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 Vietnams Wirtschaft: Eine Analyse

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Sasquatch
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BeitragVerfasst am: 23.11.2012, 15:49    Vietnams Wirtschaft: Eine Analyse Antworten mit ZitatNach oben

Allgemeines, Arbeitsbedingungen:
Vietnams Wirtschaft ist in der ersten Hälfte des Jahres 2012 wuchs die Wirtschaft um 4,38%. Die Aussichten für 2012 sind düster, aber nicht aussichtslos. Die Inflation schwächte sich deutlich ab, was aber angesichts der schlechten Werte von über 18% im Jahr 2011 zu erwarten war. Dennoch ist Vietnam hier einer der Spitzenreiter in Asien. Die Zahl der Streiks ist von etwa 900 im Jahr 2011 auf gut 200 in der ersten Hälfte 2012 gesunken, was vielleicht auf die Inflation zurückzuführen ist. Übrigens liegen die Arbeitskosten deutlich unter denen in China, entwickeln sich aber sehr schnell und gleichen manchmal zum Teil sogar zweistellige Inflationsraten aus. Das Realeinkommen legt kaum zu.

Es gibt einen Mindestlohn. Je nach Standort beträgt dieser 1,4Mio bis 2,0Mio VND. Einmal im Jahr (Oktober) diskutiert die Regierung über den Mindestlohn. Weiss jemand, wie das dieses Jahr verlaufen ist oder ob man sich das diesmal wegen der Selbstkritik gespart hat?

Zu den (Brutto-)Einstiegsgehältern gibt es eine Statistik von Towers Watson. Danach verdienten 2011 im Schnitt
  • Geschäftsleiter mit Masterabschluss: 29,0Mio VND
  • Finanzmanager mit Masterabschluss: 10,3Mio VND
  • Ingenieur mit Masterabschluss: 8,5Mio VND
  • Informationstechniker mit Bachelorabschluss: 5,6Mio VND
  • Vertriebsmitarbeiter mit Bachelorabschluss: 5,5Mio VND
  • Kundendienstmitarbeiter mit Schulabschluss: 3,0Mio VND

Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt durchschnittlich übrigens 45,6 Stunden. Ab nächstem Jahr gibt es zehn Feiertage und 12-16 Tage Urlaub pro Jahr.

Hochschulen:
Im Jahr 2011 gab es in Vietnam über 400 Universitäten und private Hochschulen und knapp zwei Millionen Studenten. Obwohl die offizielle Arbeitslosenquote bei nur 2,2% lag, fand nur etwa ein Drittel einen Job für den es auch ausgebildet war. Auch ist die Ausbildung an einer Universität praxisfern und die meisten Abgänger gelten an internationalen Standards gemessen als schlecht ausgebildet. Die Germany Trade & Invest rät:
Zitat:
Der Arbeitgeber muss daher genau prüfen, was ein potenzieller Kandidat tatsächlich kann. Die Aussagen von Zeugnissen und Berufszertifikaten stimmen mit den wirklichen Fähigkeiten der Bewerber meist nicht überein.


Schulden:
Die faulen Kredite bei vietnamesischen Banken sind nach offiziellen Angaben (knapp unter 10%) prozentual gesehen die höchsten in der gesamten ASEAN-Zone. In den vergangenen Wochen habe ich sehr viele Veröffentlichungen zu diesem Thema gelesen. Überall werden andere Zahlen genannt. Die höchste Schätzung ging von bis zu 30% aus. Das ist natürlich insofern höchstbrisant, da etwa ein Drittel der ohnehin schon geschwächten Börse von Banken besetzt ist. Wie labil der Bankensektor ist, zeigte sich unter Anderem nach den Verhaftungen von hochrangigen Bankern im Sommer diesen Jahres.
Wer Interesse an dem Thema hat, dem empfehle ich einen anderen Bericht, der die Finanzierung der Banken aus einem anderen Blickwinkel belichtet:
Vietnamese Banks Got Caught Selling Clients' Gold To Finance Themselves
Übrigens: Der internationale Währungsfond sieht keine Notwendigkeit, bei der Finanzierung von vietnamesischen Banken zu helfen.

