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 Im Tal der Traenen, Qualitaet in Vietnam...

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csba
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Anmeldungsdatum: 02.06.2012
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BeitragVerfasst am: 27.08.2012, 23:54    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Beispiel China:
Dort werden Unmengen an Waren fuer Vietnam hergestellt in einer bewusst schlechten Scheissqualitaet, weil es vom Vietnamesischen Markt so verlangt wird.[...]
Das gleiche gilt fuer Produkte aus Korea, die machen keine schlechten Sachen, sind an sich ganz respektable Maschinenbauer, fuer Vietnam liefern sie aber auch nur Sondermuell und haben sogar einen guten Ruf! hahaha......


Paradoxerweise erzaehlten mir dann einige vn. Handwerker in Vietnam, dass sie deutsche Produkte ueber alles schaetzen.

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Wenn Du heute in der Stadt z.B. eine Bohrmaschine verkaufen willst und Du hast zwei Produkte, eine echt schlechte Maschine ohne Hammerbohrwerk fuer 500.000 und eine recht ordentliche fuer 1 Mio mit Hammerbohrwerk, was kauft man hier?
Richtig, die Billige, egal ob man damit doppelt oder dreimal so lange fuer die gleiche Arbeit braucht, egal das die billige nach ein paar Tagen Schrott ist...


Das ist auch die Einstellung vieler Vietnamesen. Traurig aber wahr.

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Ein Freund sagte mal, Vietnamesen moegen es, wenn sie oft neue Dinge kaufen koennen.
Sie geniessen das kaufen, bzw. was neues zu haben und lieber billig und oft, als einmal richtig.

Sie machen auch keinen Druck, wenn etwas mal nicht in Ordnung ist, sondern nehmen es einfach hin!


Dein Freund hat gut beobachtet! Doch moechte ich auch hinzufuegen, dass auch Vietnamesen aus ihren Fehlern lernen koennen und langsam Bewusstsein fuer Qualitaet zu entwickeln beginnen. Das sind zumindest meine persoenlichen Beobachtungen.

csab

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Bhadresvaravarman






Anmeldungsdatum: 26.10.2010
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BeitragVerfasst am: 28.08.2012, 02:53    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
wie gehst Du denn mit dieser Situation um?
Ich meine, das ist doch wirklich auch zwischenmenschlich eine sehr unschoene und enttaeuschende Geschichte.



Ich habe nun so einige enttäuschende Geschichten erlebt. Und deswegen mache ich das, was ich schon geschrieben habe: Ich lasse auch keine "Freunde" mehr ins Haus. Das machen übrigens Vietnamesen genauso. Ich habe 2-3 gute Freunde, die ins Haus kommen können. Alle anderen können auch kommen, aber ich lasse sie eben nicht mehr ins Hintere des Hauses bzw. allein.

Was die Qualität angeht, so schreibst du oben von einer Bohrmaschine, die 500 000 - 1 000 000 VND kostet...Mal überlegt, dass es viele Vietnamesen gibt, die nur 2-3 Millionen Einkommen haben? Mein Freund verdient um die 1,7 Millionen im Monat. Er treibt mich auf die Palme mit seinem ständigen "Sparen hier, Sparen da". Da ist das Nehmen des Billigsten fast schon anständig. Viele Vietnamesen zeigen ja nach Außen gar nicht, wie wenig Geld sie haben. Man muss ja immer "repräsentieren". Und die Vietnamesen, die Geld haben (die RICHTIG Geld haben), die kaufen auch den Billig-Scheiss nicht.

Zitat:
Ein Bekannter meint, dass es in Saigon angenehmer ist , als in Hanoi. - wer weiß?


Kann ich aus meiner Erfahrung bislang nicht bestätigen. Meine Bekannten wundern sich, dass ich gen Süden gewandert bin, da doch alle hier so geldgeil sind...


Zitat:
Ich bin in der Gastronomie tätig und ein Gast hat am Samstag erst gesagt das Sie die deutsche Art nicht mag (ist aber selber deutsch).


