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 Wirklich keine Chance?

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Blindschleiche
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Anmeldungsdatum: 29.03.2009
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BeitragVerfasst am: 29.03.2009, 12:51    Wirklich keine Chance? Antworten mit ZitatNach oben

Hallo,
ich bin neu hier und habe dieses Forum jetzt erst entdeckt. Vielleicht finde ich hier Menschen, die mir in meiner schwierigen Situation einen Rat geben können.
Seit mehr als sieben Jahren führe ich eine Beziehung mit einem Vietnamesen, seit mehr als vier Jahren sind wir verheiratet. Inzwischen leben wir allerdings in meinen Augen unsere Ehe nicht mehr, aber dazu später.
Den Kampf um unsere Hochzeit mag ich hier nicht ausschmücken. Nur so viel - es war wirklich ein harter Kampf der viele Entbehrungen für meinen Mann mit sich gebracht hat. Wäre die Ehe einfach nur um des Aufenthaltes Willen gewesen, hätte er das wirklich einfacher haben können.
Von Anfang an habe ich meinem Mann gegenüber mit offenen Karten gespielt und ihm gesagt, dass ich definitiv kein Kind möchte. Dazu muss ich sagen, dass ich blind bin und mir diese Entscheidung wirklich sehr gründlich überlegt habe. Anfangs hat mein Mann mich immer noch leicht bedrängt, aber irgendwann hörte er damit auf. Später sollte ich Erfahren, dass er mit verschiedenen gemeinsamen Freunden vor der Hochzeit darüber gesprochen hatte und diese meinten, an meiner Haltung könne sich später gewiss noch etwas ändern...
Unsere "Entfremdung" begann schleichend. Mein Mann entzog sich immer mehr unseren gemeinsamen Freunden und wandte sich immer mehr Vietnamesen zu, die kaum deutsch sprachen. Er nahm mich auch selten mit zu ihnen, denn nicht sehen und nichts verstehen ist eine ziemlich schwierige Ausgangssituation. Oftmals ging er Mittags und war morgens immer noch nicht da. Wenn ich mich beklagte und meinte, zu einer Beziehung gehöre auch Gemeinsamkeit, bekam ich zu hören: "Lass uns eine Familie gründen, dann haben wir Gemeinsamkeiten."
Er verlor dann seinen Job und offenbarte mir, zusammen mit seinen Freunden einen Gemüseladen eröffnen zu wollen, was 18 Std. Arbeit täglich (mit Anfahrt) bedeutete. Als ich ihm erklärte, dass wir uns dann ja gar nicht mehr sehen, meinte er nur: "Wenn du eine Familie willst, sag bescheid, dann höre ich sofort auf."
Ich weiß nicht, wieviel Diskussionen es seither gegeben hat. Ich bekam den Vorwurf, ihn nicht wirklich zu lieben, denn würde ich das tun, hätte ich ihm seinen Wunsch schon längst erfüllt. Ich sei nur egoistisch, andere bekämen unter viel schwierigeren Umständen Kinder. In Vietnam ist eine Familie ohne Kind keine richtige Familie. Und er würde mich auch nicht seinen Eltern vorstellen wollen in Vietnam, weil er dann ständig in Erklärungsnöte käme, warum er kein Kind habe und er das nicht wolle.
Ich habe zur Zeit das Gefühl, mein Mann hat sich von mir zurückgezogen und ist erst wieder bereit, auf mich zu zu kommen, wenn ich auf seinen Kinderwunsch eingehe. (Wahrscheinlich ist er der Meinung, Zeit und Biologie seien da auf seiner Seite.) Außer, dass er mir den Kühlschrank füllt und wir manchmal sonntags Abends essen gehen (Er verschläft den Sonntag bis zum späten Nachmittag und verschwindet dann ebenfalls für ein paar Stunden, um im Großmarkt Einkäufe zu erledigen), gibt es keine Gemeinsamkeiten. Eine halbe Stunde gemeinsame Zeit am Abend ist viel und wenn ich mich beklage, kommt oben genannter Satz. Sogar an Weihnachten ist er lieber zu seiner Arbeitsstelle gefahren um Schriftkram zu erledigen, statt den einzigen Tag, den er nicht fast komplett verschlafen hat, mit mir zu verbringen.
Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ist es hier Zeit, aufzugeben und die kulturellen Unterschiede als unüberwindbar anzuerkennen? Oder gibt es eine Möglichkeit, es meinem Mann irgendwie zu erleichtern, meine Entscheidung anzunehmen und trotzdem noch eine Beziehung mit mir zu leben, die mehr als Versorgung bedeutet? Hat vielleicht jemand von euch Erfahrung mit deutsch-vietnamesischen Ehen/Partnerschaften in denen ein Partner kein Kind möchte?
Ich bin froh um jede Meinung!
Danke im Voraus!

