Leben in Vietnam

**Gast**

Toni,

vielen Dank für deine lange und ausführliche Nachricht, das hat mir gut getan. Denn innerhalb meines kleinen Universums hier in Saigon durchlebe ich gerade wieder ein seelisches Wellentief...
Mal auf ... dann wieder ab... Lachen

Aber ich weiß es inzwischen mit anderen Augen zu sehen und etwas anders damit umzugehen. Das hilft schon ein klein wenig, aber im Grunde macht es die Situation dadurch doch nicht wirklich besser. Ich muß für mich selber wissen, wie lange ich dies hier dann so noch weitermachen kann. Für ein glückliches Leben hier würde ich auch meine Familie in Deutschland weiter vertrösten mit meiner Heimkehr - obwohl ich es mir gut hätte vorstellen können, so lange hier zu wohnen, arbeiten --->LEBEN<---, so daß man schon quasi von "für immer" reden kann.

Aber ganz ehrlich gesagt: Für das, was ich hier vorfinde, weiß ich nicht, ob ich wirklich meine familiären Verbindungen nach Deutschland weiterhin so distanziert und wenig fortführen möchte. Das lohnt sich nicht wirklich. Von daher tut mir diese Situation hier immer noch weh, auch wenn ich zusehends mehr dazulerne hier.

Nun bin ich nur 9 Monate hier jetzt, fühle mich in der Firma wo ich arbeite durchaus sehr wohl, es ist eine vietnamesische Firma unter vietnamesischer Leitung, Ausländer sind hier nur Zeitarbeitskräfte. Aber es macht mir Spaß.
Ich könnte es jetzt genauso sehen, wie dein vietnamesischer Arbeitskollege, der sagte "... solange sie Geld bringen...". Ja, das könnte ich auch in umgekehrter Weise sagen "solange ich hier gutes Geld verdiene und die Firma mich ansonsten in Ruhe läßt, können mir alle Leute hier gestohlen bleiben und ihr seltsames kleinkariertes und erzkonservatives Leben weiterführen.." aber so ein Mensch bin ich nicht. Vor allem nicht, seit man in eine kleine vietnamesische Familienwelt schon einen Einblick bekommen hat und viel getan hat (ok, ich "erwarte" keine Dankbarkeit, wenn ich etwas tue, dann mach ich das gerne, aber angebracht wäre etwas Dankbarkeit ja doch schon), mir da gewisse Dinge schon zu sehr ans Herz gewachsen sind inzwischen und für mich eine bedeutende Rolle eingenommen haben.

Ich weiß jetzt nicht ob ich glücklich drüber sein soll oder nicht, daß ich all das, was du schriebst, ebenso hier so erkannt und vorgefunden habe bislang, es ebenso interpretiert habe und somit offenbar ein Stück Wahrheit gefunden habe, wenn so viele Leute das selbe vorfinden und bestätigen.
Aber ich hätte es gerne anders gehabt und operierte mit einer Engelsgeduld und viel Kompromissbereitschaft daran, habe dadurch auch schon viele Einblicke in das Leben hier bekommen, möchte doch gerne Dinge ändern können (was das Verhalten der Menschen angeht), vielleicht ja auch deswegen, weil es ja doch immer wieder einzelne Ausnahmen aus der Regel gibt. Vielleicht hätte ich sie ja gefunden...

Tja, mal sehen, wie sich Dinge weiter entwicken.

Verfasst am: 12.07.2009, 11:33 (Kein Titel)

Diese Erkenntnisse sind für die meisten Menschen sehr hart.
Wen wundert das Verhalten der Menschen dort?Die Ausländer bringen Geld und KnowHow rein . Und wenn der Laden richtig brummt kannste wieder gehen bzw wird es dann so unerträglich sein,das du freiwillig gehst. Wer nichts ignorieren kann wird früher oder später damit Probleme bekommen. Ich weiß nicht,ob sich die Vietnamesen damit einen Gefallen tun?
Investoren setzen auf Kooperation. Diese sind an gewisse Fairness gebunden und genau das ist oftmals nicht vorhanden. Vietnam ist ein typisches Land,wo ohne Insiderwissen nichts geht.