Korruption:
Neben den Problemen im Bankensektor sehe ich ein Problem in der Korruption. Das wurde ja bereits von der Regierung ebenfalls erkannt, wird aber nur halbherzig angegangen. Beispielhaft dafür ist ein Artikel der Associated Press, der zeigt, dass man nur Interesse daran hat, an der Oberfläche zu kratzen: Vietnamese journalist who exposed police corruption sentenced to 4 years in jail for bribery

Diese Korruption sehe ich als eine der Ursachen, dass zu viele und völlig sinnlose Prestigeprojekte (z. B. Flughäfen oder Tiefseehäfen) geplant werden und sich hinterher herausstellt, dass man mehr erreicht hätte, wenn man die Nummer kleiner oder weniger gebaut hätte und dafür vielleicht die Infrastruktur zum Standort, sprich eine einfache Strasse(!) für die Anbindung besser ausgebaut hätte. Man handelt und plant einfach zu optimistisch: "Ich bau Luxus!", "Ich bau grösser!", "Ich streich alles weiss an.", etc.: "Und wenn das dann erstmal da ist, dann verdiene ich mir eine goldene Nase."

Immobilienmarkt:
Zu diesen Wunschprojekten zählen auch Luxusimmobilien, die massenhaft angeboten werden, die aber einfach nicht mehr in dieser Häufigkeit nachgefragt werden. Trotzdem ist der Markt voll davon und wird weiter gefüllt. In Ha noi stehen etwa 40 000 Appartments leer, in Sai gon 20 000. Mit Sicherheit auch, weil es nicht genug Angebote für die Finanzierung von Immobilien gibt.

Dass die Preise für Immobilien seit einigen Jahren drastisch in den Keller gehen, ändert an der Lage nichts. Im ersten Quartal 2012 fielen beispielsweise die Preise im Schnitt um 6%. Bei Projekten wie dem Indochina Plaza Ha noi war der Verlust höher. Ein Ende dieses Trends ist momentan nicht in Sicht.

Dem Versucht man entgegenzuwirken. Man öffnete beispielsweise den Immobilienmarkt für Viet Kieu und gab Anreize für die Finanzierung durch Banken. Aber Vietnamesen sind stur und vertrauen Banken nicht, so dass ich meine Bedenken habe, ob diese Finanzierung auch angenommen wird. Immerhin gibt es aber diesen Schritt.

Investitionsanreize?
Ein Zusatzeffekt der Korruption: Vietnam wird teurer als geplant. Das wissen die Investoren auch und selbstverständlich sind auch Freund- und Vetternschaften, ach sprechen wir lieber von persönlichen Kontakten, was wert. Dies ist natürlich für vietnamesische und asiatische Firmen einen Vorteil, da diese dort besser vernetzt auftreten können und die Gebräuche besser einschätzen können.

Zusätzlich gibt es Forderungen, solche Vorzüge für vietnamesische Firmen gesetzlich zu verankern oder auszubauen, wie etwa Anfang diesen Monats von einigen Juristen gefordert. Das könnt ihr bei Interesse in diesem Artikel lesen:
In Vietnam, a Push for Restrictions on Foreign Firms
Ich will das nicht mit gut oder schlecht bewerten. Diese Forderung hat sicher ihre Berechtigung, aber Anreize zu Investitionen werden so natürlich nicht geschafft.

Außerdem geniessen natürlich vor allem die staatlichen Betriebe Vorteile. Wie sonst sind Schulden im Milliardenbereich zu erklären? Diese Vorteile haben zur Folge, dass es sich nicht lohnt, dagegen zu konkurrieren. Der Wettbewerb wird zusätzlich verzerrt.

Weitere Kosten entstehen, da die meisten Arbeitnehmer erst eingelernt werden müssen. Einige Firmen haben eigene Bildungseinrichtungen etabliert. Das alles steigert aber die Kosten und da Jobhopping öfter mal vorkommt, ist die Nachhaltigkeit nicht gewährleistet. Das alles sind Nebenkosten, die Investoren abschrecken könnten.