Habt ihr schon mal gesehen, wie Vietnamesen Kellner und Kellnerinnen behandeln? Selbst ich würde heulen, wenn ich als Kellner hier arbeiten würde. Ich habe eine Freundin, die lässt das Essen gut und gerne vier-fünfmal zurückgehen. Bemäkelt wird eh alles und jedes. Das ist viel schlimmer als bei den Deutschen!


Zitat:
Detto beim Müllproblem


Das Müllproblem ist eben noch durch Unwissenheit entstanden. Vietnamesen haben ihren Müll immer vor die Tür geschmissen (die Europäer haben das übrigens bis ins 19. Jahrhundert auch getan). Aber früher war eben alles aus Holz, Palmblatt etc. und ist im tropischen Klima schnell vergangen. Heute ist eben alles Plaste, und damit siehts eben nicht gut aus. Ansätze sind ja schon vorhanden...

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Dreamer
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BeitragVerfasst am: 28.08.2012, 05:19    mehr Schein als Sein ... Antworten mit ZitatNach oben

@pacisso,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Asia-Club!

Weiss nicht, ob es dir hilft, jedoch sieht es in China nicht viel anders aus und zahlenmässig sind die Chinesen keine Minderheit!!!

Sie sind raffiniert, allesamt, intelligent genug um Taxis komplett zu "fälschen", um den Ahnungslosen (nicht nur Touris!) das Money aus allen Poren zu saugen!

Meiner Meinung nach sind WIR ein Teil des Problems, weil WIR (jedenfalls genügend people) immer wieder auf diese Machenschaften hereinfallen und scheinbar genügend Umsatz generieren, um diese "Spezies" am Leben zu erhalten!

Mein "Fake-Taxi" Beispiel ist ein paar Tage her, Hanoi, 3-fachen Preis gezahlt, mir Quittung geben lassen, Foto vom Taxi gemacht, festgestellt dass Kennzeichen auf Quittung nicht mit dem Original übereinstimmt, Gesellschaft angerufen, dieses Fzg gibt es nicht! Rate mal, was die Polizei mir "erzählt" hat und welche ach so tollen gute Ratschläge ich bekommen habe ...

Nun, nach 4 Jahren China und neuen Erfahrungen in Vietnam liegt VN in meiner persönlichen Bilanz sogar leicht vorne, wobei eins fest steht:
Sie sind alle smart, diese Asiaten und wollen nur unser Bestes:
MONEY, besser jetzt, als Morgen.

Ach ja, zumindest in China habe ich nach jahrelanger Suche Firmen gefunden, die Standard-Qualität verkaufen und zumindest mir gegenüber mit Reklamationen sehr Kullant sind. Garantie hört in dem Moment auf, wo das Geld zum Kauf den Besitzer wechselt!

Habe mir Häuser / Wohnungen zum Kauf in und um Hanoi herum angeschaut - demnach spinnen die Verkäufer mit ihren Forderungen für die (sorry) Bruchbuden, wo der Diebstahlschutz auch mehr Schein als Sein ist! Schwierig, meiner Freundin auszureden, auch nur einen Cent in so eine Bude zu stecken ...

Ich könnte hier endlos weiterschreiben ...

... habe letztlich viel gelernt und sehe alles immer mehr entspannter!

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 28.08.2012, 05:54    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das einige von euch die Erfahrung gemacht haben,
es gäbe keine Garantie, bzw Reklamationen würden nicht angenommen oder Reparaturen nur so erledigt, dass der nächste Werkstattbesuch quasi schon vorprogrammiert ist, kann ich so nicht bestätigen.
Ich habe da bislang nur gute Erfahrungen gemacht, aber ich gehe auch nur zu bestimmten Stellen und kaufe oder repariere nur bei mir bekannten Händlern, wo ich weiss dass alles passt.
Diese Ort habe ich anfangs über meinen Mann kennengelernt, der selbst ebenfalls nur zu diesen paar ausgewählten Leuten geht.

Bei denen fehlt sich aber wie gesagt in der Regel weder etwas am Preis, an der Qualität oder der Reparatur.

