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 Thoi bao cap - Zehn verlorene Jahre

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su-tu




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Anmeldungsdatum: 31.01.2009
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BeitragVerfasst am: 11.12.2011, 15:05    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Also eine "normale" Wohnung ist das oben sicher nicht.
Ventilator, Radio, Fernseher, Kühlschrank... Winken

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.12.2011, 15:44    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Man vergisst :

Es war, es ist ja nicht die Wohnung selbst, die Nachkriegsarmut belegt. Wichtiger noch finde ich die Taetigkeiten, die , auch im Zusammenhang mit Wohnung, ausgeuebt werden oder wurden .

Das museale Zeigen der Dinge bringt nur 20 % der Wirklichkeit in Erinnerung. Das Behandeln im Geschichtsbuch macht die Vergangenheit noch mal duenner.

Darum erzaehle ich von der Zinkwanne einmal in der Woche, vom Ofen, der mit Pferdemist befeuert wurde , vom heimlichen Schwein , dessen Quieken unterdrueckt werden musste . Ich erinnere mich daran, dass uns als erster “Kleiderschrank”, bzw. Kleiderablage, ein Kartoffelschoss diente, also ein Lattenrostgestell . Ein alter “Volksempfaenger” war als Luxus mit gelegentlichen Durchsagen auch irgendwie da. Milch in der Kanne von weiter her geholt : da gab es Pruegel, wenn ein Tropfen ueberschwappte. Am Montag war “Waschtag” ; da “durfte” ich einen Stampfer am Besenstiel stundenlang in einem Eimer mit Kleidung und Waesche auf und abstossen.

Ferngesehen habe ich das erste mal an der Scheibe eines Geschaeftes mit vielen anderen Leuten als Traube davor anlaesslich des fussballweltmeisterlichen Triumphes 1954 in Bern. Das Ereignis mit Fritz Walter, Toni Turek , … , ach ich weiss noch alle Namen , auch die der Ungarn um Puskas , Hidegkutti , … , bedeutete international so etwas wie einen “Durchbruch” ins Weltgeschehen , sowohl fuehlbar im Lande als auch persoenlich. Ich bin noch ganz ohne Fernsehen zuhause aufgewachsen.

Dafuer : Kartoffelferien , in denen die ganze Klasse Kartoffelkaefer von den Blaettern abklaubte. “Kartoffelfeuer”, mit unter dem Sand im Feuer geroesteten Kartoffeln. Natur, Natur, Natur , am Bach , an der Bruecke, saugefaehrlich, ein Kumpel fiel runter, starb. Im Truemmergrundstueck . Spielzeug ? Die Kuechengeraete von Mutter in der Wohnung . Die Stoecke von der Lichtung draussen.

Eine Nachkriegskindheit . Fuer uns Kinder das Paradies. Fuer die Erwachsenen wenigstens die Erleichterung, ueberlebt zu haben. Unsere junge Lehrerin im ersten Schuljahr : ein von uns verehrter, wunderschoener Engel . Der uns auch mal kraeftig an den Ohren zog , wenn noetig . Sie hat nie ihren im Krieg vermissten Verlobten vergessen, immer auf ihn gewartet , nie geheiratet. Ihr Grab besuche ich jedesmal mit meinem Freund, wenn ich wieder da bin.

Es sind nicht die Bilder, nicht die Dinge, es sind die Taetigkeiten und Gefuehle , die damit verbunden sind , die eine Epoche ausmachen.

Freundliche Gruesse, Catinat

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Be-Wu






Anmeldungsdatum: 05.07.2011
Beiträge: 165


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BeitragVerfasst am: 11.12.2011, 15:59    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« su-tu » hat folgendes geschrieben:
Also eine "normale" Wohnung ist das oben sicher nicht.
Ventilator, Radio, Fernseher, Kühlschrank... Winken

das sehe ich auch so. Ich weiß nicht, ob alle Vietnamesen heutzutage diese Annehmlichkeiten haben.

Allerdings ist diese Wohnung sehr beengt, das sieht man, obwohl sie nur ein wohlaufgeräumtes Museumsstück ist. Dieser Umstand dürfte sehr "realistisch" sein...

