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 Nichtkommunistischer Widerstand in Suedvietnam

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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 24.01.2011, 15:46    Nichtkommunistischer Widerstand in Suedvietnam Antworten mit ZitatNach oben

Da dieses Thema in der Diskussion um Religionsfreiheit unterzugehen droht, mache ich es hier noch einmal extra auf.

Fuer die Nationale Front fuer die Befreiung Suedvietnams (Mặt Trận Giải Phóng Miền Nam Việt Nam) hat sich im Sprachgebrauch die Bezeichnung Việt cộng (vietnamesische Kommunisten) durchgesetzt. Die Kommunisten spielten in ihr auch sicher die wichtigste Rolle. Doch in Wirklichkeit war die Befreiungsfront ein Buendnis, das alle Schichten der Bevoelkerung umfasste. Zu den 23 Parteien und Organisationen, die sich am 20. Dezember 1960 in Tân Lập in der Provinz Tây Ninh zur Nationalen Befreiungsfront (FNL) zusammenschlossen gehoerten neben der marxistischen Revolutionaeren Volkspartei Vietnams u.a. die Vereinigung der Buddhisten, die Vereinigung patriotischer Katholiken, das Komittee zur Festigung des Friedens (Sekte Cao Đài), die Vereinigung zur Rehabilitierung des Buddhismus (Sekte Hòa Hảo) und die Autonome Bewegung der Nationalitaeten in Tây Nguyên, die 22 Minderheiten im Zentralen Hochland repraesentierte. Der langjaehrige Vorsitzende der FNL, Rechtsanwalt Nguyễn Hữu Thọ aus Saigon, kam aus dem buergerlichen Lager.

Fuehrer der Katholiken in der FNL war Reverend Giô Dép Ma Ri (Joseph-Marie) Hồ Huệ Bá. Geboren 1894 in Sa Đéc im Mekong Delta bekleidete er bis 1945 ein Lehramt am Katholischen Seminar der Provinz Long Xuyên. Als Vizepraesident der Katholischen Vereinigung von Long Xuyên beteiligte er sich am Kampf gegen die Franzosen. Zwischen 1954 und 1960 war er in der Friedensbewegung (teils im Untergrund) aktiv. Seit der Gruendung der FNL war Hồ Huệ Bá Mitglied des engsten Fuehrungskreises und wurde ins Zentralkomitee gewaehlt. Fuer seine Verdienste im Befreiungskampf erhielt er mehrere Auszeichnungen. Am 26. Juni 1976 wurde er als Vertreter der Provinz An Giang in das erste gesamtvietnamesische Parlament nach der Befreiung gewaehlt. Dabei erhielt er in seinem Wahlkreis 83,6 Prozent der Stimmen. Hồ Huệ Bá starb am 11. April 1978 im Alter von 84 Jahren. Sein Grab befindet sich in der Gemeinde Long Điền, Distrikt Chợ Mới, Provinz An Giang.

Leider ist unser Scanner kaputt. So kann ich momentan kein Foto von Hồ Huệ Bá hochladen. Zum Abfotografieren ist die Abbildung im Buch zu klein. Ich werde das Bild aber ganz bestimmt noch nachliefern.

Viele Gruesse
Cathrin

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vital
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Anmeldungsdatum: 16.05.2011
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BeitragVerfasst am: 16.05.2011, 15:53    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die Vietnamesen, die ich kenne, haben keine gute Meinung von Katholiken. Die verbinden damit immer Korruption und Diktatur. Der Katholizismus (und die anderen christlichen Konfessionen auch) scheinen grundsätzlich einen sehr schweren Stand in Asien zu haben (die Phillipinnen mal abgesehen).
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htf
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Beiträge: 73


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BeitragVerfasst am: 16.05.2011, 16:19    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Die Vietnamesen, die ich kenne, haben keine gute Meinung von Katholiken.

echt? das hab ich noch nie gehört...
Zitat:
Die Kommunisten spielten in ihr auch sicher die wichtigste Rolle.

Also ist die FNL ein Tochterunternehmen der Kommunistische Partei Vietnams?