Die Erklärung von Csba, warum so viele Vietnamesen meist eher auf die billig-Variante zurückgreiffen, trifft es wohl und man sollte das auf jeden Fall mit bedenken, bevor man den Vietnamesen eine Einstellung ala "Geiz ist geil" unterstellt.
Kauft man jedes Mal die lediglich auf längerfristig gesehene, billiger Ware (also die teurere, die aber dafür dann viel länger hält oder untotbar ist), dann wird regelmässig bei ihnen noch ganz viel Monat am Ende des Geldes übrig sein.

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pacisso




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BeitragVerfasst am: 28.08.2012, 15:14    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ dreamer, danke, Deine letzten Beitraege treffen den Nagel auf den Kopf, was meinen Fall angeht. Bin zurzeit etwas stark gebeutelt, aber es wird besser, da hast Du und auch Su-tu Recht.

@ su-tu, es ist ganz wunderbar, das Du Erfahrungen wie die Deinen teilst, ich musste das leider ganz anders erleben. Ich baue gerade eine kleine Fabrik, dreimal darfst Du raten womit ich mich JEDEN Tag rumschlage...

@ Bhadresvaravaman,
ich erzaehle Dir und allen hier mal eine kleine Geschichte aus meinem Leben.

Ich war erst 28 Jahre alt, hatte 3 Kinder, Haus gekauft und arbeitete fuer ein amerikanisches Unternehmen, welches sich meinen bisherigen Arbeitgeber einverleibt hatte.

Wir lebten unter dem damaligen Sozialhifesatz von meinem Gehalt, obwohl ich viel im Ausland arbeitete. Damals wurden die Schulden jeden Monat hoeher, weil das Geld fuer Ernaehrung, Kindergarten, Schule und was nicht noch einfach nicht ausreichte.
(Hintergrund Haus, ich hatte damals 70.000 DM Kredit fuer ein Haus das mich 200.000DM kostete, 550DM monatliche Rate und damit nicht teurer, eher blliger als eine Wohnung zu mieten)

Ich fasste den Entschluss, raus aus dem Dreck, selbst was zu machen.

Meine erste Entscheidung, ordentliches Werkzeug kaufen.
Gutes Werkzeug macht eben eine gute Arbeit, da hilft auch noch soviel Improvisation nicht weiter. (je nach Gewerk)

Ich habe Stueck fuer Stueck mein Ruestzeug fuer meine Zukunft zusammengestellt.
Mein Werkzeugkoffer (nur Zangen Schluessel, Schraubendreher etc. lag damals schon bei rund 1200DM.

Meine Elektromessgeraete haben etwa 8000 DM gekostet...

Zuhause gab es in dieser Zeit nur trocken Brot mit Butter, Nudeln, Karoffeln.
Kein Bier, kein Schnaps, kein Kino, keine neuen Kleider, nix, nur reines Ueberleben!

Ich hatte keine Kredite oder Geldgeber, hab das immer vom verdienten bezahlt und von meiner Familie und mir abgezogen, das auch, obwohl nichts wirklich zu holen war.
Hab mein Motorrad verkauft, etc...

Egal wie, ich habe mit diesem Werkzeug eine gute Arbeit gemacht weil es mir gute Hilfe leistete, ich war schnell und zuverlaessig, hatte eine Ausbildung, eine tolle (DE sei Dank)

Und nun, 20 Jahre spaeter bin ich, entgegen meinem Naturel, in einem schoenen Land wie Vietnam angekommen...

Was denkst Du, Ihr, mit welchem Werkzeug ich hier arbeite?

Daemmerts?

Ich habe diese Einstellung von meinen Vorfahren, Opa, Oma, Vater, Mutter etc. uebernommen, sie ist die richtige, heute weis ich das....

Wenn ich was gutes machen will, muss ich gutes investieren, das ist Nachhaltig, alles andere eine faule Ausrede oder ein Mangel an Verstaendis bzgl. Lebensplanung, Beruflichem Aufstieg, Weiterentwicklung.

