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Autor |
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pacisso
Geschlecht:
Alter: 20
Anmeldungsdatum: 27.06.2012
Beiträge: 943
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Verfasst am:
27.04.2016, 17:47 Umweltkatstrophe durch unbehandeltes Abwasser |
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csba
Moderator
Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 983
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Verfasst am:
27.04.2016, 20:13 (Kein Titel) |
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Danke, pacisso, fuer diese Neuigkeit. Das ist sehr merkwuerdig, dass die Fische in dieser Groessenordnung sterben. Derartiges habe ich in Vietnam noch nie erlebt.
csba
_________________ γνῶθι σεαυτόν - Erkenne Dich selbst!
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wildgoose
Gast
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 24.07.2007
Beiträge: 1021
Wohnort: Wien - Ho Chi Minh City
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Verfasst am:
28.04.2016, 06:42 (Kein Titel) |
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Hier ist noch ein Bericht zu dem Thema. Wobei dieses Statement (es wurde sich im nachhinein entschuldigt) sehr hart ist:
“To be honest, we must lose some to win some. You want the fish or the steel plant? You have to choose.” (Um ehrlich zu sein, man muss etwas verlieren, um etwas zu gewinnen. Wollt ihr Fisch oder Stahl? Ihr müsst wählen.
http://www.thanhniennews.com/society/taiwanese-firm-apologizes-for-officials-callous-remarks-on-mass-fish-deaths-61597.html
Nebenbei:
Solche Sachen gibt es leider sehr viele. In Tra Vinh gibt es auch Abwasserrohre mit so ca. 1 m Durchmesser, wo eine schwarze Brühe rauskommt und direkt in den Fluss hinein, der durch Tra Vinh Town geht.
lg, Paul
_________________ Vietnam Landmaps for GARMIN
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csba
Moderator
Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 983
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Verfasst am:
28.04.2016, 07:02 (Kein Titel) |
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« wildgoose » hat folgendes geschrieben:
Hier ist noch ein Bericht zu dem Thema. Wobei dieses Statement (es wurde sich im nachhinein entschuldigt) sehr hart ist:
“To be honest, we must lose some to win some. You want the fish or the steel plant? You have to choose.” (Um ehrlich zu sein, man muss etwas verlieren, um etwas zu gewinnen. Wollt ihr Fisch oder Stahl? Ihr müsst wählen.
Ja! Diese Aussage ist die allergroesste Frechheit, die mir jemals zu Ohren gekommen ist.
csba
_________________ γνῶθι σεαυτόν - Erkenne Dich selbst!
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Bhadresvaravarman
Anmeldungsdatum: 26.10.2010
Beiträge: 554
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Verfasst am:
28.04.2016, 08:59 (Kein Titel) |
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Bislang gibt es jedoch keine Beweise für deren Schuld. Analysen des Abwassers zeigen keine Befunde.
Ich habe in den letzten zwei Wochen in den Zeitungen auch gelesen, dass mehrere Wale tot angespült wurden. Allerdings südlicher.
In den genannten Provinzen sollten Urlauber derzeit vielleicht nicht gerade baden gehen und auch beim Fischverzehr sehr darauf achten, woher der Fisch kommt. Leider verkaufen viele Anwohner die toten Fische, statt sie zu verbrennen oder zu vergraben.
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wildgoose
Gast
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 24.07.2007
Beiträge: 1021
Wohnort: Wien - Ho Chi Minh City
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Verfasst am:
28.04.2016, 09:06 (Kein Titel) |
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Florian
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 02.02.2005
Beiträge: 1920
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Verfasst am:
28.04.2016, 09:57 (Kein Titel) |
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« Bhadresvaravarman » hat folgendes geschrieben:
Bislang gibt es jedoch keine Beweise für deren Schuld. Analysen des Abwassers zeigen keine Befunde.
Natürlich kann man da aus der Ferne nur spekulieren, und wie wildgoose sagt, ein echtes Interesse an Aufklärung bei den Verantwortlichen ist ohnehin eher nicht zu vermuten. Ein paar Dinge kann man aber schon sagen:
Dass man bei nachträglichen Analysen des Abwassers nichts nachweisen kann (sofern man das tatsächlich versucht hat) bedeutet nicht viel, weil die Einleitung ja offensichtlich schon vorher passiert ist.
Ein so plötzliches und massives Fischsterben im Meer deutet schon recht klar auf eine stossweissen Einleitung grosser Mengen akut giftiger Substanzen hin (und weniger auf eine gleichmässige Einleitung). Cyanide, auch von pacisso vermutet, sind häufig die Ursache solcher Katastrophen. Da Cyanide bei der Stahlproduktion anfallen, ist der Verdacht da schon nicht allzuweit hergeholt.
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Bhadresvaravarman
Anmeldungsdatum: 26.10.2010
Beiträge: 554
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Verfasst am:
28.04.2016, 11:01 (Kein Titel) |
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Sicherlich wird da viel vertuscht. Genauso wie dieses Abflussrohr.
