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 Nord- und suedvietnamesischer Akzent

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 13:26    Nord- und suedvietnamesischer Akzent Antworten mit ZitatNach oben

Das Thema "nord- und suedvietnamesischer Akzent" wurde auch hier zum Teil behandelt. In der Tat ist das auch ein interessantes und aufregendes Thema, denn wenn jemand dich fragt: woran erkennt man einen Nord- und einen Suedvietnamesen? Die Antwort lautet promp: an seinem Akzent!

Ein Nordvietnamese, der vorher keine Kontakte mit Suedvietnamesen hat und zum ersten Mal nach Sueden kommt, versteht die Menschen nur sehr schwierig. Und umgekehrt ist es genauso. Manche behaupten, Nordvietnamesisch ist Hochvietnamesisch, was auf VTV gesprochen wird, so muessen die Suedvietnamesen das auch verstehen koennen. Das ist aber ein Irrtum. Erstens gucken die Menschen im Sueden nur sehr selten VTV, denn der nordvietnamesische Akzent dort macht die Menschen genauso muede wie ein Nordvientamese, der ein suedliches Fernsehprogramm gucken muss, so gucken die Menschen im Sueden lieber Saigoner Programme oder andere regionale Programme. Zweitens ist der nordvietnamesische Akzent auf VTV auch anders, klarer, als der Akzent, der im Alltag gesprochen wird.

Schliesslich merke ich, ein Nordvietnamese in Saigon, diesen Unterschied sehr gut. Mit der Zeit wird meine Sprache auch einwenig veraendert: ich spreche zwar immer noch den nordvietnamesischen Akzent, aber ich spreche langsamer, klangvoller, beachte die Betonungen, die Melodie und besonders die Wortwahl, denn es gibt eine Menge (ganz viele, vielleicht viele hunderte) alltaegliche Woerter, die ganz anders sind als im Norden. Und genau diese Veraenderungen merke ich auch bei anderen Nordvietnamesen, die hier leben: Die Sprache veraendert sich automatisch nach dem geographischen breiten Grad.

Der Mensch hat eine merkwuerdige Eingenschaft: Er ist stolz auf sich! So ist er auch stolz auf seinen Akzent. Saigoner sind stolz darauf, dass ihr Akzent schoen, zaertlich und elegant klingt. Hanoier sagen: ihre Sprache ist cool, exakt und, naja - hoch kultiviert. Was Letzteres den Hauptstaedtlern betrifft will man sich ungern oeffentlich zugeben, aber so denkt man heimlich, worauf die Saigoner nur totlachen.

Viele Jahre wird es auf Voice of Vietnam oder VTV nur Nordvietnameisch geprochen. Seit einigen Jahren gibt es nun bei der Nachricht um 19.00 Uhr auch eine suedvietnameische Stimme. Eine gute Entwicklung! Aber Nordvietnamesisch ist nach wie vor dominierend. Diese Politik ist einfach falsch, finde ich, und muss korrigiert werden. Denn, anders als in Deutschland, gibt es in Vietnam zwei deutlich unterschiedliche Klimazonen und Akzente, die jeweils von der Haelfte der Bevoelkerung gesprochen wird. Hanoier Akzent ist fuer die Menschen im Norden und die am Delta des Roten Flusses hochvietnesisch, so gilt es Saigoner Akzent als hochvietnamesisch fuer die Menschen von Nha Trang nach Sueden. Das ist die Realitaet, die man lieber anpassen soll.

NamNguyen

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banh bao
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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 14:07    Re: Nord- und suedvietnamesischer Akzent Antworten mit ZitatNach oben

« NamNguyen » hat folgendes geschrieben:
Und genau diese Veraenderungen merke ich auch bei anderen Nordvietnamesen, die hier leben: Die Sprache veraendert sich automatisch nach dem geographischen breiten Grad.


Ich würde nicht den geographischen Aspekt ansprechen, sondern auch die Umgebung, die Mitmenschen - hier lebende Vietnamesen passen ihre Sprache auch an die "allgemein Gültige" Aussprache an, was meiner Meinung nach sehr oft das Nordvietnamesische ist... - wo ist es am besten vietnamesich zu lernen? Kann man es überhaupt an einem Ort lernen?