Eben nur von der Hand in den Mund und genau da liegt das Problem unter anderem...

Bloss nicht mal an den Tag hinter dem Morgen, Uebermorgen denken, lieber sich sorgen, das der Bauch voll ist, genug Bier im Haus und die Frau in der richtigen Stellung wenns dann Zeit ist.... wenn nicht, geht man eben in den Puff, dafuer ist immer Geld da, nur nicht fuer ne coole brauchbare Ausruestung.


Edit von Courti: Den halben Doppelpost hab ich entfernt.

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csba
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BeitragVerfasst am: 28.08.2012, 16:01    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke, pacisso, fuer Deine persoenlichen Erzaehlungen. Ja! Ich meine auch, dass viele vietnamesische Handwerker in Vietnam von Deinen Lebens- und beruflichen Einstellungen "ein grosses Stueck Kuchen abschneiden" sollen.

csab

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Bhadresvaravarman






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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 01:15    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ein großes Problem bei der Arbeit in Vietnam besteht vor allem darin, dass die meisten überhaupt nicht auf eine Ausbildung zurückblicken können. Ihnen fehlt einfach das Fachwissen. Vor allem die Älteren haben ihr Wissen nur durch eigene Erfahrung bzw. Zuschauen bei anderen gewonnen. Ich sehe das vor allem immer wieder, wenn ich Probleme mit dem Internet habe. In My Son kam dann regelmäßig ein "Techniker", der aussah wie ein Bauer vom Reisfeld (und das wahrscheinlich auch Hauptberuflich war). Der fummelte dann eine Stunde an meinem Modem herum oder wählte sich wahllos durch meine Ordner in meinem Laptop, löschte auch gerne einfach mal meine Festplatte ohne vorher zu fragen, ob ich die Daten gesichert habe etc. etc.

Ausländische Arbeiter sind ja gerne gesehen, weil sie eben "Tugenden" haben. Tut mir leid, aber Vietnamesen arbeiten nun einmal anders als Deutsche. Mein Freund beklagt sich ständig, dass ich ja den "ganzen Tag" arbeite. Was ich nicht einmal tue, ich sitze meist im Café Auf den Arm nehmen Aber wenn ich seine Arbeitsweise mir so ansehe, geht mir dann meist doch die Hutkrempe hoch...

Bei meinen Studis auch. Die Aufmerksamkeitsspanne ist sehr niedrig. Wenn ich nicht alle 5 Minuten Fußball oder Lady Gaga irgendwie in meine Monologe einbaue, läuft die ganze Klasse Gefahr sich mit irgendwas anderem zu beschäftigen. Auch wissenschaftliche Arbeiten strotzen häufig so von methodischen und formalen Fehlern. In Deutschland würde ich so etwas nicht mal als Seminarsarbeit durchgehen lassen, hier erhält man einen Dr. dafür...Auch das liegt häufig am Fachwissen bzw. Allgemeinwissen.

Ich denke, was Vietnam wirklich braucht, ist ein effizienteres Bildungssystem mit anderen Werten und Inhalten, dann klappt es auch mit der Wirtschaft.

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Florian




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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 07:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Ich habe diese Einstellung von meinen Vorfahren, Opa, Oma, Vater, Mutter etc. uebernommen, sie ist die richtige, heute weis ich das....


Eben! Und was haben die Opas, Omas, Väter und Mütter so erlebt, von denen die Vietnamesen ihre Einstellung übernommen haben? Genau: Kolonialismus, Kommunismus, Krieg und nochmals Krieg, kürzlich nun einen chaotischen Wirtschaftsboom.

Dass sich unter solchen Umständen wohl kaum eine auf Langfristigkeit und Qualität ausgelegte Denk- und Arbeitsweise entwickelt, liegt ja auf der Hand.

In diesem Zusammenhang finde ich dann Urteile wie dieses ziemlich daneben:

Zitat:
Die Vietnamesen sind einfach schlichtweg zu blöd dafür, ihr Denkvermögen hört bei der Nasenspitze auf.