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Courti
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BeitragVerfasst am: 16.05.2011, 16:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« vital » hat folgendes geschrieben:
Die Vietnamesen, die ich kenne, haben keine gute Meinung von Katholiken. Die verbinden damit immer Korruption und Diktatur. Der Katholizismus (und die anderen christlichen Konfessionen auch) scheinen grundsätzlich einen sehr schweren Stand in Asien zu haben (die Phillipinnen mal abgesehen).


Da habe ich ein anderes Gefühl. Ich erinnere mich an Taxifahrer,
die mir voller Stolz erzählen, dass sie Christen sind und an neugierige junge Menschen,
die mich neugierig fragen: "Do you have Religion?"
(Den Spruch "i have Religion" finde ich übrigens nicht gut,
denn er exponiert mir das Christentum zu sehr und belächelt alles andere.
Es scheint aber leider in Vietnam mittlerweile eine gängige Redewendung zu sein)
Ich erinnere mich an Gottesdienste die stundenlang kein Ende zu nehmen drohen
und wo sich trotzdem die neugierigen vor der Kirche versammeln um zuzuschauen,
was die anderen, die die sich in die Kirche getraut haben, so tun.
Das alles trifft jetzt auch Christen allgemein zu.
Zwischen Katholiken und Protestanten unterscheide ich erstmal nicht.
Für die Vietnamesischen Christen spielt das aber sehr wohl eine Rolle.
Nicht auszudenken, wenn eine Protestantin einen Katholiken heiraten würde........

Ob das in anderen Ländern anders ist....
nunja, eine meiner Schülerinnen, eine nichtchristliche Chinesin,
stellte mir vor ein paar Monaten in etwa die selben Fragen wie die neugierigen Vietnamesen.
Als sie erfuhr, dass ich getauft bin, aber nicht in die Kirche gehe, konnte sie das nicht verstehen,
denn Kirche fasziniert sie.
...dennoch will ich hier nicht auf ganz China oder etwa ganz Asien schliessen.


Edit:
uiii.... ich merk grad... alles am Thema vorbei.... Sorry Cathrin.

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 16.05.2011, 17:02    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich bin nicht Vietnamese, habe von der katholischen Kirche allerdings auch überhaupt keine gute Meinung.

War der letzte Erzbischoff von Hue nicht der Bruder eines der korrupten Staatschefs im Süden? Wars nicht Ngo? Da gabs doch diese unrühmliche Troika Staatschef plus Ehefrau und Bruder. Das waren doch die Ngos? Cathrin wirds wissen.

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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 16.05.2011, 18:16    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Es waren nicht nur drei, sondern sogar sechs Brueder.

Ngô Đình Khôi (1885-1945), unter den Franzosen Provinzgouverneur, kam 1945 ums Leben

Pierre Martin Ngô Đình Thục (1897-1984), Erzbischof von Huế, befand sich zum Zeitpunkt des Putsches 1963 beim Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom und kehrte nie wieder nach Vietnam zurueck

Ngô Đình Diệm (1901-1963)

Ngô Ðình Nhu (1910-1963), seine Madame befand sich zum Zeitpunkt des Putsches im Ausland und entging so ihrer gerechten Strafe. Sie starb vor ein paar Wochen am 24. April 2011 in Rom

Ngô Đình Cẩn (1911-1964), von Diệm als Machthaber fuer Zentralvietnam eingesetzt, wurde 1964 hingerichtet

Ngô Đình Luyện (1914-1990), zum Zeitpunkt des Putsches 1963 Botschafter in London

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 16.05.2011, 18:33    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke, wieder sehr hilfreich fuer mich. Endlich geht der interessante Thread wieder weiter.

Die Lebensdaten von Madame Ngô Ðình Nhu “ (1910-1963), seine Madame befand sich zum Zeitpunkt des Putsches im Ausland und entging so ihrer gerechten Strafe. Sie starb vor ein paar Wochen am 24. April 2011 in Rom” muessten noch ein wenig korrigiert werden.

Ich bin brennend daran interessiert, etwas mehr ueber franzoesische Renegaten in Richtung zum Vietminh zu erfahren. Meine franzoesischen Freunde sperren sich bei dem Thema ungemein. Ich weiss zu wenig darueber.