Ich kenne zum Glück einige Vietnamesen,die durchaus einen vor Ambitionen zwecks Arbeit und Leben in Vietnam warnen. Das ist nichts für sanfte Gemüter.

In Vietnam sind vielen schon die Augen geöffnet worden trotz aller schönen Dinge die es dort gibt. Egal wohin du gehst auf dieser Welt,erwarte lieber gar nichts als zuviel. Das ist immer mein Leitsatz.

MfG Bo

Verfasst am: 14.07.2009, 10:33 (Kein Titel)

Hallo,
meine Freundin wird ab Oktober nächsten Jahres als Englischlehrerin
in Da Nang arbeiten, ich würde gerne mit ihr nach Vietnam.
Bin Elektrotechniker und habe auch nebenbei noch ein kleines Importgeschäft das sich mit asiatischen Kunsthandwerk beschäftigt.
War letztes Jahr auch insgesamt 2 Monate in Vietnam unterwegs als Backpacker, bin sehr beeindruckt von Vietnam und könnte mir auch vorstellen dort längere Zeit zu leben.
Ist es schwer einen Job vor Ort zu bekommen, oder ist es besser man macht sich gleich selbstständig?
Würde mich sehr über Feedback von deutschen Auswanderern freuen oder eventuellen Jobangeboten Smilie

Grüße

Verfasst am: 16.07.2009, 21:06 (Kein Titel)

**Gast** Anmeldungsdatum: 26.07.2009 Beiträge: 60

hi, ich bin neu hier und wollt auch etwas hinzufügen: Sandy, ich hab echt Mitleid mit dir, wünsch dir aber noch viel Glück! Kann es sein, dass du in Saigon oder Hanoi wohnst, denn dort sind die Menschen ein bisschen anspruchsvoller bzw. ein bisschen arrogant. In Paris und Berlin, München ist es nicht anders. Da denkt man immer, das man der Grösste ist zb. in Paris, da machen sie alle PKW-kennzeichennummer kaputt bzw. kreieren dort schöne Muster, weil man nicht aus Paris kommt (bin oft in Paris). Es ist nur eine Vermutung. Ich hab eine Wohnung in Nam Dinh und ich fliege oft mit meine Deutschen Freunden nach Vietnam und meine Nachbarn sind total happy, sehr freundlich zu uns, immer wenn wir da sind oder wieder nach Deutschland fliegen, da bekommen wir Spzezialitäten geschenkt, aber Lebensmitteln dürfen wir nur in Maßen in die EU einführen / oder oft sind einige verboten (wie schade). Oft sind wir mehr als 1 Jahr dort und man kann sagen, dass die Leute, die auf dem Lande wohnen viel viel besser mit uns auskommen als die, die in d. Stadt wohnen. Muss jeder für sich entscheiden. Aber bei mir, da sind alle sehr nett und freuen sich, wenn wir "chao bac" sagen. Das ist immer so cool. Da spielt Respekt echt ne grosse Rolle. In unsere Gegend, je länger wir da sind desto funny und schöner wird es dort. Wenn es in der Familie nicht so gut klappt, Sandy, dann fahre mit d. ganze Familie zum Strand, da hat jeder etwas, glaub mir^^. Bei mir in Vietnam, da sind wir eine riesige Familie (Großfamilie und jeder v. uns hat geheiratet) und wenn wir etwas gemeinsam machen, dann wird gelacht aber sowas von^^. Wie sagt man so schön, die beste Medizin ist das Lachen^^.