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csba
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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 09:45    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Bhadresvaravarman » hat folgendes geschrieben:
Auch wissenschaftliche Arbeiten strotzen häufig so von methodischen und formalen Fehlern. In Deutschland würde ich so etwas nicht mal als Seminarsarbeit durchgehen lassen, hier erhält man einen Dr. dafür...Auch das liegt häufig am Fachwissen bzw. Allgemeinwissen.

Ich denke, was Vietnam wirklich braucht, ist ein effizienteres Bildungssystem mit anderen Werten und Inhalten, dann klappt es auch mit der Wirtschaft.


@Bhadresvaravarman. Ja! Da hast Du sehr viel Wahres geschrieben!

« Florian » hat folgendes geschrieben:
Eben! Und was haben die Opas, Omas, Väter und Mütter so erlebt, von denen die Vietnamesen ihre Einstellung übernommen haben? Genau: Kolonialismus, Kommunismus, Krieg und nochmals Krieg, kürzlich nun einen chaotischen Wirtschaftsboom.

Dass sich unter solchen Umständen wohl kaum eine auf Langfristigkeit und Qualität ausgelegte Denk- und Arbeitsweise entwickelt, liegt ja auf der Hand.


@Florian, auch in dieser Aussage moechte ich Dir Recht geben. Aehnliches ging mir durch den Kopf, als ich pacissos Beitrag durchflog. Aber dann musste ich auch ihm Recht geben, weil ich in Vietnam viele Handwerker beobachtet habe, wie sie arbeiten und vor allem "welches" Werkeug sie benutzen. Obwohl ich meinem eigenen Bekanntenkreis Handwerker kenne, die deutsche, schweizer oder auch oesterreichische Produkte (sie verwenden sogar Swarovski-Tyrolit-Werkzeuge auf dem Bau) ueber alles schaetzen, kaufen viele von ihnen wider ihrem Wissen und Willen doch billige Waren "a la made in China" ein, die nach wenigen Wochen und Monaten nicht mehr zu gebrauchen sind. Dafuer geben sie mal ab und zu im Puff ihr Geld aus, wo sie doch, wie pacisso gut erzaehlt hat, fuer dieses Geld richtiges und ordentliches Werkzeug haetten leisten koennen. Es liegt also doch an der Einstellung.

« Florian » hat folgendes geschrieben:
In diesem Zusammenhang finde ich dann Urteile wie dieses ziemlich daneben:

Zitat:
Die Vietnamesen sind einfach schlichtweg zu blöd dafür, ihr Denkvermögen hört bei der Nasenspitze auf.


Genau! Das meinte ich mit "Pauschalurteilen" in einem anderen Thread!

csab

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Courti
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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 10:24    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Neues Werkzeug ist eben vielleicht einfach Prestige.
Ich wunderte mich auch, warum wir auf unseren Reisen immer wieder neue Handies mitbringen sollen. Der Verschleis meiner Familie an Handies übersteigt den von mir um das 10-fache, schätze ich. Meine Frau lieferte mir dann die Erklärung: Es kommt nicht drauf an, ob das kaputt ist oder nicht. Es muss einfach was neues her.
Vielleicht gilt ja das selbe beim Werkzeug. Warum sollte das denn lange halten, wenn ich mir nach 10 Monaten eh wieder neues kaufen kann und dafür dann das meinem Auftraggeber zeigen kann: Schau her, ich benutze nur neue Werkzeuge, weil ich so erfolgreich bin.

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Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen (Antoine de Saint-Exupéry)

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pacisso




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Beiträge: 943


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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 11:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Ein großes Problem bei der Arbeit in Vietnam besteht vor allem darin, dass die meisten überhaupt nicht auf eine Ausbildung zurückblicken können. Ihnen fehlt einfach das Fachwissen. Vor allem die Älteren haben ihr Wissen nur durch eigene Erfahrung bzw. Zuschauen bei anderen gewonnen.