Freundliche Gruesse, Catinat

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hacodon11
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BeitragVerfasst am: 18.05.2011, 15:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Genaue Information bitte: Ich verstehe nicht was ihr da redet..???
Umfasse das mal bitte.

Nachdenktlich

Ha

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 18.05.2011, 16:05    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das Grundthema ergibt sich aus dem Eingangsbeitrag von Cathrin.

Wie sie oft bei vielen Themen sind wir vom ursprünglichen Pfad der Diskussion abgewichen und haben andere Themen angesprochen. So las z.B. ich hier über vietnamesischen Christen (Protestanten und Katholiken). Das habe ich zum Anlass genommen die Brüder Ngo (einer war er Erzbischoff von Hue) zu erwähnen. Die sollten die aus der Geschichte "Südvietnams" bekannt sein.

Mein doch sehr oberfächliches Wissen über die Ngos wurde von Cathrin ergänzt. Cathinats Beitrag bringt uns hoffentlich wieder zum Ausgangsthema zurück.

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 18.05.2011, 19:40    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ein “uralter” Artikel aus dem SPIEGEL Nr.39 des Jahres 1973. Aber hochinteressant. “Flucht zu Ho”.

Nach dem Buch von Jacques Doyon “Les soldats blancs de Ho Chi Minh”. Etwa 10 % des franzoesischen Indochinakorps sollen desertiert sein.

Anderen Persoenlichkeiten aus dem Kreis der Ueberlaeufer gab Doyon andere Namen. So einem Polen, den er Stefan Kuhiak oder Kubiak nennet, der Elsaesser Erwin Borchers, ein Koelner namens Schroeder , “Viet Duc”, die “vier Adoptivsoehne Ho’s”.

1161 Legionaere desertierten allein in Dien Bien Phu.

Waehrend des Indochinakrieges sollen” insgesamt 1373 Fremdenlegionaere und 288 Franzosen zum Vietminh uebergelaufen” sein.

Interessant waeren fuer mich die Motive des Ueberlaufens. Besonders bei den Franzosen.

Von in der Kolonialarmee eingesetzten Senegalesen und Marokkanern lese ich nur an einer Stelle etwas. Ich nehme an, dass die “schwarzen” Regimenter von den Franzosen bewusst eingesetzt wurden , weil es Farbigen bewusst war, dass sie es bei den Vietnamesen schwerer haben wuerden als ein Weisser und darum weniger leicht als einzelne zum Desertieren zu bewegen waren. Nur ein Hauptmann Ribera desertierte 1952 gleich mit ganzen Teilen seiner Kompanie marokkanischer Soldaten.

Man muss wohl auch beachten, dass es um die Zeit allgemein und vorwiegend um die Befreiung des Landes vom Kolonialregime ging. Ein grosser Teil der Ueberlaeufer war – speziell in Dien Bien Phu – weniger an einer politisch linken Ausrichtung des Kampfes interessiert als an einer Befreiung und Hilfe fuer den Vietminh . Und auch, um einfach die eigene Haut zu retten.

Aber die, deren Schicksal im spaeteren Vietnam besonders gewuerdigt oder publiziert wurde, waren z.B. bei den Franzosen Menschen, die der franzoesischen KP nahe standen.

Die meisten franzoesischen Ueberlaeufer verliessen Vietnam nach 10 bis 15 Jahren wieder und kehrten ins Heimatland zurueck. Ein Teil tauchte unter, ein Teil wurde auch zu Gefaengnisstrafen verurteilt.

Der Elsaesser Borchers lebte und engagierte sich in der DDR.


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41972690.html


Deutschen Ueberlaeufern wurde die Desertion dadurch schmackhaft gemacht , dass sie auf vietnamesischer Seite sofort zu Ausbildungsoffizieren befoerdert wurden , weil sie aus dem Weltkrieg reichlich Erfahrung zum Weitergeben an die damals noch wenig erfahrenen vietnamesischen Verbaende mitbrachten, und ihnen gleichzeitig zugesichert wurde, gegen die Landsleute auf der Seite der Kolonialarmee nicht im Kampf eingesetzt zu werden. Eine politische Motivierung war seltener anzutreffen als bei den uebergelaufenen Franzosen. Von solchen berichtet – romanhaft – auch Jean Hougron in “Soleil au ventre”, deutsch : Das Maedchen von Saigon.