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.12.2011, 16:31    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ob es eine mittelalterliche Burg ist, die zivilen Palaeste von Pompeji, das Indianerzelt , dar Knast, das Feldlager einer Armee , die Huette am Fluss in Vietnam , die Nachkriegswohnung in Deutschland oder in Vietnam – mich interessiert immer besonders : wie ist das mit dem Klo ?

In vietnamesischen Wohnhaeusern auch noch heute manchmal das “franzoesische” . Mit der Wasserkelle im Bottich zum Spuelen.

Gehoert fuer mich als unerlaesslich in eine Ausstellung.

Ich weiss, dass Toilettenpapier in Vietnam eine untergeordnete “Rolle” spielt. Deutsche Nachkriegszeit : mein Vater und ich am Samstagabend : zerschneiden die Zeitungen in postkartengrosse Stuecke und faedeln sie zu einem Buendel abrissfertig auf.

Gibt es denn keinen mehr, der nicht noch etwas Konkretes weiss, etwas mit "Handlung" ? Nicht nur "Museum" oder Ausstellung ? Einen Vietnamesen , eine Vietnamesin, die "ihre" Nachkriegszeit in ihrem Land mitgemacht haben ?

Freundliche Gruesse, Catinat

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Wolzoff




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BeitragVerfasst am: 11.12.2011, 16:41    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Da gab es Gemeinsamkeiten mit der alten BRD, z. B. daß es Entbehrungen nur in den frühen Jahren gab.
Ich habe nie gedarbt und man hatte auch Spaß daran, anders zu sein, als offiziell gewünscht (wie im Westen auch):


Ich bin auch (noch) in der damaligen DDR Gross geworden. Meine Eltern leiteten damals ein Ferienheim für die kommunistischen Bruderländer. Bulgaren, Polen, Sowjetbürger, ... waren bei uns zu Gast. Ich habe gefremdelt, wollte nie viel Kontakt mit den "Fremden". Verliebt habe ich mich allerdings oft. In fesche, gleichaltrige "Ausländerinnen", meines Alters. Anders sein zählte auch zu meinen Interessen. Nicht weit von unserem Ferienheim war ein Kinderheim. Für Verhaltensauffällige, Kindern aus "Problemfamilien". Dort wohnte ein weiblicher Grufti. Sie wollte auch anders sein. Und nicht zurück zu ihrer Familie. Irgendwann kam die Stasi, um sie ein wenig in die "Mangel" zu nehmen. Ein paar Tage später fand man sie mit aufgeschnittenen Pulsadern. Tot. Noch heute läuft mir dann ein Schauer den Rücken runter, wenn ich dran denke.
Aber meine Kindheit war unbeschwert. Ohne Stasi, Kontrollen und Mangel. Für mich gab es alles. Sogar Fernsehn in Farbe. Als der Flüchtlingsstrom durch unser Dorf fuhr, bat ich meine Eltern da zu bleiben. Mir hat es gefallen in der ehemaligen DDR. Auch wegen meiner kindlichen Naivität. Erst später habe ich die Vorgänge verstanden. Ich sollte auf das "Klicken" im Hörer achten, wenn meine Oma aus dem "Westen" anrief. Dann waren "sie" mit von der Partie. Später stellte sich heraus, das mein Bruder und ich von unserem Zeichenlehrer bespitzelt wurden. Er war mein Lieblingslehrer, ihm hätte ich alles erzählt und alles geglaubt. Man munkelt, man habe ihn zum Spitzeln gezwungen. Er hatte wohl "Leichen im Keller".

Für Frieden und Sozialismus seid bereit ...

Wolzoff

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„Nichts ist den Mittelmäßigen so verhaßt wie geistige Überlegenheit. Da fließt in der Welt unserer Zeit die Quelle des Hasses.“ Stendhal

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VFU999






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BeitragVerfasst am: 11.12.2011, 19:29    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Von den Warenbezugsscheinen habe ich auch ein Dokument aus 1979 in meiner Sammlung

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Einen "Bezugsschein" für 4 m Stoffe, also eine Regulierungsmaßnahme der Verwaltung für knappe Waren. Durch die Bestempelung ist der Schein 1979 und T.P. Ho Chi Minh zu zuordnen.


Vergleiche zu meiner Kindheit kommen auch auf, ohne das ich auf PTBS zurückführe. Ich kenne noch eine Stempelkarte für die "gute" Butter.