Zitat:
« Florian » hat folgendes geschrieben:
Eben! Und was haben die Opas, Omas, Väter und Mütter so erlebt, von denen die Vietnamesen ihre Einstellung übernommen haben? Genau: Kolonialismus, Kommunismus, Krieg und nochmals Krieg, kürzlich nun einen chaotischen Wirtschaftsboom.

Dass sich unter solchen Umständen wohl kaum eine auf Langfristigkeit und Qualität ausgelegte Denk- und Arbeitsweise entwickelt, liegt ja auf der Hand.


Diese, Eure Idee, oder besser Vorstellung von dem was die Handwerker wissen koennten oder nicht wissen, ist etwas abstrakter Natur.
(Ich gebe Dir, Euch Recht wenn man dies zum besseren Verstaendis der Situation hier so sehen moechte)

Die Jungs wissen ganz genau, was gutes Werkzeug ist, wo man es bekommt und was es kostet, selbst in abgelegenen Doerfern.

Ich staunte nicht schlecht als mein Maurer voller Begeisterung meine Hilti wie ein kleines Kind in die Arme nahm und sagte:

Eine TE27 !!! Jauchzend! Ich habe ich mir schon seit ueber 15 Jahren gewuenscht, einmal in meinem Leben eine solche Maschine benutzten zu duerfen...

Er ist etwa 45 Jahre alt, hat keine Ausbildung, kann nicht so gut einen Bauplan interpretieren, macht aber eine ordentliche Arbeit und kennt ALLE namhaften Werkzeuge vom Bau und deren Vorteile im Detail.

Danach haben wir erst mal ein paar kalte Bier genommen auf seinen Spass.

Das er nie eine kaufen kann ist mir schon klar, kostet hier ca. 20Mio ohne Bohrer.
Aber er hat wenigsten eine blaue Bosch, 3,5Mio und die ist tip top in Schuss, nicht so vergammelt wie bei vielen seiner Kollegen.
Er arbeitet fuer 200.000 VND/Tag und ist damit in der gleichen Situation wie ich vor 20 Jahren und der Mann ist gut!

Also, geht doch Leute, in aehnlicher Weise habe ich das auch in Hanoi erfahren, die wissen alle was gutes Handwerkszeug ist, selbst meine Schlosserwerkzeuge von Gedore und Hazet erkannten alle.

Leider sind nun ein paar 10, 13, 15 und 17mm Schluessel irgendwie in einen Urlaub ohne Wiederkehr gegangen Geschockt
(ich goenne es ihnen, habe 20 kpl. Saetze mitgebracht, daher ist es kaum ein Verlust)


Mal noch ein Wort zur Ausbildung und Qualitaetsbewustsein.

Ich habe bei meiner Reise nach VN einen kpl. Seecontainer Randvoll mit Werkzeug und Maschinen mitgebracht.
Darunter eine recht beachtliche Anzahl an kpl. Werkzeugkisten mit sehr ordentlichem Inhalt in, ich sage mal ausreichender Qualitaet (hab da sehr hohe Ansprueche).

Warum?
Weil ich aus Erfahrung meiner Reisen darum weis, wie bescheiden die Verhaeltnisse sind und weil ich den Menschen, die mit mir oder fuer mich arbeiten etwas gegen moechte, von dem sie lange, wenn nicht gar Lebenslang etwas haben.

Ich versuche sie zu sensibilisieren fuer Nachhaltigkeit und Werte die ueber Geld hinaus gehen, ihnen das Gefuehl zu vermitteln, Stolz auf eine Leistung zu sein, sie herzeigen zu koennen und sie nicht nach kurzer Dauer im Gebrauch wieder abzureissen oder zu reparieren.
Das ist mir auch in zwei Faellen gelungen, man hat sogar die Familie angeschleppt um zu zeigen was sie mit ihren fleissigen Haendchen, unter meiner Anleitung, zu schaffen vermochten, sie erzaehlen es weiter und sind stolz auf ihre Arbeit!

Sie lernen und aendern was, auch privat.
Ich bin nun auch stolz auf die Jungs, dafuer mein Dank an sie!