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Pho_Bo
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Anmeldungsdatum: 27.02.2009
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BeitragVerfasst am: 29.03.2009, 17:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Deine Frage ist wirklich schwierig zu beantworten. Es ist keineswegs ein Problem einer DE-VN Partnerschaft. Die meisten Menschen auf der Welt heiraten und wollen eine Familie gründen.

Da du erwähnst,das möglicherweise gesundheitliche Probleme dem Kinderwunsch entgegen stehen,wird es für die Beziehung nicht einfacher. Ich weiß auch nicht,inwiefern deine Behinderung einem Kind entgegen steht. Dein Mann liebt dich aber er will eine richtige Familie haben. Es gibt auch bei deutschen Ehepartnern Diskussionen wegen Kindern. Die einen wollen,die anderen nicht.Ebenso fragen die Familien nach. Das hat mit kulturellen Unterschieden nichts zu tun.

Der Hausarzt ist erster Ansprechpartner für solche Situationen und kann die richtigen Fachleute benennen.In so einem schwierigen Fall würde ich die Hilfe einer Beratungsstelle in Anspruch nehmen. Das kann ein Familientherapeut sein oder eine kirchliche Einrichtung,dazu noch die Hilfe des Hausarztes. Diese Beratung dient dazu,die Interessen beider Partner unter einen Hut zu bringen.

Wie ich aus deinem Text erkenne,besteht dieses Problem schon länger und es wird ebenso lange für ein Lösung brauchen. Für eine Lösung müssen aber acu beide bereit sein,ihre Positionen ein wenig aufzugeben.

Für die Frau bedeutet es,falls keine medizinischen Gründe gegen eine Schwangerschaft sprechen,ihrem Mann zu erklären warum sie trotz des Handicaps keine Kinder will.
Für den Mann bedeutet es,falls es medizinische Gründe gibt,die gegen eine Schwangerschaft sprechen,seiner Frau trotzdem beizustehen und eventuell nach anderen Möglichkeiten für eine Familiengründung suchen,zum Beispiel Adoption eines vietnamesischen Waisenkindes.

Du kannst mir gern persönlich schreiben,da ich auch in Sachsen wohne und sehr viele vietnamesische Freunde habe.

MfG Bo

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Blindschleiche
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BeitragVerfasst am: 29.03.2009, 20:01    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Bo,
Vielen Dank für deine Antwort. Die Gründe, die für mich gegen ein Kind sprechen, sind sehr vielfältig. Der erste Grund ist, dass ich mich mit meiner Behinderung in dieser Gesellschaft nicht stark genug fühle, dem Kind eine gute Mutter zu sein. Ich kenne einige blinde Mütter mit Kindern und es erschreckt mich jedes Mal regelrecht, wenn diese Kinder sich schon im Kindesalter wie kleine Erwachsene benehmen und eine Art Verantwortung für die Mutter übernehmen. Das würde ich nicht wollen. Hinzu kommt, dass die Erwerbschancen für Blinde wahrlich nicht günstig stehen, sodass mein Mann zwangsläüufig arbeiten muss, wenn wir nicht von Harz Iv leben und dem Kind somit ein verdammt schlechtes Vorbild sein wollen. Damit wäre ich die meiste Zeit mit dem Kind alleine und das traue ich mir schlicht nicht zu. Die Familie meines Mannes ist komplett in Vietnam und bei mir gibt es nur meine Mutter, die arbeitet in einem Kinderheim im Schichtdienst und könnte mich hier ebenfalls nur wenig unterstützen.
Hinzu kommt, dass niemand weiß, woher meine Blindheit kommt. Am Entscheidendsten ist für mich aber, dass ich innerlich keinerlei Sehnsucht nach einem Kind verspüre. Ich bin auch nicht wild darauf, ein Baby sofort in den Arm zu nehmen, wenn ich eines treffe oder so. Da ist einfach keinerlei Empfindung und ich empfände es als höchst unverantwortlich dem Kind gegenüber, das Risiko einzugehen, es einfach zu versuchen, wenn sich alles in mir sträubt.
All diese Gründe kennt mein Mann. Aber er meint, für Vietnamesen geht so etwas nicht. Für ihn gäbe es nur einen richtigen und möglichen Weg...
Adoption wäre in unserem Falle nicht möglich, wird bei Behinderung nicht gemacht, aber selbst den Vorschlag eine Vormundschaft lehnt er ab.
Ich hoffe, ich konnte meine Situation damit noch ein wenig verdeutlichen.

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Pho_Bo
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BeitragVerfasst am: 29.03.2009, 20:54    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das es als Behinderter nicht sehr leicht ist in Deutschland ist richtig. Ich kenne auch eine Familie,wo beide Eltern behindert sind. Sie haben es trotzdem gewagt,ein Kind in die Welt zu setzen. Ich kenne auch niemanden aus dem Umfeld oder deren Hausgemeinschaft,welche diese Familie nicht unterstützen. Eine Familienpflegerin bietet zusätzliche Unterstützung. Das Argument Hartz4 wird gerne angebracht,ist aber aus meiner Sicht nur eine Notlüge und arbeiten müssen alle irgendwie. Arbeitslose sind keineswegs immer schlechte Vorbilder für ihre Kinder,diese landläufige Meinung ist absoluter Unsinn.