« Catinat » hat folgendes geschrieben:

Ich weiss, dass Toilettenpapier in Vietnam eine untergeordnete “Rolle” spielt.

Ich freue mich auf das interessante textliche Zuarbeiten zu C`-Thema. Auch hier "traumatische Erlebnisse" gehabt ?

Da fällt mir nur ein: na, dann googlen wir mal
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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.12.2011, 21:10    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ein bisschen Geschichtsunterricht , zum Beispiel “Der weisse Jahrgang – unsere Alten.” kann nicht schaden. Catbert hat die Quelle fuer das Video gepostet , in dem ab Min. 3:24 von PTBS die Rede ist , ab 11:58 noch einmal . Waere ich davon betroffen, waere ich wohl nicht hier. Meine Nachkriegs - Kindheit erschien mir , im Gegenteil, wie ein “Paradies”, schrieb ich bereits.

Aber viele Menschen aus Lagern und Umerziehungslagern in aller Welt und infolge von Kriegs- und Nachkriegserlebnissen waren und sind schon von ihren traumatischen Erlebnissen betroffen.

Eine der Quellen fuer das von VFU999 gezeigte Papier, das allerdings mit der Erinnerung an das Zuschneiden von Ersatz durch Zeitungspapier in der deutschen Nachkriegszeit nicht viel zu tun hat:

http://yume.vn/dtkiencan/article/-xieu-pham-quang-cao-100-made-in-vietnam.35D2F4EE.html .

Freundliche Gruesse, Catinat

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VFU999






Anmeldungsdatum: 15.02.2004
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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 08:28    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Catinat » hat folgendes geschrieben:
Ein bisschen Geschichtsunterricht , zum Beispiel “Der weisse Jahrgang – unsere Alten.” kann nicht schaden.


Wenn ich Erbeseneintopf essen will, werde ich ich keinen Hummer kaufen. Will sagen, in dieses Thema habe ich mich eingelesen, weil ich in erster Linie etwas zur Kultur, den Traditionen und der Geschichte Vietnams im allgemeinen und zur Bewertung der jüngsten Geschichte durch die "Führung" erfahren wollte. Thời bao cấp - war für mich tatsächlich neu.

Hier interessiert mich weniger Dein Fetisch für Klo´s in aller Welt und Epochen, noch die Bewältigung von neuzeitlichen Krankheiten.

« Cathrin » hat folgendes geschrieben:
Die Periode war gekennzeichnet durch eine zentrale Planwirtschaft, man koennte auch sagen Misswirtschaft. Sie brachte nur ein aeusserst knappes Warenangebot zustande, das fuer die normale Bevoelkerung zu einem taeglichen Ueberlebenskampf wurde. Privatinitiative war nicht gefragt, in vielen Bereichen sogar verboten. Fast alle Dinge des taeglichen Bedarfs erhielt man nur auf Lebensmittelmarken oder Bezugsscheine.


Man muss allerdings richtig stellen, daß Bezugsscheine keine Erfindung der Planwirtschaft sind, sondern überall ein Mittel zur Überwindung von Krisen waren. Von uns Deutschen hat Cadinat die letzte Regulierung miterlebt - 1973 die Oelkrise u.a. in WestDeutschland.

Mich belustigen Forumsbeiträge u.a. von Andy, die die Planwirtschaft karikieren, die sie aber selbst nicht miterlebt haben. Wie habe ich die Mangelserscheinungen erlebt und dazu beigetragen: Für meinen PKW (natürlich Trabi) habe ich jedesmal einen (Zündungs)unterbrecher (vielleicht 5 M) gekauft habe, wenn die IFA-Läden welche im Angebot hatten. Beim der Auflösung meiner Garage, hatte ich zwar immer noch 14 Unterbrecher, aber keinen Trabi mehr. Wenn mein Auto jetzt (in der Neuzeit) einen Zündungsdefekt hat, gibt es derartige vergleichbare Teile nicht mehr, ich muss z.B. eine Motorsteuerung komplett kaufen, die kostet aber dann keine 5 € mehr !