Ich will das jetzt eigentlich nicht weiter ausschlachten, denn besser als John Udovich könnte ich das ohnehin nicht zusammenfassen:
Apocalypse Now For Investors? A Vietnam Investment Review (And Reality Check)

Die Geringverdiener:
Nein, es ist nicht alles schlecht. Natürlich nicht, denn seit Doi Moi hat Vietnam eine rasante Entwicklung hingelegt. Die Armut ist enorm zurückgegangen: Während 1990 noch 58,1% weniger als 1$/Tag verdienten, waren es 2008 gerade mal 14,5% - trotzdem ist das natürlich noch zu viel und der Aufstieg bedeutete für einige einen rasanten Abstieg.

Bestes Beispiel für den Abstieg einer ganzen Berufsgruppe sind die Cyclo-Fahrer. In den 90er Jahren waren sie gefragt wie nie. Die Investition in ein Fahrrad bedeutete für viele die berufliche Zukunft. Mit der wachsenden Zahl der Motorräder wuchs aber neue Konkurrenz heran, die nicht-motorisierte Fahrer zunehmend überflüssig machte. Hier hätte man frühzeitig weierqualifizieren müssen.

Der Zugang zu Wasser und zu sanitären Einrichtungen ist im Vergleich zu anderen südostasiatischen Metropolen in den Städten einer breiten Masse verfügbar. Aber man muss auch die neuen Probleme erkennen und ihnen mit wirksamen Lösungsansätzen entgegentreten: Die Notlage der Wanderarbeiter in Vietnam!
Der momentane Lösungsansatz: Exklusion!

Vor Kurzem erschien das Asian Trends Monitoring Bulletin 18, das sich den Armen in Ha noi widmet. Es umfasst drei Artikel:
  • Im ersten mit dem Titel Poverty and public services in rapidly growing Vietnam befragte man die Bewohner eines ärmeren Viertels in Ha noi nach der Situation der medizinischen Versorgung, nach Jobangeboten, nach dem Zugang zu sauberem Wasser und Elektrizität, etc. Man stellte fest, dass vor allem vom Land Zugezogene Probleme haben, die dadurch verschärft werden, dass sie es oft nicht auf die "poor list" schaffen (v. a. weil man kein Ha noi Bürger ist und dies auch nicht ohne weiteres werden kann). Diese Liste würde eine kostenlose Gesundheitsversorgung, Microkredite, etc. ermöglichen. Es wurden verschiedenste Indikatoren ermittelt, die ein Gesamtbild vervollständigen. Z. B. stimmten dem Statement "I have enough money to pay for health services" knapp 50% nicht bis gar nicht zu.
  • In Large-scale assistance through empowerment efforts gehen die Autoren auf die Situation von NGOs ein. Es werden zwei Ansätze diskutiert, um armen Bevölkerungsschichten zu helfen: Microkredite und soziale Geschäftsideen. In dem Zusammenhang werden auch einige Projekte wie z. B. KOTO vorgestellt.
  • Der letzte Beitrag trägt den Titel Future outlook: entrepreneurship among the urban poor in 2035. Hier werden vier mögliche Szenarien für die Entwicklung Ha nois gegeben und an drei verschiedenen Kriterien gemessen, wobei die Autoren diese Kriterien immer auf die ärmste Bevölkerungsschicht beziehen. Der Blick beinhaltet auch zwei Szenarien, die entstehen könnten, wenn man weiterhin auf Exklusion der Armen setzt.

Hier kann man das Bulletin runterladen:
Empowering Hanoi's poor

Eine (relativ kleine) Auswahl weiterer online verfügbarer Informationen:
A tiger at bay
Vietnam must look to rural economy
Stalled seaport underscores Vietnam's economic woes, state industries' mismanagement
Dodgy Banks Threaten Vietnam
Vietnamese housing market’s amazing slump
From Tiger to Pussycat: How Vietnam’s Economy Got Off Track
Rating Cut in Vietnam Spurs Fears Over Banks
Bad reviews for Vietnam’s one-man show
Vietnam's long road to SOE reform
Vietnam's 'tiger' economy losing its roar
Asia and Pacific Regional Economic Outlook––October 2012 Update


Herzlichst,
Sasquatch.

