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csba
Moderator
Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 983
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Verfasst am:
15.04.2013, 23:05 Kriegsspiele in den legendären Tunneln von Cu Chi |
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« welt.de » hat folgendes geschrieben:
Heute ist der Besuch in Cu Chi eine Mischung aus preiswertem Abenteuer, Spannung, Erinnerung und Geschichtsunterricht. Manches mag auf einige Besucher makaber wirken: die kostenpflichtigen Schießübungen mit Kriegswaffen, andere Touristen, die sich mit Maschinenpistole und Granate auf dem Panzer fotografieren lassen – sowie der alte sozialistische Propagandafilm über die guten, heroischen Patrioten der Region.
http://www.welt.de/reise/Fern/article115210208/Kriegsspiele-in-den-legendaeren-Tunneln-von-Cu-Chi.html
csba
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Bhadresvaravarman
Anmeldungsdatum: 26.10.2010
Beiträge: 554
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Verfasst am:
16.04.2013, 05:36 (Kein Titel) |
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Ja, ich kann mich bei meinem Besuch daran erinnern. Nicht nur die Kriegsspiele waren beliebt, sondern der Tour Guide hatte auch einen sehr merkwürdigen Humor. Ich war ein wenig entsetzt, milde ausgedrückt, wie Vietnamesen dort mit doch einem eher dunklen Kapitel ihrer Geschichte umgehen.
Dieses "Do you want try" ging mir so auf die Nerven, dass ich die Gruppe schließlich hinter mir ließ und alleine den Marsch beendete - ohne irgendwas auszuprobieren.
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onscho
Moderator
Anmeldungsdatum: 27.12.2009
Beiträge: 368
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Verfasst am:
16.04.2013, 08:07 (Kein Titel) |
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Mal wieder das alte Problem. Wenn Geld zu machen ist, wird Geld gemacht.
Ich bin mir sicher, dass das genauso viele Veteranen abstossend finden, aber nichts sagen.
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wildgoose
Gast
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 24.07.2007
Beiträge: 1020
Wohnort: Wien - Ho Chi Minh City
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Verfasst am:
16.04.2013, 08:57 (Kein Titel) |
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« onscho » hat folgendes geschrieben:
Ich bin mir sicher, dass das genauso viele Veteranen abstossend finden, aber nichts sagen.
Warum? Es ist ein Teil der vietnamesischen und amerikanischen Geschichte. Und es ist nichts verwerfliches daran, mal auf "Tuchfühlung" zu gehen. Man soll sehen, wie es damals war, vielleicht ein bischen Gefühl dafür bekommen, um das, was war, besser einschätzen zu können - wenn man das überhaupt so sagen kann.
Die vietnamesisch Geschichte war überhaupt der Anlass, als ich das erste Mal nach Vietnam gekommen bin. Ich wollte verstehen, was war, und selbst die "alten Orte" sehen.
Dass man einige Dinge touristisch aufbereitet finde ich auch ok, es ist einerseits ein Weg, um ein bischen Geld zu machen, und andererseits ein Weg, den normalen Leuten ein bischen vom Leben damals zu zeigen.
_________________ Vietnam Landmaps for GARMIN
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onscho
Moderator
Anmeldungsdatum: 27.12.2009
Beiträge: 368
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Verfasst am:
16.04.2013, 09:35 (Kein Titel) |
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Ich gehe doch auch nicht nach Verdun und ballere mal ein bisschen rum, nur um auf "Tuchfühlung" zu gehen.
Aufbereitung ist gut, klar, es ist auch gut, wenn man ein bisschen etwas nachfühlen kann.
Aber an einem Kriegsschauplatz, einem Platz unglaublicher Leiden, selbst mal Waffen ausprobieren zu wollen, halte ich persönlich für höchst pietätslos.
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wildgoose
Gast
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 24.07.2007
Beiträge: 1020
Wohnort: Wien - Ho Chi Minh City
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Verfasst am:
16.04.2013, 15:02 (Kein Titel) |
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« onscho » hat folgendes geschrieben:
... selbst mal Waffen ausprobieren zu wollen, halte ich persönlich für höchst pietätslos.
Ok, darüber kann man streiten. Für die Vietnamesen ist das eine zusätzliche Einkommensquelle, warum auch nicht. Es wird halt auf eine andere Art touristisch verwertet. Für sich selbst muss das jeder für sich entscheiden. Was für den einen ein "pietätisches Limit" ist, ist für den anderen normal.
Man muss nicht immer nach deutschem Vorbild sich selbst geiseln wegen dem, was in der Vergangenheit passiert ist. Nur das ist eine andere Geschichte und soll hier nicht diskutiert werden.
lg, Paul
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Bhadresvaravarman
Anmeldungsdatum: 26.10.2010
Beiträge: 554
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Verfasst am:
16.04.2013, 15:32 (Kein Titel) |
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Uhm, wenn ich dort gefragt werde, ob ich mal Lust habe, auf den "Feind" zu schießen, finde ich das wirklich geschmacklos.
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pacisso
Geschlecht:
Alter: 20
Anmeldungsdatum: 27.06.2012
Beiträge: 943
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Verfasst am:
16.04.2013, 15:59 (Kein Titel) |
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Man sieht diese Dinge hier mit anderen Augen, ganz sicher!
Morgen um 10am setzt sich ein Tross alter Veteranen von QN nach Kambodscha ab um die Schauplaetze ihres heftigen Marsches von 1978 wieder zu besuchen.
Die Maenner legten ca.800km in 16 Tagen zu Fuss durch den Dschungel zurueck und das kaempfend.
