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 Wieviel ist ein Sohn wert?

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AndyS
Gast





Anmeldungsdatum: 30.09.2004
Beiträge: 2



BeitragVerfasst am: 30.09.2004, 16:03    Wieviel ist ein Sohn wert? Antworten mit ZitatNach oben

Hallo liebes Forum,

ich bin neu hier und freue mich über die vielen interessanten Beiträge hier. Gleich zu Anfang habe ich aber eine schwierige Sache auf dem Herzen, zu der ich gern Eure Meinungen hören würde.

Es ist ja bekannt und hier oft erwähnt worden, daß Töchter in asiatischen Familien meist wenig gelten und zu sagen haben. Aber wie weit geht das für Söhne, haben die quasi Narrenfreiheit, weil sie männlich sind? In meinem Fall geht es um eine vietnamesische Familie in Deutschland, mit der ich befreundet bin, wobei der Vater schon länger nicht mehr da ist. Die Mutter kam als Gastarbeiterin vor langer Zeit her, die Kinder kamen vor einigen Jahren nach, darunter der Sohn, der heute 19 ist. Um das Problem kurz zu fassen: Die Mutter ist fleißig, gutmütig und nicht sehr intelligent, und der Sohn nutzt sie und die Situation schamlos aus. Warum läßt sie sich das gefallen, warum kann sie nichts dagegen tun, warum begreift sie den Ernst der Lage gar nicht?

Etwas ausführlicher: Die Mutter ist seit längerem selbständig (Einzelhandel), wurschtelt sich mit der bewundernswerten vietnamesischen Improvisationskunst ganz gut durchs Leben, hat sich aber kein Stück an die deutsche Kultur angepaßt, spricht nur schlecht deutsch, und kann kompliziertere Dinge auch bei vietnamesischer Erklärung nicht wirklich verstehen. Der Sohn hat hier einen schwachen Real-Abschluß gemacht, spricht besser deutsch als vietnamesisch, mag aber kein deutsches Essen, sitzt also irgendwie zwischen den Stühlen. Er ist zumindest etwas intelligenter als die Mutter, und er kennt sie gut genug, um zu bekommen was er will, ohne sich etwas sagen zu lassen, er tut und läßt was er will (natürlich mehr lassen als tun). Respekt hat er für niemanden. Vielleicht sollte er Schauspieler werden, er kann gespielt superfreundlich sein und dabei ständig lügen. Außerdem hat er eine Geschichte mit Ladendiebstahl gehabt, obwohl er sich auch gern im Portemonnaie der Mutter bedient.

Nach dem Schulabschluß hat seine Mutter mit viel Mühe und Aufwand einen Berufsschulplatz für ihn organisiert. Er hatte aber irgendwie keinen Bock darauf, und sein Dank war, daß er so oft gefehlt hat, daß er nach 10 Monaten rausgeflogen ist. Die ganze Mühe und Investition umsonst. Die Mutter konnte ihn nicht kontrollieren, weil sie 10 Stunden täglich im Laden steht - aber sie wußte es die ganze Zeit, und sie hätte ihn sich richtig vorknöpfen müssen. Tat sie aber nicht. Es muß schon ganz dicke kommen, damit mal laut geschimpft wird, aber weitere Konsequenzen gibt es nicht - und er weiß das. Z.B. wenn sie seine Hilfe im Laden braucht, kommt er oft nicht oder zu spät. Auch das hat keine Konsequenzen, sie macht dann die ganze Arbeit alleine, anstatt zu warten bis er kommt. Damit weiß er: wenn ich spät komme, muß ich weniger arbeiten. Und so geht das ständig, Jahr für Jahr.