« Pho_Bo » hat folgendes geschrieben:
Das Fernsehgerät ist aus der DDR.Typ Colortron oder Colormat gab es mit und ohne Fernbedienung.Kostete damals glaube ich so um die 3000-4000 DDR-Mark.Selbst für uns Ostdeutsche ziemlich teuer und kann mir nicht vorstellen,das ein Vietnamese den einfach mal so kaufen konnte.


Es gab zwar noch wenige mehr Farb-TV-Marken in der DDR, aber wenn der TV tatsächlich ein Farbfernseher aus der DDR war, dann wohl ein Colormat. Nur dieser hatte (nach meinem Wissen) die Bedienungselemente oben. Ein ABER gibt es beim Fotovergleich doch.

Tatsächlich war es in der Planwirtschaft zweckmässig, überall einen guten Bekannten zu haben. Die gewaltigen Ausmaße/Verwerfungen durch Vetternwirtschaft in Vietnam sind m.E. aber erst beim Übergang zu Doi Moi, der Wende zur Marktwirtschaft entstanden.

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 09:41    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Mich belustigen Forumsbeiträge u.a. von Andy, die die Planwirtschaft karikieren, die sie aber selbst nicht miterlebt haben
.

Man muss Dinge nicht miterlebt haben, um sie zu kommentieren, wie auch immer der Kommentar ausfällt. Ich nehme mir z.B.,als Jahrgang 1957, das Recht heraus die Kaiser- oder die Nazizeit zu kommentieren. Jegliche "Geschichtsbetragtung" wird ad absurdum geführt, wenn ich den Maßstab des Miterlebens anlege. Insofern freut es mich dann, gerade in der Vorweihnachtszeit, zur Belustigung beigetragen zu haben, allerdings ist die Dummheit, die hinter dem Zitat steckt bestürzend.

Schwierig wird es immer dann, wenn Vergleiche über Zeitschienen und Kontinente hinweg gezogen werden sollen.

Die Frage ist doch, hat sich in Vietnam nach 1975 etwas zum Positiven geändert? Ich meine ja. Hat sich etwas für die Masse der vietnamesischen Bevölkerung geändert? Ich meine Ja.

Hat sich in 36 Jahren soviel geändert, dass man sagen kann, der gewaltsamme Systemwechsel hätte sich gelohnt? Ich meine nein. Und selbst der Eröffnungsbeitrag redet ja von 10 verlorenen Jahren. Hat sich denn in den letzten 26 Jahren etwas erheblich geändert? Ja, aber nur für Wenige. Und dann muss man schon hergehen dürfen und sich die Wenigen einmal ansehen.

Und es ist doch selbstverständlich, dass es die "beste aller möglichen Welten" nicht gibt. Das sah wohl schon der olle Voltaire so, auf den ich mich jetzt beziehe lieber VFU, ohne ihn persönlich gekannt zu haben.

Dennoch sind diese Vergleiche dann sinnvoll, wenn es darum geht, jeder für sich, eine Systemwahl vorzunehmen. Das ist okay, selbst wenn es eine theoretische Wahl ist, denn wir wissen alle, wie unmöglich es ist, aus persönlichen, politischen, finanziellen uvm. Gründen zwischen den Systemen hin- und herzuhüpfen. Unerfreulich werden Systemwahlen immer dann, wenn sie mit missionarischem Eifer vebunden sind. Denn ob wir nun über Deutschland, Vietnam, Australien oder Takatukaland reden, Macken im System werden wir überall und relativ schnell entdecken können. Nun ist es aber so, dass diese Macken auch ihre Nutzen haben oder ihre Nutznießer. Und darauf hinwiesen und drauf rumzuhacken, das sehe ich als Bürgerpflicht.

Zurück zu VN. Wenn ich bedenke, dass auf die erste Hälfte der Kolonialzeit, der Zweite Weltkrieg folgte, dann die Unabhängigkeitsbemühungen bis 1975 und mit einrechne, dass die zivile Infrakstrukur 1975 so gut wie nicht mehr existierte, dann sind die erbrachten Leistungen enorm. Nur das, was der Staat nach seiner Eigendefinition vorgibt zu sein, nämlich ein sozialistischer Staat mit Chancen für alle, davon ist er noch Lichtjahre entfernt. Und die lächerlichen krampfartigen Bemühungen eines roten Einparteiensystems werden darüber nicht hinwegtäuschen können.