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honro2009




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 14:12    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Meine vietnamesischen Sprachkenntnisse sind noch nicht so gut. Verzweifele aber oft, wenn ich mit ASSIMIL, Vietnamesisch "ohne Mühe" lerne. Oft sagt meine Frau, das ist nicht Südvietnamesisch, das ist baki!!
Hinzu kommt, daß sie sagt der Dialekt in Khanh Hoa ist ungefähr so wie Bayern zu Norddeutschland, also nochmal anders. Ausrufezeichen Geschockt

« tpcm » hat folgendes geschrieben:
« su-tu » hat folgendes geschrieben:
Selbst ich kenne viele Vietnamesen, die ein Problem mit ihren eigenen Landsleuten haben und sie (so fern möglich) weitestgehend meiden.
Ja z.b die Vietnamesen vom Norden(Baki) mögen die Vietnamesen vom Süden nicht und umgekehrt.



Was bedeutet denn dieses Baki. Ich höre das Wort auch hin und wieder im Cafe und Restaurant in Nha Trang, wenn am Nebentisch z.B. eine Gruppe Goverment Damen älteren Datums lautstark durcheinander reden.

Gruss aus Nha Trang, bis jetzt nur Blitz und Donner, hoffentlich kommt noch der Regen, "Abkühlung"


Edit von Courti: Zitat gerichtet.

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honro2009




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 14:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« banh bao » hat folgendes geschrieben:
« NamNguyen » hat folgendes geschrieben:
Und genau diese Veraenderungen merke ich auch bei anderen Nordvietnamesen, die hier leben: Die Sprache veraendert sich automatisch nach dem geographischen breiten Grad.


Ich würde nicht den geographischen Aspekt ansprechen, sondern auch die Umgebung, die Mitmenschen - hier lebende Vietnamesen passen ihre Sprache auch an die "allgemein Gültige" Aussprache an, was meiner Meinung nach sehr oft das Nordvietnamesische ist... - wo ist es am besten vietnamesich zu lernen? Kann man es überhaupt an einem Ort lernen?


Wir hatten in Deutschland 2 Wohnsitze, einen in Hamburg und einen auf Usedom. Meine Frau sagte im Nordosten sprechen alle Vietnamesen, den Norddialekt und in Hamburg, dort fühlte sie sich sprachlich zu Hause, sprach man in den vietnamesischen Geschäften und Gemeinschaften ausschließlich Südvietnamesisch. In Hamburg hat man das "allgemein Gültige" in den z.T. 40 Jahren nicht übernommen.

Nha Trang der Regen ist da

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 14:40    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@Honro:

Nicht Baki, sondern Bac-ky (Bắc Kỳ).

In der Kolonialzeit wurde Vietnam in drei Landesteilen geteilt: Norden, Mitte und Sueden, welche in Vietnamesisch entsprechend heissen: Bac-ky, Trung-ky und Nam-ky.

Nach dem Sieg der Vietnamesischen Befreiungsallianz (Viet-Minh) ueber die Franzosen wurde das Land geteilt, wie wir schon wissen. Im Norden wurden die alten Bezeichnungen der Kolonialzeit (Bac-ky, Trung-ky, Nam-ky) abgeschaft, dafuer die neuen Bezeichnungen: Miền Bắc, Miền Trung, Miền Nam. Die alten Bezeichungen wurden als rassistisch und abwertend, ein Produkt der Kolonial- und Feudalzeit bezeichnet. So werden in der Schule im Norden vom 1954-1975 und im ganzen Land nach 1975 nur die neuen Bezeichnungen verwendet.

Im Sueden, besonders im Volksmund, spricht man immer noch "Bắc Kỳ", wenn man von Menschen oder Sprachen aus dem Norden spricht. Viele Nordvietnamesen, wenn sie zum ersten Mal nach Sueden kommen, fuehlen sich beleidigend, wenn sie als "Bac-ky" bezeichnet sind, obwohl der Sprechpartner das gar nicht gemeint hat.

NamNguyen

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honro2009




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 14:53    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke NamNguyen für die sehr ausführliche Information. Einfach toll, das es dieses Forum gibt.

Nur ein 10 Minuten Regen in Nha Trang, besser als Nichts

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Micha L






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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 14:59    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo,

ein stets interessantes Thema.

Erstmal muß man zwischen Akzent und Dialekt unterscheiden. Fremdsprachler bringen in gelernte Sprachen ihren Akzent ein - innerhalb einer Sprache gibt es Dialekte.
Das mit den VTV-Sprechern ist natürlich nicht die Ursache, sondern die Wirkung.
Das Hochdeutsche hat sich ja auch nicht aus der Tagesschau heraus entwickelt, sondern viel früher.