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CungLe
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BeitragVerfasst am: 24.11.2012, 14:37    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

ich bin mal so dreist und behaupte mal die daten stimmen nicht. Ich habe viele verwandten in vietnam und die gehälte bei denen liegen doch deutlich unter dem, was du schreibst
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Kris Toff
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BeitragVerfasst am: 24.11.2012, 15:25    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke für die Übersicht und die Links.

Die Übersicht über die Gehälter kann schon stimmen so. Aber wohl eher nur in großen Städten oder?

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hamoeller
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BeitragVerfasst am: 24.11.2012, 15:48    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Es ist schwierig an verlaessliche Informationen zu bekommen. Darum auch von mir eine Dankeschoen fuer die Info's/Links.

2001 habe ich einen erfahrenen Ingenieur schon ca. 700 USD in VN bezahlt. Das war ungefaehr das doppelte, was die einheimischen Firmen (VN) zu dem Zeitpunkt bezahlt haben.

Halte die Angaben auch fuer realistisch. Angebot und Nachfrage regeln den Preis, auch hier.
Auf dem Sektor Erdoel/Gas und Energie (Kraftwerke, T& D) ist kaum Personal zu bekommen.

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con ca
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BeitragVerfasst am: 25.11.2012, 15:47    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Besten Dank für die ausführlichen Infos und Weblinks...

Super! Idee

_________________
GRUSS aus SAIGON,

Andreas

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pacisso




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BeitragVerfasst am: 17.02.2013, 14:46    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Auch von mir ein Dankeschoen fuer die Informationen und die damit verbundene Arbeit!

Leider lese ich sie erst heute und finde das es einigen guten Austausch von Informationen, sei es zum besseren Verstaendnis der hiesigen Verhaeltnisse, oder zum Nachdenken bzgl. weiterer Taetigkeiten, Investitionen etc. in Vietnam, hergeben koennte.

Die oben aufgefuehrten Zahlen und Erfahrungen kann ich nun aus eigener Sicht und Erfahrung, in weiten Teilen bestaetigen.
Die Gehaltsfrage kann ich den Punkten 3-5 exakt nachvollziehen, dazu moechte ich sagen, das ein "qualifizierter Ing" in den Metropolen deutlich darueber liegt.

Unter Qualifikation verstehe ich ein Niveau auf internationalem Standart, am Beispiel Maschinenbau oder Elektrotechnik.
Es gibt sehr viele Hochschulabsolventen dieser Fachrichtungen, aus Gespraechen und praktischer Zusammenarbeit konnte ich fuer mich folgende Einschaetzung generieren:
- Die jungen Ingenieure verfuegen ueber eine breite Basis an Grundlagenwissen
- Sie koennen nur selten eine Aufgabe nach wirtschaftlichen Kriterien umsetzen
- Es fehlt nicht am Engagement, am Wollen und Spass am Schaffen, sondern am grundsaetzlichen Verstaendnis der Zusammenhaenge ueber die eigentliche Fachkompetenz hinaus. Das stellt fuer die meisten enorme Huerden dar, deren Ueberwindung sie nicht ohne aeusseren Anreiz bewaeltigen.
- ich stelle eine enorme Resistenz gegen (Selbst-) Kritik fest, ich habe den Verdacht, das dieser Punkt in den Fakultaeten ein Tabuthema ist. Ohne Kritik keine Weiterentwicklung, selbststaendiges Denken oder innovative Loesungen, ein grosses Problem, so empfinde ich es, ist, das konstruktive Kritik als eine Art Beschimpfung missverstanden wird. Leider!

Ich beobachte hier weiter einen steten Verfall der Immobilienpreise, manche Liegenschaften werden schon weit unter 0,5% der Investitionskosten vermietet, ohne die Kosten fuer die Grundstuecke, das ist fatal.
Sind vor diesem Hintergrund die technischen Ausfuehrungen der Baukoerper, max. fuer 10-15 Jahre Nutzung ausgelegt ohne erhoehten Kapitaleinsatz fuer Instandsetzungsmassnahmen, kann das nur in einem Finanzgrab enden. Das rechnet sich nicht mehr, weder wirtschaftlich im eigenen Leben, noch fuer die Nachkommen. Ein Ende ist zur Zeit noch nicht in Sicht, auch wenn tolle Prognosen das anders darstellen.