Für mich und andere, die das sehen, ist es zum Verzweifeln. Er nutzt seine Mutter regelrecht aus, und wenn sein Handyvertrag mit 700 Euro Schulden gekündigt wird, zahlt sie natürlich. Für 700 muß sie heutzutage lange arbeiten, aber sie nimmt es hin. Wenn man mit ihr reden will, versteht sie die Argumente nicht richtig und denkt man will sich einmischen oder man ist neidisch. Sie kennt offenbar die Regel nicht, die hier im Forum zu finden ist: Thuong con cho roi cho vot, ghet con cho ngao. - Liebt man die Kinder, greift man zum Prügel.

Ich weiß daß in ähnlichen Fällen bei deutschen Familien der Sohn vor die Tür gesetzt wurde. Eine kleine Wohnung zu finden ist hier nicht schwer, Arbeitslosengeld ist problematisch wegen Aufenthalt, aber seinen Lebensunterhalt könnte sie ihm schon überweisen. Dann hat er seine Freiheit, und muß sich endlich mal selbst um Essen, Wäsche und Papiere kümmern, und überlegen wieviel er für Zigaretten und Handy ausgibt. Das ist inzwischen fast die einzige Lösung die ich sehe, aber das ist absolut unvorstellbar für sie. Wenn es so weitergeht wie bisher, dann ist er in 20 Jahren noch arbeitslos und läßt sich von der Mutter durchfüttern. Falls er nicht richtig kriminell wird, dann hätte sich das Problem natürlich erledigt.

Danke daß Ihr meine lange Geschichte gelesen habt. Habt Ihr vielleicht Vorschläge oder Meinungen dazu? Das würde mir sehr weiterhelfen, und der Familie natürlich auch.
Viele Grüße,
Andy

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Hung






Anmeldungsdatum: 07.09.2004
Beiträge: 15
Wohnort: Köln



BeitragVerfasst am: 01.10.2004, 12:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich denke, dass der fehlende Teil wirklich der Vater ist, der normalerweise sich etwas mehr um die Erziehung des Jungen gekümmert hätte, wenn er etwas älter wird.

Vermutlich ist das der älteste Sohn und auch meine Mutter sieht mich ähnlich wie mit meinem Vater gestellt. Somit schreibt die Mutter nicht sehr viel vor, wenn der Junge älter ist.

Vielleicht hilft es dir auch das zu wissen:
In der Familie (inkl. Verwandtschaft) ist es so, dass beispielsweise der erste Enkel so angesehen wird wie der jüngste Sohn der Großeltern.
Also meine Großmutter sah mich als ihren jüngsten Sohn.


Ich hoffe dir mit dieser Ansicht zumindest etwas beim Verständnis geholfen zu haben.

In diesem Fall denke ich, dass die Mutter einfach zu "schwach" ist um sich gegen den Sohn durchzusetzen.

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Micha L






Anmeldungsdatum: 19.11.2003
Beiträge: 2668
Wohnort: Leipzig


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BeitragVerfasst am: 01.10.2004, 16:26    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo,

das ist kein speziell vietnamesisches Problem. hier wie dort geht es auch anders.
Eine Freundin, auch Vietnamesin, ist in der gleichen familiären Situation. Aber sie hat "das Heft in der Hand". Der Große (20) studiert an der Uni und ist das genaue Gegenteil Deines Bekannten.

Einen Rat kann ich nicht geben. Wenn Du nicht zur Familie gehörst, hast Du auch keine Handhabe - leider.

Gruß

Micha L

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hanne8






Anmeldungsdatum: 03.12.2003
Beiträge: 51
Wohnort: mannheim



BeitragVerfasst am: 01.10.2004, 19:26    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

dem busrchen kann geholfen werden
zurück nach vietnam, zu seinen wurzeln...wenn das geht.
ich meine der junge sitzt zwischen den stühlen, und sollte seinen ursprung kennen lernen...mit allen vor und nachteilen.

gruß stefan

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ogi






Anmeldungsdatum: 19.10.2003
Beiträge: 6


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BeitragVerfasst am: 01.10.2004, 22:44    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Andy,

Dein Beitrag erinnert mich fatal an etwas. Winken Die Frage ist: Warum gibt es öfter Probleme beim ältesten und einzigen Sohn? Liegt es wirklich nur am bösen Sohn oder vielleicht auch an der Erziehung der Mutter? Ich habe es so oft erlebt: Die Mutter sieht den erwachsenen Sohn fast noch als kleines Kind, das nicht allein klar kommt.