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(dt.: Jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich)

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VFU999






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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 10:52    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« AndyNguyen » hat folgendes geschrieben:
...Nur das, was der Staat nach seiner Eigendefinition vorgibt zu sein, nämlich ein sozialistischer Staat mit Chancen für alle, davon ist er noch Lichtjahre entfernt. ...


Irgendwie sympathisierst Du scheinbar doch auch mit dem Begriff "Sozialismus". Wobei Du da ja auch berühmte Mitstreiter hast:
Zitat:
"dass er als buddhistischer Mönch kein Gegner des Sozialismus sei, sofern es sich um dessen ökonomische Theorien handele. Er stimme im Grunde mit dem Marxismus überein, wenn es um die gerechtere Verteilung des Reichtums gehe. "
(aktuell zitiert wird der Dalai Lama)

Du darfst aber die Begriffe sozialistischer Staat nicht mit "Schlaraffenland für alle" verwechseln, den Sozialismus SOLLTE auch sein: Jedem nach seiner Leistung und jedem nach seinen Fähigkeiten !

Die Übertragungen/Erklärungen/Informationen von Cathrin sind mir als jemanden der selbst die vietnamesischen politischen Programme nicht lesen kann, deshalb interessant, weil mir anderseits nicht klar ist, wie ein Sozialismus im aktuellen Vietnam angestrebt werden kann, wenn die eigentlichen Grundlagen (u.a. Eigentumsverhältnisse) aufgegeben werden. Hier interessiert mich, in welcher Rolle sich die vietnamesische Staats- und Parteiführung selbst sieht, welche Thesen und Programme aufgestellt werden - weniger die Parolen.
Es geht doch hier schon garnicht mehr darum, ob der Bauer, der Handwerker oder ein Kleinunternehmer privatwirtschaftlich (in Deutschland vergleichbar der ständig beschworene Mittelstand) handeln kann. Es geht doch darum, wie das internationale Kapital- und Finanzwesen gehändelt wird, was aktuell sicherlich unbestritten Europa, in eine seiner größten Krisen in der Neuzeit führt.

Zitat:

Die Frage ist doch, hat sich in Vietnam nach 1975 etwas zum Positiven geändert? Ich meine ja. Hat sich etwas für die Masse der vietnamesischen Bevölkerung geändert? Ich meine Ja.

Und das ist gut so ! In den Altländern der Markwirtschaft erlebe ich aktuell nur Stagnationen.

VFU999

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 11:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« VFU999 » hat folgendes geschrieben:

Hier interessiert mich weniger Dein Fetisch für Klo´s in aller Welt und Epochen, noch die Bewältigung von neuzeitlichen Krankheiten.
VFU999


Das glaube ich Dir gerne.

Mich interessieren die Menschen und ihre Lebensbedingungen. Gestern und heute.Und ganz konkret.

Thời bao cấp kann wertvoll sein. Die Aussagen der betroffenen Menschen persoenlich sind mir noch wertvoller. Der Vergleich mit aehnlichen Entwicklungen in aller Welt und besonders mit konkreten Erfahrungen minimaler Art aus meiner eigenen Nachkriegszeit ist mir schon wichtig.

Wenn das ein Fetisch ist, dann bekenne ich mich gerne dazu. Ich bleibe dran .

Immer gerne dabei , Catinat

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VFU999






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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 11:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Catinat » hat folgendes geschrieben:
Mich interessieren die Menschen und ihre Lebensbedingungen. Gestern und heute. Und ganz konkret.


Lebensbedingungen haben Ihre Ursachen und der Themeneinstieg war tiefgründiger, als das folgende Abgleiten in Stereotypen wie Vetterwirtschaft, Einparteiensystem ....

VFU999

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 12:46    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« VFU999 » hat folgendes geschrieben:
« Catinat » hat folgendes geschrieben:
Mich interessieren die Menschen und ihre Lebensbedingungen. Gestern und heute. Und ganz konkret.


Lebensbedingungen haben Ihre Ursachen und der Themeneinstieg war tiefgründiger, als das folgende Abgleiten in Stereotypen wie Vetterwirtschaft, Einparteiensystem ....