Wo ist eigentlich das Geld, was bei den veroeffentlichten Wirtschaftsleistungen des Landes verfuegbar sein muesste?
Ich sehe oft Ratlosigkeit bei den Kleinen und Mittelstaendigen Unternehmern. Ja, richtig, die leben alle noch, viele pfeifen aber aus dem letzten Loch und wissen nicht mehr wie sie ihre Schulden tilgen sollen.
(Auto und viel zu grosse Liegenschaften, extrem uneffektive ab.- auf-geben geht nicht, wegen Prestigeverlust)

Kredite
Serioese Kreditanfragen von Leuten die ich kenne wurden trotz hohem Kapitalnachweis (62%) nicht gewaehrt.
Beispiel: Antragsteller (m) 44 Jahre, beschaeftigt beim groesseten Hersteller fuer Flugzeugantriebe als Ing. seit 16 Jahren. Vietnamese mit Deutschem Hochschulabschluss und Topverdienst (um 10Keuro). Bauvorhaben ist eine Werkstatt, Fabrik fuer technische Keramik.

Mal sehen wie es sich entwickelt.
Aktuell steht Vietnam vor riesigen Finanzierungsproblemen bzgl. dringends notwendiger Infrastruktur Investitionen. Geschaetzte 300 Milliarden USD fuers Notwendigste zu stemmen, ist fuer dieses Land schon ein Brocken.
Ich denke, wenn weniger Geld in ueberfluessige Prestigeobjekte floesse, dann waere das schon eher drin ohne Betteln gehen zu muessen bei den boesen Kapitalisten.

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starlifter
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BeitragVerfasst am: 17.02.2013, 15:14    Re: Vietnams Wirtschaft: Eine Analyse Antworten mit ZitatNach oben

« Sasquatch » hat folgendes geschrieben:


Immobilienmarkt:
Zu diesen Wunschprojekten zählen auch Luxusimmobilien, die massenhaft angeboten werden, die aber einfach nicht mehr in dieser Häufigkeit nachgefragt werden. Trotzdem ist der Markt voll davon und wird weiter gefüllt. In Ha noi stehen etwa 40 000 Appartments leer, in Sai gon 20 000. Mit Sicherheit auch, weil es nicht genug Angebote für die Finanzierung von Immobilien gibt.

Dass die Preise für Immobilien seit einigen Jahren drastisch in den Keller gehen, ändert an der Lage nichts. Im ersten Quartal 2012 fielen beispielsweise die Preise im Schnitt um 6%. Bei Projekten wie dem Indochina Plaza Ha noi war der Verlust höher. Ein Ende dieses Trends ist momentan nicht in Sicht.

Dem Versucht man entgegenzuwirken. Man öffnete beispielsweise den Immobilienmarkt für Viet Kieu und gab Anreize für die Finanzierung durch Banken. Aber Vietnamesen sind stur und vertrauen Banken nicht, so dass ich meine Bedenken habe, ob diese Finanzierung auch angenommen wird. Immerhin gibt es aber diesen Schritt.

Herzlichst,
Sasquatch.



Eine gewaltige Immobilienblase, ähnlich derer von Spanien, droht zu platzen!!!

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xenos




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BeitragVerfasst am: 18.02.2013, 00:13    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Den Vergleich mit Spanien finde ich nicht ganz gelungen.

Aber die Experimente in der Wirtschaft von Vietnam werden bestimmt noch einige Überraschungen bringen .

Ich befürchte, dass man mangels historischer Erfahrung in Vietnam gerne dazu neigt
Entwicklungen aus der jüngsten Vergangenheit linear hoch zu rechnen .

Nur die Bäume wachsen halt nicht in den Himmel . Geschockt
Insbesondere nach einem Sturm kann man das immer wieder feststellen .

