einfach mal so irgendwo zu investieren. Ich meine in Kambodscha wird es vom Durchschnittseinkommen nicht so viel anders aussehen wie in Vietnam?


MfG

Matthias und Phượng


doch, der einkommensdurchschnitt ist etwas anders- ein gut gehender kellner in der hauptstadt - US$ 8.00 pro monat, bei preisen, die denen in vietnam aehnlich sind, allerdings sind die die mieten etwas billiger

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 10:42    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo, nguoi yeu cua Phuong, ich hatte auch von dieser makabren Fotografenangelegenheit gehoert.
Ich wollte das aber weglassen, weil das bei mir Brechreiz ausloest.
Erst ein Foto in die totgeweihten , aufgerissenen Augen des Opfers, das im naechsten Augenblick getoetet wird, das mehrere 1000Male, und nun diese Bilder verscherbeln.
Zwei Welten : beide pervers. “Von irgendwas muss der Mann ja leben”, hoere ich jetzt sagen – und so ganz falsch ist dieser Satz nicht einmal. Da verschwimmen Taeter und Opfer ineinander in der gleichen Person.


Das ist “Tragoedie” im klassischen griechischen Sinne. Wer ist “schuld” ? In der Tragoedie wir, der “Chor” , der sich die Bilder murmelnd ansieht. Und die “Systeme”, das kapitalistische wie das pseudokommunistische, beide allerdings muessen Gestalt annehmen und Namen haben, leider, und fuer die eine Seite stehen heute der Fotograf und Kaing Guek Eav.

Wenigstens klagen die Namenlosen auf dem Stuhl vor dem Fotografen mit ihren Gesichtern die Perversion sichtbar an, bevor ihre Schaedel in die Killing Fields geschmissen werden.


Fuer mich persoenlich als Lehre aus der Tragoedie : Jeder - ismus jeglicher Farbe droht zum Horror zu werden.


Freundlich Gruesse, Catinat

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 11:00    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Fuer mich persoenlich als Lehre aus der Tragoedie : Jeder - ismus jeglicher Farbe droht zum Horror zu werden


Humanismus ??

Der übrigens in der neueren Literatur als wider der menschlichen Natur als gescheitert erklärt wird. Dabei wird von der These ausgegangen:

1.) Der Mensch handelt weniger rational als instinktiv und unterscheidet sich eigentlich nicht vom Tier.

2.) Die Motivation menschlichen Handelns ist Gier und der Wunsch nach Macht.

3.) Der Humanismus steht der Weiterentwicklung der Menschheit im Wege.

Soweit aus einem Werk einer engl. Autoren welches gestern im Deutschlandfunk vorgestellt wurde. Leider habe ich den anfang verpaßt, jetzt muss ich nur noch rauskriegen, wer der Autor ist.

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Ai làm nấy chịu
(dt.: Jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich)

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 12:09    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

AndyNguyen : Gemeinheit ! Verlegen Hast mich aber “ertappt”. So weit wollte ich in der Diskussion garnicht gehen. Das persoenliche Denken darueber ist auch noch garnicht abgeschlossen. Mit den Augen rollen
Aber zur wirklichen Humanismuskritik zum Beispiel : Michel Foucault. Der meint : Die Regime im Osten wie im Westen bringen ihren Mist unter der Flagge des Humanismus durch. Ich bin gespannt auf den Autor der Thesen, denen ich "zugaenglich" bin.
Das angelsaechsische Denken , wie bei John Locke und Adam Smith, ist der Humanismuskritik eh mehr aufgeschlossen. Ausserdem muss ich mich als auf dem Wege zum Darwinismus wandernd bekennen, auch ein -ismus aus dem angelsaechsischen Denkraum . Vorsichtshalber hatte ich ja ein “droht” abschwaechend als moegliche Gefahr der -ismen dazu geschaltet.


Ich vermute auch mal, dass der Humanismus urspruenglich eher etwas aus der altgriechischen Ecke kommend – also “eurozentristisch” angelegt - als Idee in Asien nicht so greift.

Wobei Pol Pot und viele andere ihre Gedankenwelt gerade in Frankreich, also in Europa, geschult haben.
Ein Gebraeu von Gedanken, dass zum Voelkermord fuehrte.

Gruesse, Catinat

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Regentroepfchen
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BeitragVerfasst am: 27.07.2010, 16:14    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die Verantwortlichen von Killing field wurden verurteilt. Das ist späte Gerechtigkeit. Aber lieber spät als nie. Hoffentlich werden alle Diktatoren und die, die Greueltaten begangen haben, zur Verantwortung gezogen. Natürlich wird solche Gerechtigkeit nicht geschenkt sondern hart erkämpft.
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