VFU999


Daran habe ich mich doch nicht beteiligt und bin in genau die entgegengesetzte Seite wie der der Verallgemeinerungen “abgeglitten”. Auch nicht recht ?

Mit einigen Hinweisen auf aehnliche Nachkriegsbedingungen. Noch einmal : Das Krankheitsbild PTBS – posttraumarische Belastungsstoerung – ueber das in Catberts Link recht eindringlich und tiefgruendig berichtet wird, ist bei vielen im Krieg, aber auch in der Nachkriegszeit entstanden. Es ist keine neuzeitliche Phantomkrankheit sondern hat ganz pragmatisch, wenn von Fachleuten diagnostiziert, aufenthaltsrechtliche, krankenversicherungsrechtliche und v.a. altersversorgungs-/renten-rechtliche Konsequenzen.

VFU999 fragt mich : “Auch hier "traumatische Erlebnisse" gehabt ?”
Danke fuer diese Aeusserung und ihren Ton . Sie ist recht aufschlussreich... Smilie
Ich hatte es beruflich in Deutschland auch mit schulrechtlichen Entscheidungen mit Gutachtenerstellungen zu tun. Welche Schulform ist fuer Kinder, deren Familien kriegs- und nachkriegstraumatisiert sind , im konkreten Falle vorzuschlagen ? Zuerst bei zwei vietnamesischen Kindern , dann ein Maedchen aus dem Irak, dem die Beine weggeschossen waren, dann mit kurdischen und zunehmend mit Kindern aus dem Kosovo und dem ehemaligen Jugoslawien.

Es geht um Nachkriegszeiten und deren Bewaeltigung. Es ist recht, wenn einige ihren Diskussionsschwerpunkt auf die politischen Aktionen setzen, andere auf die internationalen Vergleiche, ich setze meine auf die eigenen Erfahrungen in meiner Vergangenheit und auf meine Beobachtungen in Vietnam .

Nach den Lebensbedingungen der Frau und des Mannes auf der Strasse forsche ich . Und zwar gruendlich. Und benutze die Bedingungen auch .

Also : Wir gehen beispielsweise auch auf die Toilette in der Einzimmerwohnung meiner Schwaegerin , einer Lehrerin, in Sài Gòn , und uebernachten da im Zimmer auf dem Boden , wenn es zu spaet geworden ist.

Bewusst hatte ich gleich zur Kenntnis gebracht, “mal unpolitisch” an die Lebensbedingungen in Nachkriegszeiten heranzugehen. Lebenspraktisch. Um jetzt bei Vietnam als Ergebnis von 36 Jahren des Fortschreitens mit dem Ausgangszustand zu vergleichen. Fuer mich schlichten Buerger reicht das mit der “Tiefgruendigkeit”.

Mehr und anderes dazu lese ich gerne , wenn es denn sachlich ist, auch von VFU999 - und gehe im uebrigen munter meinen Weg der Erkenntnis.

Freundliche Gruesse, Catinat

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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 13:05    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@cadinat
Vielen Dank für diesen aufschlußreichen, themenbezogen, interessanten und tiefgründigen Beitrag zum Thema Thoi bao cap. Ich habe viel dazu gelernt und alles verstanden, mit einer Ausnahme:

Zitat:
Also : Wir gehen beispielsweise auch auf die Toilette in der Einzimmerwohnung meiner Schwaegerin , einer Lehrerin, in Sài Gòn , und uebernachten da im Zimmer auf dem Boden , wenn es zu spaet geworden ist.


Wo geschlafen (übernachtet) ? Auf dem Fußboden der Einraumwohnung oder der Toilette ? Oder gibt es in der Einzimmerwohnung deiner Schwaegerin gar keine Trennung zwischen Zimmer und Toilette ?

Gruß aus dem Vogtland
VFU999

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 12.12.2011, 13:23    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« VFU999 » hat folgendes geschrieben:
@cadinat
Zitat:
im Zimmer auf dem Boden

Oder gibt es in der Einzimmerwohnung deiner Schwaegerin gar keine Trennung zwischen Zimmer und Toilette ?
VFU999


Doch : eine kleine Schwelle und ein Vorhang .

Klitzeklein, 30 qm fuer 2 Personen, sehr feucht, aber ich finde es gemuetlich Smilie ,

Catinat

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