Das Wasser wurde in einem japanischen Labor untersucht. Der Bericht wurde lediglich von den vietnamesischen Behörden veröffentlicht. Bislang ist nicht bekannt, was die Fische getötet hat. Cyanid lässt sich ja relativ einfach nachweisen - selbst in Meerwasser, auch noch im ppb-Bereich. Die Fische sterben seit einem Monat. Da müssten ja auch Autopsien vorgenommen worden sein. Man hört nix.
Der Taucher, der gestorben ist, hatte eine signifikant erhöhte Kupferkonzentration im Blut. Das würde zumindest nicht auf Cyanide hinweisen.
Darüber hinaus...wer weiß, wie viele Firmen da irgendwelche nicht bekannten Abwasserrohre haben!
Aber gebe dir recht, wir können hier nur spekulieren.
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deloubresse
Gast
Anmeldungsdatum: 01.08.2013
Beiträge: 2505
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Verfasst am:
29.04.2016, 06:30 (Kein Titel) |
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deloubresse
Gast
Anmeldungsdatum: 01.08.2013
Beiträge: 2505
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Verfasst am:
29.04.2016, 07:49 (Kein Titel) |
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Hoi An
Gast
Anmeldungsdatum: 09.05.2012
Beiträge: 236
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Verfasst am:
29.04.2016, 08:00 (Kein Titel) |
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Seit Anfang April starben Fische an den Küsten von Zentral-Vietnam in Massen, begonnen zunächst in Provinz Ha Tinh später in Nachbar-Provinzen Quang Binh, Quang Tri und Thua Thien - Hue ausgeweitet und jetzt auch schon Da Nang erreicht. Bis zum 25.04.16 wurden 60 Tonnen tote Fische und 100 Tonnen Muscheln aber auch einige Wale an Stränden aufgesammelt.
Untersuchungen zeigen, die toten Fische waren nicht in Folge einer bakteriellen Infektion erkrankt. Wissenschaftler schließen daraus, dass es sich um ein extrem starkes Gift handeln müsste, an dem die Fische innerhalb kürzester Zeit in Massen starben. In der Region ist seit einem Jahr ein integriertes Stahlwerk des taiwanischen Konzerns Formosa in Betrieb genommen worden. Dort sind bis zu Zehntausend ausländischer Arbeiter beschäftigt, hauptsächlich Festlandschinesen ohne Arbeitserlaubnis und ohne Kontrolle durch Lokal-Behörden.
Fischer in der Region hatten bereits am 04.04.16 von der Entdeckung einer unterirdischen Rohrleitung mit einem Durchmesser von 1,4 Meter, über die Formosa das Abwasser in das Meer leitet, berichtet. Es wird deshalb vermutet, dass die Verschmutzung von der Sonderindustriezone Vung Ang stammt, wo das Stahlwerk von Formosa steht. Der Fokus richtet sich auch deshalb auf die Sonderwirtschaftzone von Formosa, weil dieser Konzern kurz zuvor 300 Tonnen hoch giftiger Chemikalien zur Reinigung ihrer Anlagen importiert hatte.
Nachdem die Presse von der Entdeckung der Fischer berichtet hat, bestätigte auch die Geschäftsleitung von Formosa die Existenz einer unterirdischen Abwasserkanalisation und beteuerte, dass diese vom Umwelt-Ministerium mit einem Ausstoß von bis zu 45.000 m3/Tag genehmigt worden sei. Ein Tag später bestätigte das Ministerium für Umwelt, dass es die Erlaubnis dafür ordnungsgemäß nach vietnamesischem Gesetz erteilt habe.
Angesichts der starken Vermutung aus der Bevölkerung über die Urheber der Verseuchung teilten Behörden von Provinz Ha Tinh mit, sie können keine Untersuchungen durchzuführen, da die Sonderindustriezone ausländischem Unternehmen gehöre und Provinz Ha Tinh keinen Zutritt auf das Geländer habe. Unterdessen sorgte Chou Chun Fan (Chef vom Formosa-Hanoi-Büro) in einem Zeitungsinterview für große Aufregung mit: "Entweder wollt ihr Fische im Meer oder das Stahlwerk. Aber beides gibt es nicht. Selbst der PM würde dafür keine Lösung haben". Formosa-Führung in Vung Ang entschuldigte sich dafür und erklärte, dies sei nicht die Meinung des Unternehmens. Chou Chun Fan soll wegen seiner Aussage jetzt die Arbeit gekündigt worden sein. Diese Nachricht hat bei den Einheimischen ironischerweise für Mitleid bis hin zur Dankbarkeit dem Ex-Formosa-Funktionär gegenüber hervorgerufen, weil sie meinen, Chou Chun Fan habe in der Sache zumindest die Wahrheit gesagt.
Nach langem Zögern hat das Industrie- und Handelsministerium eine Arbeitskontrolle für den 26.04.16 mit Formosa angekündigt. Am diesem Tag des Arbeitsbesuchs verbreitete Zeitung Ha-Tinh zur Verwunderung mancher Kollegen die Nachricht: "Das Meer ist jetzt sauber, die Umwelt ist nicht mehr verschmutzt. Das Fischsterben hat jetzt schon aufgehört".