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csba
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BeitragVerfasst am: 19.02.2013, 23:44    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« pacisso » hat folgendes geschrieben:

Unter Qualifikation verstehe ich ein Niveau auf internationalem Standart, am Beispiel Maschinenbau oder Elektrotechnik.
Es gibt sehr viele Hochschulabsolventen dieser Fachrichtungen, aus Gespraechen und praktischer Zusammenarbeit konnte ich fuer mich folgende Einschaetzung generieren:
- Die jungen Ingenieure verfuegen ueber eine breite Basis an Grundlagenwissen
- Sie koennen nur selten eine Aufgabe nach wirtschaftlichen Kriterien umsetzen
- Es fehlt nicht am Engagement, am Wollen und Spass am Schaffen, sondern am grundsaetzlichen Verstaendnis der Zusammenhaenge ueber die eigentliche Fachkompetenz hinaus. Das stellt fuer die meisten enorme Huerden dar, deren Ueberwindung sie nicht ohne aeusseren Anreiz bewaeltigen.


Das ist eine gute Beobachtung Deinerseits!

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
- ich stelle eine enorme Resistenz gegen (Selbst-) Kritik fest, ich habe den Verdacht, das dieser Punkt in den Fakultaeten ein Tabuthema ist. Ohne Kritik keine Weiterentwicklung, selbststaendiges Denken oder innovative Loesungen, ein grosses Problem, so empfinde ich es, ist, das konstruktive Kritik als eine Art Beschimpfung missverstanden wird. Leider!


Ja! Hier schliesse ich mich vollkommen Deinen kritischen Ansichten an. Meinen Beobachtungen zufolge ist "Selbstkritik" in Vietnam, so wie Du richtig geschrieben hast, allgemein ein Tabu-Thema.

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Wo ist eigentlich das Geld, was bei den veroeffentlichten Wirtschaftsleistungen des Landes verfuegbar sein muesste?
Ich sehe oft Ratlosigkeit bei den Kleinen und Mittelstaendigen Unternehmern. Ja, richtig, die leben alle noch, viele pfeifen aber aus dem letzten Loch und wissen nicht mehr wie sie ihre Schulden tilgen sollen.
(Auto und viel zu grosse Liegenschaften, extrem uneffektive ab.- auf-geben geht nicht, wegen Prestigeverlust)


« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Kredite
Serioese Kreditanfragen von Leuten die ich kenne wurden trotz hohem Kapitalnachweis (62%) nicht gewaehrt.
Beispiel: Antragsteller (m) 44 Jahre, beschaeftigt beim groesseten Hersteller fuer Flugzeugantriebe als Ing. seit 16 Jahren. Vietnamese mit Deutschem Hochschulabschluss und Topverdienst (um 10Keuro). Bauvorhaben ist eine Werkstatt, Fabrik fuer technische Keramik.


Das sind sehr wichtige Punkte, die Du da ansprichst. Ein Staat sollte meiner Meinung nach bei den Klein- und Mittelstaendischen Betrieben ansaetzen und deren wirtschaftliche Lage mit den notwendigen finanziellen Mitteln foerdern und stabilisieren und vor allem fuer ein gesundes konkurrierendes Verhaeltnis sorgen, wenn er seine oekonomischen Staatseinnahmen jaehrlich sichern will.

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Mal sehen wie es sich entwickelt.
Aktuell steht Vietnam vor riesigen Finanzierungsproblemen bzgl. dringends notwendiger Infrastruktur Investitionen. Geschaetzte 300 Milliarden USD fuers Notwendigste zu stemmen, ist fuer dieses Land schon ein Brocken.
Ich denke, wenn weniger Geld in ueberfluessige Prestigeobjekte floesse, dann waere das schon eher drin ohne Betteln gehen zu muessen bei den boesen Kapitalisten.


Wo nimmst Du eigentlich die Zahl mit den 300 Milliarden USD her?