Die besondere Empfindlichkeit der Vietnamesen bezüglich ihrer Dialekte ist natürlich die Widerspiegelung noch nicht überwundener Kriegsfolgen und deswegen kann ich verstehen, daß man im Süden lieber 2 Dialekte statt einer Hochsprache sehen möchte.
Tatsächlich kommt der Hanoier Dialekt der Hochsprache nahe, weil Hochsprachen zwar nicht ganz natürlich sind, aber auch nicht im "luftleeren Raum" entstehen. Man merkt ihnen ihre Herkunft an.
In Deutschland ist es die Gegend um Hannover und an der Weser, wo man meint, der gemeine Mann auf der Straße habe das Format eines Nachrichtensprechers.
Tatsächlich gibt es auch in Vietnam viel mehr Dialekte, als der leidige Nord-Süd-Konflikt suggeriert.
Ein dritte bedeutende Region ist das Mittelland, dessen Dialekt, wenn man neuzeitliche Konflikte unbeachtet läßt, der unbeliebteste ist, in den anderen großen Regionen.
Genau genommen gibt es in allen drei Großregionen mehrere Dialekte, nicht anders als in Deutschland und in aller Welt. Nicht nur in Thüringen spricht man selbst in benachbarten Tälern anders.

Der politische Hintergrund der Sprachdiskussion in Vietnam wird deutlich bei den nicht Wenigen, die in der Süd-Republik groß wurden und noch heute dafür einstehen, deren Eltern aber aus dem Norden stammen und die darauf und auf ihren Dialekt stolz sind, selbst wenn er "verwässert" wurde. Da "schlagen 2 Herzen in der Brust".

Gruß

Micha

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 15:38    Re: Nord- und suedvietnamesischer Akzent Antworten mit ZitatNach oben

« banh bao » hat folgendes geschrieben:
... - wo ist es am besten vietnamesich zu lernen? Kann man es überhaupt an einem Ort lernen?


Es gibt einen Unterschied zwischen Hochdeutsch und Hochvietnamesisch. Hochdeutsch ist das Deutsch, das gesprochen genau wie geschrieben ist. Und diese Sprache gibt es wirklich , die von lebenden Menschen gesprochen werden.

Das Nordvietnamesisch wird zwar bei sechs Toenen (ma, mà, má, mả, mạ, mã) exakt gesprochen, aber Nordvietnamesen koennen zwischen tr-ch, d-gi-r und x-s nicht entscheiden und sie sind auch nicht in der Lage, tr, r oder s richtig zu sprechen. Im Sueden spricht man nur 5 Toene und koennen zwischen mả-mã nicht entscheiden.

Das geschriebene Hochvietnamesisch ist weder nordvietnamesisch noch suedvietnamesisch, sondern eine Mischung aus Norden, Mitte und Sueden: In dieser geschriebenen Sprache gibt es die 6 Toene und die tr-ch, d-gi-r und x-s. Das ist eine "utopische Sprache", die es in der Wirklichkeit nicht gesprochen wird, auch nicht im Fernsehen.

Da die Toene die vietnamesische Sprache charakteristisch ist, wird Nordvietnamesisch oft als "Hochvietnamesisch" bezeichnet. Als Auslaender lernt man diese "utopische Sprache", die in den Lehrbuechern geschrieben wird. Wenn man einen Vietnamesischkurs besucht, muss man natuerlich diese 6 Toene lernen, so spricht man auch Nordvietnamesisch. Aber wenn sein Lehrer ein Suedvietnamese ist, spricht er auch suedvietnamesischen Akzent.

Wo lernt man Vienamesisch am besten? Meine Antwort ist: Saigon oder Hanoi, das sind gleich gut oder gleich schlecht, je nach Zweck und Geschmack. Das sind 2 Sprachgebiete, wo jede die Haelfte der Vietnamesen vertraut ist. Einen Ort in der Mitte (Hue oder Danang) werde ich nicht empfehlen. Denn der Akzent in der Mitte ist zu spezifisch und schwer verstaendlich fuer den grossen Teil der Vietnamesen, sowohl im Norden als auch im Sueden.