Mit freundlichen Gruessen, Catinat

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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 18.05.2011, 23:17    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

In Zusammenhang mit der Fremdenlegion moechte ich auf einen Blogfreund verweisen. Dietrich Stahlbaum ist Jahrgang 1926. Von 1949 bis 1954 war ein Angehoeriger der franzoesischen Fremdenlegion und diente in Algerien und Vietnam. Nach Hause zurueck kehrte er als ueberzeugter Kriegsgegner. Seitdem engagiert er sich in der Friedens- und Oekologiebewegung. Seine Erlebnisse in Vietnam verarbeitete er in einem zwischen 1995 und 1999 entstandenen Roman. Er beschreibt in diesem Buch den Lebensweg zweier Maenner, die in den Wirren der europaeischen Nachkriegszeit zunaechst ihre "Heimat" in der Fremdenlegion finden. Dort begreifen sie jedoch die Sinnlosigkeit von Krieg und Militarismus und ziehen ihre Konsquenzen. Einer der beiden wird zum engagierten Buddhisten.

Dietrich Stahlbaum
Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos toeten wir nicht
K. Fischer Verlag Aachen 2000
ISBN 3-89514-261-1

Hier sind noch die Links zur Homepage und zu den Blogs von Dietrich Stahlbaum.

Viele Gruesse
Cathrin

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 19.05.2011, 01:20    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke. Kommt unbedingt auf die Liste der demnaechst in Deutschland zu bestellenden Buecher. Freundliche Gruesse, Catinat
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Catinat
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BeitragVerfasst am: 19.05.2011, 01:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Sorry, war schon fertig, Catinat
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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 19.05.2011, 14:30    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Noch ein Literaturtipp zur Fremdenlegion. Mein Blogfreund Terry Kajuko hat in einem Doku-Roman die Erlebnisse seines Vaters verarbeitet. Dieser diente in den 1950er Jahren in der Fremdenlegion und erlebte als Fallschirmjaeger die Schlacht von Dien Bien Phu.

Terry Kajuko
Képi Blanc's Paras
Selbstverlag
ISBN 978-3-9807733-2-4
zu bestellen ueber kajuko60@web.de

Ich habe das Buch selbst noch nicht gelesen. Im Blog von Terry Kajuko gibt es einige Auszuege daraus.

Viele Gruesse
Cathrin

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 19.05.2011, 17:57    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Nun sind wir doch wieder etwas vom Thema abgekommen, glaube ich jedenfalls. Über den nichtmilitärischen Widerstand drifteten wir zur Rolle der frz. Fremdenlegion und sind nun doch wieder bei einem der Vietnamkriege. Wenn ich meine Schulzeit richtig rekapituliere, so gliedert sich das vietnamesische streben nach Unabhängigkeit in mehrere Phasen:

Der Kampf gegen die frz. Kolonialmacht vor dem 2. Weltkrieg

Der Kampf gegen die Franzosen und die Japaner während des 2. Weltkrieges.

Der Kampf gegen die Franzosen bis Dien Bien Phu.

Der Bürgerkrieg und der Kampf gegen die USA und ihre Verbündeten.

Während Cathrins Thema wohl eher alle Phasen betrifft, konzentriert sich das Interesse von Catinat auf die Franzosen bis Dien Bien Phu.

Mein besonderes Interesse gilt dem Zeitraum 1962 bis 1972, der Zeit in der australische Truppen in Vietnam waren. Um das offizielle Ergebnis vorweg zu nehmen. Es kamen in diesem Zeitraum 50.000 australische Soldaten zum Einsatz. Zu beklagen waren 2.400 Verwundete und 500 Gefallene.

An den Beginn des australischen Engagements in Vietnam erinnere ich mich nicht, denn da war ich erst 5 Jahre alt. Am 24.05.1962 verkündete der australische Verteidigungsminister Reginald Townley, dass 30 Militärberater nach Südvietnam geschickt werden. Diese Truppe wurde AATTV (Australian Army Training Team Vietnam) genannt.