OK es ist spät, ich geh schlafen, und wünsche dir viel Erfolg in Vietnam^^

Verfasst am: 18.09.2009, 08:46 Geduld

Hallo,
ich habe die vielen Beiträge in diesem Forum aufmerksam gelesen und besonders den von Sandy. Als Frau hast du in Vietnam wirklich schlechte Karten. Das liegt ganz einfach daran, dass dich die Vietnamesen mit deiner spitzen Nase, womöglich auch noch blonden Haaren, als unbestechliche Schönheit betrachten, der sie hilflos konkurrenzlos gegenüberstehen.

Nun haben die männlichen Besucher hier ein „gewisses Image“ weg, an dem sie aber nicht selbst schuld sind, denn Saat muss erst einmal auf fruchtbaren Boden fallen. Und der wird hier ordentlich gedünkt. Ich bin nun schon etwas älter, gebe aber durchaus eine vorzeigbare schlanke Figur ab. Natürlich schmeichelt es zuerst, wenn dich die 25 Jährigen Miezen umgarnen. Die Ernüchterung und Enttäuschung, die sich dann bald einstellt, wie einige hier beschrieben haben, kann ich durchaus teilen.

Wer „Massage Bum Bum“ sucht, findet eine voll intakte Industrie vor. Wer aber etwas Niveau sucht, wird sich verdammt schwer tun. Die „höhere Schule“ ignoriert dich, als wärest du nicht existent. Brieftasche heißt nun mal auf vietnamesisch „I love you too much“. Und wenn du dann eine Freundin hast, wirst du recht bald zum einsamsten Menschen der Welt. Immer das gleiche Prozedere. Meine Freunde sind alle schlecht und ich muss doll aufpassen. Sie werden regelrecht rausgeekelt. Das Revier wird abgesteckt. Ich lege aber Wert auf viele Freunde und Kontakte. Die sind bald beendet, die eigne Sippschaft soll Einzug finden. Ich hätte da gern ein Mitspracherecht.

Allein kann ich in keine Bar oder kein Restaurant gehen, ohne dass nicht sofort drei Damen mich penetrant umwieseln. Treffer, der ist frei und hat noch keine. Nein, ich wollte einfach nur was essen. Man kommt sich vor wie ein Stück Fleisch auf der Strasse, um das sich ein Rudel Wölfe kloppt. Für den „14 Tage Bum-Bum Touristen“ mag das vielleicht interessant sein, als Residenter wirkt es auf die Dauer beleidigend.

Ja, die Verlogenheit. Ein alter Witz. Frage an einen Vietnamesen: Wieviel ist 4 plus 4. Antwort: Wieviel möchtest du, dass es ist? Das gilt aber nur für die, die immer in der ersten Reihe stehen, denen du besonders am Anfang als erstes begegnest. Mit Geduld kämpfst du dich in die dritte und vierte Reihe durch, wo du liebenswerte Menschen findest, die dreimal geben, bevor sie einmal nehmen. Auch langfristig. Ich bin seit 1993 regelmäßiger Gast in Vietnam.

In Vorbereitung: Ein T-Shirt mit dem Aufdruck auf vietnamesich: Ich bin verheiratet und meine Frau liegt krank im Bett. Ich habe ein eigens Motorrad und kenne schon die ganze Stadt. (Entschuldigung, dass ich bei Rot halte).

So, und am Wochenende tummeln sich hier Volksfestartig tausende Menschen am Boulevard und es ist nicht ein Polizist zu sehen. Das ist einfach zu erklären. Es passiert nichts. Die Menschen rasten nicht aus und gehen aufeinander los. Krimineller Höhepunkt war bisher der Verlust einer Billig Sonnenbrille. Kleine Streitigkeiten werden mit einer Diplomatie gelöst, davon können wir viel lernen.

Verfasst am: 21.09.2009, 12:05 (Kein Titel)

Das mit dem T-shirt fand ich gut. "Entschuldigung, dass ich bei Rot halte", echt klasse.
Wie heißt übrigens auf vietnamesisch "Wer jetzt noch mal HELLO ruft, kriegt eins hinter die Ohren?"