NamNguyen

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 15:49    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Micha L » hat folgendes geschrieben:
Hallo,
Erstmal muß man zwischen Akzent und Dialekt unterscheiden. Fremdsprachler bringen in gelernte Sprachen ihren Akzent ein - innerhalb einer Sprache gibt es Dialekte.
Das mit den VTV-Sprechern ist natürlich nicht die Ursache, sondern die Wirkung.
Das Hochdeutsche hat sich ja auch nicht aus der Tagesschau heraus entwickelt, sondern viel früher.


Ja, Micha. Ich spreche hier auch nicht von Dialekten, sondern von zwei typischen Akzenten.

Gewiss, wie Du geschrieben hast, gibt es sowohl im Norden als auch im Sueden mehrere Dialekte. Aber alle Dialekte im Norden haben einen relativ aehlichen Grundton, wenn sie geprochen werden. Genauso im Sueden.

Ein besserer Vergleich ist vielleicht Englisch und Amerikanisch. Fuer mein Verstaendnis ist Nordvietnamesisch Englisch und Suedvietnamesisch Amerikanisch, obwohl es in England und Amerika wiederum meherere Dialekte gibt.

Gruss

NamNguyen

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Micha L






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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 17:47    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Nam,

da muß ich Wikipedia bemühen, um meine obige Anmerkung zu verdeutlichen:

"Akzent bezeichnet die – meist unbewusste und ungewollte – Übertragung von Aussprachegewohnheiten der Erst- bzw. Muttersprache oder der vorrangig gebrauchten Sprache auf eine später erlernte (Fremdsprache) "
http://de.wikipedia.org/wiki/Akzent_(Aussprache).

D.h. ein Franzose hat einen französischen Akzent, ein Engländer einen englischen, wenn beide Deutsch sprechen.
Wenn Ausländer Vietnamesisch sprechen haben sie ebenso jeweils ihre Akzente.

Hier geht es also um Dialekte.

« NamNguyen » hat folgendes geschrieben:
Ein besserer Vergleich ist vielleicht Englisch und Amerikanisch. Fuer mein Verstaendnis ist Nordvietnamesisch Englisch und Suedvietnamesisch Amerikanisch, obwohl es in England und Amerika wiederum meherere Dialekte gibt.


Es gibt auch ein Hochamerikanisch. Von daher finde ich den Vergleich nicht so gut wie den in Deutschland zwischen dem Raum Hannover und Bayern, Sachsen, Schwaben.
Ohne ein Linguist zu sein vermute ich in Vietnam 3 Dialekte (Nord, Mittel, Süd) mit vielen Unterdialekten.

Gruß

Micha

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 18:48    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ Micha

Danke fuer dein Hinweis. Vielleicht hat Wiki Recht, ich weiss aber nicht, wie man z.B. Englisch und Amerikanisch entscheidet. Wird man Amerikanisch als ein Dialekt der englischen Sprache bezeichnen, oder kann man von einem amerikanischen Akzent und einem englischen Akzent sprechen.

So meine ich: die suedvietnamesische und die nordvietnamesische Sprache haben sich so entwickelt, dass man besser von zwei Hochsprachen sprechen sollen: Hochsuedvietnamesisch und Hochnordvietnamesisch, aehnlich wie Hochamerikanisch und Hochenglisch. Daher spreche ich von den Akzenten.

Im Norden, mit kleinen Abweichungen in Thanh Hoa und Nghe An, spricht man fast gleich. Genauso im Sueden von Nha Trang bis Ca Mau. Die Dialekte in der Mitte von Nghe An bis Da Nang sind dagegen so stark unterschiedlich, das man nicht von einer Einheit sprechen koennen.

Die suedvietnamesische Sprache hat im Laufe von 200 (zweihundert) Jahren Trennung [Vietnam war 200 Jahre lang zwei Nationen mit zwei Hauptstaedten unter 2 Fuerstenfamilien] viele neuen Woerter, Ausdrucksweisen und auch Akzent der Khmer aufgenommen und bluehte im spaeten 18. Jahrhundert und Anfang 19. Jahrhundert auf dem Mekong-Delta zu einer "neuen" Hochvietnamesischen Sprache.

Die suedvietnamesische Sprache hat sich entwickelt hinter dem Wolkenpass von 200 Jahren, ohne jeglichen Kontakt mit dem Norden. Ab und zu gab es wieder blutige Kriege zwischen zwei Fuerstenfamilien, bis schliesslich der Sueden den Norden im Jahr 1789 erorberte und das Land vereinigte.