Das liegt auch am Umgang mit den Jugendlichen allgemein, ihre Meinung wird nicht ernst genommen - es sind ja noch Kinder. Winken Zum Beispiel werden sie bei Unterhaltungen der Erwachsenen weggeschickt, auch wenn sie alt genug wären, um daran teilzunehmen. Oft erhalten Kinder und Jugendliche praktisch kein Taschengeld, so daß sie den Umgang mit Geld nicht lernen können, bevor sie erwachsen sind.

Mitunter sind die vietnamesischen Eltern auch so mit Geldverdienen und den alltäglichen Aufgaben beschäftigt, daß die Kinder nicht immer die notwendige Zuwendung und Aufmerksamkeit erhalten.

Nicht untypisch ist es auch, daß sich die Mutter bereitwillig selbst aufreibt, bevor sie den geliebten Sohn mit Nachdruck um etwas bittet. Im Zweifel ist ja oft auch eine Tochter da, die dann alles erledigen muß.

Mutter und Sohn ergänzen sich hier doch ganz prima. Mr. Green Hoffentlich hat er keine Schwester... die ist dann nämlich die Dumme bei diesem Spiel.

Gruß
ogi

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AndyS
Gast





Anmeldungsdatum: 30.09.2004
Beiträge: 2



BeitragVerfasst am: 02.10.2004, 00:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke für Eure netten Antworten. Ich habe die Geschichte etwas verkürzt, damit sie nicht ausufert. Aber ogi hat ins Schwarze getroffen: Es gibt eine ältere Schwester (26), und wie man sich vorstellen kann ist sie der Grund für meinen Kontakt zu der Familie. Obwohl sie deutlich älter ist, muß sie natürlich alle anfallenden Arbeiten machen, sie kümmert sich auch mit um den Laden und vieles anderes.

Da ist das bekannte Problem, daß 1. die Tochter natürlich alles für die Familie tun muß, 2. die Mutter nicht die geringste Vorstellung vom Ablauf und Aufwand des Studiums ihrer Tochter hat, und 3. die Mutter den ungeheuren Arbeitsaufwand der Tochter für Laden und Familie völlig unterschätzt, weil sie viele Kleinigkeiten nicht weiß und nicht mitbekommt. Die Tochter hat einen zweiten kleinen Laden mit aufgebaut und verwaltet, und da mehr Arbeit als ins Studium reingesteckt. Das war natürlich dumm, aber anfangs meinte die Mutter sie könnte den 2. Laden selbst führen (mit einer Angestellten) - und dann mußte die Tochter doch mehr und mehr aushelfen.

Diese Verhältnisse kann man der Mutter nicht klar machen, weil es ja sehr unfein ist, über die eigenen Leistungen zu reden. Außerdem hätte sie die ganze Arbeit ja nicht machen müssen, die Mutter hätte das genau so gut allein machen können, was völliger Quatsch ist... Und wenn es dann zum Konflikt kommt, warum dem Sohn das unglaublichste Verhalten ohne Strafe erlaubt wird, dann heißt es sie ist neidisch und soll sich raushalten. Das ist so extrem ungerecht, realitätsfern und auch undankbar von der Mutter, daß mir übel wird.

Wenn der Vorschlag kommt, dem Sohn das Taschengeld wegen der astronomischen Telefonrechnung zu kürzen, heißt es: Er braucht doch Geld um sich essen zu kaufen... das zeigt wie falsch die Mutter den Sohn einschätzt. Allerdings kann man ihm nicht viel kürzen oder wegnehmen, da die Familie nicht gerade reich ist - aber dann müssen eben andere Strafen her, sonst läuft alles aus dem Ruder.