Auf jeden Fall danke ich Dir, Pacisso, fuer Dein Statement. Bisher hat fuer mich , neben dem "Artikel von Sasquatch", noch keiner so ausfuehrlich ueber die wirtschaftliche Lage Vietnams berichtet.

csba

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pacisso




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BeitragVerfasst am: 20.02.2013, 03:50    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Quelle: Ministry of Planning and Investment

Benötigte Investitionen in Infrastruktur (in Billionen Dong)
Infrastrukturbereiche_______________2011 bis 2015____2016 bis 2020

Verkehrsinfrastruktur ________________ 1.050---------------1.950
Stromversorgung _____________________427------------------503
Bewässerungssysteme _________________ 80------------------150
Wasserversorgung ____________________ 30------------------100
Abwasser____________________________30------------------.100
Tech Infrastr Bildungssektor______________30------------------110
Tech Infrastr im Gesundheitswesen________30 ------------------ 90
Stadtentwicklung und ländliche Räume_____220------------------200
Informations- und Kommunikationstechnik__100------------------350

Insgesamt __________________________1.997----------------3.553 (5.500 Billionen VND ~ 265 Milliarden USD)

Der Wunsch nach 26 Mrd. US$ an Infrastrukturinvestitionen jährlich ist aber unrealistisch. Nach Berechnung von Business Monitor International erzielte die Bauindustrie 2010 mit der Erstellung von Infrastrukturbauten eine Wertschöpfung von 3,3 Mrd. US$; dieser Wert soll bis 2020 auf 11,3 Mrd. US$ zulegen

Bei den Berechnungen und den Plaenen, Budgeds ist ein Defizit von ca. 40 Milliarden USD im Gesundheitssektor zu verzeichnen dort muesste aufgestockt werden.

Die aktuelle Situation und der dringend notwendige Investitionsbedarf kann von Vietnam nich gestemmt werden, man rechne nach und bekommt einen Wert um die 30 Milliarden pro Jahr fuer geplante Massnahmen bis 2020.
Die Bauindustrie konnte einen Wert fuer Infrastrukturbauten in 2010 um die 3,5 Milliarden USD verzeichnen, das heisst man liegt weit unter dem angestrebten Ziel von rund 10 Milliarden USD / anno.

Ohne diese Investments, verliert VN am Anschluss an die internationale Wirtschaft, deren Augenmerk auf die wichtigsten Faktoren wie, Transport, Bildung, Energie und Wasser liegt.

Weiter finde ich, das die angestrebten Vorhaben etwas zu ambitioniert sind, verglichen mit den wirtschaftlichen Moeglichkeiten, dem zur Verfuegung stehenden internen Know-How und und der eigentlichen Wirtschaftsleistung Vietnams.

Quelle Weltbank
Eine Verlagerung der Zuständigkeiten von der Zentralregierung auf die Regionen ab 2005 hat die lokalen Entwicklungsbestrebungen erheblich beflügelt und einen zum Teil scharfen Wettbewerb zwischen den Provinzen ausgelöst.
Jede erarbeitete ihr eigenes, isoliertes Infrastrukturkonzept.Das ist suboptimal und zu ambitioniert.
Falls die Provinzen alle anvisierten Projekte verwirklichen, würde das Land über die weltweit höchste Dichte an Tiefseehäfen, internationalen Flughäfen und Industrieparks in Relation zur Größe seiner Volkswirtschaft verfügen. Verbunden mit den weltweit hoechsten Schulden, da man keinesfalls von einer stabilen Wirtschaftslage sprechen kann.

VN ist irgendwie ein vom Groessenwahn geplagtes Kaetzchen, die Planungen laufen voellig Realitaetfremd ab, klar sind ein absolutes Muss, jedoch vieles ist vor dem Hintergrund der aktuellen und auch in naher Zukunft liegenden Situation nicht vertretbar und erst recht nicht finanzierbar.

Man bedenke, das im internationalen Transport, speziell in den Haefen, nicht die notwendigsten Instandhaltungsmassnahmen getaetigt werden koennen.
In Haiphong wurden die Tonnagen der Schiffe fuer den Einlauf halbiert, da die Zufahrten nicht mehr ausgebaggert werden, das ist aber, so in fast jedem grossen Hafen, eine "normale" Wartungs und Instandhaltungsaufgabe.
Vor diesem und anderen Hintergruenden frage ich mich, wie man das Aufstocken der Kapazitaeten um 600% vertreten will, wenn schon vorhandene Infrastruktur so extrem vernachlaessigt wird.