NamNguyen

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Micha L






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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 19:29    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« NamNguyen » hat folgendes geschrieben:

So meine ich: die suedvietnamesische und die nordvietnamesische Sprache haben sich so entwickelt, dass man besser von zwei Hochsprachen sprechen sollen: Hochsuedvietnamesisch und Hochnordvietnamesisch, aehnlich wie Hochamerikanisch und Hochenglisch. Daher spreche ich von den Akzenten.


Da muß ich entgegenhalten, daß England und die USA verschiedene Staaten sind, auf verschiedenen Kontinenten. Seit der Unabhängigkeitserklärung war von einer Nation nie wieder die Rede und sie existerte seidem auch nicht mehr. Gerade das hohe Ziel der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht führte dazu, daß in den USA eine eigene Hochsprache definiert wurde.
Ganz anders in Vietnam und Deutschland: Trotz Spaltung blieb das Nationalgefühl ungebrochen und die staatliche Einheit ist wieder hergestellt.
D.h. auch wenn Südvietnamesen ihre Besonderheit betonen, in mancher Hinsicht wie der blauweße Freistaat Winken , kann es in einer Nation nur eine Hochsprache geben. Selbst wenn Eliten südlich/bayrisch sprechen, auch zu offiziellen Anlässen: es gibt nur einen Duden bzw. sein vietnamesisches Gegenstück, in dem mundartliche Ausdrücke nur Varianten Nebenvarianten sind.

In Wikipedia steht auch, daß man von Akzent innerhalb eines Landes nur spricht, wenn jemand versucht die Hochsprache zu sprechen, aber sein Dialekt noch erkennbar ist. Aber um solche Versuche geht es hier nicht.

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 19:51    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die Nord- Sued – “Gegensaetze” sind – nicht so sehr durch den Krieg als vielmehr durch die 10 Jahre danach – “politisiert” worden. Das finde ich persoenlich sehr schade , da dadurch eine Gelegenheit verpasst werden koennte, in den vorhandenen Unterschieden dynamische Bereicherung des Gesamtbildes der Kultur zu sehen.

Im Kommunikationsverhalten und auch manchmal temperamentsmaessig oder wie hier zum Thema gemacht in Aussprache und Sprachverwendung gab es immer schon Unterschiede.

Das ist nichts Ungewoehnliches. Suedtiroler und Sizilianer sowie Bretone und Korse , Englaender und Schotte, Istanbuler und Anatole sowie … stehen meistens auch zu ihrer gemeinsamen Kultur.

Die jeweiligen “Hauptstaedter” mit ihrem Umland haben es etwas schwer, weil sie zu Recht oder eher zu Unrecht von den anderen in der “Provinz” manchmal pauschal als arrogant wahrgenommen werden. Ich konnte mich dem auch nicht ganz entziehen, nachdem meine Hauptstadt ploetzlich irgendwann nicht mehr “Bonn” hiess sondern das von mir bis dahin heiss geliebte Berlin. Seitdem nehme ich auch Unterschiede in Deutschland etwas kritischer wahr. Berliner moegen mir bitte verzeihen.

Nein , es gab in Vietnam nicht immer schon Unterschiede zwischen Vietnamesen ? Dann kennt Ihr aber die legendaere Entstehungsgeschichte des Volkes und das, was hinter der Geschichte ausgesagt wird, nicht.
Âu Cơ, die unsterbliche Gebirgsfee , oft in der Gestalt eines Kranichs, gebar einen Eierbeutel , aus dem 100 Kinder schluepften. Die brauchten keine besondere Obhut sondern wuchsen im Nu zu gesunden Menschen heran. Das ist sozusagen die mythische Version der Geschichte, die zeigt, wie gesund und stark das vietnamesische Volk ist .

Trotz ihrer Liebe fuereinander sehnte sich Âu Cơ nach den Bergen ihrer Heimat und Lạc Long Quân , ihr Gemahl , der Drachenkoenig aus dem Meer , nach dem Meer. Drache und Fee. Sie trennten sich. In anderen Sagenfassungen ging es nicht ganz so friedlich zu ; die beiden Ehepartner einigten sich nach Streitereien im Rahmen des ersten Scheidungsfalles in der vietnamesischen Geschichte ueber den Verbleib der Kinder. (Die Verhandlungen sollen in Dong Con stattgefunden haben.)