Ich begann den Krieg in Vietnam genau drei Jahre später zur Kenntnis zu nehmen, als am 24.05.1965 reguläre Einheiten des 1st Bataillon Royal Australian Regiment nach Bien Hoa verlegt wurden. Dieses Bataillon wurde mit zwei Kompanien neuseeländischer Pioniere und der 173rd US Airbone Brigade zur ANZUS Brigade (Australian, New Zealand, US) zusammengefasst.

Im Juni 1965 wurde in Australien die Wehrpflicht wieder eingeführt. Ein Onkel von mir diente ohnehin als Berufsoldat, nun wurde ein weiterer Cousin eingezogen.

Im Februar 1968 erreichte die Tet Offensive Provinz Phuoc Ty und es kam zu schweren Gefechten zwischen dem Viet Cong und Teilen der ANZUS Brigade.

Ab November 1970 wurden, nach Australien, zurückgerufene Truppenteile nicht mehr durch neue ersetzt und es begann somit der Rückzug aus Vietnam.

Der Rückzug endete mit der Abberufung des Saigon Embassy Guard Platoon am 30.06.1973 als die australische Botschaft in Saigon geschlossen wurde.

Die drei übelsten Gefechte, an denen australische Truppen beteiligt waren:

18.08.1966 Long Tan

13.05.1968 Coral
06.06.1969 Binh Ba

Was die Stimmung in unserer Familie betraf, so waren wir sehr wohl der Meinung der Vormarsch des Kommunismus in SO-Asien müsse in Vietnam gestoppt werden. Besonders im Zusammenhang mit der Agitation kommunistischer Gruppen auch in Malaysia, Indonesien und auch Burma verfestigte sich diese Sichtweise. Auch die Tatsache, dass mein Onkel noch in Long Tan (oder irgendwo in der Gegend) an den Folgen seiner Verwundungen verstarb bestärkte diese Ansicht eher.

Ich selbst war damals eher unpolitisch und hatte mit Schule und Teenagerproblemen genug zu tun. Ich erinnere mich aber, dass das Umdenken meines Vaters mit der Watergate Affäre im Juni 1972 begann. Durch Watergate verlor die gesamte Nixon Administration an Glaubwürdigkeit, und auch Vietnam wurde in anderem Licht gesehen. Erkenntnis kommt aber ja bekanntlich nicht über Nacht, sondern ist ein schleichender Prozess. So ab Ende der 80er Jahre stand für meinen Vater fest, dass das australische Vietnam Engagement zu den großen geschichtlichen Fehlern des Landes gehört. Umso größer war, nach der Rückkehr der Familie nach Deutschland, seine Freude, als sich die Schröder Regierung der Bündnisverpflichtung entzog und Deutschland sich bei Irak I und Irak II verweigerte.

Meine Sicht der Dinge:
Großen Respekt habe ich vor dem Kampf des vietnamesischen Volkes nach Einheit und Unabhängigkeit, zumal sich dieser Kampf über Jahrzehnte hinzog. Wenngleich die vielen unbekannten Opfer dieser Bemühungen die eigentlichen Helden sind, so sind Ho Chi Minh und Vo Nguyen Giap natürlich für mich die herausragenden Personen dieser Zeit. Respekt habe ich auch vor der Familie meiner besseren Hälfte (Jahrgang 1969). Der Vater fiel als Offizier der regulären nordvietnamesischen Armee, die Mutter starb bei einem US Bombenangriff auf Hai Phong. Es sind doch die Schicksale in den vielen Familien der „kleinen“ Leute, die uns die Unmenschlichkeit des Krieges erkennen lassen. Und daran sollten wir denken, wenn mal wieder von „intelligenten“ und „zielgenauen“ Waffen geredet wird, und wir deren Einsätze vom Fernsehsessel verfolgen.

Und wenn Clausewitz sinngemäß sagte, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, dann sage ich: „Eine Scheisspolitik wird da gemacht in manchen Ecken der Welt“.

Und mit diesem Beitrag bin ich nun völlig weg vom Eingangsthema. Amen!

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