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 10 Jahre Erfahrung mit Vietnamesen

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der_tomtomtom




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BeitragVerfasst am: 22.01.2013, 10:20    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Es kommt kaum einer mehr auf die Idee, 500m zum Cafe zu gehen, es werden Fahrzeuge genutzt. Was ich sagen moechte ist, das alles was angenehm, bequem und hilfreich ist, in blitzartiger Geschwindigkeit adaptiert wird, man ueber alles Bescheid weis, moegliche Konsequenzen kennt und vermeidet, im gleichen Atemzug das was notwendigerweise zu tun ist, unter dem Deckmaentelchen der langsamen Entwicklung, persoenlichen Erziehung verbergen mag.


Konsumgüter finden alle toll - Deutsche, Vietnamesen, Europäer, Asiaten - dafür sorgt schon der globale Markt - Es wird verkauft wo es verkauft werden kann. Ich kenne genug Deutsche denen Nachhaltigkeit auch, gelinde gesagt, scheissegal ist. Das neueste Auto und geilste Smartphone ist wichtiger - wo und unter welchen Bedingungen das hergestellt wird und wo es hinkommt, wenn es kaputt oder "veraltet" ist, interessiert sicher nicht die Mehrheit.

Der Kapitalismus gibt nicht vor, wie man gesellschaftlich miteinander umgeht - das kann er auch nicht, denn er ist nur ein Wirtschaftssystem. Man fährt in Deutschland sicherlich nicht vernünftig, weil man auf die Mitmenschen achtet, sondern weil es Strafen und diverse Disziplinierungsmaßnahmen gibt. Betrogen wird auch nicht so oft, da strafbar, Nicht zu Schule gehen - strafbar, Fahren ohne Führerschein - strafbar + Führerscheinverbot. Alkohol am Steuer - strafbar + MPU. Diese Strafen werden im Unterschied zu Vietnam auch relativ effektiv durchgesetzt, wir earchten sie als sinnvoll und nützlich zum Erhalt der Gesellschaft, haben sie daher verinnerlicht.

Dieses System von Überwachen und Strafen ist äusserst effektiv und vor allem größtenteils unsichtbar - Ich fahre in DE nur max. 10-15 km/h zu schnell nicht weil ich überall Polizisten sehe, sondern weil da sein könnten. Schon ohne die tatsächliche Präsens der "Überwacher", habe ich das bestens verinnerlicht, soweit, dass ich mich damit auch identifizieren kann und bin in diesem Zusammenhang erfolgreich (im Sinne des Systems) diszipliniert worden. Ebenso auf der Arbeit - selbst wenn der Chef nicht neben mir steht versuche ich meine Arbeit ordentlich zu machen und habe Angst, wenn ich was falsch gemacht habe gekündigt zu werden... Die Macht Andere zu kontrollieren wird nicht offen wie bei Königen zur Schau gestellt (und endet mehr oder weniger an der Palasttür), sondern es ist eine unsichtbare aber dafür alles umfassende Macht, die bis in die privatesten Winkel eindringt und reguliert.

Das alles kommt aber nicht von alleine, sondern ist ein Jahrzehnte langer (wenn nicht Jahrhunderte) gesellschaftlicher Prozess ständiger Disziplinierung und Überwachung, der sich nach und nach verinnerlicht hat. Foucault beschreibt diesen Prozess ziemlich anschaulich in seinem Buch "Überwachen und Strafen" indem er den Wandel des Strafvollzugssystems in Frankreich analysiert.

Ein derartig effizientes System kann man in Vietnam (und sicherlich in vielen anderen Ländern auch) so nicht vorfinden. Klar gibt es Strafen, sogar ziemlich hohe denke ich, aber dennoch schafft es das System in vielen gesellschaftlichen Bereichen bisher noch nicht diese so zu transformieren, dass sie disziplinierend wirken und sich damit verselbstständigen.

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pacisso




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BeitragVerfasst am: 22.01.2013, 11:02    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« der_tomtomtom » hat folgendes geschrieben:
...Strafen werden im Unterschied zu Vietnam auch relativ effektiv durchgesetzt, wir earchten sie als sinnvoll und nützlich zum Erhalt der Gesellschaft, haben sie daher verinnerlicht.

