Integration

Anmeldungsdatum: 28.07.2003 Beiträge: 1 Wohnort: Heilbronn

Hallo
Ich selbst habe eine vietnamesische Frau geheiratet und kann nur meine Erfahrung der Integration wiedergeben. Wenn deine Frau keinerlei Kontakt oder Verwandtschaft in ihrer unmittelbaren Umgebung
hat, dann würde ich mit dem Wort Integration eher sehr Vorsichtig umgehen, denn ich selbst dachte, wenn ich Kontakt meiner Frau mit Vietnamesen intensiviere, dann wäre es gut für sie. Ich habe aber selbst die Erfahrung gemacht, daß dies eher weniger zur Intergration hier in Deutschland beiträgt. Ich denke der Umgang mit den Inländern wäre eher besser für sie , wie der ständige Umgang mit Vietnamesen.
Die Begründung liegt auch in unserem Freundeskreis, der bei untereinandergebliebenen Vietnamesen immer nur der gleiche bleibt, das Ergebnis ist eine Art "Ghettoisierung" wie es in Chinatowns der Welt z.Beispiel ist. Das einzigste was du tun kannst ist wenn sie Buddhistin ist die Vien Giac Pagode in Hannover im Neujahrsfest besuchen und den Kontakt deiner Frau mit " Einheimischen" eher zufällig begegnen zu lassen. Wir wohnen in Heilbronn im SÜdwesten Deutschlands und haben sehr viele Vietnamesen hier im Umfeld, aber der Kontakt meiner Frau ist eher spärlich, da sie selbst von sich Behauptet schon sehr Deutsch zu sein und der mangelnde Kontakt mit ihren Landsleuten hat nicht geschadet im Gegenteil sie spricht fliessend Deutsch und hat Freude an ihren Deutschen Freunden und Arbeitskreis. Sollte deine Frau aber einmal Heimweh haben, so ist dies ganz Normal, das muss und sollte eurer Beziehung auch aushalten. Ich spreche da aus großer Erfahrung.
Ist deine Frau Katholikin, immerhin sind ja 10% der Vietnamesen,
Katholikem, dann wäre der Kontakt in der Kirchengemeinde sehr integrativ, da die Caritas und die Diakonien sich mit Einwanderern und deren Probleme auch sehr gut auskennen.
Gruss Mario aus Heilbronn
www.Projekthilfe-Vietnam.de

**Gast**

Hallo Mario,

eine Sache muss man natürlich unbedingt verstehen. Vietnamesen sind sehr heimatverbunden und wenn sie ausschliesslich ein deutsches Umfeld haben, dann haben sie schon zum einen wenig bis gar keine Gelegenheit sich mal in ihrer Muttersprache zu unterhalten. Ich würde da überhaupt keinen Einfluss darauf nehmen, mit wem Deine Frau wann verkehrt, ob Vietnamesen oder Deutsche.

Deine Frau wird selbst entscheiden, "hmmm mit dem will ich nichts zu tun haben und mit dem fühle ich mich sehr verbunden". Das nimmt meines Erachtens einen sehr normalen und natürlichen Verlauf. Z. Bsp. gibt es Vietnamesen, die wollen von sich aus in einer Grosstadt wie Berlin gar nicht nur mit Vietnamesen verkehren oder unbedingt dort wohnen, wo es viele ihrer Landsleute gibt. Zum einen u. a. weil es einige Vietnamesen gibt, die in Wohnungen ihrer Landsleute einbrechen, oder weil sie nicht wollen, dass ihre Kinder mit drogensüchtigen Jugendlichen (leider in Berlin immer noch ein Problem unter vietnamesischen Jugendlichen) verkehren usw..

Wenn sie sich aber mit diesem / dieser Vietnamesen gerne trifft und gut befreundet ist, dann sollte man sich dagegen nicht aussprechen. Selbst wenn sie sich täglich treffen und plaudern. Das nennt man dann sehr treffend Freundschaft. Wenn sie sich dann auch noch sehr wohl in Deinem Bekannten- und Freundeskreis fühlt, dann ist das doch optimal. Von Ghettoisierung zu sprechen halte ich etwas übertrieben.

Durch Deine Tätigkeit bei http://www.projekthilfe-vietnam.de/ kennst Du Dich ja mit den vietnamesischen Gepflogenheiten und der Kultur auch gut aus und ihr beide solltet es nicht aus dem Blickwinkel betrachten, dass "ihr zwischen den Stühlen sitzt, sondern dass ihr auf zwei Stühlen sitzt". Wer kann das schon von sich behaupten Also macht Euch dies das Leben nicht komplizierter, sondern reicher.

Gruss
haig

**Gast**

Hallo Vietnam-Freunde,
Integration ist m.M. nach zuesrt eine Frage der persönlichen Einstellung des Immigranten selbst . Es ist schon ein qualitativer Unterschied, ob
man sich aus politischen oder ökonomischen Gründen oder aus Liebe zu einer anderen Person in Deutschland lebt; ob man vor hat, sich ein Leben lang hier oder nur für eine gewisse Zeit einzurichten.
Das Leben vieler türkischen oder italienischen Gastarbeiter macht aber deutlich, daß es in der Regel nicht möglich ist, 30 Jahre und länger in Dtl. zu arbeiten und den Lebensabend in der Heimat zu geniessen, weil die Kinder nicht mitkommen möchten oder weil das Geld fehlt...
Viele haben nicht geschafft, deutsch zu lernen, sich einfach heimisch zu fühlen oder heimisch fühlen zu wollen und bleiben daher ihrem Gastgeberland lebenlang fremd.
Diese Denkweise :"... 10 Jahre, und dann haben wir genug Geld und kehren heim... solange müssen wir uns nicht mit den Deutschen und ihrem Land beschäftigen.." ist gar nicht selten unter den hier lebenden Vietnamesen. Damit haben sie weder sich noch ihren Kindern ein Gefallen getan.
Es wäre schön, wenn man das Leben in Deutschland nicht nur als eine ökonomische Herausforderung betrachten würde.
Für gemischte Ehepaare sehe ich die Integration eher dahingehend, daß beide Kulture gepflegt
werden und man sich daduch das eigene Leben und das Leben der beiden großen Familien bereichert, wie Haig vorgeschlagen hat.

Tay Ho