Sehr beeindruckt hat mich dann auch, das dort im Verborgenen sich so manches Kleinod befindet, welches ihre Vorfahren in hoechster Handwerklicher Kunst anfertigten und dies mit Sicherheit mit gutem Werkzeug in top Qualitaet.
Frage mich nun, was zum Teufel ist denn in den letzten 100 Jahren passiert, das dieses Werteempfinden sozusagen versandet ist?

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Florian




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Beiträge: 1920


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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 12:06    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Frage mich nun, was zum Teufel ist denn in den letzten 100 Jahren passiert, das dieses Werteempfinden sozusagen versandet ist?


Was in den letzten 100 Jahren in Vietnam passiert ist, hab ich ja oben schon kurz zusammengefasst. Da ging es darum, bis morgen zu überleben. Nicht darum, Dinge zu schaffen, die 100 Jahre lang halten.

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der_tomtomtom




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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 12:37    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Streich die 100 Jahre und mach ca. 25 draus Winken

Ich glaub wir und "unsere" freie Marktwirtschaft sind eher "Schuld" an dem Qualitätsverlust als das es die Vietnamesen selbst sind.... Die meiste Kohle wird halt leider nicht mit ewig haltenden hochwertigen Produkten gemacht sondern zu 90% mit Müll. Und genauso richtet man natürlich seine Produktpalette aus. Masse statt Klasse halt. Schau dir nur mal an die Lebensmittelindustrie in DE an - oder noch besser in Amiland. Die Leute fressen Gift und findens auch noch geil...

Der Massenmarkt in VN ist einfach noch nicht bereit für hochwertige Produkte - Der Absatz wäre wahrscheinlich einfach (noch) zu gering. Aber je reicher die Leute werden - hier in Saigon hab ich den Einruck, dass ich dabei zusehen kann - desto höher werden auch die Ansprüche. Dann darfs halt kein Plastikbomber aus China mehr sein, sondern ne chicke Vespa oder das neue Ipad (Plastenetbook geht ja mal gar nicht - das kann sich ja jeder leisten).

Und wenn die wasweissich 40 Mio. VND Vespa mal ein Problem hat wird die bestimmt nicht zum Schrauber um die Ecke gebracht sondern in die Vertragswerkstatt - Gleiches mit dem Ipad - halt wie in DE...

Ich bin mir sicher, dass es früher oder später auch einen größeren Markt für qualitativ hochwertige Produkte gibt und mit steigendem Lebensstandard auch die entsprechende Nachfrage - und wenn es nur aus dem Grund ist sich von den Anderen abzuheben und seinen Status nach Außen zu tragen. Aber wie in DE auch wird daneben immer noch der Schrott-Massenmarkt (z.B. Lidl, Media Markt & co.) existieren.


Zuletzt bearbeitet von der_tomtomtom am 29.08.2012, 13:03, insgesamt 2-mal bearbeitet

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Bhadresvaravarman






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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 12:43    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Aber wie in DE auch wird daneben immer noch der Schrott-Massenmarkt (z.B. Lidl, Media Markt & co.) existieren.


Vor allem sollte man in sich gehen! Wie viele Deutsche kaufen denn auch nur das Billigste?

Zitat:
Die Vietnamesen sind einfach schlichtweg zu blöd dafür, ihr Denkvermögen hört bei der Nasenspitze auf.


Vietnamesen sind nicht blöd, sondern leben in Vietnam wie sie es eben wollen. Ich finde es schon anmaßend, sich hinzustellen und zu sagen, ein Volk sei blöd, nur weil es eben Dinge anders macht als man es selber gewöhnt ist.

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Sau Rieng
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Beiträge: 171
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BeitragVerfasst am: 29.08.2012, 16:48    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Bhadi hat schon recht.

Viele Ausländer/Expats sind m.M. nach zu blöd das Leben so zu geniessen wie es eben die Vietnamesen machen.

Ich finds schön, wenn mann schon zu Mittags mit "Geschäftspartnern/Officials" 10 333 (eher 'Ken) trinken kann und keinen störts.

Gruss

Daniel

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