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 Erklärung der Vietnam-Veteranen zu neuen US-Militäreinsätzen

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Mulan
Gast










BeitragVerfasst am: 11.09.2003, 08:01    Erklärung der Vietnam-Veteranen zu neuen US-Militäreinsätzen Antworten mit ZitatNach oben

Vietnam Veterans Against the War, 27. September 2001

Erklärung zu den Anschlägen vom 11. September:
Die terroristischen Angriffe vom 11. September erschrecken und empören die Menschen in diesem Land und auf der ganzen Welt. Innerhalb von Stunden lagen die Zwillingstürme des World Trade Center und ein Teil des Pentagons in brennenden Ruinen, mit Tausenden von Verletzten, Vermissten oder Getöteten. Feuerwehrleute, PolizistInnen und andere Leute führten heroische Rettungsversuche durch, trotzdem erreicht die Zahl der Toten nun 7.000.

Nach dem anfänglichen Schock und dem Nachlassen der Zweifel riefen verärgerte Stimmen zur Vergeltung und Rache auf. Der Präsident erklärte den Krieg gegen den internationalen Terrorismus und der Kongress stimmte schnell dafür, dem Weißen Haus uneingeschränkte Autorität für eine Antwort zu übertragen. Aber wer war verantwortlich? Gegen wen sollte Krieg geführt werden?

Die Sprecher der Regierung wiesen schnell auf das Al-Qaeda-Netzwerk und seinen in Afghanistan lebenden Führer, Osama bin Laden, hin. Der Präsident verlangte, dass die afghanische Regierung Osama bin Laden und seine Gefolgsleute übergeben solle oder mit Angriffen rechnen müsse, während das Pentagon begann, Einheiten, Luftstreitkräfte und Schiffe in die Region zu verlegen.

Die Ereignisse spitzten sich schnell auf eine größere US-Militäraktion gegen Afghanistan zu. Es ist Zeit, einen Blick auf den Weg zu richten, auf den uns die Regierung führt. Wird ein Krieg die Verantwortlichen für diese kriminellen Anschläge juristisch zur Rechenschaft ziehen können? Können uns massive Militäraktionen vor weiteren Angriffen schützen?

Wir stimmen mit der Kongressabgeordneten Barbara Lee überein, dass "eine Militäraktion keine weiteren Handlungen des internationalen Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten verhindern kann". Der Gebrauch massiver Militärmacht wird nur die Spirale der Gewalt höher schrauben, mehr Tote und Zerstörung für weitere unschuldige Menschen zur Folge haben - ohne dass ein Ende in Sicht ist.

Afghanistan ist bereits durch eine 20jährige ausländische Besetzung, Bürgerkrieg und religiöse Unterdrückung zerstört worden. Sowohl die britischen, wie auch die sowjetischen Truppen konnten das Land nicht erobern. Wir sehen viele Parallelen zwischen Vietnam und Afghanistan, aber heute wird die Lektion, die wir aus dem Krieg in Vietnam gelernt haben sollten, ignoriert.

Wir sind eine Organisation von Veteranen des Militärs dieses Landes. Wir waren im Krieg und haben gesehen, was Militärmacht erreichen und nicht erreichen kann. Wir wissen, was Krieg mit denen macht, die kämpfen und mit denen, die in den Kampfgebieten leben. Wir hören, dass unsere Regierung den SoldatInnen laut ihre Unterstützung versichert, wenn sie in das Kampfgebiet geschickt werden, wir haben aber auch gesehen, wie sich das Blatt gewendet hat, als sie, unter physischen und psychischen Verletzungen leidend, aus dem Vietnam- und Golfkrieg zurückkehrten.

Wir sprechen aus unserem Pflichtgefühl für unser Land und die Welt heraus, aus Solidarität mit den SoldatInnen und Liebe für unsere Familien und Freunde, wenn wir folgendes feststellen:

Wir verurteilen die kriminellen Angriffe vom 11. September und verlangen, dass die Verantwortlichen dafür verantwortlich gemacht und vor Gericht gestellt werden.
Wir trauern um die Opfer und bieten ihren Familien und Freunden unsere aufrichtige Trauer an.
Wir verurteilen die Bigotterie und Gewalt gegen Araber, Muslime und Einwanderer, die diese Communities wegen ihrer Rasse, Nationalität und Religion bedroht.
Wir lehnen die Bemühungen, unsere grundlegenden Bürgerfreiheiten und -rechte einzuschränken, ab und müssen die Verfassung vor denjenigen verteidigen, die sie untergraben.
Wir glauben nicht, dass Militarismus und Krieg Gerechtigkeit oder Sicherheit schafft und lehnen größere US-Militärinterventionen in Afghanistan oder in anderen Ländern ab.
Auf einer grundlegenderen Ebene muss unser Land die Gründe ansprechen, die hinter der Gewalt stehen, die nun an unsere Ufer herangetreten ist. Die Samen dieses Zorns und Hasses wurden über Jahre ausgestreut.

Seit über ein Jahrhundert haben westliche Handelsgesellschaften den Nahen Osten beherrscht, um von seinem Öl zu profitieren. Seit 50 Jahren hat die USA die Besetzung von palästinensischem Land durch Israel unterstützt und hat korrupte Regime in einigen arabischen Ländern gestützt. Die andauernde Truppenpräsenz in Saudi Arabien und das Leiden der irakischen Bevölkerung aufgrund der ökonomischen Sanktionen hat zu diesem Groll beigetragen.

So lange US-Außenpolitik auf wirtschaftlicher Ausbeutung und militärischer Herrschaft basiert, wird die Zahl der Feinde bei den armen, unterentwickelten Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika zunehmen. Wir können bleibende Sicherheit und andauernden Frieden nur durch eine Innen- und Außenpolitik erreichen, die auf sozialer und ökonomischer Gerechtigkeit basiert. Dazu wird es nur kommen, wenn es die US-amerikanische Bevölkerung einfordert.

Vietnam Veterans Against the War (VVAW), POB 408594, USA-Chikago - IL 60640, Homepage http://Statement on September 11 Attacks. 27. September 2001. Übersetzung: Rudi Friedrich

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[Editiert durch Mulan ein Donnerstag, 11. September 2003 @ 09:47]

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