Die 100 Soehne/Kinder teilten sich genau in zwei Gruppen auf und schworen sich Hilfe zu leisten, wenn eine Gruppe, die “Meeresgruppe” oder die “Gebirgsgruppe” in Schwierigkeiten geraten sollte. Jeder , Âu Cơ ins Gebirge, Lạc Long Quân zum Meer, nahm 50 Kinder mit zu sich.

Seit Anfang an weiss das vietnamesische Volk in seinen uralten Mythen von der Fruchtbarkeit der Verschiedenheiten. Das wird auch keine Politik nach 4000 Jahren mehr aendern.

Hinzugekommen ist im Verlauf der Geschichte so einiges, was auch Mentalitaeten mit formt , zum Beispiel fuer mich interessant, die nicht immer gewaltfreien Pionierleistungen, die im Sueden bei der „Eroberung“ des Suedens erbracht worden sind.

Gruesse, Catinat

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 20:39    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Gott Honro, wo hast du denn den Kommentar von mir ausgebaut?!? Geschockt
Ich weiss gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang oder auch wo ich das geschrieben habe.

Ich habe "Bac ky" übrigens vor über 10 Jahren als böses Schimpfwort kennengelernt "Nam a" als die Gegenüberstellung oder den Konter dazu?!

Wir kucken bei uns Zuhause übrigens viel "Phim Viet" also den vietnamesischen Serien Sender, auf dem "sowohl" "als auch" also Nam u.Bac Akzent ausgestrahlt werden, die wir auch beide verstehen.

Auch wenn ich zugeben muss, dass ich lieber Filme mit Bac Akzent kucke, weil das für mich entspannter ist.
Filme die in nordvietnamesischen Text gesprochen sind, kann ich mir so "nebenbei" ansehen.
Das ist wie wenn man einen Film in der Muttersprache kuckt.
Man muss auch nur mit halben Ohr hinhören und versteht alles noch ohne weiteres.
Beim südvietnamesischen Akzent muss ich mich mitunter schon konzentrieren und wirklich hinhören und "mitdenken" oder "umdenken".
Verstehen tue ich es am Ende zwar auch, aber solche Filme od. Serien sind für mich anstrengender zu kucken.

Früher war viel mir hingegen der südvietnamesische Dialekt leichter, weil die ersten Vietnamesen mit denen ich Kontakt hatte und täglich zusammen war fast ausnahmslos aus dem Süden kamen.

Damals fand ich auch den Bac Dialekt noch richtig hässlich, so hart, schneidend und abgehackt. Den Nam Dialekt hingegen so sanft, melodisch und geschwungen. Eher wie Singsang.
Jetzt finde ich den Nam Dialekt zwar immernoch schön vom Klang her, aber der nordvietnamessiche hört sich inzwischen für mich offener und klarer an.

Ich habe mich da also auch ganz natürlich im laufe der Zeit meinem Umfeld angepasst.

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Courti
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BeitragVerfasst am: 23.05.2012, 20:57    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« su-tu » hat folgendes geschrieben:
Gott Honro, wo hast du denn den Kommentar von mir ausgebaut?!? Geschockt
Ich weiss gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang oder auch wo ich das geschrieben habe.

Das hab ich ihn auch schon per PN gefragt, damit ich dieses hässliche [/quote] richtig editieren kann. PN wurde gelesen - eine Antwort gabs nicht. Naja, dann bleibts halt stehen.
« su-tu » hat folgendes geschrieben:
Ich habe "Bac ky" übrigens vor über 10 Jahren als böses Schimpfwort kennengelernt...

Ja, als meine Frau mir das beibrachte wurde mir gleichzeitig eingetrichtert, dass das im Norden nicht gut ankommt. Auf die Hintergründe ist NamNguyen ja bereits eingegangen, allerdings hatte ich angenommen, dass man sich im Süden darüber bewusst ist, dass das eben auch als Schimpfwort gebraucht wird.
Ansonsten würde ich bei den beiden Hochsprachen (man möge mir den in Fachkreisen verwendeten richtigen Begriff sagen, dann verwende ich den, aber mittlerweile finde ich diesen Begriff am treffendsten, da er keine Gruppe benachteiligt) oder dem Konflikt allgemein nicht zu sehr auf den Krieg eingehen. Eine Abneigung bestand schon vorher, was glaube ich hier irgendwo auch schonmal zur Sprache kam.

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Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen (Antoine de Saint-Exupéry)

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