Die Tochter ist also in der Tat die Dumme dabei. Zum Glück trennen sich die Wege durch das Studium bedingt immer mehr, sodaß sie bald automatisch da heraus kommt. Das ist auch der einzige Weg, sonst heißt es sie ist undankbar und läßt die Mutter auf der Arbeit sitzen.

Zu Stefan: Man könnte ihn schon nach Hause schicken, aber das wäre genau so ein Kulturschock wie für uns Europäer. Er würde erstmal in ein tiefes Umgewöhungs-Loch fallen, und hätte es sehr schwer richtig Fuß zu fassen. Sein Onkel müsste sich dann richtig um ihn kümmern, aber der hat selbst Familie und harte Arbeit und versorgt die Großeltern...

Die Tochter und ich haben vor, uns bald von der ganzen Geschichte zu verabschieden. Wir können/dürfen die Probleme nicht lösen, müssen sie aber mit ausbaden, werden oft als Teil des Problems gesehen. In der Situation muß man sich wohl von der Familie trennen. Das ist sehr hart und traurig, aber es ist nicht anders auszuhalten. Es wird bestimmt die Zeit kommen, daß die Mutter nicht mehr kann oder gar gepflegt werden muß - dann wird die Tochter wieder ran müssen. Bis dahin sollte sie aber ihr eigenes Leben aufbauen, und dabei will ich ihr helfen.

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HHFux
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Anmeldungsdatum: 18.01.2003
Beiträge: 1010
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BeitragVerfasst am: 05.10.2004, 22:27    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Andy,

zunächst einmal freue ich mich, daß Dir das Forum gefällt und Du Deine doch recht persönliche Frage hier aufgeschrieben hast. Durch Deinen letzten Beitrag wird Dein Engagement in dieser Sache auch nachvollziehbar.

Wie MichaL schon schrieb, ist es natürlich kein Problem, daß nur in vietnamesischen Familien auftritt. Allerdings muß man schon sagen, daß in vietnamesischen Familien eine Gleichbehandlung der Söhne und Töchter eher ungewöhnlich ist. Prinzipiell werden an die Töchter höhere Anforderungen gestellt, besonders wenn es darum geht, etwas für die Familie zu tun. Leider kommt mitunter auch eine Geringschätzung gegenüber den Mädchen hinzu, was für diese dann doppelt bitter ist.

In Vietnam müssen sich die jungen Frauen mit solchen Situationen - mangels Alternativen - wohl oft abfinden. Im westlichen Ausland sind es die Mädchen hingegen gewohnt, als vollwertige Person mit gleichen Rechten behandelt zu werden. Das kollidiert natürlich leicht mit dem Rollenbild, daß die Eltern - und oft auch die Brüder - verinnerlicht haben.

Solche grundsätzlichen Probleme lassen sich nach meiner Erkenntnis nicht durch Gespräche auflösen. In vietnamesischen Familien wird viel geredet, aber nicht unbedingt diskutiert. Es wird zwar geschwiegen, wenn der andere spricht, aber das ist nicht mit Zuhören oder gar Verständnis gleichzusetzen. Geschockt

« AndyS » hat folgendes geschrieben:
Die Tochter und ich haben vor, uns bald von der ganzen Geschichte zu verabschieden. Wir können/dürfen die Probleme nicht lösen, müssen sie aber mit ausbaden, werden oft als Teil des Problems gesehen. In der Situation muß man sich wohl von der Familie trennen. Das ist sehr hart und traurig, aber es ist nicht anders auszuhalten.

Darauf könnte es hinauslaufen. Man sollte aber nicht unterschätzen, wie schwierig es für eine Vietnamesin ist, sich von ihrer Familie zu distanzieren - egal wie groß die Probleme sind. Denn die Familienbindung ist ein zentrales Element der vietnamesischen Tradition.

Als ihr Freund/Mann wirst Du ihr in einem besonderen Maße beistehen müssen, damit sie keinen seelischen Schaden nimmt.

Gruß
HHFux

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