Wesentlich schlimmer finde ich den zweiten Abschnitt deiner Antwort,das du innerlich nicht bereit bist für ein Kind. Dann solltest du dich aber echt fragen,ob dein Mann mit dieser Situation klarkommen kann?
Hier kollidieren zwei grundverschiedene Interessen,die wohl wahrscheinlich nur zu lösen sind,wenn man sich trennt. Ihr werdet kaum eine andere Lösung haben,ohne Konflikte zu leben. Es gibt durchaus Fälle,wo Partner eine Zweitbeziehung führen,nur um diesem Wunsch nach einem Kind Rechnung zu tragen.
Das ist wirklich kein Problem eines Vietnamesen,das gibt es auch in rein deutschen Paaren.

MfG Bo

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Blindschleiche
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BeitragVerfasst am: 30.03.2009, 09:24    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Vielen Dank, Bo, für deine erneute Antwort. Ich bin mit dieser Thematik hier in dieses Forum gegangen, weil mein Mann mir immer wieder sagt, seine strikte Ablehnung eines Lebens ohne Kind hat kulturelle Gründe. Er könne meine Argumentation nachvollziehen aber seine "asiatische Einstellung" könne er einfach nicht ablegen. Als Vietnamese keine Kinder zu haben, sei quasi vollkommen unnormal und ausgeschlossen. Diese Aussagen haben mich dazu bewogen, hier mal nachzufragen, ob es tatsächlich fast wie eine Art Sünde für Vietnamesen bedeutet, kein Kind zu bekommen. Alle Gegenbeispiele, die ich bringe, werden immer abgetan mit "Das sind Deutsche, aber ich bin nicht deutsch!"
Es ist einfach verdammt traurig, weil wir uns immer noch sehr lieb haben, aber keiner aus seiner Haut kann.
Deine Anmerkung zu arbeitslosen Eltern fand ich übrigens ganz besonders interessant, ich glaube, das ist das allererste mal, dass ich das gehört habe und auch wenn mein Kinderwunsch deshalb (leider) nicht wächst, tat es mir persönlich sehr gut, das zu hören.

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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 30.03.2009, 12:57    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Blindschleiche,

hier stossen wirklich zwei total unterschiedliche Kulturen aufeinander. Kinderlosigkeit ist eines der groessten Ungluecke, was einem Vietnamesen widerfahren kann. Das hat etwas mit dem Ritual der Ahnenverehrung zu tun, das fast alle Vietnamesen praktizieren.
http://cathrinka.blog.de/2008/05/24/religionen-in-vietnam-die-verehrung-der--4215360/

Nach dem Aberglauben kommt die Seele eines Verstorbenen, um die sich seine Nachkommen nicht kuemmern, niemals zur Ruhe und wird schliesslich ein boeser Geist. Das ist ein ueberaus wichtiger Grund, warum man sich nicht vorstellen kann, keine Kinder zu haben. In diesem Punkt steht daher eure Beziehung unter keinem guten Stern.

Viele Gruesse
Cathrin

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Blindschleiche
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BeitragVerfasst am: 30.03.2009, 13:59    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Cathrin,
vielen Dank für den interessanten Link. Mein Mann praktiziert selbst nichts von diesen Dingen und behauptet auch, das alles quatsch zu finden, aber solche verbreiteten Glaubensansichten prägen natürlich, genau so wie uns bestimmte christliche Werte prägen, auch dann, wenn wir z.B. Atheisten sind. Wenn es wohl unserer Beziehung auch nicht weiter helfen wird, so hilft es zumindest mir, das unumstößliche "Ist halt so" und "Geht nicht anders" meines Mannes ein wenig besser zu verstehen und damit besser damit umzugehen. Nochmals danke!

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Pho_Bo
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Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 745
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BeitragVerfasst am: 30.03.2009, 17:36    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Wie cathrin auch richtig erwähnt hat,spielt die Kultur eine gewisse Rolle,wobei ich das aber nicht überbewerten will. Mir würde es wahrscheinlich nicht anders gehen als deinem Mann obwohl ich Deutscher bin.

Zum Thema Arbeitslose muss man immer unterscheiden zwischen Leuten die wirklich nicht arbeiten wollen und welche die sich trotz Arbeitslosigkeit nützlich machen. Das kann gemeinnützige Arbeit sein oder eben die Erziehung der Kinder. Ich kenne Kinder von gutsituierten Leuten,deren schulische Leistungen meistens schlechter sind als die von Kindern aus sozial schwächeren Schichten.

MfG Bo

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