Man muss sich das mal vorstellen, ueber 50km am Tag, Waffen, volles Marschgepaeck, Munition (ca. 35kg am Mann) dazu den Feind abmurksen und der heftigen Umgebung des Dschungels mit all seinen Tuecken wie Klima, Fieber, Mosquitos, Kleinbeisser und Piekser etc... getoppt von schlechter Verpflegung!
Wer von Euch auch eine erweiterte millitaerische Ausbildung in den Tropen absolviert hat, weis was ich da beschreibe, das ist kein Bundeswehr-Pippikram, die Leistung liegt an oder leicht ueber der Marschleistung der alten Fr.-Legion + Gefecht. Und Marsch-Leistungen wie diese unter den gegebenen Bedingungen, liegen weit ueber dem was "normale" Menschen ertragen koennen ohne zu sterben.
Einer meiner besten Freunde in VN, war dabei und hat beide Beine verloren. (Ein Tag vor Marschende)
Der ist morgen auch dabei und Feuer und Flamme!
Heute war in meiner Firma Versammlung von einigen alten Kaempen, sie haben sich eigentlich bei mir getroffen, wegen dem Bau eines Behindertenmotos und mir und meiner Liebsten erzaehlt.
Erzaehlt von den Strapazen, dem Schlafen beim Marschieren, den Qualen des Dschungels und dessen Plagegeistern, den Gestorbenen Kameraden und den getoeteten Feinden.
Alle freuen sich darauf, Teile der Marschroute und Schauplaetze des Toetens und Ueberlebens wieder zu sehen, das findet niemand Makaber oder Pietaetslos...
Mich stoert das Geschaeft in Cu Chi und auch das Treiben der Veteranen dabei nicht im Geringsten, es kommen ja viel mehr Menschen im Jahr im Verkehr um als bei einem Krieg, findet irgend jemand von Euch, Auto oder Moto fahren, ueber die ganzen Stellen an denen Hirn, Blut und Extremitaetenreste kleben, deshalb Pietaetslos?
Ich spiele auch gerne mit alten und neuesten Waffen rum, man verlernt ja so viel mit der Zeit und man sollte doch irgendwie ruestig und fit fuer den Fall der Faelle bleiben, oder?
(Mist ist, das in Cu Chi nicht mit scharfer Munition geschossen wird, das muss man woanders machen. Ohne gezaehlte Treffer ist das witzlos, denn wir koennen doch fast alle ein MG bedienen und nur zum Krach machen ist das einfach Kinder-Quatsch)
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Courti
Moderator
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 11.06.2007
Beiträge: 4421
Wohnort: Bayern
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Verfasst am:
16.04.2013, 16:59 (Kein Titel) |
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« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Mich stoert das Geschaeft in Cu Chi und auch das Treiben der Veteranen dabei nicht im Geringsten, es kommen ja viel mehr Menschen im Jahr im Verkehr um als bei einem Krieg, findet irgend jemand von Euch, Auto oder Moto fahren, ueber die ganzen Stellen an denen Hirn, Blut und Extremitaetenreste kleben, deshalb Pietaetslos?
Naja, ich würde jetzt aber nicht Melonen mit Motorradhelm auf die Strasse legen, damit man sich hineinversetzen kann, wie das ist, jemandem über den Kopf zu fahren.
Zumal ich finde, dass Verkehrstote und Kriegsopfer nicht gleichgesetzt werden sollten. Krieg, als militärische Auseinandersetzung ist immer eine schlechte, weil inhumane Lösung - Durch das Einlenken mindestens einer Partei könnte sowas vermieden werden. Verkehr hingegen hat auch seinen Nutzen, der anders nur schwer und vor allem nicht sicherer zu erreichen wäre. Ich finde es z. B. nützlich, dass der Krankenwagen bei mir im Notfall vorbeifahren kann und so mein Leben sich statistisch um mehr als 1600 Tage verlängert.
Ich finde es auch nicht "normal", sich im Umgang mit Waffen zu üben. Ich akzeptiere es, dass Waffen auch ihre Berechtigung haben - aber die Nutzer sind dann Leute, die dafür ausgebildet wurden und damit umgehen können und nicht irgendwer, der zum Spass mal ran will.
Aber das Zusammentreffen der alten Kameraden von denen du sprachst finde ich nicht schlimm. Das halte ich eher für Normalität (vorausgesetzt das ist keine "Wir sehnen und zurück"-Veranstaltung).
Ich mag es zwar nicht, auf diese Weise zu argumentieren, aber es geht mir die ganze Zeit durch den Kopf: Was wäre, wenn in Auschwitz plötzlich für 5€ coole Nummern auf den Hinterkopf tätowiert werden würden, für 10€ eine schicke Kurzhaarfrisur im Blitztempo zu haben ist, für 15€ mal der Gashahn bedient werden könnte und für 20€ ne Puppe ins Krematorium geschoben werden kann. Ich bin sicher das würde auch als pietätslos empfunden werden, aber eben nur in dem Kontext eines KZ.
Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass der Schießstand und die Waffen in Cu Chi fehlplaziert sind. Mich hat das auch nicht beeindruckt, sondern ich fand das eher peinlich. Was mich beeindruckt hat, waren die Tunnel selbst und vor allem die Konstruktion der Fallen. Der Film zu Beginn wurde als ich dort war nur auf vietnamesisch gezeigt. Jegliche beeinflussenden aber auch informativen Momente verloren daher ihre Wirkung. Alles in allem war das für mich eine einmal und so schnell nicht wieder Veranstaltung.
_________________ Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen (Antoine de Saint-Exupéry)
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csba
Moderator
Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 983
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Verfasst am:
16.04.2013, 17:42 (Kein Titel) |
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Hier schliesse ich mich voll und ganz Courtis Gedanken an!
csba
_________________ γνῶθι σεαυτόν - Erkenne Dich selbst!
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