Dieses System von Überwachen und Strafen ist äusserst effektiv und vor allem größtenteils unsichtbar...
Geschockt ... das ist ein gutes Argument, so habe ich das noch gar nicht betrachtet obwohl es nahe liegt.
Strafen sind ja hier in vielen Faellen leicht umgaenglich sodass es wohl viele nicht fuer erforderlich halten, entsprechendem Wissen und Weisungen zu folgen. Da sind wir Menschen wirklich fast alle gleich.

Wenn es diese Ueberwachung nicht gaebe, waere ich auch oefter zu schnell unterwegs und meine Abgaswerte waeren immer tiptop Verlegen

Danke, guter Input fuer mehr Toleranz!

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der_tomtomtom




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BeitragVerfasst am: 22.01.2013, 15:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke - ich muss allerdings zugeben, dass davon von Foucault kommt, einem meiner Meinung nach großartigen Philosophen der Gegenwart.

Der Knackpunkt ist vor allem, dass unser System auf Disziplinierung und ständige "Formung" des Geistes abzielt. Bestrafung als Erziehung sozusagen, bis die Menschen soweit "zugerichtet" sind, dass die "Überwacher" gar nicht mehr direkt vor Ort sein müssen und das gewünschte Verhalten verinnerlicht wurde.

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Courti
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BeitragVerfasst am: 24.01.2013, 12:13    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, etwas von weiter vorne aufzugreiffen. Damals ging es um Wissenschaft, Forschung und Innovation.

Dass dazu Entwicklungsländer fähig sind, wurde bestritten, aber das ist mir zu platt, denn es gibt auch Gegenbeispiele. Hier zum Beispiel, ein Auto aus Cambodia. Auch wenn einige Teile davon aus dem Ausland kommen, sollte man diese Leistung würdigen. Und ja das Budget macht bei solchen Sachen natürlich auch viel aus.

In die gleiche Richtung geht dieser Artikel, den ich hier kurz vorstellen will. Er gibt eine Erklärung, wieso vietnamesische Wissenschaftler einen schlechten Ruf haben und versucht zu begründen, dass dies nicht gerechtfertigt ist. Auch dort spielt das Budget eine Rolle, aber auch die Art und Weise, woran man gute Wissenschaftler misst, nämlich an Veröffentlichungen, etc.

Dass das sicher nur die halbe Wahrheit ist und dass das nicht alles erklärt, glaube ich auch, aber es ist eben ein Perspektivwechsel, der immer mal gut tut.

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xenos




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BeitragVerfasst am: 24.01.2013, 13:42    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Und vom Klimawandel und -schutz sollen sie auch schon was gehört haben.

Siehe:

http://www.handelsblatt.com/video/global-ideas/vietnam-verwandelt-einen-klimakiller-in-einen-waermelieferanten/7637664.html

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Vietnam verwandelt einen Klimakiller in einen Wärmelieferanten
17.01.2013, 00:52 Uhr

Aus Abfall wird Biogas:
Eine Stärkefabrik in Vietnam fängt das Methan auf, das bei der Verarbeitung von Maniok entsteht.
Statt die Atmosphäre zu schädigen, wird das Gas benutzt, um die Brennöfen der Fabrik zu befeuern.
Ein Film von Christian Jaburg Mehr Informationen:
http://www.ideasforacoolerworld.org/de?maca=de-podcast_global-ideas_de-5195-xml-handelsblatt_bc

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saigon2010
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BeitragVerfasst am: 16.03.2013, 22:26    Nachdenken Antworten mit ZitatNach oben

sorry, falsch plaziert

Zuletzt bearbeitet von saigon2010 am 16.03.2013, 22:28, insgesamt 2-mal bearbeitet

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saigon2010
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BeitragVerfasst am: 16.03.2013, 22:28    Nachdenken Antworten mit ZitatNach oben

Zu dem Statement fällt mir ein:

"Was kritisiere ich an anderen, was ich an mir selbst nicht leiden kann".

Eine Vorgehensweise, bei der man eigene Defizite anderen andichtet.

Dann kann sehr schön selbstwertschonend seine eigenen Probleme auf

Kosten anderer diskutieren.


Zuletzt bearbeitet von saigon2010 am 16.03.2013, 22:33, insgesamt 2-mal bearbeitet

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