VG
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Tobias goes Vietnam
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BeitragVerfasst am: 20.02.2013, 13:21    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Vielleicht denken die Vietnamsen ja über PPPs nach um die Finanzierungslücke zu schließen. Habe im übrigen meine Diplomarbeit über Vietnam, ausländische Direktinvestitionen und die herschenden institutionellen Rahmenbedingungen geschrieben. Sofern ich Zeit und Muse finde, kann ich das gerne mal kurz anreisen.
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BeitragVerfasst am: 20.02.2013, 13:42    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Wuerde das im Umkehrschluss nicht bedeuten, das ein grosser Teil der dafuer entsprechend geeigneten Investoren aus dem Ausland kommt?
Und wie vereinbart sich das mit verschiedenen Hoheitlichen Aufgaben und Zustaendigkeiten des Staates?
Heist das nicht auch, das man eine Abhaengkeit von ggf. westlichen Grosskonzernen billigend in Kauf nimmt, obwohl das im Grundsatz, nicht der vorherrschenden politischen Ideologie entspricht?

Ja, Mach mal bitte Tobias, das waere ein sehr interessanter Einblick!

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Tobias goes Vietnam
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BeitragVerfasst am: 20.02.2013, 15:52    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Nunja, das Investitionsvorhaben laut deiner Zahlen ist für die Jahre 2016-2020 doppelt so hoch wie das aktuelle BIP Vietnams - Wer also soll es finanzieren, wenn nicht das Ausland Winken

Die Zahlen passen natürlich recht gut in die Entwicklungsstrategie Vietnams - immerhin will man ja nach eigenen Angaben bis ins Jahr 2020 eine Industrienation sein. Recht ambitioniert wie ich finde, genau für diesen Plan allerdings brauch die Regierung neue Investitionen.

Zitat:
Ohne diese Investments, verliert VN am Anschluss an die internationale Wirtschaft, deren Augenmerk auf die wichtigsten Faktoren wie, Transport, Bildung, Energie und Wasser liegt.


Anbei -

Vietnam ist noch immer für viele Multinationale Unternehmen eine verlängerte Werkbank. Hier wird in erster Linie technoligiearm und arbeitsintesiv produziert. Der wichtigste Standortfaktor für Vietnam bleibt daher die einigermaßen gut gebildeten - billigen Arbeitskräfte. Vietnams größte Herausforderung wird in den nächsten Jahren sein, dem Sturkturwandel, der durch steigenden Wohlstand und Einkommen injiziert wird, entgegen zu setzen. Man denke z.B. an viele Länder Südamerikas, die seit Jahrzehnten wirtschaftlich stagnieren.

Will man also weg vom Billig-Lohn-Land - hin zu einem etwas moderneren Standort, sind Infrastrukturmaßnahmen unumgänglich.

Was ich also damit sagen will, Vietnam verliert nicht den Anschluss - sondern muss ihn vielmehr finden!

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BeitragVerfasst am: 20.02.2013, 17:08    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat pacisso:
Ohne diese Investments, verliert VN am Anschluss an die internationale Wirtschaft, deren Augenmerk auf die wichtigsten Faktoren wie, Transport, Bildung, Energie und Wasser liegt.
...
Tobias schrieb:
Was ich also damit sagen will, Vietnam verliert nicht den Anschluss - sondern muss ihn vielmehr finden!


Ich habe mich vlt. etwas missverstaendlich ausgedrueckt.
Vietnam sucht den Anschluss bzw. ist dabei sich anzuschliessen, deshalb schrieb ich AM Anschluss und nicht : verliert DEN Anschluss...

Besser waere gewesen zu schreiben BEIM Anschluss...
Sorry

Das ist, was ich damit zum Ausdruck bringen wollte.

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BeitragVerfasst am: 21.02.2013, 10:54    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Tobias goes Vietnam » hat folgendes geschrieben:
Vielleicht denken die Vietnamsen ja über PPPs nach um die Finanzierungslücke zu schließen. Habe im übrigen meine Diplomarbeit über Vietnam, ausländische Direktinvestitionen und die herschenden institutionellen Rahmenbedingungen geschrieben. Sofern ich Zeit und Muse finde, kann ich das gerne mal kurz anreisen.


@Tobias,
lass uns bitte an Deinem Wissen teilhaftig werden. Ich interessiere mich sehr dafuer!

Besten Dank im voraus!

csba

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