Die breitflächige Umweltkatastrophe bedroht nicht nur die Existenz von Fischern und Fischfarmern vieler Küstenprovinzen Zentral-Vietnams, sondern auch Hotel- und Restaurantbesitzern. Denn Händler selbst in Hanoi wollen angesichts der Seuche keine Meersfische mehr kaufen. Inländische Touristen stonieren ihre Hotelzimmer. In Restaurants herrscht gähnende Leere, weil niemand sich mit dem Verzehr von Fischen vergiften will.
Am 27.04. gab das Ministerium für Ressourcen und Umwelt nach mehrstündiger Beratung mit 6 anderen Behörden u.a. auch mit dem Polizeiministerium hinter verschlossen Türen schließlich die Ursachen der Massensterben in einer 10minutigen Pressekonferenz bekannt. Nach Angaben des Vize-Ministers Vo Tuan Nhan sei die Verschmutzung des Meeres durch Menschen sowie die Vermehrung der Algenblüten die Hauptursachen für das Massensterben. Und es gebe keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Stahlwerk von Formosa in Vung Ang mit dem massenhaften Fischsterben. Wissenschaftler sind mit der Erklärung mit den Algenblüten jedoch nicht einverstanden. Diese meinen, Algenblüten produzieren während der Vermehrung einen extremen Gestank. Das war hier nicht der Fall, denn Fischer hätten das ja bemerkt, nicht nur am Gestank sondern auch an der Farbe des Wassers. Zweitens das durch die Vermehrung der Algenblüten entstehende Gift würde sich nur an der Wasseroberfläche verteilen und nur Fische an der Oberfläche töten. In vorliegenden Fällen starben auch Fische, die hauptsächlich auf dem Meeresgrund leben. Und es könne keine Algenblüten geben, wenn das Meereswasser stark verschmutzt ist. Denn Algen sind Mikroorganismen, die ebenfalls im verschmutzten Wasser nicht lebensfähig sind. Und wenn es keine Algen gebe, gebe es auch keine Algenblüten, so das Gegenargument.
In einem Interview nach der Pressekonferenz wollte Reporterin von Thanh Nien wissen, welche Erklärung der Vize-Minister habe für die hohe Konzentration von Schwermetall im Meereswasser darunter auch Chrom, das 9-fach dem zulässigen Höchstwert übersteigt, reagierte der Vize-Minister gereizt mit dem Satz "Deine Frage schadet nur eher unserem Land. Schalte dein Gerät bitte aus".
Zeitungsberichten zufolge sei Herr Le Van Ngay, der am 22.04. an dem Bau eines Unterwasserdamms für Formasa gearbeitet hat, gestorben. Der gelernte Taucher klagte nach der Arbeit über Schmerzen im Brustbereich und schweres Atem. Neun weitere Kollegen von ihm wurden im Krankenhaus wegen ähnlicher Symptome behandelt, einer von ihnen wegen Kupferverseuchung.
Um zu zeigen, wie verseucht das Meereswasser derzeit in der Region ist, hat ein TV-Reporter einen Test gemacht, indem er Wasserprobe in einem Fischfarm entnahm und zwei gesunde Fische in die Schale mit dem entnommenen Wasser tat. Nach nur zwei Minuten starben die Fische qualvoll.
Angesichts zunehmender Naturkatastrophen haben Umweltaktivisten über Sozialnetzwerken zur Kundgebung gegen Umweltverschmutzung in Hanoi (vor dem Großtheater) und Saigon (Park 30.04. Distrikt 1) am 01. Mai, 9 Uhr aufgerufen.
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deloubresse
Gast
Anmeldungsdatum: 01.08.2013
Beiträge: 2505
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Verfasst am:
29.04.2016, 11:55 (Kein Titel) |
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Warum Chrom ? . Bei Stahlindustrie eher Cyanid .
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Anki46
Gast
Geschlecht:
Alter: 55
Anmeldungsdatum: 05.04.2016
Beiträge: 13
Wohnort: Sachsen-Anhalt
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Verfasst am:
29.04.2016, 22:36 (Kein Titel) |
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csba
Moderator
Anmeldungsdatum: 02.06.2012
Beiträge: 983
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Verfasst am:
30.04.2016, 08:24 (Kein Titel) |
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Danke, Hoi An, für den ausführlichen Bericht und für die Übersetzungen. Das wirft selbstverstaendlich ein ganz anderes Licht auf die Sache.
Ich behaupte eher, dass der Vizeminister mit seiner Aussage der Bevoelkerung und allgemein dem Land Vietnam schaden wuerde, wenn er die "wahren Tatsachen" nicht auspackt anstatt sie zu vertuschen. Viele Menschenleben in Vietnam insbesondere die der Fischer haengen davon taeglich ab.
csba
_________________ γνῶθι σεαυτόν - Erkenne Dich selbst!
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wildgoose
Gast
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 24.07.2007
Beiträge: 1021
Wohnort: Wien - Ho Chi Minh City
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Verfasst am:
30.04.2016, 14:50 (Kein Titel) |
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